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Samstag, 29. November 2008

Nachdenken am Ersten Advent


Bevor ab morgen die Weihnachtsflut über uns allen endgültig zusammen schlägt, man uns mit dem Gefasel vom "Frieden auf Erden" besoffen macht, am nächsten Tag aber wieder die Kanonen und ihre Bedienmannschaften segnet, und bevor einige von uns sich auf ihren einzigen Kirchenbesuch des Jahres vorbereiten, kommt hier noch eine kleine Sentenz zum Nachdenken:

"Die sozialen Prinzipien des Christentums haben die antike Sklaverei gerechtfertigt, die mittelalterliche Leibeigenschaft verherrlicht und verstehen sich ebenfalls im Notfall dazu, die Unterdrückung des Proletariats, wenn auch mit etwas jämmerlicher Miene, zu verteidigen.

Die sozialen Prinzipien des Christentums predigen die Notwendigkeit einer herrschenden und einer unterdrückten Klasse und haben für die letztere nur den frommen Wunsch, die erste möge wohltätig sein.

Die sozialen Prinzipien des Christentums setzen die konsistorialrätliche Ausgleichung aller Infamien in den Himmel und rechtfertigen dadurch die Fortdauer dieser Infamien auf der Erde.

Die sozialen Prinzipien des Christentums erklären alle Niederträchtigkeiten der Unterdrücker gegen die Unterdrückten entweder für gerechte Strafe der Erbsünde und sonstigen Sünden oder für Prüfungen, die der Herr über die Erlösten nach seiner unendlichen Weisheit verhängt.

Die sozialen Prinzipien des Christentums predigen die Feigheit, die Selbstverachtung, die Erniedrigung, die Unterwürfigkeit, die Demut, kurz alle Eigenschaften der Kanaille, und das Proletariat, das sich nicht als Kanaille behandeln lassen will, hat seinen Mut, sein Selbstgefühl, seinen Stolz und seinen Unabhängigkeitssinn noch viel nötiger als sein Brot.

Die sozialen Prinzipien des Christentums sind duckmäuserig, und das Proletariat ist revolutionär." - Karl Marx: "Der Kommunismus des Rheinischen Beobachters«, 1847


Allen Lesern dieses Blogs einen schönen, besinnlichen ersten Advent...


Foto: Joujou, www.pixelio.de


Freitag, 28. November 2008

Geistige Militarisierung


1927 schrieb Kurt Tucholsky: »Die geistige Militarisierung Deutschlands macht Fortschritte wie nie zuvor – nur die Form hat gewechselt. Was früher dümmlich und dickfäustig für Bauernjungen zurechtgehauen wurde, ist heute aus bestem Stahl, biegsam und wesentlich moderner. Diese geistige Militarisierung, der fast alle Parteien hemmungslos unterliegen, ist unsittlich, verabscheuenswert und infam. Sie wird ihre blutigen Früchte tragen – und auch das nächste Mal wird niemand, niemand schuld sein.«

Im November 2008 sagte der bundesdeutsche Kriegsminister am Donnerstag bei der Grundsteinlegung des »Ehrenmals« für im Einsatz getötete Bundeswehrsoldaten:"Die Forderung nach Tapferkeit schließt auch die Bereitschaft ein, das Teuerste zu geben was man hat – das eigene Leben...Staat und Gesellschaft haben eine Verpflichtung, alle, die in Ausübung ihres Dienstes für die Bundeswehr ihr Leben verloren haben, zu ehren".

Bester Stahl, biegsam, modern, mit Kupferhülle. Deutschland ist wieder wer. Wir sind endlich wieder da angekommen, wo wir 1945 notgedrungen aufhören mussten...

Foto: "Geschosse"(arkadius neumann, www.pixelio.de)

Donnerstag, 27. November 2008

Back-Erfolge: Eine Mail mit Genuss


Es ist vollbracht!!!!!!!!!!!!! Hefe-Streusel der ERSTE wurde abgebacken. Ein Genuss!!  Vielen Dank noch einmal für RAT und TAT.
Viele Grüße Walter


Erinnerungen


"Die in eine Enteignungszentrale verwandelte Treuhandanstalt zerstörte mit einer radikalen Privatisierung die Industrielandschaft Ostdeutschlands und verschleuderte das Volkseigentum. Dabei machte sie aus dem von Detlef Carsten Rohwedder auf 600 Milliarden DM geschätzten Vermögen der volkseigenen Betriebe 270 Milliarden DM Schulden.

Die industrielle Produktion verringerte sich 1991 gegenüber 1989 in Ostdeutschland auf etwa ein Drittel. Exakte Angaben über den Anteil westdeutscher und ausländischer Erwerber sind spärlich. Michael Benjamin schätzte ein, daß 80 Prozent der Betriebe in die Hände westdeutscher und zehn Prozent in die Hände ausländischer Erwerber überging. Von dem noch im Einigungsvertrag (Artikel 25, Abs. 6) fixierten Anteilsrechten der DDR-Bürger am volkseigenen Vermögen war keine Rede mehr. Zugleich vollzog sich im Zuge der kapitalistischen Restauration eine regelrechte Abwicklung der Arbeiterklasse und eine Säuberung der staatlichen und politischen Einrichtungen. Von den 9,2 Millionen Erwerbstätigen Ende 1989 in der DDR waren bereits Ende 1992 in Ostdeutschland noch 6,3 Millionen (ohne Westpendler) übriggeblieben. Arbeiter und Arbeiterinnen wurden »vom ziemlichen Souverän zum wichtigsten Kostenfaktor«. Die Arbeitskraft wurde wieder zur Ware. Ende 1989 waren im verarbeitenden Gewerbe der DDR 3,5 Millionen Personen beschäftigt gewesen. 1995 waren es nicht einmal eine Million. Von 86000 industriellen Forschern der DDR gab es 1992 noch 26300. Ein Viertel aller Lehrer, 75 Prozent der Hochschullehrer und Wissenschaftler, z.B. auch 22560 Mitarbeiter im Bereich des Bundesministeriums für Verkehr wurden entlassen, 14716 blieben. Von den in den Jahren 1994 bis 1999 berufenen 1878 Professorinnen und Professoren kamen 1769 oder 94,7 Prozent aus Westdeutschland. Ungefähr 30000 Politiker und Beamte aus der Alt-BRD besetzten bis 1992 staatliche und politische Schlüsselpositionen in Ostdeutschland. Von 1990 bis 1992 stieg die Zahl der Arbeitslosen von 240000 auf 1,35 Millionen."

Diese kurze Zusammenfassung deckt sich wohl mit den Erfahrungen vieler ehemaliger DDR-Bürger. Apropos Einigungsvertrag: Mitte 1990 hatte ich die große, heute als sehr zweifelhaft angesehene Ehre, im Rahmen der mir zugestandenen Möglichkeiten am Einigungsvertrag zwischen beiden deutschen Staaten "mitzuwirken". Das sah wie folgt aus: Aus dem Bonner Landwirtschafts-/Ernährungsministerium kamen die entsprechenden Ausarbeitungen, in die wir die fehlenden Zahlen einsetzen mussten. Am Text selbst durfte natürlich nichts geändert werden. Mein Gott, was waren wir doch gleichberechtigt! Trotzdem habe ich diese "Wiedervereinigung" auch unter solch ungünstigen Vorzeichen damals noch als Chance angesehen. Ewiger Optimist...

Zitat nach:"Reale Alternative-Die Gegenwart der DDR. Ein Beitrag in der Erinnerungsschlacht" (Teil II) von Ekkehard Lieberam und Roland Wötzel, "junge Welt online" vom 27.11.2008
Foto: Berühmter Ossi (Rainer Sturm, www.pixelio.de)

Mittwoch, 26. November 2008

Und noch 'ne Grundgesetzänderung


" Der Verdacht, dass der Krieg gegen den Terrorismus gefährlicher als der Terrorismus selbst ist, erscheint mir völlig gerechtfertigt." sagte der US-amerikanische Philosoph und Sprachwissenschaftler Richard McKay Rorty (* 4. Oktober 1931 in New York City; † 8. Juni 2007 in Palo Alto, Kalifornien). Rorty gilt als ein Vertreter des Neo-Pragmatismus sowie des politischen Liberalismus. Aufgrund seines klaren und oft humorvollen Stils und wegen seiner Fähigkeit, für sicher gehaltene Annahmen zu unterminieren, ist Rorty einer der am meisten gelesenen Philosophen der Gegenwart.

Unser Bundesminister Wolfgang S. wird nicht müde, immer wieder neue Grundgesetzänderungen zur Diskussion zu stellen. Bundeswehreinsatz im Innern, BKA-Gesetz, Vorratsdatenspeicherung, Abhören des Telefons und des Internets, Postkontrolle, neue Bluthündinnen im BKA usw. - alles das soll uns vor Terroristen schützen. Gottseidank wird zur Zeit noch viel von diesem reaktionären Schwachsinn durch das Bundesverfassungsgericht kassiert. Die Betonung liegt auf dem Wörtchen "Noch". Allerdings bin ich - was die Beweggründe unseres Rollstuhl-Mielkes betrifft - zu einer anderen Vermutung gekommen: Die herrschenden Kreise in diesem Staat wissen ganz genau, dass sich die Lebensverhältnisse der überwiegenden Mehrheit des Volkes in näherer Zukunft gravierend verschlechtern werden. Und genau dafür macht man sich vorausschauend die Gesetze...

Grafik: Gerd Altmann (www.pixelio.de)

Umweltzerstörungsministerium in Potsdam


Dietmar Woidke ist seit dem 13. Oktober 2004 gewählter Minister für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg. Man kann wohl deutlich sagen, dass es für die Umwelt in Brandenburg seitdem nicht leichter wurde. Eher im Gegenteil. Beispiele gefällig?

