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Donnerstag, 30. Juli 2009
Die Gelben Seiten oder: Jemand, der sich auskennt
"Die Aufständischen sind nicht mit den Taliban der 90er Jahre und auch nicht mit der Terrororganisation Al Qaida gleichzusetzen. Sie rekrutieren sich zunehmend aus den Söhnen der verarmten paschtunischen Bauern, die keine Perspektive im Lande Karsais sehen. Sie haben die Hoffnung auf eine bessere Zukunft unter der gegebenen Machtkonstellation verloren. Sie haben keine Zeit, weitere Jahre zu warten, bis der Einfluß der Zentralregierung bis in ihre Lebenssphäre reichen wird. Ihre Familien würden verhungern. Sie verstehen die Politik der Zentralregierung und der internationalen Gemeinschaft nicht. Wie sollten sie dies auch, wurden doch ihre Dörfer regelmäßig immer wieder bombardiert?" So ein Ausschnitt aus einer Analyse von Jürgen Heiducoff, Oberstleutnant der Bundeswehr, die sich mit der aktuellen Situation in Afghanistan befaßt. Heiducoff war nach Angaben der ARD-Sendung Monitor vom 31.7.2007 Militärpolitischer Berater an der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Kabul.
Dieser Text stammt aus der"jungen welt" online, die ihn wiederum der Website des Arbeitskreises Darmstädter Signal (»Das kritische Forum für Staatsbürger in Uniform«, www.darmstaedter-signal.de) entnommen hat.
Heiducoff stellt in seinem Beitrag unbequeme Fragen, z.B. "Ist dies eine noch zu bändigende Kriegsmaschine? Sind den Generalen und Offizieren, die für die Operationsplanung Verantwortung tragen, manche Konsequenzen ihrer Operationen klar? Bleiben die Militärs im politischen und völkerrechtlichen Rahmen? Haben die Politiker noch ein reales Lagebild?", um dann zu schlußfolgern:
"Ich weiß, daß man viele dieser Fragen verneinen muß."
Von seinen abschließenden Empfehlungen beinhaltet keine einzige die weitere Eskalation der Kriegsführung. Unsere Scharfmacher in CDU, SPD und Grünen brauchten nicht einmal die Gelben Seiten zu benutzen, um jemanden zu finden, der etwas von der Sache versteht...
Foto: Afghanischer Nomade (Detlev Beutler, www.pixelio.de)
Dumm geboren, nichts dazu gelernt und noch die Hälfte vergessen
Ein Peloton im alten Sinne ist übrigens ein Erschießungskommando. Unser General wird hoffentlich wenigstens d a s wissen.
Mittwoch, 29. Juli 2009
Die Besteuerung von Dienst- oder Firmenwagen
Böse und drastische Menschen haben sie schon maßlos beschimpft und sie ist Dauerthema in Kabarettsendungen: Ulla "wie Scheiße am Schuh" (Zitat: Volker Pispers) Schmidt, selbst für SPD-Verhältnisse bemerkenswert unfähig und immer wieder da, wo man sie nicht braucht. Auch in Spanien. Sie hat nicht nur Milliardenschäden im Gesundheitssystem angerichtet, ihre sogenannten Reformen geben den Reichen und nehmen den Armen.Persönlich habe ich ihr die Streichung meines Krankengeldanspruches zu verdanken, denn dieser Anspruch ist für Selbständige seit Trullalas letzter "Reform" ab 2009 nicht mehr mitversichert.Danke, Du ... naja, das sparen wir uns jetzt mal, denn was können die armen Rindviecher dafür, die sind nicht so blöd.Manchmal habe ich den Verdacht, sie setzt ihr dämliches Dauergrinsen und ihre gräßlichen Aachener Mundart als Nahkampfwaffe ein. Wahrscheinlich gibt ihr jeder Recht, nur damit sie mit dem Sülzen und Grinsen aufhört.
Aber zur Sache: An der gegenwärtigen Diskussion um Trullalas Lustreise durch Spanien mit ihrem Dienstwagen stört mich vor allem der Nebelvorhang, der hier wieder einmal gezielt gelegt wird. Alle regen sich auf, dass sich die Dame den Dienst-Benz über Tausende von Kilometern hinterher schicken lässt. Aber die wesentliche Frage wird nicht gestellt: Wie hält sie es denn mit der Versteuerung des steuerpflichtigen Nutzungswertes für das Dienstauto? Schweinchen Steinbrück und seine nicht weniger geldgierigen Vorgänger im Amt des Bundesfinanzminiskus haben sich nämlich für alle Dienstwagennutzer in diesem Land eine Sondersteuer einfallen lassen. Da die Dienst- oder Firmenwagen in der Regel auch für private Fahrten genutzt werden können, muss der dadurch erzielte geldwerte Vorteil versteuert werden.Weiß leider außer den Betroffenen - vom Manager über den normalen Selbständigen bis zum angestellten Außendienstler - kaum jemand. Der geldwerte Vorteil - also der Nutzen,den der Fahrer erzielt, weil er sich z.B. kein Auto kaufen muss - heißt steuertechnisch auch Nutzungswert. Es gibt nun verschiedene Möglichkeiten, diesen Wert zu ermittelln: In der Regel benutzt man die Pauschalmethode, d.h. 1 Prozent des Listenpreises des Fahrzeuges werden monatlich als Steuer einbehalten.Wenn man den Wagen z.B. zehn Jahre fährt, zahlt man also 10 Jahre lang jeden Monat ein Prozent des Neuwertes an Schweinchen Schlau oder seine Nachfolger. Super Geschäft für den Fiskus.
Der Nebelvorhang um Trullalas gepanzerten Benz besteht ja im Moment aus wortreichen Erklärungen des Warums oder Wiesos,d.h. wozu ein Auto gut ist und wie groß es für das Ego einer Ministerin sein muss, wo das Auto überall war und und und. Das ist alles uninteressant. Wichtig ist doch eigentlich nur, ob diese Dame genauso wie der normale Bürger für die private Nutzung des Dienstautos auch Steuern zahlt? Und genau das hat noch keiner gefragt und wird offiziell auch keiner fragen...
Foto: Mercedes-Benz Oldtimer (Rike, www.pixelio.de)
Dienstag, 28. Juli 2009
Zahl der Woche
5,07 Milliarden Euro Kirchensteuer zahlten im Jahre 2008 die Katholiken in Deutschland.
Foto:S. Hofschlaeger (www.pixelio.de)
Auf Flüchtende wird geschossen
Allerdings hatte man die Taschenkarten-Formel bereits vor drei Jahren verkürzt. Ein deutscher Soldat musste sich fortan nur noch »soweit praktisch möglich« an das humanitäre Kriegsvölkerrecht halten. Prima Methode und irgendwie bekannt und vor allem selbst erlebt während meiner Wehrdienstzeit bei den Grenztruppen der DDR: Politische und militärische Führung schieben die Verantwortung, einen niemals so erteilten Schießbefehl auszuführen, einfach dem letzten Untergebenen zu. Genau wegen dieser Praxis wurden nach der Wende hunderte Prozesse geführt´und letzten Endes vor allem die Kleinen, die Letzten in der Befehlskette, verurteilt.
Seit Freitag gibt es nun eine neue »Klarstellung« auf der sogenannten Taschenkarte. Ein Soldat muss sich nicht mehr angegriffen fühlen, um loszuballern. Und auch auf Fliehende, die man als Feind erkannt hat oder zugewiesen bekam, kann jetzt geschossen werden.Einziger Unterschied zur DDR: Der Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr ist vom Bundestag beschlossen. Allerdings hat man die beteiligten Völker nicht gefragt - damals wie heute. Der Flüchtende ist natürlich tot oder schwer verletzt- damals wie heute.Nun wird also wieder "auf der Flucht erschossen". Nichts weniger als eine Schande für jeden demokratischen Rechtsstaat.
Übrigens: Meine Grenzdienstzeit an der Westgrenze der DDR endete im April 1974 und verlief glücklicherweise unblutig.Mein Problem ist nur , dass ich auch heute noch nach 35 Jahren wenigstens einmal im Jahr schreiend aufwache.Mein Albtraum ist immer der Gleiche: Ich sitze nachts auf einem BT 11 (Beobachtungsturm, 11 m hoch),im Scheinwerfelkegel rennt jemand in Richtung Westen und ich weiß, dass ich schießen muss...
Montag, 27. Juli 2009
An Ecki und die ganze dumme Blase*
fühlt sich auch als großes Tier..."
Dr. Rolf Handke
dt. Ingenieur u. Hobby-Aphoristiker, geb. 1942
* in Ergänzung meiner gestrigen Ausführung zur gequirlten Kacke aus der Feder unserer Hilfspolitiker.Diese Leute sollten sich - zur Bestimmung der eigenen "Größe"- öfter mal im Spiegel betrachten.
Sonntag, 26. Juli 2009
Defätisten werden demnächst erschossen
Zur absoluten Hochform läuft von Klaeden aber auf, wenn er am Schluß postuliert: " Unverantwortliches Geschwätz über Abzugsstrategien lässt jetzt in Afghanistan an unserer Verlässlichkeit zweifeln. Schon heute treiben solche Parolen Afghanen, die dann nicht mit abziehen können, in die Arme der Taliban. Wer in Deutschland Rückzugspläne diskutiert, der untergräbt die Basis unseres Erfolgs".
Richtig, Defätisten gehören erschossen. Aber welchen Erfolg meint er? In Afghanistan ? Die totgeschossenen Frauen und Kinder ? Oder sind für ihn ein neugestiftetes Eisernes Kreuz und ein neues Kriegerdenkmal schon große Erfolge? Oder die gestiegenen Profite der Rüstungsindustrie ? Oder Obamas Küsschen für Merkel ? Und wer treibt die Afghanen in die Arme der Taliban? Die Luftangriffe auf Hochzeitsgesellschaften, die sonstigen Kollateralschäden durch die NATO oder die Korruptheit der Karsai-Bande ?
