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Donnerstag, 30. September 2010

Same procedure as every year ?

"Wie mit den Lebenszeiten,
so ist es auch mit den Tagen,
keiner ist uns gut genug,
keiner ist ganz schön,
und jeder hat,
wo nicht seine Plage,
doch seine Unvollkommenheiten,
aber rechne sie zusammen,
so kommt eine Summe Freude
und Leben heraus."

meinte Johann Christian Friedrich Hölderlin (* 20. März 1770 in Lauffen am Neckar; † 7. Juni 1843 in Tübingen). Er zählt zu den bedeutendsten deutschen Lyrikern. Hölderlins Werk nimmt in der deutschen Literatur um 1800 eine selbständige Stellung neben der Weimarer Klassik und der Romantik ein.

Allen Freunden und Bekannten sowie allen Lesern dieses Blogs, die mir heute schon zu meinem 58. Geburtstag gratuliert haben oder es noch tun werden, danke ich sehr herzlich. Mir sind im vergangenen Lebensjahr sehr traurige, aber auch sehr schöne Dinge begegnet. Das Leben wird niemals langweilig und insofern ist es eben niemals dieselbe Veranstaltung wie in jedem Jahr.

Herzlichen Dank an Euch und vor allem an meinen lieben Schatz, der mir jeden Tag "eine Summe Freude und Leben" bereitet...

Mittwoch, 29. September 2010

Wer hat soviel Pinke-Pinke, wer hat das bestellt ?


Gestern im Auto hörte ich mir mal wieder die neuesten Erfolgsmeldungen von Schwarz-Geld an. Es gibt so Meldungen, da sieht man förmlich den dicken, fetten Schatten eines Geldkofferträgers durch die Kulissen huschen. So wie beim gerade verabschiedeten Energiekonzept der Bundesregierung. Aber natüüüüürlich waren die Stromkonzerne daran überhaupt nicht beteiligt, Äntschie und ihre fünf Minister sind da ganz alleine drauf gekommen. So wie Gu-i-dos Partei auf die Mehrwertsteuersenkung für Hoteliers. Wie wir inzwischen alle wissen.

Da sitzen nun gestern fünf hochbezahlte Vertreter der Bundesregierung vor der Bundespressekonferenz und berauschen sich öffentlich an einer sogenannten Revolution in der Energiepolitik. An Brücken"technologien" (man meint natürlich Techniken - nicht einmal für richtige Fachausdrücke reicht es) , an Stromautobahnen, auf denen man sich wahrscheinlich gerade verfahren hat, oder an Häusern, die ihre Energie selber produzieren und schwelgt in Steuermehreinnahmen von 25 Milliarden, die man den Atomkonzernen von deren zusätzlichem Profit in Höhe von 50 Milliarden durch die Laufzeitverlängerung der AKWs staatlicherseits wieder abziehen will. Was für ein gigantischer Schwachsinn!

Lüftet man den regierungsoffiziellen nebelhaften Phrasenvorhang wahrhaft goebbelsscher Prägung auch nur ein wenig, stellt sich nämlich nur eine - letztlich rein rhetorische - Frage:

Wer soll das bezahlen, wer hat das bestellt,
wer hat soviel Pinke-Pinke, wer hat soviel Geld?

Diese Frage warf Jupp Schmitz aus Köln schon im Gründungsjahr der Bundesrepublik Deutschland auf. Und sie wird seitdem von den Regierenden in diesem Staat und ihren Interessenvertretern in der Politik immer nur auf eine einzige Art und Weise beantwortet. Oder glaubt wirklich noch jemand, die E.ONs, RWEs und Vattenfalls werden sich auch nur einen Euro ihres Zusatzprofits entgehen lassen ? Wer wird also wieder der Zahlmeister sein ? Richtig. Wie beim Verbot der Glühlampen. Nur wesentlich teurer.

Tja, und wer das bestellt hat ? Diese Frage muss sich wohl jeder bei den bald wieder kommenden Wahlen in Kommunen, Ländern und Bund selber beantworten. Und ohne das Wahlgeheimnis übermäßig zu lüften: Ich war es hundertprozentig nicht...

Foto: Kernfraftwerk Mülheim-Kärlich (Daniel Bleyenberg, www.pixelio.de)

Dienstag, 28. September 2010

Ein Polizeistaat oder: Die Misere probiert einen Nacktscanner aus

"Einen Staat, der mit der Erklärung, er wolle Straftaten verhindern, seine Bürger ständig überwacht, kann man als Polizeistaat bezeichnen."

sagte Ernst Benda (* 15. Januar 1925 in Berlin; † 2. März 2009 in Karlsruhe). Er war ein deutscher Jurist und Politiker (CDU) und 1968/69 Bundesinnenminister sowie von 1971 bis 1983 Präsident des Bundesverfassungsgericht.

Nun war Benda auch nicht so ganz ohne: Als Bundesinnenminister im Kabinett Kiesinger wurde er unter anderem zur Durchführung der Anordnung von Überwachungsmaßnahmen nach dem „Gesetz zur Beschränkung des Brief-, Post- und Fernmeldegeheimnisses“ ermächtigt und war an der Umsetzung der Notstandsgesetze beteiligt. 1966 fungierte er als Präsident des Gemeinsamen Ausschusses bei der NATO- Stabsübung „Fallex 66“. Ab 1969 war er Mitglied der G-10-Kommission nach dem Gesetz zur Beschränkung des Brief-, Post- und Fernmeldegeheimnisses. 1970 war er wiederum Mitglied des Gemeinsamen Ausschusses und des Vertrauensmännerausschusses des Bundestags für die Geheimdienste. 1971 wurde er zum Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts gewählt.

Benda äußerte sich bis ins hohe Alter zu Fragen der Menschenrechte und der inneren Sicherheit. Er kam dabei zu bemerkenswerten Erkenntnissen. So stellte er zur sogenannten
Rettungsfolter fest: „Im Kampf gegen den Terror genügen die Mittel des wehrhaften Rechtsstaats." Im Vergleich zu den Aussagen heutiger Politiker ist diese Aussage geradezu revolutionär.

Ich weiß nicht, wann und warum Benda den obigen, einleitenden Satz zum Polizeistaat gesagt hat. Sicherlich waren die Worte damals auch nicht auf die BRD gemünzt. Sie sind es heute um so mehr...


P.S. Wer übrigens immer noch nach einer Begründung für die zur Zeit gerade wieder besonders nervende DDR-Aufarbeitung von Politik und Medien sucht, sollte einmal über den Sinn des Spruches "Haltet den Dieb..." nachdenken.

Bild: Trubel und Warten (rasmus, www.pixelio.de)



Montag, 27. September 2010

Fehlbesetzung des Jahrhunderts

Die FDP war von 1998 bis Oktober 2009 nicht an der Bundesregierung beteiligt. Bis heute ist nicht erkennbar, dass sie dort gefehlt hat. Von Niebel bis Brüderle haben sich gigantische Fehlbesetzungen auf den Bundesministersesseln breit gemacht. Sabine Leutheusser- Schnarrenberger, die zumindest in der Opposition noch relativ liberale Politikansätze vertrat, ist in ihrem gegenwärtigen Job nicht spürbar. Und über Pharma-und Unternehmerlobbyisten Rösler verbietet sich jedes weitere Wort, mein Urteil über ihn kann jeder gesetzlich Krankenversicherte im nächsten Jahr auf dem Gehaltskonto ablesen.

Die allergrößte Flasche auf dem Ministerthron ist allerdings der große Vorsitzende Gu-i-do Westerwelle himself. Nicht genug, dass er die neoliberale Soße seiner Partei der Besserverdienenden völlig verinnerlicht hat, blendet er auch zunehmend die Wirklichkeit aus und richtet richtig Schaden an.