- Am 29.6.2004 wurde unter dem damaligen Minister Birthler die neue Baumschutzverordnung des Landes Brandenburg beschlossen. Gegenüber der zuvor gültigen Regelung wurden die Schutzbestimmungen wesentlich gelockert, insbesondere entfiel der Schutz für Bäume auf Wohngrundstücken fast vollständig. Im Frühjahr 2005 - also schon während der Woidke-"Regierung" gab es dazu eine Umfrage des Ministeriums bei den für den Vollzug der Verordnung zuständigen Unteren Naturschutzbehörden nach den Vollzugserfahrungen. Hier einige Zitate aus den Berichten:
  • "Weitere ca. 60 % der Bevölkerung entfernen alle Bäume, die gemäß der Verordnung keinem Schutz mehr unterliegen... Nur 10% der Bevölkerung verfallen nicht in "Fällpanik"... (Dahme-Spreewald)
  • „Die neue Baumschutzverordnung des Landes Brandenburg führt im Landkreis Teltow-
    Fläming zu massiven Baumfällungen vor allem im nördlichen Bereich (Amt Blankenfelde
    Mahlow und Ludwigsfelde mit Umland). Hier werden in großem Umfang 60-80jährige
    Kiefern und 40jährige Eichen und Linden gefällt, die über Jahrzehnte wachsen konnten, sodass in den Wohngebieten derzeit zu 80 % des Großbaumbestandes verschwindet... Die
    Eigenverantwortung der Bürger wird nur in Richtung der freien Fällungen
    wahrgenommen.“ (Teltow-Fläming)
  • „Stellenweise hat sich das Landschaftsbild gravierend verändert (Pappeln). Die Reaktionen
    bewegen sich zwischen einer Euphorie, nun alles auf Privatgrundstücken fällen zu können
    bis zu einem Entsetzen, wie viel in der Nachbarschaft gefällt wurde und wie sich das Orts und Landschaftsbild verändert hat.“ (Stadt Brandenburg)
  • „Die Annahme, dass die Anwohner ein besonders enges Verhältnis zu ihren Bäumen haben
    und deshalb eine Unterschutzstellung entbehrlich sei, ist eine These, die allenfalls auf eine
    deutliche Minderheit der „Baumbesitzer“ zutrifft.“ (Potsdam-Mittelmark)
  • „Es ist ein deutlich reduzierter Baumbestand auf bebauten Wohngrundstücken zu
    verzeichnen.“ (Prignitz)
  • Vier Landkreise berichten von einer Zunahme der Ordnungswidrigkeiten, weil die neue
    Baumschutzverordnung als „Freibrief“ angesehen wird und auch Bäume gefällt werden, die eigentlich weiterhin geschützt sind.
NABU und BUND des Landes Brandenburg schlussfolgern in einem Bericht zu dieser Baumschutzevaluierung :
"Weder das Ziel der Entbürokratisierung noch das Ziel des Baumschutzes wurde erreicht. Vielmehr ist in vielen Städten und Dörfern Brandenburgs zu einem massiven Baumverlust gekommen, der regional zu einem Verlust des grünen Siedlungsbildes geführt hat."

Jeder, der mit offenen Augen durch seine Heimatgemeinde geht, kann bestätigen, dass es seit 2005 nur noch schlimmer geworden ist. Für einen verantwortungsbewußten Politiker wären diese Berichte Anlass gewesen, so schnell wie möglich zu handeln und gegenzusteuern. Was hat der zuständige Minister Woidke für Schlussfolgerungen aus diesen Berichten der Unteren Naturschutzbehörden gezogen: Keine.

- Etwa 10.000 Kilometer Alleen kann man in Brandenburg noch bestaunen – das sind die meisten Alleenkilometer in der Bundesrepublik. Allerdings sind diese Alleenbäume meist alt, schädigenden Umwelteinflüssen ausgesetzt und werden oft auch falsch geschnitten. Dazu kommt der Straßenbau. Grund genug für das Potsdamer Infrastrukturministerium, ein Alleenkonzept der Landesregierung zu erarbeiten. Bisher musste für jeden gefällten Alleenbaum mindestens ein neuer gepflanzt werden. Das will man angesichts leerer Kassen ändern. Zukünftig soll pro Jahr eine feste Anzahl von Bäumen nachgepflanzt werden, nämlich 5.000 Stück an Bundes- und Landesstraßen, das entspricht in etwa 30 km Alleen. Die Bäume sollen nur noch in ganzen Alleenabschnitten, jedoch nicht mehr in Lücken gepflanzt werden. Nach Angaben des Ministeriums wird die Zahl der zu fällenden Alleenbäume in den nächsten Jahren auf etwa 9.000 Bäume jährlich ansteigen. Grund dafür ist der schlechte Zustand vieler Bäume aufgrund von Salzschäden und unsachgemäßer Pflege. Pflanzt man pro Jahr nur 5.000 Bäume nach, kommt es zu einer starken Abnahme des Alleenbestandes. Ach so: Eigene Ideen des Umweltministers Woidke zu diesem Alleenvernichtungskonzept seines Kollegen Dellmann sind nicht bekannt.

- Brandenburg wird bis zum Jahr 2020 die Flächen für Windräder um mindestens 50 Prozent erweitern. Um dieses Ziel zu erreichen, soll laut Potsdamer Umweltministerium auch der Bau von Windrädern in Wäldern und Schutzgebieten erlaubt werden. Es sei auch möglich, den Status von Schutzgebieten aufzuheben. Falls es sich um europäisches Naturschutzrecht handelt, sind Verträglichkeitsprüfungen anzustellen, empfiehlt das Ministerium. Auch die bisher geltenden Abstandkriterien zum Schutz seltener Tiere – in erster Linie Vögel – sollen nicht länger uneingeschränkt gelten. Hier soll künftig vor Ort die Beeinträchtigung der einzelnen Arten geprüft und Abstände zwischen Brutstätten und Windanlagen gegebenenfalls verringert werden.
Das Ziel der Landesregierung ist es, bis zum Ende des nächsten Jahrzehnts den CO2-Ausstoß um 20 Prozent zu senken. Dazu soll der Anteil der regenerativen Energien auf 20 Prozent steigen. Neben Windkraft soll auch auf Sonnenenergie gesetzt werden. Bis 2015 ist geplant, 11000 Hektar Freiflächen für Solarkraftwerke auszuweisen. Regenerative Energien um jeden Preis ? Dafür geht man notfalls auch über noch mehr Tierkadaver an den überdimensionierten Windräder und holzt noch mehr Wälder und Schutzgebiete ab. Von den Belästigungen der Bewohner durch den von den Windrädern erzeugten Infraschall mal ganz abgesehen. Und wozu brauchen wir schon Natur?

Wenn man so einen Umweltminister hat, braucht man keine Kettensägen und Planierraupen mehr...

Quellen: Veröffentlichungen des NABU und BUND Land Brandenburg, "Märkische Oderzeitung" vom 26.11.2008

Foto: Allee am Abend (chw, www.pixelio.de)

Dienstag, 25. November 2008

Endlich ! Endlich ?


Am Donnerstag wird Kriegsminister Jung (CDU) den Grundstein für das von militaristischen Kreisen lange geforderte Ehrenmal der Bundeswehr am Berliner Bendlerblock legen. Mit dem Bau soll, so verkündet es der Minister, all jener Soldaten gedacht werden, »die in Folge der Ausübung ihrer Dienstpflichten für die Bundesrepublik Deutschland ihr Leben verloren haben«. Es seien »zahlreiche Gäste aus allen Bereichen des öffentlichen Lebens« eingeladen. Obwohl Jung »nationalen Rang« für sein Bauwerk beansprucht, ist der Bundestag nicht beteiligt worden. Die explodierenden Baukosten der ursprünglich 41 mal acht Meter lange Halle sind gigantomanisch . Obwohl Jung aus Kostengründen die Länge der Halle vor einigen Wochen auf 32 Meter reduzieren musste, soll das Ding jetzt offiziell 3,96 Millionen Euro kosten, erste Prognosen waren noch von 2,7 Millionen ausgegangen. Die Errichtung sollte eigentlich schon vor einem Jahr beginnen, das Verteidigungsministerium hatte aber zunächst keine Baugenehmigung erhalten. Man stritt sich mit dem Berliner Bezirksamt Mitte – erfolglos – um die Fällung von Bäumen. Es ging um eine bessere Sicht auf das Denkmal. Was brauchen wir auch Bäume ! Auch bei Kunsthistorikern ist der Bau umstritten. Über 170 Wissenschaftler haben bereits vor einem Jahr in einer Erklärung des »Ulmer Vereins«, eines Zusammenschlusses kritischer Kunsthistoriker, den Rückgriff auf religiöse Mystifikationen kritisiert.

Mich erinnert dieses Monstrum rein architektonisch - von Kunst mag ich in diesem Zusammenhang gar nicht reden - an die Feldherrrenhalle in München. Vom Geist dieser Art Denkmäler ganz zu schweigen. Es ist bezeichnend, dass man sich mit diesem Denkmal (noch) nicht an die Öffentlichkeit traut und es lieber im Hof des abgeschirmten Bendler-Blocks - des Jungschen Sitzes in Berlin- versteckt. Noch ist die Erinnerung an zwei verheerende Weltkriege und die Verbrechen der deutschen Heere im Volk zu frisch. Aber die Militarisierung der Gesellschaft schreitet weiter voran. Es liegt an uns, diese Entwicklung aufzuhalten:
Friedens- und Antifagruppen haben für Donnerstag, 9.30 Uhr, einen satirischen Protest vor dem Ministerium angekündigt. Sie kritisieren die angestrebte propagandistische Wirkung des »Ehrenmals«. Es diene dazu, »die Moral von Heimatfront, Angehörigen und den Soldaten« zu heben. Dies sei offenbar notwendig, nachdem immer mehr Berichte über Untaten deutscher Soldaten und wachsende »Gefallenenzahlen« die Legitimität der Bundeswehreinsätze erschütterten, heißt es in einer Erklärung der Berliner Organisation der Deutschen Friedensgesellschaft (DFG-VK).


Übrigens, über 70 Prozent der Bundesbürger befürworten ein Ende des Bundeswehreinsatzes in Afghanistan.