Dieser Klaeden scheint jedenfalls nicht nur blind zu sein, er ist auch noch taub und hat ein sehr beschränktes Erinnerungsvermögen. Über seinen Geisteszustand mag ich nicht richten, er ist ja nur die Stimme seines Herrn, nicht mehr als eine Handpuppe. Wenn er doch dazu auch noch stumm wäre ! Leider ist er es nicht und so erwarte ich demnächst einen Gesetzentwurf der CDU gegen die heutigen Kriegsverräter in diesem unseren Land...
Freitag, 24. Juli 2009
Schon wieder Neues vom Hubert
Am Mittwoch bei der Tagung des Stadtentwicklungsausschusses ging es fast ausschließlich um die seit 18 Jahren anhängige Ortsumgehungsstraße von Bernau. Die Stadtverwaltung hatte uns - den Abgeordneten und sachkundigen Bürgern - dazu eine Vereinbarung mit der Landesregierung vorgelegt, die - deutlich gesagt - in der freien Wirtschaft als sittenwidrig eingestuft worden wäre.Der zuständige Planungsleiter redete dann auch mit Engelszungen auf uns ein,dem Machwerk unsere Zustimmung zu geben und tischte eine Hintergrundinformation und Nebenabsprache nach der anderen auf.Leider hatte er wohl die Vorlage nicht richtig gelesen, denn in der Vereinbarung stand ganz deutlich geschrieben, dass alle Nebenabsprachen der Schriftform bedürfen und sonst "nicht getroffen" wurden.Das ganze Gerede von Vorrangigkeit der Ortsumgehung und Bereitschaft des Landes, die Straße in den Landesplan aufzunehmen für die Katz? Wir werden es erleben, denn leider wurde der Vorlage von der Mehrheit zugestimmt. Begründung: Man hätte jetzt 18 Jahre herumgeredet und müsste endlich mal Nägel mit Köpfen machen.Dass Bernau mit dieser Vereinbarung, die ausschließlich die Belange des Landes berücksichtigt, sehenden Auges in eine neue Schwimmbadaffäre schliddert, wollten die Genossen von SPD und Linken nicht begreifen.
Übrigens: Böse Zungen behaupten, es muss jetzt deshalb so schnell gehen, damit der Hubert im kommenden Wahlkampf um das Bürgermeisteramt ein gewichtiges Argument auf seiner Seite hat. Das ist durchaus denkbar, es geht ja um die Lebensqualität vieler Bernauer und für Hubert und sein angestelltes Personal im Rathaus geht es bei der Wahl um die Jobs. Ein neuer Bürgermeister könnte neue Leute mitbringen.Da redet man sich schon mal gern den Mund fusslig, um einen stinkenden Fisch als wohlriechend auszugeben. Was nach dem Wahlkampf kommt, interessiert natürlich keinen dieser Strategen.
Ich wasche meine Hände in Unschuld. Immerhin habe ich wohl doch zwei Abgeordnete mit meinen Argumenten überzeugt, denn die stimmten mit mir gegen dieses Machwerk...
Foto: Blick auf die Brauerstraße in Bernau bei Berlin (© fv 2009)
Donnerstag, 23. Juli 2009
Alte Liebe rostet nicht
Der war auf seine Gattin sehr stolz.
Die trug eine goldene Haube
Und war eine Messingschraube.
Sie war etwas locker und etwas verschraubt,
Sowohl in der Liebe, als auch überhaupt.
Sie liebte ein Häkchen und traf sich mit ihm
In einem Astloch. Sie wurden intim.
Kurz, eines Tages entfernten sie sich
Und ließen den armen Nagel im Stich.
Der arme Nagel bog sich vor Schmerz.
Noch niemals hatte sein eisernes Herz
So bittere Leiden gekostet.
Bald war er beinah verrostet.
Da aber kehrte sein früheres Glück,
Die alte Schraube wieder zurück.
Sie glänzte übers ganze Gesicht.
Ja, alte Liebe, die rostet nicht!
Joachim Ringelnatz ( 1883 - 1934)
Hier ist der Beweis: Auch Nägel und Schrauben oder Häkchen sind offenbar nur Menschen. Geht's Dir mal richtig dreckig - ein Gedicht von Ringelstern oder Morgennatz wirkt wahre Wunder...
90 Jahre Bauhaus
Erfreulich ist daran auch, dass in der Ausstellung ebenfalls die Bundesschule Bernau Berücksichtigung gefunden hat. Demnächst wird es dort im Berliner Gropiusbau auch einen Flyer der Bernauer Stadtmarketing GmbH mit den wichtigsten Fakten zur Bundesschule sowie Hinweisen zur Anreise geben. Wir Bernauer würden uns über möglichst viele Gäste freuen. Das Bauhaus-Ensemble ist wirklich beeindruckend. Leute kommt zu uns, Ihr seit herzlich willkommen! Auch wenn es unsere trantütige Stadtverwaltung trotz mehrmaliger Aufforderung durch das Stadtparlament und seine Ausschüsse noch immer nicht geschafft hat, mit Wegweisern auf das Baudenkmal hinzuweisen...
Die dussligen grünen Bonzen
Wobei: An der Überschrift stimmt die Farbe nicht.Ansonsten ist sie korrekt.Heute morgen konnte ich lesen, dass die Bonzen der Grünen wirklich richtig dusslig und auch noch stolz darauf sind, dass ihre Partei keine Pazifistenpartei mehr ist. Mir dreht sich bei sowas nur noch der Magen um. Den heutigen Schlagzeilen haben diese widerlichen Heuchler nichts entgegen zu setzen als die Forderung nach einem richtigen Konzept für diesen Einsatz in Afghanistan.Verräter an ihrer eigenen Partei und deren Mitgliedern. Andere Wahnsinnige fordern gar ein noch robusteres Mandat der Truppe. Da unten sterben Menschen für das Kapital, für sinnlose Abenteuer und Politiker schwafeln dämliches Zeug. Aber wenn alle Stricke reißen - und das werden sie - haben wir ja jetzt ab September endlich das fertige neue Ehrenmal der Bundeswehr. Für die Gedenktafeln.So wie in Kiel am U-Boot-Ehrenmal für die Tausende von Namen. Notfalls baut man 'ne Wand im Kriegsministerium an, wenn das Projekt für das Ehrenmal schon zu klein ist.
Kriegsminister Jung hat übrigens noch nicht gecheckt, was da unten so richtig los ist. Er spricht immer noch vom Kampf gegen Terroristen, aber seit wann gehen Terroristen in offener Feldschlacht vor? Witzig finde ich immerhin das Gequatsche über den Einsatz von Leopard-Panzern. Wie man hier nachlesen kann, sind die schon längst dort. Übrigens: Die Taliban können auch Panzer fahren. Haben sie gegen die Russen mehrmals bewiesen.Und hoffentlich sind die Leoparden schnell genug. Die T 72 der Russen waren es,jedenfalls teilweise. Einige kamen noch schnell genug weg. Über die Grenze...
Foto: Gedenkstein auf dem Schönower Friedhof für Opfer der letzten Kriegstage des Zweiten Weltkrieges (© fv 2009)
Mittwoch, 22. Juli 2009
Die Berliner S-Bahn oder: Wo wir sind, ist das Chaos...
... leider können wir nicht überall sein. Dieser alte Spruch aus meiner Jugendzeit fiel mir gestern wieder ein, als mir M. von ihren neuesten Erlebnissen im hauptstädtischen Nahverkehr berichtete. Auch der alte Ökonomenwitz aus dem sechziger Jahren hat nichts von seiner Aktualität eingebüßt: Zum 50. Jahrestag der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution im Jahre 1967 schickt Walter Ulbricht den befreundeten Völkern der Sowjetunion ein großes Paket. Inhalt soll eine neue Geheimwaffe gegen den Klassenfeind sein. Als man dieses Paket im Kreml auswickelt, ist man sehr enttäuscht, denn es enthält nur zwei schlafende Männer. Der Generalsekretär der KPdSU ruft daraufhin in Berlin an und bekommt die Auskunft:" Bloß nicht wecken, das sind zwei Ökonomen aus der DDR, die sind schlimmer als 10 Atombomben !"
Ein paar Bemerkungen zu diesem Witz für die Leser dieses Blogs von jenseits der Elbe:
1.Die Berufsbezeichnung "Ökonom" entspricht dem BWLer, der gerade dabei ist, Ihre bisher noch rentabel arbeitende Firma in den Ruin zu treiben.
2.Zwar ist die DDR nach wie vor an allen Missständen im vereinigten Deutschland schuld, nach 20 Jahren sollte diese Entschuldigung allerdings nicht mehr gelten.
3.Nicht alles in der DDR war so schlecht wie ihre Ökonomie.
Wer beschreibt mein Erstaunen, als ich dann gestern im "Tagesspiegel" einen eher sarkastischen Beitrag über das gegenwärtige S-Bahn-Chaos in der Hauptstadt lesen durfte. Obwohl mir Zynismus nicht ganz fremd ist, fand ich folgende Auslassungen für eine staatstragende Zeitung dann doch sehr stark:
"1945, bei der letzten vergleichbaren S-Bahn-Krise, verkehrten die Züge bis zum 25. April, wenige Tage vor der Kapitulation, trotz ständiger Luftangriffe und trotz Artilleriebeschuss. Am 25. April 1945 waren 75 Prozent der Wagen wegen der Russen nicht mehr funktionsfähig. Heute sind 70 Prozent der Wagen wegen des Managements nicht mehr funktionsfähig." Es gibt allerdings einen gewaltigen Unterschied zu damals: Die ersten S-Bahnzüge fuhren bereits am 6.Juli 1945 wieder, da die Rote Armee
daran interessiert war, in dem von ihr besetzten Land schnellstmöglich wieder normale Zustände einziehen zu lassen. Die S-Bahn-Manager von heute können uns allerdings bisher nicht sagen, wann die S-Bahn wieder funktioniert. Ich sage ausdrücklich FUNKTIONIERT !