»Deutsche Außenpolitik ist Friedenspolitik«, log er gerade die UNO-Vollversammlung an und vertraut wohl darauf, dass die in der UNO vertretenen Völker genauso dämlich sind wie die FDP-Wähler in Deutschland. Und für diese armen Menschen erinnere ich an den Krieg gegen Jugoslawien 1999 mit deutscher Beteiligung oder an den gegen Afghanistan seit 2001. Und der läuft noch...

Grund zur Freude ?

Eigentlich wollte ich mich nicht mehr über diese Art der Erinnerungskultur zum 20. Jahrestag des Anschlusses der DDR an die BRD aufregen. Alles, was ich dazu sagen kann, habe ich schon gesagt. Es ist in der rechten Spalte dieses Blogs unter "Labels" und dem Stichwort "DDR" abrufbar. Man findet dort meine ganz persönliche, überwiegend nicht opportune Meinung zur offiziellen Geschichtsschreibung.

Auch die seit Wochen anschwellende Welle der Medienbeiträge zu diesem Thema bringt nicht substantiell Neues, außer dass man uns wirklich und wahrhaftig die sprichwörtlich rosarote Brille in Bezug auf die Gegenwart in diesem Land aufsetzen und wahrscheinlich an der Stirn festnageln will. " Ost-Volk, nun freue dich endlich!" ist die offensichtlich zentral vorgegebene Linie.

Insofern erreichen Medienkampagne und Feierlichkeiten Dimensionen, die mich wieder einmal an die DDR erinnern: Zu genau identischer Hochform lief der Propagandaapparat des untergegangenen deutschen Staates vor SED-Parteitagen oder etwa Gedenktagen an Marx- Lenin-Stalin auf. Dabei spielte und spielt es keine Rolle, dass die Bilanzen eher dürftig waren und sind. Nachdenken oder gar Kritik sind nicht erwünscht, Nachdenker oder Kritiker wurden und werden nieder diskutiert. "Volk, nun freue dich - oder wir ziehen andere Seiten auf!"

In unserem Provinzblatt, der "Märkischen Oderzeitung", gingen einige Leser(?) sogar so weit, einen Veröffentlichungsstopp für kritische Leserbriefe zur sogenannten Wiedervereinigung oder zu den gegenwärtigen Zuständen in diesem Land zu fordern. Das war neulich erst, nicht damals in der DDR. Wie bekloppt müssen Journalisten sein, die einen solchen Gedankenmüll auch noch veröffentlichen? Insofern wird mir wieder einmal Angst und ich ärgere mich.

Nicht darüber, dass sich dieser Staat Bundesrepublik allem Positivem aus der DDR verweigert hat. Die Grundlagen für diesen Unsinn wurden ja schon unter Kohl im sogenannten Einigungsvertrag gelegt. Mit diesem Vertrag, der inzwischen selbst von denjenigen Ostpolitikern (wie Lothar de Maizière) kritisiert wird, die ihn damals wenigstens abnicken durften, hat man die Erfahrungen, das Wissen, den Willen zum Neuanfang und zu wahrhaftiger Demokratie, das Humankapital von Millionen Menschen einfach ignoriert und größtenteils vernichtet. Bevor das Geschrei der Ostler a la "Wir sind das Volk!" auch das Westvolk infizieren konnte. Genau d a s ist die entscheidende, allerdings verschwiegene Negativbilanz von 20 Jahren "Wiedervereinigung".

Ich ärgere mich auch nicht mehr über die offensichtlichen Propaganda-Lügen oder die in Stasi-Gedenkstätten oder in blöden DDR- Aufarbeitungsfilmen versenkte West-Knete. Der Sieger lügt sich die Geschichte zurecht. Im Westen waren ausschließlich die Guten, im Osten nur Böse. Wer sich in der Geschichte etwas auskennt, weiß, dass sich Geschichte im Laufe der Zeit relativiert - vor allem wenn man das Volk ständig belügt und dieses Volk vergleichen kann. Dafür spricht unter anderem auch Napoleons Grabmal im Pariser Invalidendom.

Angst habe ich davor, dass sich dieses Deutschland immer weiter so entwickelt wie in den vergangenen zwanzig Jahren. Ich persönlich wollte zum Beispiel nie in einem Land leben, das Kriege in aller Welt führt, den Bankstern Milliarden hinterherschmeißt, aber dabei das eigene Volk nicht nur bildungsmäßig verkommen lässt und mehr als 10 Prozent seiner Einwohner mit einem Almosen abspeist, das Hartz IV heißt...

Freitag, 24. September 2010

Gescheitert

Man sollte Parteien, Institutionen, ja selbst Staaten immer an Personen festmachen. Es sind nicht die CDU, die SPD oder FDP, die USA oder die SED und die DDR, über die wir zu Gericht sitzen oder die uns in die Suppe spucken. Es stecken immer ganz konkrete Personen hinter den angestellten Schweinereien. Diese Herangehensweise ist natürlich in der Bundesrepublik Deutschland streng verpönt. Obwohl man offiziell immer wieder lesen kann, dass ausschließlich Personen die Geschichte machen, darf man auf gar keinen Fall persönlich werden in der Politik. Etwa ein wirkliches Arschloch auch ein Arschloch nennen. So hat nicht etwa Schröder HartzIV zu verantworten, nicht etwa Fischer hat den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr bei den Grünen durchgepeitscht. Es waren ominöse Parteien. Und wenn man etwas gegen Bush jr. oder den Lügenbold Obama sagt, ist man sofort anti-amerikanisch.

Das zur Erklärung, warum ich gleich persönlich werde: Speer ist zurückgetreten. Seine einzigen Qualifikationen waren schlechtes Benehmen und Beratungsresistenz. Dass er in Löbau achtkantig von der Offiziershochschule der NVA flog, muss nicht unbedingt gegen diese Schule sprechen. Ach ja, seine wesentliche Qualifikation: Er kannte den Ministerpräsidenten von Brandenburg gut.

Es ist zu hoffen, dass sein Rücktritt nicht der erste Schritt in einer gigantischen Grassäh-Aktion war. Und wenn doch, sollten wir uns alle so schnell wie möglich als Kamele betätigen, die das Gras wieder abfressen. Bevor es über Speers Heldentaten wachsen kann...

Donnerstag, 23. September 2010

Presseerklärung der BVB zur Potsdamer Finanzaffäre

Brandenburger Vereinigte Bürgerbewegungen fordern rückhaltlose Aufklärung der Potsdamer Finanzaffäre

Die Vorwürfe gegen den jetzigen Innen- und früheren Finanzminister Rainer Speer werden immer umfassender und offenbaren eine substantielle Schädigung der Steuerzahler und der Brandenburger Landesfinanzen. Nachdem bereits beim Verkauf der Potsdamer Krampnitz-Kasernen und der Bodengesellschaft (BBG) ein Millionenschaden entstanden ist, sind weitere dubiose Grundstücksgeschäfte ans Licht gekommen.

So wurde gemäß Recherchen des Tagesspiegels im April 2004 ein 15 000 Quadratmeter großes Filetgrundstück in Potsdamer Bestlage, unmittelbar am Park Babelsberg und in der Nähe des Griebnitzsees, zu einem Schnäppchenpreis von 290 000 Euro verkauft. Auch hier ergeben Indizien, dass dem Land Brandenburg ein Schaden im hohen sechsstelligen Betrag entstanden ist. Denn während das Land nur einen durchschnittlichen Quadratmeterpreis von ca. 19 Euro kassierte, lagen die amtlichen Bodenrichtwerte im Jahr 2004 im Bereich Griebnitzsee für Wohnbauland bei 230 Euro je Quadratmeter, im Bereich Babelsberg bei 220 Euro. Allein für die Altbausubstanz und das dazugehörende Grundstück erkannte das zuständige Finanzamt einen bereits mit deutlichen Abschlägen versehenden Realwert von 929 000 Euro an.

Während die Kritik immer umfassender wird und die Vorwürfe immer mehr durch Daten und Fakten untermauert werden können, blockt die Landesregierung die Anschuldigungen als „typischen Oppositionsreflex“ ab. Es kann jedoch nicht sein, dass die Landesregierung bei der notwendigen Aufklärung auf die Bremse tritt und den Ernst der Anschuldigungen herunterspielt.