Quelle: "junge welt online"
Foto: Gräberfeld von Kriegsopfern (Edith Ochs, www.pixelio.de)


Montag, 24. November 2008

Wer pfeift denn da?


Seit einiger Zeit frage ich mich mal wieder verstärkt, warum bzw. ob wir eine Regierung haben. Mal ehrlich: Die weltbewegende Erkenntnis, dass Deutschland in der Krise steckt, wird doch in den letzten Wochen wirklich von allen Spatzen mehr als deutlich von allen Dächern gepfiffen. Brauchen wir dazu noch eine Bundeskanzlerin? Ein »schweres Jahr 2009« soll da also kommen. Was heißt das ? Hatten wir in den letzten 18 Jahren (oder davor) schon jemals ein leichtes Jahr? In meinen ganzen 56 Lebensjahren sind mir - oder meiner Familie- noch niemals gebratene Tauben in den Mund geflogen, ich musste und muss immer und täglich etwas für mein Fortkommen tun. (Und in den letzten 18 Jahren kam es dann ganz dicke) Na gut, Äntschie ist ja noch immerhin etwas am wirklichen Leben dran. Was andere "Keksperten" und "Weise" so von sich geben, erinnerte eher an das sprichwörtliche Pfeifen im Walde:
  • Der Super-Fälscher der Republik, der Vorstandschef der Bundesagentur für Arbeit Weise weiß jetzt schon genau, dass »im schlimmsten Fall, bei einem Wachstum von minus 0,5 Prozent, mit 130000 zusätzlichen Arbeitslosen im Jahresschnitt 2009 und bei einem Nullwachstum mit 30000« zu rechnen sind. Und die BA brauche keine neuen Arbeitsmarktprogramme und sei »gut gerüstet für den Abschwung«. Mag ja stimmen, die BA hat neue statistische Programme für das Berechnen der Arbeitslosenzahlen und ist sicher supi aufgestellt. Gilt das auch für die Arbeitslosen oder die Hartz IV-Empfänger?
  • Bundesarbeitsminister Olaf Scholz (SPD) hält es sogar für möglich, daß es in Deutschland schon in wenigen Jahren keine Arbeitslosigkeit mehr gibt. Er halte am Ziel der Vollbeschäftigung »für die Mitte des nächsten Jahrzehnts fest«, sagte er der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.
  • Oder ein gewisser Thomas Straubhaar, Direktor des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI), der der Bundeskanzlerin blanke Panikmache vorwirft, ihre Warnungen vor einem schwierigen Jahr 2009 seien »alarmistisch und übertrieben«. Damit würden die Abschwungkräfte verstärkt. Bei allem nötigen Respekt, Herr Straubhaar: So fett ist Frau Merkel noch nicht, dass sie die ganze Wirtschaft mit sich in den Abgrund ziehen könnte. Oder glaubt man wirklich so stark an die Macht des Wortes? (Schön wäre es ja, würde ich mir jedenfalls für diesen Blog wünschen !)
  • Und Bernd Rürup, der sogenannte "Wirtschaftsweise" und Erfinder einer Schwindel erregenden Alterszusatzversorgung, sieht bereits Licht am Ende des Tunnels. »In einigen Monaten sollte sich die Situation entspannt haben«, sagte der Chef des Sachverständigenrates der Bundesregierung zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Lage dem "Focus". Dafür wird er sicher bei seinem neuen Arbeitgeber, dem Finanzdienstleister AWD, Tag und Nacht schindern. Hoffentlich merken die nicht zu schnell, welche Konifere - äh, Verzeihung, natürlich Koryphäe- sie sich da ins Boot geholt haben.

Was nützt uns, dem einfachen Volk, an dem jeglicher Aufschwung bisher vorbeiging, das ganze Gequatsche der vielen Schlaubergerlein und Flachgehirne? Nichts.

Im Gegensatz zu dem Pfeifen im Walde dieser mehr oder weniger großen Pfeifen senkt zum Beispiel die britische Regierung noch vor Weihnachten die Mehrwertsteuer deutlich. Dadurch soll der Konsum angekurbelt, der Binnenmarkt gestärkt und einer Rezession entgegengewirkt werden. Die Steuer werde voraussichtlich von 17,5 auf 15 Prozent fallen. 15 bis 20 Mrd. Pfund (23,7 Mrd. Euro) lässt sich Premier Gordon Brown sein umfangreiches Hilfsprogramm kosten. Allein die Mehrwertsteuersenkung schlägt mit 12,5 Mrd. Pfund zu Buche. Hinzu kommen Steuersenkungen für ärmere Bürger und Erleichterungen für kleine und mittelständische Unternehmen. Finanzminister Alistair Darling stellt das Programm am Montag im Unterhaus vor. Das berichtet heute die "Financial Times Deutschland".

In Deutschland ist eine derartige Maßnahme natürlich völlig undenkbar. Eine einmal eingeführte oder erhobene Steuer (siehe Ökosteuer oder Soli) kann in gar keinem Fall wieder abgeschafft oder gar gesenkt werden. So ist auch die vor drei Jahren um ganz klitzekleine und unerhebliche drei Prozent erhöhte Mehrwertsteuer absolut unantastbar. Uns wirft man höchstens eine lumpige Steuerbefreiung beim Kauf eines neuen Autos im Gegenwert von etwa 4 Tankfüllungen hin. Denn Geld in Größenordnungen spendiert unsere Regierung nur dem Kapital. Und das zieht sie uns vorher aus der Tasche...



Quellen: "Financial Times Deutschland" online, "junge welt" online, "Märkische Oderzeitung" vom 24.11.2008
Grafik: "Abstieg" (Klaus-Uwe Gerhardt, www.pixelio.de)

Samstag, 22. November 2008

40 Jahre "The White Album"


Am 22. November 1968 erschien das 9. Album der Beatles.Es war ein Doppelalbum, enthielt 30 Titel und wird wegen seines schlichten weißen, von Richard Hamilton entworfenen Covers als The White Album bezeichnet. Die Fakten über und um das Album kann man hier nachlesen.Rundfunk, Zeitungen und Fernsehen haben das Werk heute schon umfassend gewürdigt und es ist auch kein Zufall, dass einer der letzten Posts in diesem Blog sich mit der "happiness" einer "warm gun" beschäftigte oder etwas später "Back in the U.S.S.R" zitiert wurde. Beide Titel sind Songs auf der ersten Platte des Doppelalbums. Ich glaube, ich bin immer noch einer der größten Beatles-Fans dieses Planeten.Und natürlich lief heute morgen beim Frühstück das weiße Album.

Man muss eigentlich auch nicht unbedingt wissen, dass Yoko Ohne(alles Talent) bei "Birthday" mitträllerte oder die Egozentriker Paul und John es bei den Aufnahmen sogar zeitweise geschafft hatten, den ruhigen Ringo aus dem Aufnahmestudio zu ekeln.Interessant ist immerhin, dass Eric Clapton die Gitarre bei Georges "While my guitar gently weeps" spielt.Wenn man ganz genau hinhört, erkennt man Claptons eigenwilliges,virtuoses Gitarrenspiel. Und wegen "Blackbird" verzeihe ich Macca all seine Milliardärsallüren, seine gewöhnungsbedürftigen Versuche in klassischer Musik und seine absoluten Missgriffe bei wirklich allen seiner bisherigen Frauen.
D a s schönste Liebeslied in englischer Zunge ist für mich Johns "Julia". Hier zeigt sich wieder, dass im größten Zyniker ein sensibler, meistens übersensibler Mensch steckt, der seine Empfindlichkeiten und die menschlichen Enttäuschungen
mit bösen Sprüchen kompensiert und damit oft seine Mitmenschen verprellt...

Für mich verbindet sich mit dem weißen Album der Beatles noch eine andere Erinnerung: Mein Onkel D.und seine Frau waren 1965 vom piefigen Westberlin aus nach Kanada ausgewandert.Zu Weihnachten 1968 bekamen wir plötzlich eine Benachrichtigung von der Zollverwaltung der DDR. Die Kanadier hatten uns eine Weihnachtsüberraschung bereiten wollen und ein Paket geschickt, in dem sich für mich das weiße Album befunden hatte. Da die Beatles und ihr "Yeah, yeah, yeah!" etwa 3 Jahre vorher vom Blödmann Ulbricht zu Staatsfeinden erklärt worden waren, schickten die Genossen vom Zoll das Paket natürlich zurück nach Kanada. Und so liegt eines der besten Alben der Musikgeschichte vielleicht heute noch in einem Plattenschrank nahe Toronto.Ich muss den Onkel endlich mal fragen...

Foto: Die seit Jahren in Travemünde stattfindende Sandworld stand 2007 unter dem Motto "Zeitreise". Hier wurden die Beatles dargestellt. (Anne Bermüller, www.pixelio.de)

Freitag, 21. November 2008

Leserbrief zu "Happiness is a warm gun"

Stefan aus Paderborn schickte folgenden Leserbrief:

Mal ein kleine Geschichte zum Thema "Waffenexportweltmeister Deutschland":

Vor kurzem bin ich aus Kanada zurück in die westdeutsche Provinz geflogen. Mit im Flugzeug nach Frankfurt saßen ca. 60 kanadische Soldaten. "Nun ja", dachte ich, "die Jungs werden wohl über den großen Teich wollen und sich dann von Frankfurt aus weiter verteilen". Allerdings traf ich sie dann allesamt wieder in der kleinen Maschine von Frankfurt nach Paderborn.

Das machte mich neugierig und so kamen wir ins Gespräch:
Ich: "Was wollt ihr Kanadier denn in unserem kleinen Provinzkaff?"
Soldat: "Wir werden ausgebildet auf Leopard Panzern."
Ich: "Das ist doch Kalte-Kriegs-Ware, braucht man die denn heute überhaupt noch?"
Soldat: "Klar, die gehen demnächst nach Afganistan. Die kanadische Armee will mehrere davon kaufen."
Ich: "Und was ist mit euch?"
Soldat (wenig begeistert): "Naja, Anfang nächsten Jahres müssen wir dann auch nach Afganistan."