Außerdem lag der Zustand der S-Bahn 1945 wohl nicht so primär an den Russen, sondern am genialsten Führer aller Zeiten, der die Sowjetunion so lange siegreich erobert hat, bis die Rote Armee endlich nach Berlin kam. Diese Feinheiten sind dem "Tagesspiegel" natürlich völlig fremd, oder sollte man vermuten, dass hier Sprache wieder einmal vergiften soll? Nebenbei bemerkt brauchten die genialen Unterführer des Führers damals die S-Bahn, um zum Beispiel von der Befreiung der Stadt Bernau im Nordosten Berlins durch die Rote Armee am 21. April 1945 zu erfahren. Ein S-Bahn-Zugführer hatte die Nachricht davon nach Berlin-Buch, dem ersten S-Bahnhof dieser Strecke auf Berliner Territorium, gebracht.
Die Deutsche Bahn AG scheint ja nicht nur im direkten Vergleich mit den "Russen" den kürzeren zu ziehen. Allerdings sind die Manager unseres Logistik-Riesens doch viel effektiver, vergleichbar höchstens mit den beiden schlafenden Ökonomen im obigen Witz: "Um die Berliner S-Bahn im April 1945 zum Stehen zu bringen, benötigte die Rote Armee 2,5 Millionen Soldaten, 6000 Panzer, 7500 Flugzeuge und 10 000 Geschütze. Der Bahn ist das Gleiche durch den Einsatz von lediglich vier Managern gelungen." schreibt der "Tagesspiegel" weiter. Na ja, dazu gab es als wesentliche Unterstützung aber noch einen Mini-Napoleon in der Bahnzentrale,mit großem Kopf und hochfliegenden Plänen, der jetzt gerade in diesem Moment eine ganze Fluglinie killt, und einen unfähigen Bundesverkehrsminister.
Der Sarkasmus des "Tagesspiegels" erreicht dann im letzten Absatz seinen Höhepunkt: " Was die vier Manager erreicht haben, war also möglicherweise illegal, aber es war zweifellos auch ein militärisches Wunder. Deswegen läge es nahe, die vier Manager nach Afghanistan zu schicken, damit sie dort, auf ihre bewährte Weise, diesmal aber völlig legal, die Infrastruktur, den Nachschub und die Versorgungswege der Taliban lahmlegen. Kein einziger Militärtransport der Taliban in Ost-West-Richtung erreicht mehr sein Ziel, genau wie bei der Berliner S-Bahn! Leider sind die vier Manager finanziell so gut versorgt, dass sie ein Engagement bei der Bundeswehr nicht nötig haben."
Witzig, aber leider auch nur zum Teil richtig, denn die Handlungen der S-Bahn-Manager waren mitnichten illegal, sie geschahen mit Billigung der Bahnspitze und damit der Bundesregierung. Und überhaupt: Was haben die Afghanen denn so Schlimmes getan, dass man ihnen diese Koryphäen des Chaos' auf den Hals schicken will ? Womit haben die Menschen in diesem armen Land unseren Zorn eigentlich verdient ? Nachher wird in den afghanischen Wüsten auch noch der Sand knapp...
Foto: S-Bahn Berlin (Dieter Schütz, www.pixelio.de)
Dienstag, 21. Juli 2009
Big Brother Award
Der 20. Juli 1944 - war da noch etwas ?
Nebenbei bemerkt: Unseren Wehrmachtsoffizieren hätte beim Gelöbnis der Bundeswehr vor dem Reichstag sicherlich das Herz gelacht. Da könnte man ihnen aber auch gar nicht böse sein. Aus zwei verlorenen Weltkriegen, die von Deutschland angezettelt wurden, die Schlußfolgerungen zu ziehen, für immer auf solch ein Brimbamborium und überhaupt auf Kriegsspiele in aller Welt zu verzichten, ist ja auch von den Mächtigen der Gegenwart zu viel verlangt.
Montag, 20. Juli 2009
Deutsche zweiter Klasse - Teil 10
Aus dem produktiven Kapitalstock der Volkswirtschaft der DDR- von Detlev Rohwedder noch mit 600 Milliarden DM angegeben (andere Quellen sprechen von rund einer Billion DM), waren im Jahre 1994 nach etwa vierjähriger Tätigkeit der sogenannten Treuhandanstalt unter der Leitung von Birgit Breuel Schulden in Höhe von rund 260 Milliarden geworden. Nach offiziellen Angaben ging die Zahl der Erwerbstätigen von 1989 zu 2004 um 3,2 Millionen Menschen, also um 36 Prozent zurück. Dabei sank diese Zahl in der Industrie um 73 Prozent, es verblieben 27 Prozent der Arbeitnehmer. In der Landwirtschaft betrug der Rückgang 79 Prozent, es blieben 21 Prozent der Erwerbstätigen übrig.
Noch im November 1990 lag der Treuhandanstalt eine Analyse vor, nach der von 1438 Betrieben 8,8 Prozent achon bzw. absehbar rentabel seien, 65,3 Prozent sanierungsfähig bzw. wahrscheinlich sanierungsfähig und nur 25,9 Prozent nicht bzw. bezweifelbar sanierungsfähig gewesen wären. Auch andere Analysen ergaben, dass höchstens ein Drittel der Industriebetriebe nicht sanierungsfähig war. In der Folge und als Ergebnis der Arbeit der Treuhandanstalt gingen dann rund zwei Drittel der Firmen verloren.
Besonders besser-wessirische Aufbauhelfer kolportieren immer wieder die Meinung, dass man sich damals bei den Analysen eben geirrt habe.War doch sowieso alles marode in der DDR ! Leider ist auch dieses Argument ausschließlich politisch motiviert und entspricht nicht den Tatsachen. Während D. Rohwedder noch im März 1990 die Leitlinie der Treuhand als "zügig privatisieren - entschlossen sanieren - behutsam abwickeln" beschrieb, gab seine Nachfolgerin Frau Breuel bald die schmissige Parole aus: "Privatisierung ist immer noch die beste Sanierung". Ein großer Kohlkopf war sowieso der Meinung, dass der Markt alles richten werde. Und wie fast immer in der Bundesrepublik galt gleichzeitig die Maxime "Koste es, was es wolle". Die bundesdeutschen Brüder und Schwestern in den Konzernzentralen und Lobbyistenverbänden waren fleißig, um die ungeliebte Konkurrenz im Osten tot zu beißen. Nicht der Produktivitätsnachteil der ostdeutschen Industrie, sondern die unfreundliche Übernahme durch den Westen haute den ostdeutschen Firmen die Beine weg.
Die Unfähigkeit der Frau Breuel und ihrer Gehilfen aus den alten Bundesländern sowie die mangelnde Aufsicht durch das Bundesfinanzministerium unter Waigel taten ein Übriges,alles zusammen erwies sich als Todesurteil für den Haupttteil der Industrie und damit der Arbeitsplätze in der ehemaligen DDR. Aber auch diese Kabinettstückchen der überwiegend dämlichen Schnurrbartträger aus dem Westen und ihrer Galionsfigur Breuel, die dann auch noch die Weltausstellung in Hannover in den Sand setzen durfte, bevor sie endlich in der Versenkung verschwand,werden natürlich nicht oder nur zögerlich aufgearbeitet.
Wo ist nun das Geld, das Volksvermögen der ehemaligen DDR geblieben ? Natürlich bei den Banken. Da sucht man immer an der richtigen Stelle. Aber die Treuhandanstalt war auch und vor allem ein gigantischer Selbstbedienungsladen für pfiffige Jungs und Mädchen: Einen der wahrscheinlich eloquentesten Strolche,den ehemaligen Prokuristen der Deutschen Babcock AG, Michael Rottmann, hatten britische Polizisten und Zielfahndern des Bundeskriminalamtes in der Nähe von London schon im November 2000 festgenommen. Das Auslieferungsersuchen der Berliner Staatsanwälte konnten seine Anwälte neun Jahre lang abwehren. Rottmann war 1991 Strippenzieher bei der Privatisierung des Berliner VEB Wärmeanlagenbau. Gegenüber seiner Zentrale schilderte der Prokurist die Lage des Betriebes als so hoffnungslos,daß sein Arbeitgeber rasch das Interesse verlor. Über Strohmänner erwarb nun Rottman selbst das ehemals volkseigene Unternehmen von der Treuhandanstalt für zwei Millionen DM. Der führende DDR-Hersteller von Heizkraftwerken und Fernwärmeleitungen soll zu diesem Zeitpunkt tatsächlich 68 Millionen DM wert gewesen sein und über liquide Mittel von ca. 150 Millionen Euro verfügt haben. Außerdem besaß die Firma einige Immobilien. Allein die Immobilie in der Berliner Wallstraße, wo sich der Firmensitz befand, soll 60 Millionen Euro wert gewesen sein.
Rottmann wechselte nun in die Leitung des mittlerweile als Wärmeanlagen Berlin GmbH (WBB) firmierenden Unternehmens. Gemeinsam mit seinen Komplizen plünderte er die Firma gezielt aus, verkaufte Grundstücke und nahm Hypotheken auf. Insgesamt soll er dabei laut Anklageschrift einen Schaden von mehr als 100 Millionen Euro« verursacht haben.