Die Brandenburger Vereinigten Bürgerbewegungen fordern daher eine rückhaltlose Aufklärung aller zweifelhaften Grundstücksgeschäfte. Die Bürger haben es verdient, dass diese Anschuldigungen gewissenhaft geprüft werden und der Ministerpräsident Konsequenzen aus der Affäre zieht. Rainer Speer, der als ehemaliger Finanzminister den entscheidenden Anteil an den benannten Vertragsabschlüssen hatte, muss uneingeschränkt mit den Behörden kooperieren. Sofern dem Steuerzahler ein Schaden entstanden ist, den er schlussendlich zu vertreten hat, fordern wir den Rücktritt des heutigen Landesinnenministers Speer.


Matthias Güttler
Landespolitischer Sprecher für Haushalt und Finanzen der Brandenburger Vereinigten
Bürgerbewegungen

Politiker-Dressings

Der Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/ Die Grünen im Bundestag, Jürgen Trittin, ist am Mittwochabend bei einer Diskussion im Theaterdorf „Freie Republik Wendland“ am Ballhof in Hannover mit Joghurt übergossen worden. Kurz nach dem Beginn der Diskussion betrat ein Maskierter in einem weißen Maleroverall die Bühne, ließ an Trittins Kopf einen Ballon voll Joghurt platzen und flüchtete unerkannt. Eine Erklärung für die Attacke gab es zunächst nicht.

So verabscheuungswürdig körperliche Gewalt auch gegenüber Personen des öffentlichen Lebens ist, sollte man die Idee des Politiker-Dressings konsequent zu Ende denken: Was ist zum Beispiel gegen Merkel in einem leichten Essig-Öl-Dressing mit viel Zwiebel einzuwenden? Oder gegen Seehofer in Tomatensauce? So ein bischen was Rotes würde den Bayern gut tun! Steinbach könnte ich mir in brauner Senfsauce und Sarrazin in frischer Kinderkotze - vorzugsweise von kleinen türkischen Kopftuchmädchen - vorstellen.

Unserem linken Brandenburger Wirtschaftsminister Christoffers würde dagegen etwas grüne Petersiliensoße gut zu Gesicht stehen. Allerdings mag ich die Vorstellung nicht, Herr Mrotzek (vormals Westerwelle) könnte plötzlich in meiner leckeren Kürbissuppe auftauchen.

Und da ich überhaupt nicht weiß, was wir in diesem Zusammenhang mit der SPD machen sollen und ich außerdem die Befürchtung habe, dass irgendein Leser meine Gedanken Ernst nimmt, vergessen wir am besten alles wieder ganz schnell. Es gibt schon zu viele minderwertige Lebensmittel und den Salat haben wir Wähler in jedem Fall...

Grafik: Salate & Dressings (J. Bredehorn, www.pixelio.de)

Mittwoch, 22. September 2010

E-Blogs bei Wikio - Parla italiano ?

Vallis Blog proudly presents seine Teilnahme bei E-Blogs von WIKIO! Und gleich hat es geklappt: Mein Post zu 20 Jahren deutsche Einheit wurde bei den E-Blogs aus fünf europäischen Ländern veröffentlicht. ( Auf italienisch heißt der Beitrag z.B. " L’unità tedesca, 20 anni dopo: l’indignazione degli ex Tedeschi dell’Est")

Mit dem Projekt "E-Blogs" von WIKIO können wir neuerdings die meistverlinkten Texte von Bloggern aus fünf Ländern entdecken. Das bedeutet konkret, dass WIKIO täglich Beiträge von Bloggern aus den fünf europäischen Ländern (Frankreich, Italien, Deutschland, Spanien,Großbritannien) auswählt und veröffentlicht. Ein Team von professionellen Übersetzern übersetzt die Texte in die jeweils vier anderen Sprachen.

WIKIO will die Inhalte der Blogosphäre über Grenzen und Sprachbarrieren hinaus verbreiten, ihnen damit eine europäische Dimension geben und stellt Fragen wie die nach der Überwindung der Sprachbarrieren oder der Erkundung der europäischen Blogosphäre. Darum geht es bei E-Blogs: Das Projekt versteht sich als ein Laboratorium, das die europäische Zivilgesellschaft widerspiegeln soll.

Die Textauswahl ist subjektiv und bunt gemischt. Sie wird sich im Laufe der Zeit entwickeln, um hoffentlich einen gemeinsamen Nenner zu finden - eine Verbindung zwischen allen europäischen Bloggern. Ich hoffe mit den Machern von WIKIO, dass die Inhalte der Blogosphäre so auf europaweite Resonanz treffen!

Foto: Europafahne (S. Hofschlaeger, www.pixelio.de)



Dienstag, 21. September 2010

Anderthalb Jahre Knast

Wer so richtig zum Menschenfeind werden will, tue sich einmal einen Besuch im Tierheim an. Dabei meine ich nicht etwa die Menschen dort vor Ort, die eine ausgesprochen wichtige Arbeit machen und den Tieren im Asyl ein vernünftiges Leben ermöglichen. Nein, ich meine diejenigen unter uns, die sich meist völlig unüberlegt ein Tier anschaffen und dann aus irgendwelchen Gründen nicht damit klarkommen. Und da Tiere nach Bürgerlichem Gesetzbuch eine Sache darstellen - wie z.B. die Möbel oder der Fernseher - landen sie im Alter, bei Nichtgefallen oder Lästigsein umgehend auf dem Müll. Auch hier gilt, dass der Idiot immer am oberen Ende der Leine zieht.

Nachdem wir am 8. September unseren Willy verloren hatten, gestaltete sich das Leben hier ziemlich traurig. Abends schlichen wir, da wir unseren Hundespaziergang aus gesundheitlichen Gründen nicht aufgeben wollten, mit elendem Gesichtsausdruck um den Block und mussten jedem unserer Hundefreunde erklären, wo der Willy geblieben war. Fast alle rieten uns zu, umgehend einen neuen Hausfreund anzuschaffen. Natürlich hatten die Freunde Recht.

Am Donnerstag habe ich die Totenstille hier nicht mehr ausgehalten. Ich fuhr in das Tierheim nach Ladeburg. Wie damals beim Willy war es Liebe auf den ersten Blick. Unser neuer Kumpel heißt Nero, wurde im Alter von ca. 1 1/2 Jahre durch die Jugendhilfe aus einer Familie heraus geholt und ins Tierheim gebracht. Er ist heute fast drei Jahre alt und hat dort im Zwinger quasi die Hälfte seine Lebens verbracht.

Seit Sonnabend ist er bei uns. Er lernt gerade alleine in den Garten zu gehen, denn wie ein menschlicher Knasti ist er gewöhnt, dass ihn immer jemand beim Freigang begleitet. Nachts wacht er regelmäßig auf und freut sich ungestüm erst einmal wenigstens fünf Minuten, dass er bei uns ist. Nun, er wird sich an seine Freiheit gewöhnen. Wir alle haben wieder Gelegenheit zu langen Spaziergängen. Als Nächstes werden wir dann das Laufen am Fahrrad üben.

Natürlich werden wir den Willy nicht vergessen, er war schließlich unser erster Hund. Nero ist allerdings charakterlich völlig anders. Aber warum soll es bei Hunden anders sein als bei den Menschen...


P.S. Spenden für das Tierheim Ladeburg können an die Sparkasse Barnim, Kto.-Nr. 370 952 0516, Bankleitzahl 170 520 00 überwiesen werden. Oder man bedenkt sein örtliches Tierheim.

Foto: Nero (fv 2010)

Montag, 20. September 2010

Da würden sich selbst die Hühner freuen


"In den Dolomiten ist es sehr schön. Wenn morgens was kräht, ist es
der Hahn und nicht Guido Westerwelle."
meinte der Fraktionschef von Bündnis90/Die Grünen Jürgen Trittin am 15. September in der Generaldebatte des Bundestages.

