Da reist der Regierungschef eines freien Landes zu einem anderen Regierungschef eines freien Landes. Beide beraten sich über Wirtschaftsprobleme. Die Rede ist von dem griechischen Regierungsvchef Tsipras und Wladimir Putin, dem EU-weit verschrieenen Wiedergänger Iwan des Schrecklichen. Tsipras will sein Land irgendwie aus der Misere führen. Dafür wurde er gewählt.
Und schon kommen die "Spezialisten" der EU und die Schreiberlinge der MSM (Mainstream-Medien, gemeinhin auch "Lügenpresse" genannt) aus ihren Löchern, die noch nicht einmal die einfachsten Ansätze der
Volkswirtschaftslehre verstanden haben. Sonst wäre ihnen nämlich schon längst aufgefallen,
dass man eine Volkswirtschaft mit Sparen nicht aus der Rezession holen kann. Beweis gefällig? Bitte schön: Die Schulden Griechenland sind in den letzten vier Jahren der
Sparorgie immer weiter gestiegen, um es genau zu sagen von 112,9% in Jahre 2009 auf
sagenhafte 175,1% des BIP in 2013. In absoluten Zahlen 316,7 Milliarden Euro
bzw. 28.817 Euro pro Person. Zum Vergleich: die deutsche Pro-Kopf-Verschuldung betrug am 10.April 2015 um 11:50 Uhr 26.385 Euro. So schlimm scheint es also um Griechenland gar nicht zu stehen, sieht man nur die Staatsschulden. (Nur so nebenbei: In ihrem Abschlussbericht über die Zahlungsbilanz der
ehemaligen DDR 1975 bis 1989 weist die Deutsche Bundesbank eine Auslandschuld
der DDR von 19,88 Milliarden DM gegenüber dem nichtsozialistischen Wirtschaftsgebiet = NSW = Westen aus. Dem gegenüber standen
Guthaben von 6,11 Milliarden Valuta-Mark aus dem Handel mit dem Sozialistischen
Wirtschaftsgebiet. Daraus ergibt sich rein rechnerisch eine Pro-Kopf-Verschuldung jedes einzelnen DDR-Bürgers von 810 DM = 317 Euro. Soweit quasi nebenbei zum Pleite-Staat DDR)
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Das Parlament in Athen (greichenland-deals, pixelio.de) |
Während die BR Deutschland ihre Schulden (noch) bedienen kann, ist Griechenland als Staat, man muss es so deutlich sagen, vollkommen Pleite. Griechenland kann
niemals seine Wettbewerbsfähigkeit in einer Art steigern, dass es die Zinsen
dieser gewaltigen Zinslast bedienen kann, geschweige denn auch noch etwas
zurückzahlen. Womit denn auch? Mit eingelegten Oliven oder Feta-Käse? Schuld daran sind nicht etwa "die Griechen", sondern natürlich
diejenigen, die in und für Griechenland die Verantwortung hatten. Das waren die
Regierungen der PASOK und der NEA DEMOKRATIA, die seit 1975 Griechenland
schön abwechselnd und zum Schluss in einer Koalition regiert haben.
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Aktienkurse (I-Vista, pixelio.de) |
Schuld ist aber
auch eine EU-Bürokratie, die dem Treiben der griechischen Bankrotteure
wohlwollend bis hilflos zugesehen hat. Schuld ist auch ein ehemaliger Vizepräsident von Goldman Sachs, einer Institution, die dem damals schon von seinen Reichen ausgeplünderten Griechenland bescheinigte, "reif" für den Euro zu sein. Dieser ehemalige Vize von Goldman Sachs heißt Mario Draghi, ist - wieder nur nebenbei angemerkt- heute derjenige, der mit unsere Altersvorsorge wie Lebensversicherungen oder Spareinlagen Vabanque spielt, indem er die Leitzinsen der europäischen Zentralbank nahzu auf Null setzte und Billionen Euronoten drucken lässt, weil man in der EU angeblich unbedingt eine Inflation braucht. Die derzeitige Politik der EZB sorgt dafür, dass der deutsche Aktienindex DAX mit etwa dem Doppelten überbewertet ist, die Konzerne durch den unterwerteten Euro Milliarden an Exportgewinnen einstreichen und dieser Wahnsinn durch den Kleinsparer bezahlt wird. Wenn der nämlich auf die Zinsen seines Sparbuches oder seiner Geldanlage schaut und ihm dabei die Tränen kommen, sagen ihm sogenannte "Finanzexperten" frech, er könne ja in Aktien investieren. Richtig, kann man. Wenn man sein sauer verdientes Geld in dieser x-ten Finanzblase seit 2000 unbedingt verbrennen möchte.
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Zerreißprobe (lupo/pixelio.de) |
Zurück zu Griechenland: Schuld an der Misere dieses Landes ist ein Wirtschaftsverständnis,
das nicht einsehen will, dass "Wettbewerbsfähigkeit" ein relativer
Begriff ist. Wenn ein Land an Wettbewerbsfähigkeit gewinnen soll, müssen
zwangsläufig andere an Wettbewerbsfähigkeit verlieren. Wenn ein Land
sich verschuldet, ist zwangsläufig ein anderes Land der Gläubiger. Man kann
nicht den Schuldner verurteilen und gleichzeitig stolz auf seine Überschüsse
sein, wie von Merkel immer zu hören ist. Denn ohne die Verschuldung anderer Länder
hätte Deutschland keine Überschüsse. Insofern kann Griechenland seine Schulden niemals abarbeiten. Es wird weiterhin Kredite aufnehmen, um die Zinsen der Kredite zu zahlen, die es davor für die Zinsen der Kredite davor und die Zinsen der Kredite davor bzw. die Zinsen der Kredite davor aufnehmen musste. Und da niemand in der EU bereit ist, über einen Schuldenschnitt zu sprechen, geht das endlos so weiter. Gewinner sind - wen wundert es wirklich - die Banken.
Es scheint keinen Ausweg zu geben. Es sei denn, die Griechen erfinden das Perpetuum mobile oder sie verdrängen die italienischen oder spanischen oder französischen Oliven- oder Weinbauern vom Markt, bauen ein besseres Auto als Daimler oder VW oder erfinden ein neues Sturmgewehr für die deutsche Bundeswehr. Wir haben für alle Waren Überproduktion und damit Verdrängungswettbewerb in der Welt und es dürfte für Griechenland Jahre oder Jahrzehnte dauern, hier die Füße in irgendwelche Markt-Türen zu bekommen. Was bleibt also Tsipras, dem griechischem Regierungschef?
Tsipras fährt zu Putin. Und schon geht das Geschrei unserer Mikro-Ökonomen in Deutschland und der EU los. Wie kann dieser Grieche sich gegen die einheitliche Politik der EU wenden? Mit den bösen Russen darf nicht gesprochen werden. Nun bekommt Tsipras vielleicht die South-Stream-Gaspipeline. Weil die Bulgaren so blöd waren und vor der EU gekuscht haben. Und Tsipras wird das griechische Gemüse los. Er wird Arbeitsplätze schaffen, er wird also auch die Zinsen zahlen können.
Die Frage für mich ist jetzt einzig und allein noch, ob man, wenn alle regierenden Vollidioten in diesem Westeuropa wollen, dass der Kontinent in die Jauchegrube springt, wirklich mitmachen muss oder sich so verhalten sollte wie dieser Grieche...