Nach drei Jahren meldete das inzwischen zur Aktiengesellschaft umgebildete Unternehmen 1994 Konkurs an. Rottmann setzte sich in die USA ab. 1995 durchsuchten Beamte der »Zentralen Ermittlungsgruppe für Regierungs- und Vereinigungskriminalität (Zerv)« Privat- und Geschäftsräume in Deutschland und der Schweiz. Ein Ermittler sprach von »systematischer Ausplünderung«, schreibt die Berliner Morgenpost.Dem Bericht zufolge soll Rottmann kurz vor seiner Auslieferung von London aus »gedroht« haben, »daß hier noch einiges ans Licht kommen werde«.
Von den auf der Strecke gebliebenen Arbeitnehmern spricht übrigens niemand. Auch glaube ich nicht, dass noch einiges ans Licht kommen wird. Wahrscheinlich wird uns im Falle eines Falles die liebe Frau Birthler wieder eine Stasi-Akte - vielleicht von Gysikurrashavebiermannmerkel - zur Ablenkung hinwerfen...
Quellen: S. Wenzel- Von wegen Beitritt, Verlag Das Neue Berlin 2008; "junge welt" online vom 17.7.09
Donnerstag, 16. Juli 2009
In memoriam
* 19.November 1927 in Berlin † 7. Juli 2009 in Schönow
Es ist jetzt fast genau zwei Wochen her, dass mein Vater und ich hier im Garten in Schönow Pläne schmiedeten. Noch kann ich nicht fassen, künftig auf ihn, seinen Rat und seine Hilfe verzichten zu müssen.
Lieber Papa, das meiste, was ich heute weiß und was ich heute bin, habe ich Dir zu verdanken. Deine Lebenseinstellung, Deine Erfahrungen – ob schöner oder unschöner Art – Du hast sie an mich weitergegeben. Du hast konsequent aus jeder Lage Auswege gewusst, wenn etwas nicht klappen wollte, bist Du nicht verzweifelt, sondern hast etwas Anderes, etwas Neues versucht. Insofern wirst Du mir immer ein Vorbild bleiben.
In der Vergangenheit haben wir manches miteinander bewegen können.In Zukunft werde ich Dich in Gedanken oft fragen, was Du von meinen Plänen und Aktivitäten hältst. Und auch sonst wird mich Alles hier an Dich erinnern, ein guter Freund und verläßlicher Mitstreiter wird jedem in der Familie fehlen.
Mit Deiner Herangehensweise an das Leben hast Du auch Deine beiden Enkel , meine Söhne, maßgeblich geprägt. Auch und gerade in ihnen lebt ein Stück von Dir weiter. Darauf kannst Du sehr stolz sein.
In Antoine de Saint-Exuperys Buch "Der kleine Prinz" heißt es:
" Es wird aussehen, als wäre ich tot, und das wird nicht wahr sein...
Und wenn du dich getröstet hast, wirst du froh sein, mich gekannt zu haben.Du wirst Lust haben mit mir zu lachen.
Und Du wirst manchmal Dein Fenster öffnen, gerade so zum Vergnügen...
Und Deine Freunde werden manchmal sehr erstaunt sein,
wenn sie sehen, dass Du den Himmel anblickst und lachst..."
Wir werden noch viel zusammen lachen, lieber Papa. Auch über diese verrückte Welt und über die, die da meinen, sie würden diese Welt gestalten, sie aber nur immer weiter in den Abgrund treiben.
Ich weiß nicht, wann sich meine Trauer über Deinen Tod und meinen Verlust legen wird. Aber froh und glücklich über diesen Vater bin ich schon sehr lange und werde es immer bleiben.
Neues vom Hubert - Die Ortsumgehung von Bernau
"Keine 50 Minuten - und Hubert Handke war als ihr Kandidat zur Bürgermeisterwahl am 1. November nominiert. Mit einem Abstimmungsergebnis, das jeder Wahl zu DDR-Zeiten Ehre gemacht hätte. Handke bekam von jedem der 21 stimmberechtigten Unionsfreunde ein Ja. Keine Enthaltung. Keine Gegenstimme. "Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet", sagte der 56-Jährige überrascht." schreibt die "Märkische Oderzeitung" in ihrer heutigen Ausgabe.
"Zwei Wahlperioden hat der gebürtige Lindenberger als Bürgermeister von Bernau bereits hinter sich. Bei der Landespartei (CDU - der Autor) zählt er als Garant für erfolgreiche christdemokratische Kommunalpolitik..." heißt es weiter.
Als Leidtragender der Bernauer Kommunalpolitik könnte man in Abwandlung eines Liedes von Curd Jürgens nun auf die Idee kommen, dass die Dauer der absolvierten Wahlperioden überhaupt nichts mit Erkenntnis- oder Lernfähigkeit z.B. in Richtung Bürgerfreundlichkeit oder gar logischem Denken zu tun hat. Letztes Beispiel ist die unselige Gebührenpolitik des Bürgermeisters beim Neubau von Straßen , die glücklicherweise auf Initiative der Unabhängigen in der Bernauer Stadtverordnetenversammlung erst einmal gestoppt werden konnte. Wer zählt die Fälle, in denen dieser Bürgermeister durch die Stadtverordneten zum Jagen getragen werden musste, z.B. in letzter Zeit beim Denkmalkonzept der Stadt, beim Teufelspfuhl oder dem völlig unzureichenden Wirtschaftskonzept. Selbst die bisher sehr erfolgreiche Stadtmarketing GmbH entstand gegen seinen Widerstand.
Warum diese bösen Worte an dieser Stelle ? Mir liegt seit gestern eine Vereinbarung zwischen der Stadt Bernau und dem Land Brandenburg über den Bau einer Ortsumgehung für Bernau auf dem Tisch. Für knapp neun Millionen Euro ist diese rund drei Kilometer lange Ortsumgehung für Bernau geplant. Die Stadt soll sich mit 12 % an diesen Kosten beteiligen. Bereits im Mai haben wir im Stadtentwicklungsausschuß die geplante Streckenführung abgelehnt bzw. uns mehr oder weniger wegen der Blauäugigkeit der Stadtverwaltung an den Kopf gefasst. Jetzt legt man uns eine fertige Vereinbarung auf den Tisch, die zur Vereinfachung unserer Entscheidungsfindung nicht mal eine Landkarte enthält. Wir wissen also nicht, wo die Entlastungsstraße enden soll und wie der anfallende Verkehr abgeführt wird. In einer vorherigen Fassung sollte der Spaß noch an der Bahnhofspassage enden und dann - dann fällt alles in ein großes Loch oder wird wieder durch die östliche Stadt geleitet, weil an eine zusätzliche Durchörterung der Bahntrasse bei lumpigen 9 Milliönchen Investionssumme nicht zu denken ist.
Die wesentliche Quintessenz der Vereinbarung steht in § 4, Absatz 2: : "Die Stadt ist ohne Kündigungsrecht oder Rücktrittsberechtigung an diese Vereinbarung gebunden. Das Land ist zur Kündigung berechtigt, wenn die Stadt ihren Verpflichtungen aus dieser Vereinbarung nicht nachkommt". Na, da sollte sich doch im Ernstfall etwas finden lassen, dachte sich an dieser Stelle wohl das Brandenburger Infrastrukturministerium. Selbst Nichtjuristen kräuseln sich bei so einem Unsinn die Zehennägel. Juristen sprechen offen von Sittenwidrigkeit dieses Vertrages. Aber der Bürgermeister hat dieses Pamphlet abgezeichnet. Haarsträubend - und eigentlich sollte man sich als gewählter Volksvertreter ob einer derartigen Zumutung nicht richtig Ernst genommen fühlen...
Foto: Die Bürgermeisterstraße in Bernau bei Berlin ( © fv 2009)
Dienstag, 14. Juli 2009
Deutsche zweiter Klasse - Teil 9
"Es geht mir um gleiche Augenhöhe zwischen Ost und West heute. 20 Jahre danach darf im Zusammenwachsen der beiden deutschen Staaten nicht nur das zählen, was aus dem Westen kommt. .. es hat Millionen von Menschen gegeben, die innerhalb des Systems das Beste versucht und geleistet haben. Dabei sind in vielen Bereichen gute Sachen herausgekommen, die man nicht einfach wegwerfen darf... Wir können nicht so tun, als sei ein idealer Staat auf einen total verdammenswerten getroffen. Die Bundesrepublik hatte ihre Schwächen und die DDR hatte ihre Stärken..." ( aus einem Interview des "Hamburger Abendblatts" mit dem Ministerpräsidenten von Mecklenburg-Vorpommern, dem SPD-Politiker Erwin Sellering, vom 9. Mai 2009)
Zwar sind das bemerkenswerte Einsichten, aber sie kommen zwanzig Jahre zu spät und nur von einem einzigen Politiker dieser sogenannten Volkspartei.