Daraus kann sich jeder sein eigenes Bild machen. Ich mache mir folgendes:
  1. Deutsche Waffenfirmen verdienen kräftig mit am Afganistankrieg.
  2. Deutsche Steuerzahler bezahlen die Ausbildung ausländischer Streitkräfte (durch die Bundeswehr) damit deutsche Firmen mehr Panzer verkaufen können.
  3. Der Afganistankrieg wird noch eine Weile dauern denn die Verbündeten sind kräftig am gegenseitigen Ausbilden, Investieren und Geldverdienen.
Soviel, zu unser reinen Weste auch in diesem Angriffskrieg der Nato.


Danke, Stefan.

Foto: Leopard-Panzer der Bundeswehr (Mario Büttner, www.pixelio.de)

United Socialist States of America


USSA - nach dem Ableben der UdSSR vor 17 Jahren eine etwas seltsame Vorstellung. Aber darauf liefe es hinaus, wenn sich die Großindustrie der USA an dem eigentlich für die Banken bestimmten 700 Milliarden Dollar schweren Hilfsfonds gütlich tun könnte. Nun, der US-Senat hat gestern diesen Gelüsten erst einmal einen Riegel vorgeschoben.Einen Industriezweig, der die technischen Entwicklungen auf dem Weltmarkt mehr oder weniger verschlafen hat nun zur Belohnung auch noch zu fördern, haben sich die Senatoren mit deutlichen Worten verkniffen.Ich glaube, noch nie wurden irgendwelche Wirtschaftsbosse dermaßen vorgeführt wie die Konzernchefs Rick Wagoner (GM), Alan Mulally (Ford) und Robert Nardelli (Chrysler)gestern im US-Senat. Acht lange Jahre haben Bush und seine Spießgesellen kaum auf Kongress oder Senat Rücksicht genommen und diese Gremien immer mehr entmachtet - auch mittels willfähriger republikanischer Abgeordneter. Dass diese jetzt ebenfalls ihre Stimme wiederentdecken, wundert mich sehr. Es war einfach eine Freude zuzusehen, als gestern ein Senator die drei begossenen Pudel examinierte und forderte, dass derjenige, der nicht im konzerneigenen Jet nach Washington gekommen wäre, die Hand heben solle. Natürlich hob keiner der Drei die Hand.Und der Senator setzte noch einen drauf: Derjenige, der aufgrund der Krise im eigenen Konzern nun den Lear-Jet verkaufen würde, solle die Hand heben. Auch hier zuckte natürlich keiner der drei Bosse. Und damit war die Vorstellung wohl gelaufen...

Übrigens, das, was über die Verkrustung der US-Autoindustrie geschrieben wird, trifft wohl zu wenigstens 80% auch auf die deutschen Autohersteller zu. Auch unsere Bosse hatten doch eigentlich genug Zeit, um innovativ umzusteuern und würden eventuelle Hilfen der Bundesregierung schnell verplempern. Wenn ich nur an die verschleppte Diskussion um das 3-Liter-Auto oder den jahrelangen Rückstand beim Hybridantrieb denke. Von den Mondpreisen für Autos auf dem deutschen Binnenmarkt gar nicht zu reden Hier zeigt sich wieder einmal die Richtigkeit der alten Binsenweisheit, dass noch kaum eine Firma an der Faulheit oder Dummheit ihrer Arbeiter kaputt gegangen ist...

Foto: Cadillac aus dem Hause General Motors (Rike, www.pixelio.de)

Happiness is a warm gun?


"Alles Komplizierte ist unnötig. Alles Notwendige ist einfach." sagte Michail Timofejewitsch Kalaschnikow (russisch Михаи́л Тимофе́евич Кала́шников; * 10. November 1919 in Kurja). Er ist ein russischer Waffenkonstrukteur und Generalleutnant. Kalaschnikow entwarf das vollautomatische sowjetische Gewehr AK-47, die meistproduzierte Waffe der Welt (ca. 100 Millionen Exemplare weltweit, eingesetzt in über 55 Staaten). Die Abkürzung steht für Awtomat Kalaschnikowa obras'tsa 1947.Zu meinen Grundwehrdienstzeiten bei der NVA wurde mit dem lockeren Spruch "Soldat liegt tot im Schützenloch, Kalaschnikow schießt immer noch " die Einfachheit und Robustheit dieser Mordwaffe dokumentiert.Gerade diese Eigenschaften führten dazu, dass nicht nur fast die Hälfte aller Streitkräfte weltweit die Kalaschnikow in ihrem Arsenal haben.Wegen ihrer einfachen Handhabung und ihrer Robustheit ist sie auch das bevorzugte Kampfmittel sogenannter Rebellen, Milizen und bewaffneter Banden. Die massenhafte Verbreitung hat zum Einsatz dieser Waffe in solch unterschiedlichen Ländern wie Afghanistan, Großbritannien, der Demokratischen Republik Kongo, Irak, Mexiko, Sierra Leone, den USA, Venezuela und Jemen geführt. Massaker, Verstümmelungen, Vergewaltigungen und Misshandlungen sind die Folge.
Anlässlich einer UNO-Konferenz zum Thema Kleinwaffen im Jahre 2006 äußerte Kalaschnikow in einer Erklärung Bestürzung darüber, „dass gerade seine Gewehre überall auf der Welt so viel Unheil anrichteten“ und kritisierte das Fehlen einer wirksamen internationalen Kontrolle des Waffenhandels.
Wir sollten dabei auch nicht vergessen, dass Deutschland nach Russland, den USA und Italien einen Spitzenplatz beim legalen Handel mit Kleinwaffen einnimmt. Laut einem Bericht des Graduate Institute of International Studies aus dem Jahre 2006 führen bei den Importen die USA, Zypern und Deutschland die Liste an. Schätzungen zufolge hat der globale Handel mit kleinen Waffen ein Volumen im Wert von vier Milliarden Dollar (3,2 Milliarden Euro). Etwa ein Viertel davon entfällt auf illegale Geschäfte. 60 bis 90 Prozent aller gewaltsamen Todesfälle bei Konflikten geht den Studien zufolge auf den Einsatz von Kleinwaffen zurück.
Seit Jahren rangiert Deutschland aber nicht nur bei Kleinwaffen unter den Top Ten der Weltwaffenexporteure. Als „Europameister“ lieferte die Bundesrepublik im vergangenen Jahr für 3,395 Milliarden US-Dollar Waffen in alle Welt – so viel wie nie zuvor. Diesen Fakt dokumentiert der neue Jahresbericht des Stockholmer Friedensforschungsinstituts SIPRI 2008 für das Vorjahr. Panzer, Kampfflugzeuge oder Kriegsschiffe, Gewehre und Munition wurden ganz legal an kriegsführende NATO-Staaten und an menschenrechtsverletzte Entwicklungsländer geliefert. Wie in den Vorjahren bricht die Bundesregierung damit erneut ihre eigenen Politischen Grundsätze zum Rüstungsexport.Deutschland hat sich damit auf Platz 3 der Weltwaffenlieferanten stabilisiert.
Und noch etwas zum Thema: Einer Studie der Universität von Illinois zufolge besitzen 41 Prozent aller amerikanischer Haushalte Schusswaffen.Jährlich sterben in den USA mehr als 30.000 Menschen an Schusswunden. Es sind mehr Pistolen in Privatbesitz als in jedem anderen Land der Welt - nämlich 200 Millionen Stück. Tod durch Schusswaffen ist bei Kindern und Jugendlichen die zweithäufigste Todesursache.

Last but not least: Kalaschnikow war in der ehemaligen DDR einer der drei bekanntesten Russen. Die anderen Zwei waren Lunikoff (ein billiger Wodka, hergestellt in Berlin-Adlershof) und Bungalow (den fast jeder für seine Datsche brauchte).

Quellen: u.a.Spiegel online" vom 27.6.2006, Wikipedia, AKADEMIKUM e.V.
Foto:Zielscheibe und Patronen (Rainer Sturm, www.pixelio.de)

Donnerstag, 20. November 2008

Der Durchschnitt und die Kuh


"Im Durchschnitt war der Dorfteich nur 50 cm tief. Trotzdem ist die Kuh ertrunken."

Es gibt familiär übliche Redewendungen, die ein ganzes Leben im Gedächtnis bleiben und immer wieder benutzt werden. So wird der Spruch mit Teich und Kuh bei uns in der Familie immer dann benutzt, wenn sich wieder irgend jemand mit Hilfe der Statistik an der Wirklichkeit vergreift und versucht, ein Abbild dieser Wirklichkeit nach seinem Gusto zu formen. Meistens ist dieser "Jemand" eine Regierung oder eine Partei, die ihre eigene Unfehlbarkeit oder die Dummheit des Gegners beweisen müssen. Aus diesem Grunde stammt der Ausspruch, dass man nur der Statistik glauben soll, die man auch selbst gefälscht hat, natürlich von einem skrupellosen Machtpolitiker - nämlich von Churchill. Wie jede menschliche Erfindung kann aber auch Statistik zum Wohl oder zum Wehe der menschlichen Gesellschaft und des Individuums eingesetzt werden.Sie muss nicht notgedrungen die Hure sein, als die sie allgemein bekannt ist und verachtet wird. Beispiele gefällig ? Wohlan:

. Im Monat Oktober 2008 waren 3,081 Millionen Menschen arbeitslos, 115.000 weniger als im Monat September und 463.000 weniger als im Oktober 2007.
. Die Arbeitslosenquote betrug 7,4 %, im Oktober 2007 lag sie noch bei 8,5 %.