Leider atmete das Deutschland der Vernunft - also wir paar Hansels hier- nur ganz kurz auf: Schon heute früh hat der Leichtmatrose seinen baldigen Rücktritt vom Vorsitz der Partei der Besserverdienenden wieder dementiert. Mit mir hatten sich Millionen Schlechterverdiener gewünscht, dass sich Gu-i-do nach seiner Heirat mit Stefan Mroz (oder so) dem jahrhundertealten Ideal von der (west-) deutschen Hausfrau unterordnet und endlich an den heimischen Herd zurückkehrt...

Zitat Trittin nach "focus-online"
Foto: Karin Jung, www.pixelio.de

Samstag, 18. September 2010

Kiss me while I kiss the sky

Heute vor 40 Jahren starb Jimi Hendrix. Er gilt als einer der bedeutendsten Gitarristen der Musikgeschichte und hatte nachhaltigen Einfluss auf die Entwicklung der Rockmusik.



Das Video zeigt Jimi mit dem Titel "Purple Haze", aus dem auch die heutige Überschrift stammt.
Unvergessen auch seine Variante der amerikanischen Nationalhymne - sein Protest gegen den Krieg in Vietnam. Hendrix wurde auch oft ein "Ikarus der Gitarre" genannt, der zu schnell und zu weit hoch flog, um schnell zu verbrennen.

P.S. Irgendwo da oben sitzen Jimi, Janis Joplin, John Lennon, Jim Morrison von den "Doors", Brian Jones von den Stones und George Harrison mit Wölfi Mozart und Roy Black (der endlich die Musik machen darf, die er immer machen wollte) auf einer Wolke und rocken ganz gewaltig. Die wahren Götter der Musik. Sie alle gingen viel zu früh und haben uns mit Madonna, Elton John, Kylie Minogue, Robbie Williams, Lena Schneider-Kalbsbrut und den orthopädischen Schlümpfen sowie dem Musikantenstadl allein gelassen. Austauschbare Kunstprodukte ohne jedes Blut. "Plastic people with plastic songs" wie John Lennon immer sagte. Traurig ...

Freitag, 17. September 2010

Ohne Moos nichts los oder: Die Freiheit zu verhungern

„Was nützt die politische Freiheit,
wenn wirtschaftliche Sklaverei bestehen
bleibt? Die Freiheit, die jeder Europäer
zu genießen glaubt, ist nur die Freiheit,
einen Herrn zu verlassen, um sich einem
anderen anzuschließen.“

meinte Jean-Jacques Rousseau (* 28. Juni 1712 in Genf; † 2. Juli 1778 in Ermenonville bei Paris). Er war ein Schriftsteller, Philosoph, Pädagoge, Naturforscher und Komponist der Aufklärung und gilt als einer der wichtigsten geistigen Wegbereiter der
Französischen Revolution.

Um es noch einfacher und völlig unphilosophisch zu sagen: Ohne Kohle keine Freiheit. Oder noch besser: Ohne Moos nichts los. Denn was nutzt der ganze Mauerfall, wenn man sich einfach keine Reisen leisten kann? Und so mancher Arbeitslose würde sich auch heute gern versklaven, wenn er damit ein wenig wirtschaftliche Freiheit erringen könnte...

Lichte Momente

Über den Literatur-Nobelpreisträger Günter Grass kann man verschiedener Meinung sein. Ich selbst halte ihn literarisch für stark überbewertet, eines seiner Werke ("Ein weites Feld") steht weitgehend ungelesen bei uns im Bücherregel, weil ich das weitschweifige Geschwafel einfach nicht ausgehalten habe. Mir ist die Botschaft dieses Menschen in der so hochgelobten "Blechtrommel" noch nie klar geworden, seine sklavische Abhängigkeit zur Verräter-Partei SPD ist nach all den Schweinereien der Schröder-Müntefehring--Steinbrück-Steinmeier-Gabriel und der übrigen Seeheimer nur noch lächerlich und fast alle seine Bücher sind meiner Meinung nach Geschreibsel um des Geschreibsels willen. Gut, wie bei so Vielem in diesem Land gilt auch bei Grass, dass man nichts Besseres hat und deshalb das Vorhandene über den grünen Klee loben muss.

Manchmal allerdings geschehen Zeichen und Wunder. So äußerte sich Günti in einem "Spiegel"-Interview (Der Spiegel 33/2010 vom 16.08.2010) bemerkenswert konkret zur sogenannten Wiedervereinigung und sagte: "Ich finde nach wie vor, dass wir uns die DDR nicht auf diese überhastete Weise hätten einverleiben dürfen. Es ist ein Unding, welch große Chance wir vertan haben. Man hätte diesen Moment, in dem nach zwei Diktaturen das demokratische Selbstbewusstsein in den berühmten vier Wörtern erblühte, nicht abwürgen dürfen. "Wir sind das Volk!" - und schon wurde es mitsamt seiner Produktionsstätten abgewickelt und sein Vermögen durch die Treuhand für einen Appel und ein Ei verschleudert. Diese 17 Millionen Menschen dort hatten während der langen Nachkriegszeit die Hauptlast des von allen Deutschen geführten und verlorenen Krieges zu tragen. "

Dass er danach wieder in seine altbekannten Klischees zurück fällt, sei ihm vergeben. Und dass er die herrschende Parteien-Demokratur in diesem Land offensichtlich für wirkliche Demokratie hält - siehe oben. Immerhin stimmt das alte Sprichwort, dass ein blindes Huhn auch einmal ein Korn findet. Wie gesagt: E i n Korn...

Donnerstag, 16. September 2010

Ein Mann muss nicht immer schön sein

Wo die alten Schlager Recht haben, haben sie Recht. Darauf kommt es gar nicht an. Wie ist es aber bei Frauen ? Nun, als unvoreingenommener, ehrlicher Freund fast aller Frauen arbeite ich nun schon fast achtundfünfzig Jahre lang an der Erkenntnis, dass es unter Frauen - auch unter den makellos schönen und wohlgestalteten - offensichtlich genauso viele Bekloppte gibt, wie unter uns Männern.

Entsetzliche, weil enttäuschende Beispiele - leider auch von Schönen und Wohlgestalteten - findet man hier. Aber wer jetzt im Umkehrschluss zur Überschrift singt: "Eine Frau muss nicht immer klug sein ! " irrt sich sehr....

Gute Idee

Bei uns in Schönow wird jetzt ein schöner Rad- und Skaterweg zum Bernauer Ortsteil Waldfrieden gebaut. Dieses neue Stück ist Teil eines Rundkurses, der eines Tages von Schönow über Waldfrieden zum Liepnitzsee, an Wandlitz vorbei über Basdorf und Schönwalde wieder zurück nach Schönow gehen soll. Das Projekt wurde in meiner letzten Sitzung im Stadtentwicklungsausschuß beschlossen, bevor ich in den Finanzausschuß wechselte. Schon damals hatte ich kritisiert, dass offenbar keinerlei Sperrvorrichtungen für den Autoverkehr auf dem sehr breiten Radweg vorgesehen sind.

Die Stadtverwaltung versprach damals, nochmals mit dem Waldeigentümer - das ist die Stadt Berlin - bezüglich KfZ-Sperren zu reden. Im Moment sieht es nicht danach aus, als ob derartige Sperren (Pfeiler, Poller, Schranken o.ä.) realisiert werden.

Schon jetzt kann man ab Freitag nachmittag bis zum Sonntag abend einen regen Fußgängerverkehr mit beladenen Schubkarren über die Schönwalder Chaussee in die Schönower Heide registrieren. Da diese Schönower und Nutzer von Wochendhäusern sehr gern ihre Abfälle im Wald und auf der Heide entsorgen, wird sich hier am Friedhof vorbei wohl bald ein reger Verkehr mit PKW und Anhängern zur Entsorgung von alten Möbeln, Kühlschränken sowie Haus-, Bau- und Gartenabfällen entwickeln. Die Kosten für die zu entsorgenden Müllberge trägt dann wieder einmal der Steuerzahler und die an sich gute Absicht des Rad- und Skaterrundkurses entwickelt sich zu einem Ärgernis.