Montag, 13. Juli 2009
Neue "Kulturzentren" und große Idioten
Die Hauptstadt hat ein neues Kulturzentrum, berichtet die "junge welt" von heute. »Auf dem Schloßplatz mitten in Berlin können Berliner und Touristen jetzt auf einer riesigen Liegewiese entspannen«, schwärmt der Deutsche Depeschendienst (ddp). Dort, wo früher ein Theater, ein Jugendclub, eine beliebte Bowlingbahn, günstige Gaststätten und der große Saal (Lindenberg-Konzert und »Ein Kessel Buntes«) sowie die Volkskammer der DDR Zuhause waren, lädt die Grünfläche »zum Spielen, Sonnen und Verweilen« (ddp) ein. Die Stelle, auf der einst der Palast der Republik stand, hat man mit Rollrasen ausgelegt. Allein diese Arbeiten kosteten 1,4 Millionen Euro, wieviel der politisch motivierte Palastabriß kostete, möchten wir gar nicht erst wissen. "Die NBL (»Neue Berliner Liegewiese«) ist frei von Toiletten und Mülleimern." berichtet die "jw" weiter. " Ein Eis für die Kinder, gekühlte Getränke an heißen Tagen oder etwas zum Essen gibt es nicht. Grillen ist laut Senatsverwaltung »unerwünscht«, Radfahren per Beschilderung »verboten«. Ein Holzzaun verhindert eine freie Sicht auf die Spree. »Immerhin, es ist ein Volksrasen«, witzeln (nicht nur - der Verfasser) frühere Palast-Beschäftigte über die neue kulturelle Begegnungsstätte."
Wahnsinn, was man aber auch alles für uns tut. Und sogar der Eintritt ist frei, wie damals in der DDR. Aber natürlich ist jetzt alles viel, viel besser.
Die Frage ist eigentlich nur, für wie blöd uns ddp und die Verantwortlichen für diesen Wahnwitz halten...
Foto: "Blick von der Friedrichstraße zum Roten Rathaus im Jahre 2005" ( © Michael Berger, www.pixelio.de)
National Geographic und der Kommunismus
In der April-Ausgabe von "National Geographic" Deutschland beweihräuchert der Chefredakteur Klaus Liedtke lang und breit das Wiedererstarken der russisch-orthodoxen Kirche in der ehemaligen Sowjetunion. Eigentlich ist es ja nur lächerlich, wenn z. B. KGB-Offizier Putin dem Patriarchen von Moskau die Hände küßt, aber wie immer in Zeiten von Unsicherheit, Krise und Furcht suchen viele Menschen Trost im Okkulten und Übersinnlichen. Und was war der Kommunismus Stalinscher Prägung anderes als eine Ersatzreligion ? Insofern ist die Reconquista durch die Popen, verbunden mit einer nie gekannten Pomp- und Machtentfaltung, nichts Besonderes. Gerade wegen ihres Pomps und ihrer Rückwärtsgewandheit birgt sie allerdings auch schon wieder ihren eigenen Niedergang in sich. Aber der kurze Artikel von Liedtke als Editorial fängt mit einigen sicher unfreiwillig erhellenden Sätzen an, die man sich wirklich auf der Zunge zergehen lassen sollte:
"Das größte Experiment der Geschichte: Das war der Versuch, aus Menschen Kommunisten zu machen - Individuen, frei von ökonomischen, politischen, religiösen Zwängen, ohne Herrschaft, ohne Klassen, ohne gemeingefährliche Selbstsucht..."
Was wäre an diesen individuellen Eigenschaften der Menschen falsch, außer dass sie dem Profitstreben des Kapitals und seiner Manager, dem Konsumzwang und damit der Umweltzerstörung, dem Neid auf den Besitz des Mitmenschen, der Parteienherrschaft in unserer Demokratur, dem Sündengefasel und dem Machtanspruch der Kirchen auf unsere Seelen und Portemonnaies, dem Egoismus und all den Abgründen des Denkens und Tuns, zu denen Menschen im täglichen Kampf gegen den Menschen fähig sind, diametral entgegengesetzt sind ?
Entschuldigung, ich stelle ja nur Fragen...
Foto: Marx-Engels-Forum Berlin ( © dumman, www.pixelio.de)
Sonntag, 12. Juli 2009
Mehr Rüstungsexporte und Lockerungen der Ausfuhrbeschränkungen
Der Zensor war gerade mal auf dem Klo oder hat geschlafen. Etwas anders kann es nicht gewesen sein, denn wieder einmal hat unsere Regionalzeitung in Verkennung der deutschen Pressefreiheit ganz kurz die Decke eines stinkenden deutschen Leichnams gelüftet. Vor langer Zeit hatten wir mal gehofft, dass dieser Leichnam schon längst bestattet wäre und dass wir einen derartigen Artikel niemals mehr lesen müssten. Der Artikel aus der"Märkischen Oderzeitung" unter dem Titel "BDI für mehr Rüstungsexporte" ist wie immer bei solchen "Ausrutschern" online nirgendwo zu finden und wird deshalb von mir verbreitet. Er ist von Joachim Göres, handelt mitnichten im Jahre 1939 kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, denn er beschäftigt sich mit den Planspielen der deutschen Rüstungsindustrie im Jahre 2009:
"Celle. Eine Lockerung der Beschränkungen für deutsche Rüstungsexporte forderte der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Hans-Peter Keitel auf der Konferenz "Celler Trialog. "Wir wollen keine Lieferungen in Krisengebiete aber deutsche Rüstungsunternehmen müssen mehr Möglichkeiten bei internationalen Geschäften haben." Ferner verlangte Keitel vor den rund 160 Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Bundeswehr auf der von Commerzbank Verteidigungsministerium organisierten Sicherheitstagung, dass man wegen der angespannten Etatlage für kommende Haushaltsberatungen vorbereitet sein müsse, um beim Wehretat Kürzungen zu verhindern. Dieser wurde für 2009 um fünf Prozent auf 31,1 Milliarden Euro aufgestockt. Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) wies darauf hin, dass seit Beginn der Auslandseinsätze vor 15 Jahren 260000 deutsche Soldaten unter anderem in Afghanistan, im Kosovo oder vor der Küste Somalias im Einsatz waren. "Gegenwärtig sind allein 1200 Reservisten im Ausland. Es ist ein Verdienst der Wirtschaft, die diesen Einsatz ermöglicht", so Jung. Der Aufsichtsratsvorsitzende der Commerzbank, Klaus-Peter Müller, lobte im Gegenzug die Bundeswehreinsätze zur Sicherung von Handelswegen. Beide Seiten vereinbarten in Celle denn auch, künftig Reservisten in Unternehmen stärker zu fördern.
Deutschland ist hinter den USA und Russland der größte Exporteur von Waffen und hat laut dem Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri seine Rüstungsexporte in den letzten fünf Jahren um 70 Prozent gesteigert. "Es gibt keinen Grund, die Exportrestriktionen zu lockern. Deutsche Rüstungsfirmen verdienen sehr gut", sagt Bernhard Moltmann, wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung. Vor allem deutsche Panzer, U-Boote und Fregatten sowie Anlagen zur Produktion von Kleinwaffen seien weltweit begehrt. Deutsche Firmen belieferten weitgehend Nato-Staaten, die nach der Modernisierung ihrer Armee veraltete Waffensysteme nicht selten in Krisengebiete verkauften. Deutsche Wehrtechnik werde aber auch in innenpolitisch instabile Staaten wie Pakistan verkauft.
"Es könnte viel Geld gespart werden, wenn die europäischen Staaten nicht aus politischen Gründen jeweils ihre eigene Rüstungsindustrie fördern würden",sagt Kai Burmeister, beim Vorstand der IG Metall für die wehrtechnische Industrie zuständig, der Märkischen Oderzeitung. Rund 80000 Menschen sind in Deutschland in dieser Branche beschäftigt, ihr Jahresumsatz lag zuletzt bei 17 Milliarden Euro, Tendenz steigend. Die meisten der einst 400000 Arbeitsplätze fielen nach der Wende weg, wobei die rund 120000 Stellen in Ostdeutschland fast komplett aufgegeben wurden.
Zu den größten Unternehmen zählen heute der deutsch-französische Kon-zern EADS, der, in Donauwörth mit rund 4500 Mitarbeitern den Hubschrauber Eurocopter herstellt und an weiteren Standorten den Eurofighter und Munition produziert. Rheinmetall (9200 Mitarbeiter) und Krauss-Maffei Wegmann (mehr als- 3000 Beschäftigte) sind die beiden größten Hersteller von Panzern, die vor allem in München und Kassel gefertigt werden. Sie haben zusammen das Unternehmen PSM gegründet, das von der Bundeswehr gerade einen Auftrag im: Volumen von 3,1 Milliarden Euro für die Lieferung von 405 Schützenpanzer vom Typ Puma bekommen hat. Kritiker bemängeln, dass es vom Puma, der den Marder ersetzen soll, bis heute keinen wirklichen Prototypen gibt und befürchten, dass es wie wiederholt in der Vergangenheit zu einer Verzögerung bei den zugesagten Lieferterminen und einer Verteuerung beim gesamten Projekt kommen könnte."
Eine unheilige Allianz ist da unterwegs: Commerzbank, Bundesregierung, BDI und natürlich die Gewerkschaft ! Einen weitergehenden Kommentar spare ich mir...
Foto: Das unweigerliche Ende aller Kriege ( © Maria Lanznaster, www.pixelio.de)
Samstag, 11. Juli 2009
Deutsche zweiter Klasse - Teil 8
In der britischen Armee gab es einen bösen Witz: Man stelle sich vor, das Operationsgebiet ist mit Giftgas verseucht, alle Soldaten haben Gasmasken auf. Irgendwann ist der Trupp aus dem verseuchten Gebiet heraus. Jetzt könnten die Masken abgenommen werden. Allerdings sind die chemischen Indikatoren kaputt und man kennt den aktuellen Giftgasgehalt der Atemluft nicht. Also muss einer der Soldaten als erster die Maske abnehmen und für die anderen die Luft testen. In der britischen Armee nahm man für diese Aufgabe die Iren...