Regierung Merkel mit Auszeichnung bestanden. Weitermachen. Setzen.Tatsächlich? Die Arbeitsmarkt-Euphorie der Statistiker will nicht ganz zur Stimmung der Menschen im Land passen. Sicher, viele zuvor Arbeitslose haben Jobs gefunden. Aber wie sehen diese Arbeiten aus ? Auch hier hilft uns wieder die Statistik:

. Im Zeitraum Oktober 2007 bis Oktober 2008 ist der Anteil der Leiharbeiter um 184.000 Menschen gestiegen. Um weitere 180.000 Menschen stieg der Anteil der versicherungspflichtigen Beschäftigten mit Nebenjob, also derjenigen, die vom Ertrag einer Tätigkeit nicht leben können.
. Von 1995 bis 2007 sank der Anteil der versicherungspflichtigen Arbeitnehmer um 1,34 Millionen.
. Der Anteil der Langzeitarbeitslosen an der aktiven Bevölkerung betrug im zweiten Quartal 2008 in Deutschland: 4,0 %;in Dänemark: 0,5 %; in Irland:1,6 %; in Großbritannien: 1,3 %, d.h. alle erfassten OECD-Staaten sind besser als Deutschland.
.Neben den 3,081 Millionen offiziellen Arbeitslosen gab es im Oktober 2008 auch noch die 2,639 Millionen anderen Empfänger von Arbeitslosengeld.
. Und während die Arbeitslosequote der älteren Arbeitnehmer zwischen 55 und 64 Jahren z.B. in Dänemark 3,7 %, in Frankreich 7,2 % und in Großbritannien gar nur 2,9 % beträgt, hält Deutschland auch hier mit 12,3 % den unrühmlichen letzten Platz einer OECD-Untersuchung.

Reicht das aus ? Es gäbe auch noch mehr dieser bedrückenden Zahlen, die ja nicht erst seit 8 Wochen vorliegen und deren negative Ursachen eher schon in den neunziger Jahren liegen.Man könnte auch noch zwischen ost- und westdeutschen Zahlen unterscheiden. Das wird aus Gründen der Moral und des Durchhaltewillens der Bevölkerung schon lange nicht mehr gemacht. Unsere Bundesregierung lässt gerade neues Geld für die Banken und Autofirmen drucken. Ansonsten hat man sich aber von der gegenwärtigen Finanz-und Wirtschaftskrise einen wunderbaren Persilschein ausstellen lassen: Schließlich haben Merkel und Co. ja wirklich alles versucht, um unsere Arbeitsplätze zu retten. Sogar die Wunderwaffe Statistik wurde eingesetzt...

Quelle: Dr. Joachim Jahnke, www.jjahnke.net
Grafik: Die Lüge vom Aufschwung (Gerd Altmann, www.pixelio.de)

Mittwoch, 19. November 2008

Osten nicht mehr ganz so blöd ?


Die ostdeutschen Bundesländer holen beim jüngsten PISA-Test auf. Dies berichtet das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Vor allem im aktuellen Untersuchungsschwerpunkt Naturwissenschaften erzielten die ostdeutschen Länder im Schnitt bessere Leistungen als die westdeutschen - allen voran Sachsen und Thüringen.

Alles ist relativ. Und wenn ich mir so den Vergleich mit den internationalen Werten ansehe, bleibt wenigstens mir der Jubel in der Kehle stecken und ich denke nur noch: "Unter den Blinden (Bundesländern Deutschlands) ist der Einäugige König." Wo ist denn nun der Exportweltmeister ?
Übrigens: Während Brandenburg einen schlechten Mittelplatz einnimmt (Meck-Pomm und Sachsen-Anhalt liegen noch vor unserem Bundesland), ist der brandenburgische Lehrmeister Nordrhein-Westfalen weit abgerutscht.


Foto: Gerd Altmann (www.pixelio.de)

Montag, 17. November 2008

Ostdeutschland vom Teufel bedroht ?


In Teilen Ostbrandenburgs wird es immer schwieriger, Pfarrstellen zu besetzen berichtet die "Märkische Oderzeitung" heute.„Das betrifft nicht nur Land-, sondern mittlerweile auch Stadtgemeinden“, erklärt die Generalsuperintendentin Heilgard Asmus. Eine Stelle in Frankfurt (Oder) sowie jeweils eine Stelle in Eisenhüttenstadt und Brieskow-Finkenheerd (Oder-Spree) seien unbesetzt. Aber auch in Strausberg oder Buckow (Märkisch-Oderland) fehle es trotz mehrmaliger Ausschreibung an Pfarrern. „In Lübben (Dahme-Spreewald) waren zwischenzeitlich sogar vier Stellen unbesetzt“, so Asmus.Auch konstatiert sie ein Missverhältnis zwischen der Peripherie und Berlin samt Umland . „Ich vermute, dass immer mehr Pastoren nicht mehr bereit sind, überall ihren Beruf auszuüben.“ Gegenüber vor noch 30 Jahren scheine sich das Berufsbild gewandelt zu haben, glaubt sie. Häufig behindere auch die Berufswahl des Partners, Stellen in entlegenen Regionen anzunehmen. „Aber auch die Bereitschaft, sich auf die Menschen, die hier in der Region leben, einzulassen, scheint offensichtlich zu sinken“, beklagt Heilgard Asmus.

Erst ging der Dorfkonsum,dann die Arbeit,dann die Kneipe,der Arzt, jetzt auch noch der Pfaffe. Obwohl Letzterer durchaus verzichtbar ist, stelle ich mir langsam besorgt die Frage: Wer macht das Licht aus?

Bild: Petra Morales (www.pixelio.de)

Süß und ehrenhaft ist der Tod für das Vaterland


Die Nachricht zum Volkstrauertag am 16. November:
" Die Bundeswehr verstärkt ihre Werbetätigkeit an brandenburgischen Schulen. Wie Bildungsminister Holger Rupprecht (SPD) auf eine parlamentarische Anfrage mitteilte, wurden in den ersten neun Monaten des Jahres insgesamt 373 Wehrdienstberatungen an Schulen durchgeführt. Im gesamten Vorjahr seien es 334 gewesen. Hinzu seien 14 Veranstaltungen gekommen, in denen Jugendoffiziere der Bundeswehr vor insgesamt 257 Pädagogen aufgetreten seien.

Der Minister betonte, dass die Einbeziehung von Jugendoffizieren der Bundeswehr sowohl in den Unterricht als auch in andere schulische Veranstaltungen «erlaubt» sei. Sie gelten als «Sachkundige aus der Praxis», die den von ihnen vertretenen Bereich veranschaulichen können. Ebenfalls möglich sei der Besuch von Einrichtungen der Bundeswehr im Rahmen des Unterrichts. Daten dazu lägen aber nicht vor.

Auf die Frage der Linken-Abgeordneten Gerrit Große, ob ein solcher Besuch dem Schüler zur Pflicht gemacht werden könne, sagte Rupprecht, wenn der Besuch im Rahmen des Unterrichts erfolge, bestehe «Teilnahmepflicht». Für außerunterrichtliche Veranstaltungen dagegen sei die Teilnahme freigestellt.

Der verantwortliche Lehrer leite die Veranstaltung und stehe dafür ein, «dass jede einseitige Beeinflussung der Schülerinnen und Schüler vermieden wird». Ein Teil der Veranstaltungen sei allerdings auch allein von Jugendoffizieren der Bundeswehr durchgeführt worden. Dies hätten Stichproben ergeben."

Habt Ihr eigentlich in den letzten 18 Jahren ob dieser und anderer Meldungen über die zunehmende Militarisierung der Bundesrepublik Deutschland einen ähnlich lauten Aufschrei vernommen wie damals in der DDR, als der Wehrkundeunterricht an den Schulen eingeführt wurde? Gibt es wirklich nicht mehr einen Einzigen der ehemaligen Bürgerrechtler, die nicht durch Pöstchen, Ehrenbürger- und Ehrendoktortitel oder ähnliche Auszeichnungen ruhig gestellt und korrumpiert sind? Dulce et decorum est pro patria mori?

Quelle: ddp-lbg
Bild: Gerd Altmann (www.pixelio.de)

Unwählbar Teil 1: Bündnis 90/Die Grünen

Der deutsch-türkische Obama wird er wohl nicht werden: Cem Özdemir,der neue Vorzeigechef der Grünen. Aber warum eigentlich nicht? Wenn das in den USA mit einem Kandidaten dunkler Hautfarbe geklappt hat, können wir es doch auch mal mit einem Neger versuchen, mögen manche Machtstrategen der Grünen gedacht haben. Nun sind zwar in Deutschland immer noch die Ossis die Neger, aber das haben die Grünen mangels ostdeutscher Wurzeln und vor allem Wähler noch nicht gemerkt.Also kürte man kühn den anatolischen Schwaben Cem Özdemir.Und - um die "junge welt" zu zitieren: "... mit einem wie Cem Özdemir schlägt man ohnehin mehrere Fliegen mit einer Klappe. Auf der einen Seite steht der gelernte Sozialarbeiter als Wirtschaftsliberaler für die Öffnung in Richtung CDU und FDP. Daß er gegen Kriegseinsätze der Bundeswehr nichts einzuwenden hat, versteht sich für einen Spitzenpolitiker dieser Partei ohnehin von selbst. Auf der anderen Seite taugt er als grüne Symbolfigur für jene Schicht, die ganz multikulturell in gut sortierten türkischen Lebensmitelläden einkauft, aber ihren Kindern den Kontakt mit allzuvielen Türken mittels Umzug aus entsprechenden Stadtteilen oder Anmeldung auf Privatschulen zu ersparen gedenkt."

Es gibt dem absolut NICHTS hinzuzufügen, außer vielleicht den wenig bekannten Fakt, dass es unter Ausländern, Schwarzen,Türken usw. prozentual genauso viel politisch Verwirrte gibt wie unter Inländern.Die Grünen und ihre Stammklientel sind ja schon lange angekommen in dieser Parteienlandschaft aus Lügnern und Heuchlern.Fazit: Nichts gelernt aus dem Debakel der Bundeswehreinsätze in aller Welt, der unendlichen Kniefälle, Verbiegungen und Verirrungen unter Schröder. Man wirft den Wählern nur ein stupides und verlogenes "Weiter so ! " an den Kopf. Und damit bleibt diese Partei letztlich weiterhin unwählbar...