Übrigens: Mein Sohn S. hat in vorigem Jahr in Kanada ein schönes Warnschild fotografiert.(siehe unten) Man beachte vor allem den Hammer, der sicherlich auch für unbelehrbare Köpfe eingesetzt werden kann. Das und die Geldstrafe setzen natürlich ein funktionierendes und ordnungswilliges Ordnungsamt voraus. Dieses gibt es leider in Bernau nicht...

Mittwoch, 15. September 2010

Paris - eine Nachlese

Obwohl geschäftlich gesehen erfolgreich, wollte sich in Paris für uns keine allzu gute Stimmung einstellen. Als wir im Dezember vergangenen Jahres die Flugreise buchten, konnten wir nicht voraussehen, dass unser Willy schon im August so krank sein würde. So hatten wir keine rechte Muße für Paris, wir warteten immer nur auf die Hiobsbotschaften, die dann auch prompt eintrafen...

Hier nun ein kurzer Eindruck von Paris, denn die Stadt ist auch im Regen schön und auch mit Sorgen und Kummer in der Seele empfindet man sie und ihre Bewohner als einfach wunderbar:


Der Triumphbogen (frz. Arc de Triomphe) am Place Charles
-de-Gaulle





Das Grab von Edith Piaf auf dem Friedhof Pére Lachaise






Straßenszene am Montmartre






Konditorei am Montmartre







Heinrich Heines Grab auf dem Friedhof Montmartre








Die berühmte "Rote Mühle" - das Variete Moulin Rouge im Pariser Stadtviertel Montmartre







Die Pariser Metro-Linie 1. Am Tag unserer Abreise war die Linie 1 teilweise gesperrt, weil 2,7 Millionen Menschen im Stadtzentrum von Paris gegen die Politik der sozialen Einschnitte Sarkozys demonstrierten. Und obwohl wir nur unter Mühen den Flughafen erreichten und bis zur letzten Minute durch den Fluglotsenstreik unklar war, ob unser Flugzeug nach Berlin abheben würde, haben wir wieder einmal bedauert, im verschnarchten Deutschland zu leben. Die Franzosen haben ja schon einmal einen König geköpft und mehrere Könige verjagt. Und sie haben offensichtlich nicht verlernt, wie das geht...



Nichts ist so langweilig wie eine endlose Diaschau. Deshalb an dieser Stelle Schluß. Paris, wir sehen uns sicher wieder - dann hoffentlich mit unbeschwertem Herzen.

Die Aussetzung der Wehrpflicht erzeugt neue Begriffe

Schwarz-Geld argumentiert für die Aussetzung und letztlich Abschaffung der Wehrpflicht mit dem Argument, dass man für die kommenden Aufgaben der Bundeswehr nur noch Spezialisten gebrauchen kann. Recht haben die Damen und Herren unseres Regierungslagers ! Die Spezialisten heißen dann auch nicht mehr Soldaten, sondern Auftragskiller...

Aufforderung zum Steuernsparen

Unser Jüngster hat neulich mal aus purer Langeweile seine über das Jahr 2009 gesammelten Belege (Fahrkarten, Quittungen usw.) in den Computer eingegeben. Gestern kam der Steuerbescheid: Eine Steuerrückzahlung von fast 160 Euro! Ich denke, das ist eine gutes Ergebnis.

Fast anderthalbmal die Sonder- Kohle pro Tag für einen Afghanistan-Krieger der Bundeswehr ! Müsste jeder machen...

Noch ein Geburtstag

Und wieder einmal feiern wir den Geburtstag einer bedeutenden Errungenschaft der Neuzeit: Vor nunmehr etwas über 170 Jahren - am 6. Mai 1840, für die verspätete Würdigung muss ich um Nachsicht bitten - wurde in Großbritannien die erste Briefmarke der Welt herausgegeben. Damit ging eine weitreichende Modernisierung des britischen Postwesens, initiiert durch Sir Rowland Hill, einher. War bis zu diesem Zeitpunkt das Briefporto vom Empfänger der Sendung zu entrichten gewesen, bezahlte nun der Absender eine Gebühr und dokumentierte das Porto durch aufklebbare Postwertzeichen. (Man stelle sich vor, das alte System würde heute noch bestehen und wir als Empfänger müssten für die ganze Werbeflut in unseren Briefkästen auch noch bezahlen!) Gleichzeitig entfiel die komplizierte Staffelung nach Entfernungen, das Porto wurde billiger und nur das Gewicht der Postsendung entschied über die Portostufe. Das führte zu einer bedeutenden Zunahme des Postverkehrs. Nicht zu vergessen, welche Bedeutung diese verbesserte und verbilligte Kommunikation für die Wirtschaft hatte.

Heute gibt es die grüne Post, die gelbe Post, die rote Post, die Schneckenpost, diesen und jenen Kurierdienst - und alle haben sie neben eigenen Uniformen und Autos ihr eigenes Portosystem mit den unterschiedlichsten Bemessungsgrundlagen. Bei dem einen geht es nach Gewicht, bei dem anderen nach Größe, beim dritten nach Stückzahl. Ständig muss man im Internet oder in Broschüren nachsehen, was gerade gültig und was gerade preiswert ist. Was für ein Fortschritt!!!

Die erste Briefmarke war übrigens die "One Penny Black", die ein Profil der 15-jährigen Königin Victoria zeigte. Die Druckplatten dazu waren vom Kupferstecher Henry Corbould ausgeführt, die Marken wurden in der Londoner Druckerei Perkins, Bacon und Petch gedruckt.

Die erste Briefmarke auf deutschem Boden kam 1849 heraus. Es war die "Schwarze Einser" aus Bayern. Die erste Sondermarke der Welt gab es erst 1871 anläßlich der Eröffnung der Eisenbahn in Peru.

Grafik: Seltene Unikate - die 15-Centimos und Six-Pence Valli-Briefmarken

Dienstag, 14. September 2010

Der Pate, ein Kronprinzchen und der Barnimer Klüngel


Wanderer, kommst Du in den Barnim im schönen Brandenburg, lasse Deine Kreditkarte zu Hause. Am besten Du schleppst immer einen Sack mit Bargeld mit Dir herum, denn wenn Du nicht gerade Kunde bei einer Sparkasse bist, könnte Dir der Geldautomat der Barnimer Kreissparkasse die Auszahlung verweigern. Besonders Kunden von Direktbanken betrifft diese etwas besondere Art des Kundendienstes, denn diese Parias unter den Banken wollen nicht so, wie unser Kreisparkassenfürst gerne will - nämlich Unsummen für die Benutzung der Automaten durch Direktbankkunden zahlen. So straft man deren Kunden ab, was natürlich auch Touristen trifft. Aber es geht ja ums Prinzip, nicht um den Kunden, hinter dem sich ja auch Menschen in (Geld-) Nöten verbergen. Dass man damit eventuell auch potentielle Kunden verprellt, interessiert den Sparkassenvorstand offensichtlich nicht die Bohne.

Allerdings verblüfft diese spezielle Art der Kundenbetreuung und Kundenneugewinnung durch die Barnimer Kreissparkasse nicht, wenn man weiß, wer Vorsitzender des Verwaltungsrates dieser Institution ist: Es ist - bitte einen Tusch, tatata, Sie haben richtig geraten - der auf den Flügeln Fortunas erneut in sein Amt geflogene Landrat Bodo I. Wie wir alle wissen, kam er nur durch Losentscheid zurück in sein Amt, genau die Hälfte der Kreistagsabgeordneten hatte ihm ihr Vertrauen verweigert.