An diesen "Witz" dachte ich, als ich den gestrigen Artikel der "jungen welt" mit dem Titel Ossis als Kanonenfutter las. Inzwischen ist es bei der Bundeswehr genauso wie bei den US-amerikansichen GIs: Man sucht sich die Leute nach dem Grad ihrer Perspektivlosigkeit aus und lockt sie mit Versprechungen. Deshalb der überproportional hohe Anteil von Latinos und Schwarzen in der US-Armee. Ähnlich ist es - wie gesagt - jetzt bei der BW-Truppe im Auslandseinsatz
Zitat: "Laut Verteidigungsministerium befinden sich zur Zeit 6391 Soldatinnen und Soldaten »in den Auslandseinsätzen der Bundeswehr«. Von diesen sind 3143 ostdeutscher Herkunft. Dies entspricht einem Anteil von 49,18 Prozent. Zum Vergleich: In der Gesamtbevölkerung machen Ostdeutsche gut 20 Prozent aus (einschließlich Berlin). Die Aufschlüsselung zeigt außerdem, daß kein einziger General oder Admiral (im Auslandseinsatz) ostdeutscher Herkunft ist; ostdeutsche Stabsoffiziere machen mit 59 von 356 gut 16 Prozent aus. Am deutlichsten ist jedoch die proportional ungleiche Verteilung bei den »Mannschaften. Hier stellen Ostdeutsche, die erst seit kurzen den gleichen Sold erhalten wie ihre Westkameraden, 62,47 Prozent ... vor allem in den niederen Dienstgraden (dienen) viele Ostdeutsche , umgangssprachlich: (sie sind) Kanonenfutter..."
Der sächsische Bundestagsabgeordnete Peter Hettlich (Bündnis 90/Die Grünen) führt dies »vor allem darauf zurück, daß ostdeutsche junge Leute sehr viel geringere zivile Lebensperspektiven haben als westdeutsche«. Statt durch die kaum vorhandenen blühenden Landschaften ihrer ostdeutschen Heimat " ziehen sie nun durch die blühenden Mohnlandschaften Afghanistans"...
Das Foto zeigt einen Bundeswehrrekruten ( © fv 2009) vor der Vereidigung.
Freitag, 10. Juli 2009
"Yes, we can" in Brandenburg
Es geht. Es funktioniert. Wir können es wirklich! Man muss nur hartnäckig sein und in genügender Menge auftreten, dann können die Mächtigen irgendwann nicht mehr. Jedenfalls in Wahljahren und wenn der Wahlkreis der Bundesmerkel betroffen ist: Im jahrelangen Tauziehen um den Bombenabwurfplatz in Brandenburg haben sich die Gegner des sogenannten Bombodroms durchgesetzt. Bundeskriegsminister Franz Josef Jung (CDU) verkündete am Donnerstag in Berlin das endgültige Aus für das Übungsgelände der Bundeswehr bei Wittstock (Ostprignitz-Ruppin). Gegen das Vorhaben, das mehr als 15 Jahre lang die Gerichte beschäftigte, hatten jedes Jahr zu Ostern Zehntausende Menschen protestiert.
Gewohnt, zwischen den Zeilen zu lesen, befällt mich allerdings schon wieder ein sehr tiefes Mißtrauen wegen der Wortfall unseres Kriegsministers. „Wir nutzen Wittstock nicht mehr als Luft-Boden-Schießplatz“, sagte Jung. Was dann ? Luft-Luft-, Boden-Boden- oder Boden-Luft-Ballerei? Will man dort jetzt U-Boote testen ? Kann er sich nur nicht konkret ausdrücken oder steckt etwas anderes dahinter? Wie wäre es mal mit der ganz konkreten Aussage, dass die Bundeswehr das 140 Quadratkilometer große, seit Jahrzehnten verwüstete Areal endlich renaturiert und anschließend abzieht ? Weg mit derartig hässlichen Schildern (siehe oben). Feinde, die wir mit der Bundesluftwaffe bedrohen oder gar bekämpfen könnten, sind nämlich seit wenigstens 20 Jahren nicht mehr in Sicht...
Foto: © Holger Knecht (www.pixelio.de)
Mittwoch, 8. Juli 2009
Das steht uns nun auch wieder bevor
– Wie Sie mich hier sehn, bin ick nämlich aust Fensta jefalln. Wir wohn Hochpachterr, da kann sowat vorkomm. Es ist wejn den Jleichjewicht. Bleihm Se ruhich stehn, lieber Herr, ick tu Sie nischt – wenn Se mir wolln mah aufhehm ... so ... hopla ... na, nu jeht et ja schon. Ick wees jahnich, wat mir is: ick muß wat jejessen ham ... !
Jetrunken? Ja, det auch ... aber mit Maßen, immer mit Maßen. Es wah – ham Sie 'n Auhrenblick Sseit? – es handelt sich nämlich bessüchlich der Wahlen. Hips ... ick bin sossusahrn ein Opfer von unse Parteisserrissenheit. Deutschland kann nich untajehn; solange es einich is, wird es nie bebesiecht! Ach, diß wah ausn vorjn Kriech ... na, is aber auch janz schön! Wenn ick Sie 'n Sticksken bejleiten dürf ... stützen Sie Ihnen ruhig auf mir, denn jehn Sie sicherer!
Jestern morjen sach ick zu Elfriede, wat meine Jattin is, ick sahre: »Elfriede!« sahr ick, »heute is Sonntach, ick wer man bißken rumhörn, wat die Leite so wählen dhun, man muß sich auf den laufenden halten«, sahr ick – »es is eine patt ... patriotische Flicht!« sahr ick. Ick ha nämlich 'n selbständjen Jemieseladn. Jut. Sie packt ma 'n paar Stulln in, und ick ßottel los.
Es wücht ein ja viel jebotn, ssur Sseit ... so ville Vasammlungen! Erscht war ich bei die Nazzenahlsosjalisten. Feine Leute. Mensch, die sind valleicht uffn Kien! Die janze Straße wah schwarz ... un jrien ... von de Schupo ... un denn hatten da manche vabotene Hemden an ... dies dürfen die doch nich! »Runta mit det braune Hemde!« sachte der Wachtmeister zu ein, »Diß iss ein weißes Hemde!« sachte der. »Det is braun!« sachte der Jriene. Der Mann hat ja um sich jejampelt mit Hände und Fieße; er sacht, seine weißen Hemden sehn imma so aus, saubrer kann a nich, sacht a. Da ham sen denn laufen lassen. Na, nu ick rin in den Saal. Da jabs Brauselimmenade mit Schnaps. Da ham se erscht jeübt: Aufstehn! Hinsetzn! Aufstehn! Hinsetzn! weil sie denn nämlich Märsche jespielt ham, und die Führers sind rinjekomm – un der Jöbbels ooch. Kenn Sie Jöbbels? Sie! Son Mann is det! Knorke. Da ham die jerufen: »Juden raus!« un da habe ick jerufen: »Den Anwesenden nadhierlich ausjenomm!« un denn jing det los: Freiheit und Brot! ham die jesacht. Die Freiheit konnte man jleich mitnehm – det Brot hatten se noch nich da, det kommt erscht, wenn die ihr drittes Reich uffjemacht ham. Ja. Und scheene Lieda ham die –!
Als die liebe Morjensonne
schien auf Muttans Jänseklein,
zoch ein Rejiment von Hitla
in ein kleines Städtchen ein ... !
Na, wat denn, wat denn ... man witt doch noch singen dürfn! Ick bin ja schon stille – ja doch. Und der Jöbbels, der hat ja nich schlecht jedonnert! Un der hat eine Wut auf den Thälmann! »Is denn kein Haufen da?« sacht er – »ick willn iebern Haufn schießen!« Und wir sind alle younge Schklavn, hat der jesacht, und da hat er ooch janz recht. Und da war ooch een Kommenist, den ham se Redefreiheit jejehm. Ja. Wie sen nachher vabundn ham, war det linke Oohre wech. Nee, alles wat recht is: ick werde die Leute wahrscheinlich wähln. Wie ick rauskam, sachte ick mir: Anton, sachte ick zu mir, du wählst nazzenahlsosjalistisch. Heil!
Denn bin ick bei die Katholschen jewesn. Da wollt ick erscht jahnich rin ... ick weeß nich, wie ick da rinjekomm bin. Da hat son fromma Mann am Einjang jestandn, der hatte sich vor lauter Fremmichkeit den Krahrn vakehrt rum umjebunden, der sacht zu mir: »Sind Sie katholischen Jlaubens?« sacht er. Ick sahre: »Nich, dass ick wüßte ... « – »Na«, sacht der, »wat wollen Sie denn hier?« – »Jott«, sahre ick, »ick will mir mal informieren«, sahre ick. »Diß is meine Flicht des Staatsbirjers.« Ick sahre: »Einmal, alle vier Jahre, da tun wa so, als ob wa täten ... diß is ein scheenet Jefiehl!« – »Na ja«, sacht der fromme Mann, »diß is ja alles jut und scheen ... aber wir brauchen Sie hier nich!« – »Nanu ... !« sahre ick, »sammeln Sie denn keene Stimm? Wörben Sie denn nich um die Stimm der Stimmberechtichten?« sahre ick. Da sacht er: »Wir sind bloß eine bescheidene katholische Minderheit«, sacht er. »Und ob Sie wähln oder nich«, sacht er, »desderwejn wird Deutschland doch von uns rejiert. In Rom«, sacht er, »is et ja schwierijer ... aber in Deutschland ... « sacht er. Ick raus. Vier Molln hak uff den Schreck jetrunken.