Samstag, 15. November 2008

Deutsche Klassiker unter sich


Aus einem Interview des "Stern" mit Rötger "Brösel" Feldmann, dem Erfinder der Comic-Figur "Werner":

Stern:>>... Immerhin hast Du mit Deinem Werner die Sprache Goethes um die zeitlose Wendung "Hau wech die Scheiße!" bereichert.<<
Brösel: >>Stimmt. Aber Goethe war trotzdem besser. Von dem ist "Leck mich am Arsch".<<


Ehrlich gesagt: Mir war dieser Fakt über Goethe entfallen.Was mich mal wieder zu der Frage bringt, was sogenannte Hochkultur eigentlich ist? "Werner" zähle ich schon allein deshalb dazu, weil der Schreckensruf "Die Russen kommen!" von Werners Lehrmeister Röhricht schon so im Bewußtsein des (westdeutschen) Volkes verankert ist,dass man damit wunderbar Politik machen kann. Allerdings stieß Meister Röhricht diesen Ruf nur dann aus, wenn ihm gerade mal wieder ein Trockenklo oder ähnliches auf den Kopf gefallen war. Weitere Zusammenhänge soll der Leser dieses Blogs bitte selbst herstellen...

Quelle des Interviews: "Stern" 40/2008
Bild: Goethe-und Schillerdenkmal vor dem Weimarer Nationaltheater (Christian Rohr, www.pixelio.de)

Freitag, 14. November 2008

Die Flutwelle kommt!


Bevor Rezession und Krise nun völlig über uns zusammenschlagen und die Arbeitslosenzahlen nicht mehr ins Internet passen, hier noch schnell drei Zahlen aus der letzten Woche. Folgende Unternehmen verabschieden sich schon mal vorsorglich aus dem Programm für Vollbeschäftigung unser glorreichen Bundesregierung:

- Eberswalder Wurst GmbH ./. 250 Arbeitsplätze im Barnim
- Karstadt ./. 334 Arbeitsplätze bundesweit
- Sat 1 ./. 250 Arbeitsplätze in Berlin

Bis nächste Woche!

Bild: Beate Klinger (www.pixelio.de)

Stadtentwicklungsausschuss


Trotz meiner Befürchtungen war die Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses am Mittwoch sehr konstruktiv. Und für die neue Straße an der Schule und an der neuen Kita wurden noch einige Bäume und eine Aufpflasterung gegen Raser durchgesetzt. Über viel mehr hatte man im Vorfeld auch nicht meckern können. Große Diskussionen gab es um das Fahrradparkhaus am Bernauer Stadtbahnhof und um das Parkhaus an der Waschspüle.Aber hier beginnen die Planungsrunden ja erst und es wird noch viele Gesprächsrunden geben. Eines zeigte sich aber schon jetzt: Der Ausschuss ist personell gut durchmischt. Es gibt einige Volksverteter und Bürger, die gerne ins Füllhorn greifen würden und andere, die " auf die Mark" sehen. Wirtschaftliche Vernunft trifft auf sozial begründete Freigiebigkeit. Das wird von Fall zu Fall zu interessanten Konstellationen führen. Fast wie bei Monopoly...

Foto: Monopoly-Parken (S. Hofschlaeger, www.pixelio.de)

Bierwirth sprachlos ?

Die brandenburgische SPD- Bundestagsabgeordnete Petra Bierwirth wird 2009 nicht mehr für den Bundestag kandidieren. Nach drei Wahlperioden im Deutschen Bundestag will Bierwirth sich beruflich neu orientieren. So erklärt es uns ihre Webseite. Die Spatzen pfeifen so einiges von den Dächern und man wird den Verdacht nicht los, dass sich hier jemand sein politisches Scheitern schönreden will. Nun gut, sollen sich andere aus der Umfallerpartei um den Posten im Wahlkreis 59 (dem südlichen Teil des Landkreises Barnim, dem Niederbarnim und aus dem Landkreises Märkisch- Oderland) streiten, kommt sowieso nichts Gescheites für den Wähler dabei heraus. Unsere Sondermüll-Petra will zukünftig irgend etwas mit Umweltschutz oder Entwicklungshilfe tun. So sagte sie zwischenzeitlich der Presse. Zu ihrem speziellen Spitznamen im Landkreis Barnim kam sie ja vor allem wegen ihres Einsatzes für die Eberswalder Sondermüllverbrennungsanlage. Das Abholzen der Rüdnitzer Allee war ihr ein Herzensbedürfnis.Gute Voraussetzungen für eine zukünftige Tätigkeit im Umweltschutz, oder? Auch für das BKA-Gesetz, die Vorratsdatenspeicherung und den Afghanistan-Krieg zeigte sie im Bundestag Einsatz.Und die Diätenerhöhungen für die Bundestagsabgeordneten konnte sie immer sehr wortreich begründen. Jetzt wird sie hoffentlich ihren Schreibtisch im Bundestag und ihr e-mail-Postfach aufräumen und dabei feststellen,dass noch einiges offen ist. Vielleicht wird sie ja ihre partielle Sprachlosigkeit gegenüber den Wählern beenden? Mir ist allerdings auch nach der fünfzehnjährigen Tätigkeit dieser Dame im Bundestag noch nicht klar, ob sie sich so etwas wie eine eigene Meinung leistet...

Mittwoch, 12. November 2008

Vicco von Bülow zum 85. Geburtstag


"Ich liebe Politiker auf Wahlplakaten. Sie sind tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." meinte Loriot (* 12. November 1923 in Brandenburg an der Havel), bürgerlich Bernhard Victor Christoph-Carl von Bülow, kurz Vicco von Bülow. Er ist ein deutscher Komödiant oder auch Humorist, Zeichner, Schriftsteller, Bühnenbildner, Kostümbildner, Schauspieler, Regisseur und Professor für Theaterkunst.

Der Künstlername Loriot ist die französische Bezeichnung des Pirols, des Wappentiers der Familie von Bülow. In der mecklenburgischen Heimat des Adelsgeschlechts ist Vogel Bülow eine gängige Bezeichnung für den Pirol.
Herzlichen Glückwunsch zum 85. Geburtstag, lieber Loriot.

Foto: Entdeckt in Lüdenscheid - zwei Herren im Bade (Anne Bermüller, www.pixelio.de)

Dienstag, 11. November 2008

Sachkundige Bürger


Seit etwa drei Wochen ist es amtlich: Ich bin als sachkundiger Bürger in den Stadtentwicklungsausschuß der Stadt Bernau bei Berlin berufen.Und seit etwa einer Woche liegen mir die Vorlagen für die morgige erste Ausschusssitzung nach der Kommunalwahl vor.Die Vorlagen sind äußerst interessant, lassen sie doch einige Schlussfolgerungen sowohl über den Geisteszustand der Verwaltung als auch der zugehörigen Politik zu:

- Natürlich ist die Verwaltung faul und arbeitet mit dem geringsten möglichen Aufwand an Hirnschmalz. Einmal erstellte Straßenbauprojekte werden im ganzen Ort erbarmungslos durchgesetzt, egal ob an der Straße Kita oder Schule liegen, Bäume die Gegend "verschandeln" oder der vorhandene Platz keine 5,20 m Straßenbreite zu lässt. Was nicht passt, wird passend gemacht.Notfalls per Enteignung, Kettensäge und Planierraupe.Da der Bürger sowieso bis zu 90% der Kosten trägt, kann man hier noch so richtig klotzen ohne zu kleckern. Es fällt vor allem auf, dass das Bäumefällen anscheinend jeder besorgen kann. Neupflanzungen macht im Falle einer Kritik immer ein anderes Amt.
- Natürlich sind Politik und Verwaltung gemeinsam Weltmeister darin, für alle möglichen bewährten Kader Versorgungsposten zu schaffen. Da gründet man Stiftungen mit Stiftungvorständen und -beiräten, lässt sich in den entsprechenden Satzungen seitenlang über die Rechte und Vergünstigungen der Mitglieder dieser Gremien aus, ohne sich auch nur den klitzekleinsten Gedanken über die konkreten Aufgaben dieser Menschen, ihre Abwahl oder eine Begrenzung ihrer Amtszeiten zu machen. Die Aufgaben der Stiftung werden so allgemein formuliert, dass man alles oder nichts machen kann, aber das Wichtigste - nämlich das Geldverbrennen, u.a. auch durch Aufwandsentschädigungen für die obengenannten Versorgungsposten - in jedem Fall funktioniert.
- Natürlich sind die Vorlagen für die Stadtverordnetenversammlung von der Verwaltung so allgemein wie möglich gehalten, damit auch bloß nicht zuviel von der offensichtlich allgemein üblichen Kaupelei an das Licht der Öffentlichkeit dringt.
- Und natürlich haben sachkundige Bürger keinerlei Stimmrechte. Und natürlich nehme ich die ganze Tätigkeit viel zu Ernst und werde mir wahrscheinlich über den Stumpfsinn dieser ganzen Tätigkeit und wegen der Vergeblichkeit meines Tuns die Platze ärgern.Und natürlich wird es wohl nicht mehr als ein allseits belächeltes demokratisches Feigenblatt werden.

Aber - um das Postive zu sehen: Wie sich heute schon abzeichnet, wird der Stoff für diesen Blog niemals ausgehen...