Wer jetzt meint, diese mehr oder weniger große Schlappe wäre vom Barnimer Klüngel um König Bodo zum Nachdenken genutzt worden oder hätte gar zum Innehalten geführt, musste sich eines Besseren belehren lassen. Der Warnschuß ist abgeprallt, man wähnt sich für die nächsten acht Jahre in völliger Sicherheit. Nach einer ganz kurzen Schamfrist macht man einfach weiter wie bisher. Beispiel gefällig ?

Voilà: In einem Jahr tritt Josef Keil, der bisherige Vorstandsvorsitzende in den Ruhestand, berichtete die "Märkische Oderzeitung" am vergangenen Freitag. "Sichtlich zufrieden verkündete Landrat Bodo Ihrke (SPD) am Donnerstag die Personalentscheidung, die der Verwaltungsrat der Barnimer Sparkasse am Montag einstimmig getroffen hatte. Die Position des Vorstandsvorsitzenden wird nach dem Ausscheiden von Josef Keil nicht öffentlich ausgeschrieben, sondern zum 1. November 2011 mit Uwe Riediger, seit vier Jahren zweites Mitglied des Vorstandes, besetzt." schreibt die "MOZ" in ihrem Lokalteil, dem Barnim Echo.

Wenigstens die bisherige Position von Riediger soll öffentlich ausgeschrieben werden, womit wohl die ganz krasse Inzucht und der üble Geruch von Postenschacher vermieden werden sollen. Nun gibt es schon wieder böse Menschen, die da etwas von Mafia faseln. Denen muss natürlich energisch widersprochen werden, denn der Vergleich mit der sizilianischen Mafia ist völlig unzutreffend: Im Gegensatz zu unserem Barnimer Klüngel ist die Mafia wenigstens erfrischend ehrlich.

"Weiter wie bisher" ist jedenfalls auch bei der Kreissparkasse die Devise. Und wenn Riediger am Schluß des MOZ-Artikels mit den Worten zitiert wird, "dass die Sparkasse Barnim in vielen Bereichen einen eigenen Weg geht" wird mir klar, dass Direktbankkunden im Barnim vielleicht auch zukünftig ihr Geld selber drucken müssen, in jedem Fall aber die Geldautomaten und die Kundenschalter der Barnimer Sparkasse meiden werden. Koste es, was es wolle. Da bin ich konsequent.

Grafik: Thorben Wengert (www.pixelio.de)

Ein Bayer aus Bochum erklärt uns die DDR

Unsere westdeutschen Landsleute wissen einfach alles - vor allem alles besser. Deshalb heißen sie im (ost-) deutschen Volksmund auch Besserwessis. Und weil sie alles besser wissen als wir, erklären sie uns gerade wieder vor dem zwanzigsten Jahrestag des Anschlusses wie das so war in der DDR und danach. Kritische Stimmen zur sogenannten "Wiedervereinigung" werden gern nieder geschrieen und in irgendwelche ultrakommunistischen Nostalgieecken gestellt. Einzelne Gehirnamputierte gehen sogar soweit, den Anschluss der DDR an die BRD generell als gelungen zu bezeichnen und sich eine Kritik daran und an den Institutionen dieser Bundesrepublik Deutschland überhaupt zu verbieten. Genau d a s - nämlich ein Nachdenk- und ein generelles Kritikverbot- hatten wir schon mehrmals auf deutschem Boden, es erinnert mich sehr an die DDR und ich habe etwas gegen diese Art von Menschen, die es scheinbar in jeder Gesellschaftsordnung gibt. Wir wissen nämlich aus der Geschichte, wo das immer wieder hingeführt hat.

Benennen wir lieber die Dinge beim Namen und halten wir uns an die Fakten, bevor wir uns von allzuviel Patriotismus und Liebe zur bunten Fratze des Kapitalismus auch noch die letzte Gehirnwindung verkleistern lassen:

Nicht jeder, der diese Bundesrepublik, ihre Regierung oder ihre Parteien kritisiert, will Erich Honecker oder den schizophrenen Mielke zurück haben. Auch ich nicht. Aber es muss auch wahr bleiben, was wahr ist. Zum Beispiel, dass wir uns am 3. Oktober 1990 nicht wieder vereinigt haben. Aus staats- und völkerrechtlicher Sicht hat an diesem Tag - ob es unsere Hurrapatrioten und vor allem viele Politiker wahrhaben wollen oder nicht - ein Beitritt der DDR zur BRD stattgefunden. Kann man sogar im Grundgesetz nachlesen. (weitere Quelle: Michael Schweitzer: Staatsrecht III - Staatsrecht, Völkerrecht, Europarecht, Rn.654)

Wenn Matthias Platzeck und ich den gesamten Vorgang permanent als Anschluß bezeichnen, ziehen wir keine Parallelen zum Anschluß Österreichs an Hitlerdeutschland im März 1938, sondern berücksichtigen einzig und allein den erdrückenden westdeutschen Einfluß auf die letzte, angeblich frei gewählte Regierung und Volkskammer der DDR. Beide konnten eben nicht mehr frei entscheiden. Auch die Wahlen am 18. März 1990 waren nicht frei. Konnten sie nicht mehr sein, weil Kohl schon nach dem Mantel der Geschichte gegriffen hatte. Deshalb war es einzig und allein ein Anschluß unter übermächtigen politischen und vor allem ökonomischen Zwängen, was sich unter anderem auch im Prozeß des Zustandekommens sowie im Inhalt des Einigungsvertrages ausdrückt.

Eine weitere entscheidende Lebenslüge der "Wiedervereinigung" ist, dass die DDR bankrott war. Jedenfalls war sie es 1989 noch nicht. Jedenfalls nicht so bankrott, wie die Bundesrepublik heute. Wenn sich der (westdeutsche) Grünen-Fraktionschef im Brandenburger Landtag, Axel Vogel, über Platzecks These der "gnadenlosen Deindustrialisierung" im Osten nach der Wiedervereinigung mit den Worten lustig macht, die DDR wäre kein Industriestaat, sondern ein Industriemuseum gewesen, zeugen diese Auslassungen von typischer westdeutscher Arroganz. ("Märkische Oderzeitung" vom 10.09.2010, Seite 10 - leider nicht online)

Vogel, in Bochum geboren und von Bayern nach Brandenburg gekommen, sollte es besser wissen. Er ist schon lange genug im Osten. Vor allem hatte er genügend Gelegenheit, ab 1991 die Untaten der sogenannten Treuhand auf ostdeutschem Boden zu verfolgen. Die meisten Firmen, die man in Wirklichkeit meist für 'nen Appel und 'nen Ei an Investoren verramschte, wurden anschließend als lästige Konkurrenten sofort oder nach dem Auslaufen der Verträge mit der Treuhand totgeschlagen. Zuvor zog man noch die Staatsbeihilfen und das liquide Kapital ab oder verscherbelte die Immobilien. Die Maschinen gingen in Billiglohnländer. Das ist gerade in Brandenburg tausendfach passiert und wurde offiziell nie untersucht oder aufgearbeitet. Zeitlich gesehen passierten diese Dinge meist ab dem Jahr 1993. Alles verschlafen bei den Grünen ? Vielleicht könnte man auch westdeutschen Billigimporten aus der Politik endlich mal etwas Literaturstudium verordnen - und das bevor sie losplappern?

Nach zwanzig Jahren wäre eigentlich einmal Zeit für ein objektives Resümee "ohne Schaum vor dem Mund" (der SPD-Fraktionschef im Brandenburger Landtag, Dietmar Woidke) und ohne allzuviel Jubel oder Statistik im Sinne des Auftraggebers. (Objektivität ist übrigens die Unabhängigkeit der Beschreibung eines Sachverhalts vom Beobachter) Vielleicht haben wir hier im Osten Deutschlands in den letzten 20 Jahren ja wirklich eine Riesenleistung vollbracht? Und das alles nicht wegen, sondern trotz der "Wiedervereinigung" und aller ihrer Auswirkungen?