Denn wak bei die Demokratn. Nee, also ... ick hab se jesucht ... durch janz Berlin hak se jesucht. »Jibbs denn hier keene Demokraten?« frahr ick eenen. »Mensch!« sacht der, »Du lebst wohl uffn Mond! Die hats doch nie jejehm! Und nu jippse iebahaupt nich mehr! Jeh mal hier rin«, sacht er, »da tacht die Deutsche Staatspachtei – da is et richtich.« Ick rin. Da wah ja so viel Jugend ... wie ick det jesehn habe, mußt ick vor Schreck erscht mal 'n Asbach Uralt trinken. Aber die Leute sinn richtich. Sie – det wa jroßachtich! An Einjang hattn se lauter Projamms zu liejn ... da konnt sich jeder eins aussuchen. Ick sahre: »Jehm Sie mir ... jehm Se mia ein scheenet Projamm für einen selbständigen Jemieseladen, fier die Interessen des arbeitenden Volkes«, sahre ick, »mit etwas Juden raus, aber hinten wieder rin, und fier die Aufrechterhaltung der wohlerworbenen Steuern!« – »Bütte sehr«, sacht det Frollein, wat da stand, »da nehm Sie unsa Projramm Numma siemundfürrssich – da is det allens drin. Wenn et Sie nicht jefällt«, sacht se, »denn kenn Siet ja umtauschn. Wir sind jahnich so!« Diß is eine kulante Pachtei, sahre ick Ihn! Ick werde die Leute wahrscheinlich wähln. Falls et sie bei der Wahl noch jibbt.
Denn wak bei die Sozis. Na, also ick bin ja eijentlich, bei Licht besehn, ein alter, jeiebter Sosjaldemokrat. Sehn Se mah, mein Vata war aktiva Untroffssier ... da liecht die Disseplin in de Familie. Ja. Ick rin in de Vasammlung. Lauta klassenbewußte Arbeita wahn da: Fräser un Maschinenschlosser un denn ooch der alte Schweißer, der Rudi Breitscheid. Der is so lang, der kann aus de Dachrinne saufn. Det hat er aba nich jetan – er hat eine Rede jehalten. Währenddem dass die Leute schliefen, sahr ick zu ein Pachteigenossn, ick sahre: »Jenosse«, sahre ick, »woso wählst du eijentlich SPD –?« Ick dachte, der Mann kippt mir vom Stuhl! »Donnerwetter«, sacht er, »nu wähl ick schon ssweiunsswanssich Jahre lang diese Pachtei«, sacht er, »aber warum det ick det dhue, det hak ma noch nie iebalecht! – Sieh mal«, sachte der, »ick bin in mein Bessirk ssweita Schriftfiehra, un uff unse Ssahlahmde is det imma so jemietlich; wir kenn nu schon die Kneipe, un det Bier is auch jut, un am erschten Mai, da machen wir denn 'n Ausfluch mit Kind und Kejel und den janzen Vaein ... und denn ahms is Fackelssuch ... es is alles so scheen einjeschaukelt«, sacht er. »Wat brauchst du Jrundsätze«, sacht er, »wenn dun Apparat hast!« Und da hat der Mann janz recht. Ick werde wahrscheinlich diese Pachtei wähln – es is so ein beruhjendes Jefiehl. Man tut wat for de Revolutzjon, aber man weeß janz jenau: mit diese Pachtei kommt se nich. Und das is sehr wichtig fier einen selbständjen Jemieseladen!
Denn wah ick bei Huchenberjn. Sie ... det hat ma nich jefalln. Wer den Pachteisplitter nich ehrt, is det Janze nich wert – sahr ick doch imma. Huchenberch perseenlich konnte nich komm ... der hat sich jrade jespaltn. Da hak inzwischen 'n Kimmel jetrunken.
Denn wak noch bei die kleinern Pachteien. Ick wah bei den Alljemeinen Deutschen Mietabund, da jabs hellet Bia; und denn bei den Tannenberchbund, wo Ludendorff mitmacht, da jabs Schwedenpunsch; und denn bei die Häußerpachtei, die wähln bloß in Badehosn, un da wah ooch Justaf Nahrl, der is natürlicher Naturmensch von Beruf; und denn wak bei die Wüchtschaftspachtei, die sind fier die Aufrechterhaltung der pollnschen Wüchtschaft – und denn wark blau ... blau wien Ritter. Ick wollt noch bei de Kommenistn jehn ... aber ick konnte bloß noch von eene Laterne zur andern Laterne ... Na, so bink denn nach Hause jekomm.
Sie – Mutta hat valleicht 'n Theater jemacht! »Besoffn wie son oller liiijel –!« Hat se jesacht. Ick sahre: »Muttacken«, sahre ick, »ick ha det deutsche Volk bei de Wahlvorbereitung studiert.« – »Besoffn biste!« sacht se. Ick sahre: »Det auch ... « sahre ick. »Aber nur nehmbei. Ick ha staatspolitische Einsichten jewonn!« sahre ick. »Wat wißte denn nu wähln, du oller Suffkopp?« sacht se. Ich sahre: »Ick wähle eine Pachtei, die uns den schtarkn Mann jibt, sowie unsan jeliebtn Kaiser und auch den Präsidenten Hindenburch!« sahr ick. »Sowie bei aller Aufrechterhaltung der verfassungsjemäßichten Rechte«, sahr ick. »Wir brauchen einen Diktator wie Maxe Schmeling oder unsan Eckner«, sahre ick. »Nieda mit den Milletär!« sahre ick, »un hoch mit de Reichswehr! Und der Korridor witt ooch abjeschafft«, sahre ick. »So?« sacht se. »Der Korridor witt abjeschafft? Wie wißte denn denn int Schlafzimmer komm, du oller Süffel?« sacht se. Ick sahre: »Der Reichstach muß uffjelöst wem, das Volk muß rejiern, denn alle Rechte jehn vom Volke aus. Na, un wenn eener ausjejang is, denn kommt a ja sobald nich wieda!« sahre ick. »Wir brauchen eine Zoffjett-Republik mit ein unumschränkten Offsier an die Spitze«, sahre ick. »Und in diesen Sinne werk ick wähln.« Und denn bin ick aust Fensta jefalln.
Mutta hat ohm jestanden und hat jeschimpft ... ! »Komm du mir man ruff«, hat se jebrillt. »Dir wer ick! Du krist noch mal Ausjang! Eine Schande is es –! Komm man ja ruff!« Ick bin aba nich ruff. Ick als selbstänjdja Jemieseladen weeß, wat ick mir schuldich bin. Wollen wa noch ne kleene Molle nehm? Nee? Na ja ... Sie missn jewiß ooch ze Hause – die Fraun sind ja komisch mit uns Männa! Denn winsch ick Sie ooch ne vajniechte Wahl! Halten Sie die Fahne hoch! Hie alleweje! Un ick wer Sie mal wat sahrn: Uffjelöst wern wa doch ... rejiert wern wa doch ...
Die Wahl is der Rummelplatz des kleinen Mannes! Det sacht Ihn ein Mann, der det Lehm kennt! Jute Nacht –!
Kaspar Hauser (alias Kurt Tucholsky) : "Ein älterer, aber leicht besoffener Herr" in "Die Weltbühne" , 09.09.1930, Nr. 37, S. 405,
Dienstag, 7. Juli 2009
An unsere Helden an der Front
Der Schnee leis stäubend vom Himmel fällt,
Ein Reiter vor Dschellalabad hält,
„Wer da!“ – „„Ein britischer Reitersmann,
Bringe Botschaft aus Afghanistan.““
Es umdrängt den Reiter die halbe Stadt,
Sir Robert Sale, der Commandant,
Hebt ihn vom Rosse mit eigener Hand.
Sie führen in’s steinerne Wachthaus ihn,
Sie setzen ihn nieder an den Kamin,
Er athmet hoch auf und dankt und spricht:
„Wir waren dreizehntausend Mann,
Von Cabul unser Zug begann,
Erstarrt, erschlagen, verrathen sind.
„Zersprengt ist unser ganzes Heer,
Was lebt, irrt draußen in Nacht umher,
Mir hat ein Gott die Rettung gegönnt,
Sir Robert stieg auf den Festungswall,
Offiziere, Soldaten folgten ihm all’,
Sir Robert sprach: „Der Schnee fällt dicht,
Die uns suchen, sie können uns finden nicht.
So laßt sie’s hören, daß wir da,
Stimmt an ein Lied von Heimath und Haus,
Trompeter, blas’t in die Nacht hinaus!“
Da huben sie an und sie wurden’s nicht müd’,
Erst englische Lieder mit fröhlichem Klang,
Dann Hochlandslieder wie Klagegesang.
Sie bliesen die Nacht und über den Tag,
Laut, wie nur die Liebe rufen mag,
Umsonst, daß ihr ruft, umsonst, daß ihr wacht.
Die hören sollen, sie hören nicht mehr,
Vernichtet ist das ganze Heer,
Mit dreizehntausend der Zug begann,
* AFG ist das Bundeswehrkürzel für Afghanistan. So sprechen Helden heute !
Danke an Micha für Idee und Quellenangabe.
Vor Mehdorn wird gewarnt
Die "junge welt" veröffentlicht in ihrer heutigen Ausgabe ein lesenswertes Interview mit Heiner Wegner, Betriebsratsvorsitzender bei der Berliner S-Bahn GmbH. Wegner sieht die Ursache für das Chaos eindeutig in der Politik und antwortet auf eine entsprechende Frage:
"Es ist einfach absurd, den Nahverkehr als Teil der DB AG an die Börse bringen zu wollen. Sie können keinen Profit mit dem öffentlichen Personennahverkehr erwirtschaften. Wir haben die Verpflichtung, die Mobilität der Bevölkerung zu gewährleisten. Wenn das nicht mehr als oberster Grundsatz gilt, sondern die Profitmaximierung, dann kann das nicht funktionieren. Die Börsenpläne der Bahn sind wirklich absoluter Schwachsinn. Die Politik hat sie beschlossen und ist damit dafür verantwortlich, daß unser Unternehmen an die Wand gefahren wurde."