Grafik: Behördenstruktur (Stephanie Hofschläger, www.pixelio.de)

Montag, 10. November 2008

1. Bernauer Hefeteig-Backkurs am 8. November









Am Sonnabend hatten M. und ich lieben Besuch. Marita, Siggi und Walter waren zum 1. Bernauer Hefeteig-Backkurs eingeladen.Dazu muss man wissen, dass M. jahrelang ein Backlabor geleitet hatte und ihre Hefekuchen im Familien- und Freundeskreis berühmt sind. Die Drei wollten das jedenfalls auch so gut können.Die Arbeit lief gut, die Hefe spielte mit und zum nachmittäglichen Kaffeetrinken kam ich dann auch wieder aus dem Büro.Lecker.Gestern abend haben wir noch eine schöne Urkunde für jeden entworfen und den Teilnehmern zugeschickt.Und hier sind die Arbeitsmaterialien für diejenigen unter den Lesern dieses Blogs, die es auch einmal mit Hefekuchen versuchen wollen:


Geräte und Materialien:
Küchenherd
Kuchenbleche
Rührgerät
Schüsseln (Metall oder Keramik)
Küchenwaage
Messbecher
Schaber, Löffel




1. Kirschstreuselkuchen mit leichtem Hefeteig

Rezeptur:
Teig: Belag:
400g Weizenmehl Kirschen oder andere Früchte
1 Päckchen Trockenhefe 300g Weizenmehl
1 Esslöffel Zucker 200g Zucker
1 Esslöffel Butter 200g Butter
1 Teelöffel Salz 1 Prise Salz
1 Ei
250ml Milch/Wasser
Mehl zum Bestäuben

Herstellung:
Alle Rezepturbestandteile auf Raumtemperatur, Milch/Wassergemisch auf 30-35°C temperieren. Für den Teig Mehl, Hefe, Zucker, Butter, Salz, Ei in die Schüssel geben, mit langsamer Geschwindigkeit mischen und nach und nach die Flüssigkeit zugeben bis ein glatter, leicht klebriger Teig entsteht. Die Schüssel zur Teigreifung in den auf 35°C vorgeheizten Herd stellen.
Wenn der Teig sein Volumen verdoppelt hat, mit bemehlten Händen gleichmäßig auf ein gefettetes Blech verteilen, mit Früchten belegen und noch etwas ruhen lassen.
Inzwischen die Streusel manuell herstellen und auf den Früchten verteilen.
Den Kuchen bei 200°C (Umluft) oder 220°C (Ober- und Unterhitze) 20 min backen.





2. Streuselkuchen mit mittelschwerem Hefeteig

Rezeptur:
Teig: Belag:
400 g Weizenmehl
11/2 Päckchen Trockenhefe 300g Weizenmehl
3 Esslöffel Zucker 200g Zucker
4 Esslöffel Butter 200g Butter
1 Teelöffel Salz 1 Prise Salz
1 Ei
200 ml Milch
Mehl zum Bestäuben

Herstellung:
Alle Rezepturbestandteile auf Raumtemperatur, Milch auf 30-35°C temperieren. Die Hefe und 1 Teelöffel Zucker in der warmen Milch lösen und in den auf 35°C vorgeheizten Herd stellen bis die Hefe aktiv ist. Für den Teig Mehl, Zucker, Butter, Salz, Ei in die Schüssel geben, mit langsamer Geschwindigkeit mischen und nach und nach die Hefemilch zugeben bis ein glatter, leicht klebriger Teig entsteht. Die Schüssel zur Teigreifung in den auf 35°C vorgeheizten Herd stellen.
Wenn der Teig sein Volumen verdoppelt hat, auf dem Arbeitstisch kurz ausstoßen und zu einer Kugel formen, 15 min ruhen lassen, ausrollen, auf ein eingefettetes Blech legen und noch 15min ruhen lassen.
Inzwischen die Streusel manuell herstellen, den Teig mit Milch bestreichen und die Streusel darauf verteilen.
Den Kuchen bei 200°C (Umluft) oder 220°C (Ober- und Unterhitze) 20 min backen.

Guten Appetit.

Effektivität und Effizienz


Effektivität (von lateinisch effectivus „bewirkend“) bezeichnet das Verhältnis von erreichtem Ziel zu definiertem Ziel. Das Kriterium für das Vorhandensein von Effektivität ist ausschließlich die Frage, ob das definierte Ziel erreicht wird.

Dies ist im Unterschied zur Effizienz unabhängig vom zur Zielerreichung nötigen Aufwand. Effektiv arbeiten bedeutet, unter Einsatz aller Mittel ein Ziel zu erreichen, effizient arbeiten hingegen bedeutet, ein Ziel mit möglichst geringem Mitteleinsatz zu erreichen.

Kompliziert ? Hier kommt die etwas volkstümlichere Erklärung: Die Russen bauen ein neues Atom-U-Boot, fahren damit ins Japanische Meer und bringen mittels technischer Pannen 20 Mann der eigenen Besatzung um. Das ist effektiv. Die Deutschen fahren mit einem Bus auf der Bundesautobahn Nr. 2, der Bus geht in Flammen auf und es sterben 20 Insassen. Das ist Effizienz, denn die russische Mordmaschine hat zwar genau so viel erreicht, war aber viel teurer...

Da die nach jedem Busunglück aufflammenden Diskussionen über die mangelnde Sicherheit von deutschen Autobussen wieder im Sande verlaufen und buchstäblich nichts bewirken werden,wird germanische Technik immer effizienter arbeiten.

Foto: A. Dreher (www.pixelio.de)

Sonntag, 9. November 2008

Zur gestrigen Beerdigung des Bundeswehrsoldaten Patrick B. in Danewitz bei Biesenthal


Der bei einem Anschlag in Afghanistan getötete 25-jährige Stabsunteroffizier Patrick B. wurde gestern am Sonnabend in seinem Heimatort Danewitz bei Biesenthal beigesetzt. Für das Gedenken an den sinnlosen Tod von 30 Bundeswehrsoldaten, gegen das Vergessen,gegen heuchlerische Politikerreden am Grabe dieses armen und fehlgeleiteten Menschen:


Und als der nächste Krieg begann,
da sagten die Frauen: Nein!
und schlossen Bruder, Sohn und Mann
fest in der Wohnung ein.
Dann zogen sie in jedem Land,
wohl vor des Hauptmanns Haus
und hielten Stöcke in der Hand
und holten die Kerle heraus.
Sie legten jeden übers Knie,
der diesen Krieg befahl:
die Herren der Bank und Industrie,
den Minister und General.
Da brach so mancher Stock entzwei.
Und manches Großmaul schwieg.
In allen Ländern gab's Geschrei,
und nirgends gab es Krieg.
Die Frauen gingen dann wieder nach Haus,
zum Bruder und Sohn und Mann,
und sagten ihnen, der Krieg sei aus!
Die Männer starrten zum Fenster hinaus
und sahen die Frauen nicht an...


Erich Kästner "Phantasie von Übermorgen"


Foto: "Verwittert" (BirgitH, www.pixelio.de)

Dialog am Sonntagmorgen

F.:" Und dann müssen wir heute unbedingt das Laub auffegen und das Boot verpacken..."
M.:" Ich möchte mal NICHTS müssen."
F.: " Dann biste tot und dann musste auch wieder was!"
M.: "?"
F.: "Stilliegen!"

Samstag, 8. November 2008

Vor 70 Jahren


Das da hätt' einmal fast die Welt regiert,
Die Völker wurden seiner Herr.
Jedoch ich wollte, daß ihr nicht schon triumphiert:
Der Schoß ist fruchtbar noch,
aus dem das kroch .

Bertolt Brecht, Kriegsfibel, 1955


Als der in Paris lebende siebzehnjährige polnische Jude Herschel Grynszpan am 7. November 1938 in der Deutschen Botschaft auf den der NSDAP angehörenden Legationssekretär Ernst Eduard vom Rath schoß und dieser am 9. November seinen Verletzungen erlag, waren die Juden in Deutschland schon weitgehend diskriminiert und aus "dem Volkskörper ausgestoßen".Grynszpans Tat, der damit gegen die Unterdrückung seiner Familie protestieren wollte, diente den Nazis als willkommener Vorwand zur völligen Verdrängung und Enteignung der Juden aus dem deutschen Wirtschafts- und Kulturleben. Dazu bemühte man die Fiktion einer jüdischen Weltverschwörung.
Man geht heute von mindestens 400 Todesopfern allein in der Pogromnacht aus. Darin sind Selbsttötungen und schwere Körperverletzungen mit Todesfolge enthalten. Nur in Nürnberg z. B. wurden schon am 9. November neun Morde, zehn Selbsttötungen und sieben plötzliche Todesfälle von Juden verzeichnet. Hinzu kam eine unbekannte Zahl von Vergewaltigungen jüdischer Frauen.

Von den in den Progromen der sogenannten "Reichskristallnacht" ca. 30.000 verhafteten und deportierten Juden wurden nachweislich 10.911 – einschließlich von etwa 4.600 Wienern – ins KZ Dachau, 9.845 ins KZ Buchenwald eingeliefert. Für das KZ Sachsenhausen schätzt man mindestens 6.000, eher aber 10.000 Inhaftierte. Die Lagerhaft kostete nochmals Hunderte Menschenleben: In Buchenwald fanden nach Angaben der Lagerverwaltung 207 Juden, in Dachau 185 den Tod, die Opferzahl von Sachsenhausen ist unbekannt. Auch hier wird zusätzlich eine hohe Dunkelziffer angenommen. Denn bereits bei der Ankunft in den KZs wurden Dutzende Juden erschossen, Hunderte starben bei Fluchtversuchen oder an den Strapazen der Zwangsarbeit in den Lagern. Tausende der Überlebenden wurden schwer körperlich verletzt – allein im Jüdischen Krankenhaus Berlin mussten später 600 erfrorene Gliedmaßen amputiert werden – und seelisch traumatisiert.

Die meisten der überlebenden Inhaftierten wurden bis August 1939 wieder entlassen, sofern sie sich schriftlich zur „Auswanderung“ bereit erklärten und ihren Besitz dem Staat übereigneten. Die Zahl der Ausreiseanträge stieg seit dem 9. November 1938 sprunghaft an: Bis Kriegsbeginn verließen noch einmal etwa 200.000 Juden das Reich, mehr als insgesamt von 1933 bis 1938. Sie mussten überall im Ausland ein „Vorzeigegeld“ nachweisen und konnten ihre Ein- und Ausreisevisa häufig nur noch über den Schwarzmarkt, durch Kredite von ausländischen Verwandten und Beamtenbestechung erlangen.