Montag, 13. September 2010

Computer, Steckdosen und der Aufschwung Ost


"Wenn die Computer zu mächtig werden, dann zieht den Stecker aus der Steckdose." meinte Konrad Ernst Otto Zuse (* 22. Juni 1910 in Berlin; † 18. Dezember 1995 in Hünfeld bei Fulda) Er war ein deutscher Bauingenieur, Erfinder und Unternehmer. Zuse entwickelte die weltweit erste funktionsfähige Rechenmaschine (Z3), die auf dem binären Zahlensystem, also der Kombination von Nullen und Einsen, basierte. So begründete er das Zeitalter des Computers.

Begonnen hatte er mit seinen Entwicklungsarbeiten, weil ihm als Ingenieur die stupide Rechnerei zu lästig war. Zuse meinte dann auch :"Ich war einfach zu faul zum Rechnen." Und - da ich selber Ingenieur bin - kann ich ihm da nur beipflichten. Ich habe noch stundenlang mit dem Rechenschieber und vielen, vielen empirischen (d. h. vor allem unlogischen) Formeln herumwerkeln müssen. Bis dann die Taschenrechner aufkamen, die übrigens auch nach dem binären Zahlensystem von Konrad Zuse funktionieren. Mein erster wurde von einer lieben Nachbarin aus dem Westen mitgebracht, kam von Quelle und hatte schon die Mittelwert- und Standardabweichungsfunktionen. Ich war gerettet. Mehr Zeit habe ich allerdings bis heute nicht gewonnen. Es ist wie mit dem Geld: Auch das reicht fast immer gerade so. Oder auch nicht.

Der Taschenrechner sollte sich allerdings nicht nur als Segen erweisen. Im Staatsapparat der DDR war er lange Zeit verpönt, weil es ihn aus DDR-Produktion zunächst nicht gab. Als der Stellvertreter des Ministers für Landwirtschaft, Walther M., seinen Mitarbeitern auf dem grauen Markt, d.h. über Zeitungsannoncen, einige Taschenrechner besorgte - er bezahlte sie aus der eigenen Tasche, damit die Kollegen besser arbeiten konnten - wurde er abgelöst, bekam ein Parteiverfahren und wurde in die Produktion geschickt. Als Direktor des Berliner Kombinats Getreidewirtschaft sollte er sich fortan ohne Taschenrechner bewähren. Da der Mann zu gut und zu integer war, holte man ihn bald zurück. Inzwischen gab es auch verschiedene Taschenrechnermodelle vom VEB Robotron. Darunter einen Schulrechner, der verbilligt an Schüler abgegeben wurde. Die beiden Rechner meiner Kinder und auch mein Quelle-Produkt arbeiten heute noch.

Vom Kombinat Getreidewirtschaft in der Friedrichshainer Mühlenstraße ist allerdings heute kaum noch etwas zu sehen. Sowohl die Weizen-und auch die Roggenmühle waren zwar auf dem vorletzten technischen Stand- man hatte sie von Anfang der achtziger Jahre an rekonstruiert und neu gebaut - und wären sicherlich mit ein paar Investitionen zu retten gewesen. Die Mühlen stellten allerdings zu viel Konkurrenz für die Westberliner Schüttmühle dar, die Firma wurde deshalb bald nach der Wende abgewickelt. Von ihr zeugen noch zwei Getreidespeicher- links und rechts der Oberbaumbrücke auf Ostberliner Seite. Mehr blieb nicht übrig...


Foto: Thorben Wengert, www.pixelio.de


Freitag, 10. September 2010

Abschied von einem treuen Freund


Nach langer, geduldig ertragener schwerer Krankheit hat uns unser Willy, der treueste Freund und Beschützer unserer Familie, am Mittwoch für immer verlassen müssen.

Wir sind unendlich dankbar, dass er bei uns sein konnte. Er ist uns fast vierzehn Jahre immer vorausgegangen, bis zur letzten Minute. Auch jetzt.

Mein lieber Freund, Du warst einmalig.

Wir sind traurig.

Donnerstag, 9. September 2010

Wir müssen alle sparen

Tatsächlich ? Es scheint doch nicht ganz so, wie folgende Pressemitteilung der Bürgerrechtsorganisation Humanistische Union, vereinigt mit der Gustav Heinemann-Initiative vom 4. August 2010 beweist:

Höchste Zeit für eine Inventur. Humanistische Union fordert Bestandsaufnahme der bisherigen Staatskirchenleistungen zur Vorbereitung eines Ablösegesetzes durch die Bundesregierung.

Die Humanistische Union begrüßt es, dass sich einige Politiker angesichts der gegenwärtigen Spardebatten an einen der ältesten Verfassungsaufträge erinnern - das Gebot zur Ablösung der allgemeinen Staatskirchenleistungen. Johann-Albrecht Haupt vom Bundesvorstand der Bürgerrechtsorganisation weist jedoch darauf hin, dass für eine seriöse Diskussion um die Staatskirchenleistungen und ihre Ablösung zunächst ein Kassensturz notwendig sei: “Die Frage, wie viel der Staat und damit die Gesamtheit aller Steuerzahler den Kirchen für deren Enteignung noch schuldig ist, kann derzeit niemand beantworten.” Es fehle schlicht der Überblick, wie viele Milliarden Euro die Bundesrepublik und ihre Länder, aber auch die DDR den Kirchen bereits bezahlt haben. Zumindest die seit 1918 geleisteten Zahlungen an die Kirchen wären auf diesen Entschädigungsanspruch anzurechnen, betont Haupt: “Es kann nicht sein, dass nach fast einhundertjährigen Zahlungen immer noch so getan wird, als ob den Kirchen überhaupt noch ein Entschädigungsanspruch oder jedenfalls ein voller Anspruch wie am ersten Tag nach der Säkularisation zusteht.”

Die Humanistische Union hat sich in den letzten Monaten um eine solche Bestandsaufnahme bemüht. Sie hat die Bundesregierung und alle Länder um Auskunft über die Summe der bisherigen Staatsleistungen gebeten. Bisher war keine der zuständigen Stellen in der Lage oder bereit, eine solche Übersicht vorzulegen. “Die bei uns eingegangenen Antworten der Ministerien offenbaren nicht nur, dass der seit 1918 bestehende Verfassungsauftrag zur Ablösung der Staatskirchenleistungen flächendeckend ignoriert wird”, moniert Haupt, “sondern zeigen auch die finanzpolitische Unbekümmertheit vieler Bundesländer.” Mehrere Ministerien hätten erklärt, dass ihnen die Summe dieser Zahlungen nicht bekannt sei oder sie sich nicht in der Lage sähen, diese Ausgaben zu ermitteln. Eine derart mangelhafte Kontrolle der Ausgaben bei den Staatskirchenleistungen, die immerhin mehrere Millionen Euro pro Jahr und Bundesland erreichen, stehe in keinem Verhältnis zu den Sparmaßnahmen, die anderen zugemutet werden. Johann-Albrecht Haupt sieht deshalb die Bundesregierung in der Pflicht: “Die Humanistische Union fordert den zuständigen Bundesinnenminister Dr. Thomas de Maizière auf, eine ministerielle Arbeitsgruppe aus Bund und Ländern einzurichten, die eine Übersicht aller staatlichen Zahlungen an die beiden Kirchen seit 1918 erstellt und dann die Grundsätze eines Ablösegesetzes erarbeitet.”

Zum Hintergrund:

Zu den Staatskirchenleistungen i.e.S. zählen etwa 460 Mio. Euro, welche die beiden Kirchen jährlich von den Bundesländern erhalten. Diese Gelder sind nicht zweckgebunden und werden v.a. für die Besoldung von Bediensteten und das Kirchenregime verwandt. Begründet werden die Leistungen mit der Entschädigung für enteignetes Kircheneigentum, insbes. durch den Reichsdeputationshauptschluss von 1803. Diese Staatsleistungen sind nach den Bestimmungen der Weimarer Reichsverfassung von 1918 (Artikel 138) zu beenden, der laut Artikel 140 Grundgesetz weiterhin Bestandteil unserer Verfassungsordnung ist. Statt eines von der Verfassung geforderten Ablösegesetzes wurden die Leistungen in zahlreichen Konkordaten und Staatskirchenverträgen fortgeschrieben, ihre Höhe an die Gehaltsentwicklung im öffentlichen Dienst gekoppelt.