Übrigens, Hartmut Mehdorn, der ehemals verantwortliche und weggelobte Bahnchef, hat einen neuen Druckposten bei Air Berlin. Im Gegensatz zu den Bahnreisenden unter Mehdorns "Ägide" können Fluggäste heute auf andere Anbieter umsteigen. Bevor bei Air Berlin die Triebwerke eingespart werden und die Passagiere die Propeller selber drehen müssen...
Montag, 6. Juli 2009
Das Humboldtjahr 2009
Nur vordergründig liegen Humboldts Verdienste in der Erforschung des südlichen Amerikas, einer Gegend, die bis zu Humboldts Eindringen zwar bereits von Europäern entdeckt und besiedelt, aber kaum erforscht war. Wichtiger an seinem Lebenswerk ist aber, dass Alexander von Humboldts Denken in einem umfassenden Sinn auf die Welt im Ganzen gerichtet war. Humboldt lenkte sein Forscherinteresse und seine Wissenschaftskonzeption nicht allein auf die jeweiligen Gegenstände, sondern schuf eine kosmopolitische Wissenschaft aufgrund ihrer ethischen Fundierung und der an den Interessen der gesamten Menschheit ausgerichteten politischen Verantwortlichkeit. Als Forscher setzte Humboldt auf weltweite Vernetzung und förderte sie nach Kräften durch eigene Korrespondenz und als Organisator von Begegnung und Ergebnisaustausch unter Wissenschaftlern - ein für damalige Zeiten revolutionärer Ansatz und wirklich erst in den letzten Jahrzehnten allgemein realisiert.
Ich bin auch heute noch stolz, dass ich an der Humboldt-Universität in Berlin studiert und promoviert habe. Auch wenn diese Uni wie so viele andere Hochschulen in diesem Land am Tropf hängt und längst nicht soviel leistet, wie sie könnte. Aber das liegt vielleicht auch an den Beamtenärschen der willfährigen fünft-und sechstklassigen Wessi-Professoren, die die Alma mater Berlinensis nach dem Anschluß der DDR gekapert haben und sie auch heute noch besetzt halten...
Freitag, 3. Juli 2009
Deutsche zweiter Klasse - Teil 7
"Was blieb übrig vom Leseland DDR ? Die Verlagslandschaft in Ostdeutschland hat sich seit 1990 radikal verändert. Von den ehemals 78 staatlich lizenzierten Verlagen der DDR existiert in eigenständiger Form nur noch ein Dutzend. Die Zahl der in dieser Branche in Ostdeutschland Beschäftigten ist um mehr als 90 Prozent gesunken. Im Osten Deutschlands wird heute weniger als ein Prozent des deutschen Buchumsatzes erzeugt. Christoph Links Buch "Das Schicksal der DDR-Verlage" findet klare Worte für die traurigen Zustände der Ost-Verlage. Links hat detailliert aufgezeigt, mit welchen Problemen sich die Verlage seit der Wende konfrontiert sahen: Kaum Eigentum in Form von Anlagevermögen oder Immobilien, kaum Kapital und vor allem wenig Erfahrung im Umgang mit dem freien Markt. Auf der Grundlage detaillierter Einzeluntersuchungen zu Geschichte, Eigentumsform, Produktionsvolumen, Beschäftigtenzahlen und zum Privatisierungsprozess aller 78 Verlage wird eine kritische Bilanz der Umgestaltung dieser Wirtschaftsbranche vorgelegt. Informationen zum Verbleib der Rechte und Archive der untergegangenen Verlage, alphabetische Übersichtstabellen, Verlagssignets und Register machen die Arbeit darüber hinaus als Nachschlagewerk nutzbar."
Plattgemacht, ausgeschlachtet, verwertet, geklaut: Das war`s...
Erstellt unter Verwendung des Klappentextes und verschiedener Pressemeldungen
Mittwoch, 1. Juli 2009
Der 22. Internationale Kongress der Deutschen Ophthalmochirurgen - eine Nachlese
Einmal im Jahr treffen sich die deutschen Augenchirurgen zur sogenannten DOC. Es ist bisher der größte der deutschen Augenarztkongresse, der seit einiger Zeit immer in Nürnberg stattfindet. In diesem Jahr traf man sich vom 17. bis 21. Juni. Nachdem dieser Kongress fast jährlich größere Ausstellungsflächen beanspruchte, war in diesem Jahr erstmals ein Rückgang der Teilnehmerzahlen zu bemerken. Intern sprach man von etwa 1000 Anmeldungen, während in den Vorjahren jeweils ca. 4000 Teilnehmer zu begrüßen waren. Es war auch zu bemerken, dass vor allem weniger OP-Personal, für das eigentlich immer ein hochinteressantes Programm angeboten wird, angereist war. Krise, wohin man blickt.
Zeit für eine Reminiszenz aus der völlig subjektiven Sicht eines zugegebenermaßen ganz kleinen Ausstellers: Eigentlich war es der gleiche Circus wie immer. Die großen Firmen-überwiegend in US-amerikanischer Hand - leisteten sich die üblichen Messestände im Giganto- Format und verzichteten auch in diesem Jahr wieder auf die Aufstellung von Kettenkarussells oder Geisterbahnen. Das wurde allgemein als positiv empfunden. Eine große amerikanische Firma ( groß ist hier allerdings relativ, denn auch sie wurde gerade von einem noch größeren Hai geschluckt) leistete sich den aktuellen Bezug zur Tagespolitik, indem sie an ihrem Ausstellungsstand den Schrottwürfel eines Autos ausstellte. Der Bezug zur Augenheilkunde war hier allerdings vordergründig nicht zu entdecken.
An den Ständen, wo Essen in vielfältigster Form ausgeteilt wurde, stauten sich wie immer die Menschen. Also kein Unterschied zu einem Weihnachtsmarkt, außer dass man für eine Tüte Popcorn oder eine Crepe nur seine Adresse hinterlassen und damit Interesse an den Produkten des Verpflegungspunktes heucheln musste, damit ein geplagter Außendienstmitarbeiter dem vermeintlichen Interessenten Wochen später die Bude einrennen kann. Genau aus diesem Grund gibt es bei mir am Ausstellungsstand schon seit Jahren nichts mehr zu knabbern, denn ich bevorzuge die Kunden mit Fachinteresse. Und die kamen auch, wenn auch in deutlich geringerer Zahl - siehe oben. Angebote gingen dann noch am folgenden Tag in die Schweiz, Libyier kauften Artikel aus dem Handlager für cash, so wie es jeder Händler am liebsten hat. Deutlich gestiegen ist das Interesse der Ärzte aus Slowenien, Kroatien und Polen. Mal sehen, ob sich hier etwas ergibt.
Was gab es fachlich für Neuigkeiten? Zunächst die große Überraschung: Die gelbe Intraokularlinse ist tot. Ursprünglich als große Errungenschaft verkauft, hat sich ein eigentlicher Nutzen dieser Linse nicht erwiesen. Zwar filtert die Linse den Wellenanteil des blauen Lichtes aus dem natürlichen Licht heraus. Dieser Lichtanteil wurde bisher für Schädigungen der Netzhaut nach Extraktion der natürlichen Linse verantwortlich gemacht. Allerdings stellte man schon im vergangenen Jahr heraus, dass gerade der blaue Anteil des natürlichen Lichts für das psychische Wohlbefinden des Menschen essentiell ist. In diesem Jahr hat eine vertrauenswürdige Studie nachgewiesen, dass der Effekt des Blaufilters in der gelben Intraokularlinse auf die Netzhaut und damit auf die Entstehung von Netzhauterkrankungen zu vernachlässigen ist.
Seit 1998 beschäftigte ich mich immer wieder mal mit den sogenannten multifokalen Intraokularlinsen. Das sind Linsen, die -volkstümlich erklärt - dem menschlichen Gehirn vorgaukeln, dass die natürliche Linse noch im Auge ist und akkomodieren kann. Die Fähigkeit des Systems "Auge" zur Akkomodation, d.h. zum quasi automatischen Einstellen der natürlichen Linse auf nahe oder ferne Ziele, geht ja mit der Katarakt-OP und dem Einsetzen einer Kunstlinse bisher unwiderruflich verloren. Mit den sogenannten multifokalen Intraokularlinsen (MIOL) sollte dieser Nachteil auf optischem Wege ausgeglichen werden. Seit nunmehr 11 Jahren fummeln nun einige Firmen an diesen Linsen herum. Fazit der Fummelei: Die Gesetze der Optik lassen sich nicht überlisten und die MIOL haben immer noch die gleichen Nachteile wie 1998. Außer Spesen eigentlich nicht viel gewesen.
Was war noch? Man traf sich wieder einmal im Kollegenkreis, spannte abends bei uriger Nürnberger Küche aus und hörte die neuesten "Neu". Beim abendlichen Essen in der Lederer Brauerei traf ich einen vermeintlichen Engländer, der sich als Waliser entpuppte und genau aus dem Ort auf der Isle of Anglesey (Ynes Mon) stammt, wohin wir immer in Urlaub fahren, wenn wir in Großbritannien sind. It' s a small world. Schön war auch noch, dass ich ständig dem Popcorn widerstehen konnte, das am Ausstellungsstand gegenüber ausgeteilt wurde. Allerdings erfreute ich mich jeden Tag an dem schönen Anblick (siehe Foto) . Und reine Freude ist ja wohl in jeder Beziehung erlaubt...
Foto: © fv 2009
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16321 Bernau
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