Lassen wir noch einmal Viktor Klemperer in seinem Tagebuch zu Wort kommen, den man nach den Progromen ebenfalls verhaftet hatte, der aber glücklicherweise in Dresden auf einigermaßen menschliche Polizeibeamte stieß. Trotzdem schreibt er als Schlußfolgerung über diese Tage:" Um vier stand ich wieder auf der Straße mit dem merkwürdigen Gefühl: Frei-aber bis wann? Seitdem peinigt uns beide unablässig die Frage: Gehen oder bleiben? Zu früh gehen, zu lange bleiben? Ins Nichts gehen, im Verderben bleiben? Wir bemühen uns immerfort, alle subjektiven Gefühle des Ekels, des verletzten Stolzes, alles Stimmungshafte auszuscheiden und nur die Konkreta der Situation abzuwägen.Zuletzt werden wir das Pro et Contra buchstäblich erwürfeln können.Unter dem ersten Eindruck hielten wir ein Fortmüssen für absolut notwendig und begannen mit Vorbereitungen und Erkundigungen. Ich schrieb am Tag nach der Verhaftung, am Sonnabend, 12.11., dringende SOS-Briefe an Frau Schaps und Georg. Der kurze Brief an Georg begann:"Sehr schweren Herzens, aus ganz veränderter Situation, ganz an den Rand gedrängt, ohne Details: Kannst Du für meine Frau und mich Bürgschaft leisten, kannst Du uns beiden für ein paar Monate drüben helfen?"

Aber die verzweifelten Klemperers kommen nicht mehr heraus aus Deutschland und müssen den sich täglich verschärfenden Terror bis 1945 aushalten...

Quelle: Wikipedia und Viktor Klemperer: Tagebücher 1937-1939
Foto: Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin (Martin Gapa. www.pixelio,.de)

Freitag, 7. November 2008

Das Sturmgeschütz der Demokratie


Obwohl ich diesen Landserjargon hasse wie fast nichts Anderes in der Welt: Es soll so etwas wie in der Überschrift mal gegeben haben. Und es ist erst 6 Jahre her! Vor genau 6 Jahren nämlich starb Rudolf Augstein.Er war ein deutscher Journalist, Verleger, Publizist und der Gründer des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“. Mit seinem unermüdlichen Eintreten für Demokratie und Pressefreiheit war er der wahrscheinlich wichtigste deutsche Journalist der Nachkriegszeit.Augstein verachtete die Arroganz der Macht und - egal ob katholische oder sozialdemokratische, christsoziale oder gewerkschaftliche Bonzen beteiligt waren: Den Herrschenden in Staat, Kirche und Wirtschaft hielt er seinen "Spiegel" vor und machte sie lächerlich. Leider ist mit seinem Erbe in der Folgezeit mehr als liederlich umgegangen worden...

Foto:Till Eulenspiegel-Statue auf dem Marktplatz zu Mölln (Kevin Fricke, www.pixelio.de)

Die Geschichte vom frechen Hund

Du darfst so frech sein, wie es dir gefällt
(Dafür sind Kinder auf der Welt)
Doch ist’s nicht klug, gemein zu sein
Wer andre quält, ist schnell allein
Auch du brauchst Freunde ganz gewiss
Vertreib sie nicht mit wildem Biss!
Das rät dir, das ist doch klar,
Der liebe Hund, der so furchtbar fies und frech einst wa
r…

Wer sich nicht traute, das "kleine Ferkel" zu verschenken,für den gibt es jetzt eine schöne Alternative: die Geschichte vom frechen Hund,ein drolliges Bilderbüchlein, das kleinen Kindern großen Spaß macht und ihnen erklärt, warum es klug ist, freundlich zu sein.Nachdem das Ferkelbuch über Wochen hinweg in den Medien kontrovers diskutiert wurde, hat das Team Schmidt-Salomon/Nyncke ein weiteres Kinderbuch veröffentlicht. Es heißt "Die Geschichte vom frechen Hund" und richtet sich an die jüngsten Leserinnen und Leser. Im Unterschied zu "Wo bitte geht’s zu Gott? fragte das kleine Ferkel" haben die Autoren diesmal auf religionskritische Attacken verzichtet. Stattdessen legen sie mit der "Geschichte vom frechen Hund" eine liebevolle Einführung in die evolutionäre Ethik für Drei- bis Fünfjährige vor. Es geht in dem Buch um einen richtig frechen Hund, der großes Vergnügen daran findet, andere zu beißen. Doch eines Tages fällt er in ein tiefes Loch, aus dem er aus eigener Kraft nicht herauskommt. Da entdeckt er, wie wichtig es ist, Freunde zu haben, und warum es klug ist, freundlich zu sein.(zitiert nach Newsletter der Giordano Bruno Stiftung)

Donnerstag, 6. November 2008

Obam, obamer, am obamasten


"Der Messias ist gelandet" lautet meine kurze Zusammenfassung der deutschen Medienberichterstattung aus den vergangenen zwei Tagen.Und so,wie sich fast 91 Prozent der befragten Deutschen endlich einen "starken und weisen Mann" im Weißen Haus wünschen, gebärden sich auch die Medien. Das Zweite Deutsche Fernsehen schickt für unsere GEZ-Gebühren extra die hochqualifizierte Fernsehansagerin Petra G. nach Washington,stellt sie dort vor eine Fototapete vom Weißen Haus und lässt sie äußerst wichtige Plattheiten über den amerikanischen Wahlkampf verkünden.Das hätte sie natürlich niemals so schön aus Mainz machen können! Die deutschen Zeitungen titeln "Amerika wählt den Wandel", "Frischer Wind im Weißen Haus", "Erfolg auf der ganzen Linie","Gutes Ereignis für den Rest der Welt"," Der Welt-Hoffnungsträger", "Europas Euphorie", "Begeisterung für den Wahlsieg", und was man sonst noch an Schmonzetten* im deutschen Blätterwald absondern kann. Ganz nebenbei bringt man den Deutschen bei, dass "Russland der Welt" mit Kurzstreckenraketen im unrechtmäßig besetzten Kaliningrad droht, während doch "die Welt" gerade mit leuchtenden Augen auf die Verheißung aus USA blickt und dementsprechend gelähmt erscheint. Nur ganz wenige vorsichtige Journalisten weisen darauf hin, dass Obama Europa finanziell und personell viel mehr an den Abenteuern der USA beteiligen und vor allem niemals die US-amerikanischen Interessen vergessen wird.Diesen Satz darf man sich ruhig etwas ausmalen oder auf der Zunge zergehen lassen.

Und was sagt Karl Marx dazu? In seiner heute noch von vielen Historikern geschätzten Analyse " Der achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte" setzt er sich im Frühjahr 1852 mit dem dritten Napoleon und dessen "Partei der Ordnung" in Frankreich auseinander. Die Schrift beginnt mit dem berühmten,immer und überall gültigen Worten:" Hegel bemerkt irgendwo, dass alle großen weltgeschichtlichen Tatsachen und Personen sich sozusagen zweimal ereignen. Er hat vergessen hinzuzufügen: das eine Mal als Tragödie, das andere Mal als Farce**."
Und daran werden wir bald denken, wenn Obama vor Europas Türen steht...



* Schmonzette: Jiddisch für "rührseliges, dramatisch wertloses Stück"; abgeleitet von "Schmonzes" = Unsinn.
** Farce: im Theater ein derbes, komisches Lustspiel, eine Posse.


Bild: "News" (Stephanie Hofschlaeger,www.pixelio.de)
Zitate: "Märkische Oderzeitung" vom 6.11.2008 und Karl Marx/Friedrich Engels: Ausgewählte Werke in sechs Bänden, Dietz Verlag 1974

Mittwoch, 5. November 2008

Na, was vergessen ?


Neues aus der Mittelstraße: Die Straße ist noch gar nicht fertig und schon sind die Beton- und Asphaltsägen gefragt. An der Ecke Lessingstraße wird der gerade vor einigen Wochen gegossene Asphalt großflächig wieder aufgesägt.Ich habe - ehrlich gesagt- schon eine ganze Weile darauf gewartet.Call me Cassandrus...

Foto: Maren Beßler (www.pixelio.de)

Dienstag, 4. November 2008

Kurt Tucholsky zur aktuellen Finanzkrise


Vielen Dank an Uschi und Peter für diese "Zuarbeit":


Wenn die Börsenkurse fallen,

regt sich Kummer fast bei allen,

aber manche blühen auf:

Ihr Rezept heißt Leerverkauf.


Keck verhökern diese Knaben

Dinge, die sie gar nicht haben,

treten selbst den Absturz los,

den sie brauchen - echt famos!

Leichter noch bei solchen Taten tun sie

sich mit Derivaten:

Wenn Papier den Wert frisiert,

wird die Wirkung potenziert.

Wenn in Folge Banken krachen,

haben Sparer nichts zu lachen,

und die Hypothek aufs Haus

heißt, Bewohner müssen raus.


Trifft's hingegen große Banken,

kommt die ganze Welt ins Wanken -

auch die Spekulantenbrut

zittert jetzt um Hab und Gut!


Soll man das System gefährden?

Da muss eingeschritten werden:

Der Gewinn, der bleibt privat,

die Verluste kauft der Staat.


Dazu braucht der Staat Kredite,

und das bringt erneut Profite,

hat man doch in jenem Land

die Regierung in der Hand.

Für die Zechen dieser Frechen

hat der kleine Mann zu blechen

und - das ist das Feine ja –

nicht nur in Amerika!


Und wenn Kurse wieder steigen,

fängt von vorne an der Reigen -

ist halt Umverteilung pur,

stets in eine Richtung nur.


Aber sollten sich die Massen

das mal nimmer bieten lassen,

ist der Ausweg längst bedacht:

Dann wird ein bisschen Krieg gemacht.


Kurt Tucholsky, veröffentlicht in "Die Weltbühne" im Jahre 1930, also vor 78 Jahren. Wie sich die BIlder gleichen!


Frage an die Allgemeinheit: Warum lassen wir uns dieses immer gleiche falsche Spiel wieder und wieder von diesen Hurensöhnen und ihren wohlfeilen,willfährigen Nutten aus der Politik gefallen?


Bild: "Geldvernichtung" (Rainer Sturm, www.pixelio.de)


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Wir sind noch lange nicht am Ende, wir fangen ja gerade erst an...