Die Ablösung der allgemeinen Staatsleistungen an die Kirchen war Thema der 4. Berliner Gespräche über das Verhältnis von Staat, Religion und Weltanschauung im Januar diesen Jahres. Die Referate sowie eine Dokumentation der Veranstaltung finden Sie auf unserer Webseite unter http://www.humanistische-union.de/shortcuts/bg/ bzw. http://www.humanistische- union.de/fileadmin/hu_upload/doku/2010/BG4_Staatsleistungen.pdf.

Die Forderung nach einer Trennung von Staat und Kirche ist Gründungsmotiv
und Kernthema der 1961 gegründeten Bürgerrechtsorganisation Humanistische Union. Sie versteht sich als weltanschaulich/religiös neutrale Organisation und vereint konfessionsfreie wie religiös gebundene Mitglieder. Die Humanistische Union betrachtet die staatliche Neutralität in religiös-weltanschaulichen Fragen als Voraussetzung einer umfassend verwirklichten individuellen Religionsfreiheit.

Ohne jeden weiteren Kommentar...

Mittwoch, 8. September 2010

Inszenierung gegen Google ist unehrlich

Mit der Ankündigung Googles, den Dienst „Street View“ bis zum Jahresende für 20 deutsche Städte anzubieten, wurde eine Welle der Empörung ausgelöst. Viele Bürger fürchteten – zu Recht – einen Eingriff in ihre Privatsphäre und eine Verletzung des strengen deutschen Datenschutzgesetzes. Bei Google Street View ist es möglich, sich am heimischen Computer durch die abfotografierten Städte zu bewegen. So kann z.B. die im Urlaub zu bereisende Stadt schon vorher angesehen werden, um seinen Reise besser zu planen oder ein geeignetes Hotel zu finden. Auch für zukünftige Navigationsgeräte, die auf Googles Daten basieren, dürften die Bilder genutzt werden.

Google erfüllt den Datenschutz durch die Unkenntlichmachung aller Gesichter und von Autokennzeichen. Damit ist es nicht mehr möglich, Personen oder Autos eindeutig zu identifizieren. Dennoch gibt gerade die Systematik, mit der der Fotos aufgenommen worden sind, vielen Bürgen zu denken. So könnten Personaler anhand der Adresse eines Bewerbers herausfinden, in welchem Milieu dieser wohnt und damit diesen diskriminieren. Jeder Bürger besitzt jedoch die Möglichkeit, der Veröffentlichung seines Hauses unbefristet zu widersprechen. Die Häuser werden dann verschwommen dargestellt. Allerdings ist der Aktivismus der Bundesregierung gegen Google, insbesondere von Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner, eher vorgeschoben als wirklich ernst gemeint. Prinzipiell ist es nicht verboten, Fotos von Straßenzügen anzufertigen, so lange man nicht unbefugt fremde Grundstücke betritt. Dennoch wetterten führende Politiker gegen die Veröffentlichung der Fotos.

In Wahrheit interessieren sich Politiker weniger für Datenschutz, als sie bei der Debatte um Google vorgeben. Vehement wehrte sich Wolfgang Schäuble als damaliger Innenminister gegen die Einführung von Nacktscannern. Doch Wolfgang Bosbach, Innenexperte der CDU, sagte unlängst in der „Neuen Osnabrücker Zeitung“, dass die Einführung der Scanner auf den ersten deutschen Flughäfen noch bis Ende 2010 erfolgen wird.

Auch beim SWIFT-Abkommen, das dem amerikanischen Geheimdienst Zugriff auf die innereuropäischen Zahlungsvorgänge gibt, schien sich die Bundesregierung weniger um den Datenschutz der eigenen Bürger bemüht zu sein. In dem Abkommen wurde auch geregelt, dass eine eigene europäische Behörde zur Überwachung des innereuropäischen Zahlungsverkehrs und damit der Bürger aufgebaut wird.

Ein weiterer Punkt ist der Ausbau von Überwachungskameras in Deutschland. Der Landesdatenschutzbeauftragte von Niedersachen, Joachim Wahlbring, präsentierte im April eine Studie, wonach 99% der Überwachungskameras in Niedersachen gegen geltende Datenschutzgesetze verstoßen, gesetzliche Bestimmungen werden „landesweit ignoriert“.

Die Brandenburger Vereinigte Bürgerbewegung fordert daher die Bundesregierung auf, endlich für richtigen Datenschutz in Deutschland zu sorgen und nicht nur eine medienwirksame Inszenierung gegen Google zu betreiben, wenn gleichzeitig hinter verschlossenen Türen jeder Einwohner Deutschlands zum gläsernen Bürger gemacht wird.

Mit freundlicher Genehmigung von Christoph Irro
Landespolitischer Sprecher für Internetmedien der Brandenburger Vereinigten Bürgerbewegungen


Foto: Google on tour (tina0361, www.pixelio.de)

Freitag, 3. September 2010

Paris, Paris !

Heute in Orly gelandet. Es ist warm, es ist quirlig und schön in Paris. Leider habe ich WLAN nur in der Hotelhalle, das ist etwas blöd. Wir waren heute auf dem Friedhof Père Lachaise, dem größten Friedhof von Paris. Er ist nach Pater François d’Aix de Lachaise benannt, auf dessen Gärten der Friedhof errichtet wurde. Unter anderem haben wir das Grab von Edith Piaf besucht, deren Leben und deren Lieder so sehr mit der Stadt Paris verbunden sind. Ihr Non, je ne regrette rien ist mir zum Lebensmotto geworden.

Bilder von diesem beeindruckendem Friedhof liefere ich nach, ich habe das Datenkabel vergessen.

Wir sind hier in einem kleinen, schönen Hotel weit ab von allen Touristen und genießen es, das Leben der einfachen Franzosen zu beobachten. In einem einem stark besuchten Cafe zur Mittagszeit singt die Kellnerin bei der Arbeit! Unglaublich. Komischerweise lachen die Leute über mein Französisch !?

Morgen Kongresstag.

Donnerstag, 2. September 2010

Abgehoben+Großkotzig+ (vermeintlich²) Unfehlbar = Unwählbar³

Dass sich einige Politiker durch Bürgeranfragen gestört fühlen, ist nicht neu. Schließlich kann manche kritische Frage den ein oder anderen Abgeordneten ganz schön in Bedrängnis bringen. Legendär ist der Fall des Bundestagsabgeordneten Carl-Eduard von Bismarck, der keine Antworten gab, viele Abstimmungen verpasste und schließlich nach Schlagzeilen wie „Deutschlands faulster Abgeordneter“ zurücktreten musste.

Was allerdings kürzlich in Baden-Württemberg passierte ist so dreist und frech, dass es selbst die Macher von abgeordntenwatch.de überrracht hat - und die sind schon eine Menge an plumpen unterschwelligen Pöbeleien unserer "Elite" gewohnt:

Der Chef der CDU-Landtagsfraktion, Peter Hauk, hat dort in Baden-Würstchenberg seine Fraktionskollegen im April öffentlich per Pressemitteilung aufgefordert, keine Fragen über abgeordnetenwatch.de zu beantworten. Seine Begründung: Die Internetseite des Landtags, die der Fraktion sowie der direkte Mailkontakt reichten aus, um den direkten Draht mit Abgeordneten zu suchen. Gleichzeitig wandten sich mehrere Abgeordnete an die baden-württembergische Landeszentrale für politische Bildung, die mit abgeordnetenwatch.de einen einmaligen Kooperationsbeitrag in Höhe von 5.000 Euro zugesagt hatte, und beschwerten sich. Offenbar sind öffentliche Bürgeranfragen dann doch viel zu lästig.

Vier Wochen später löste die Landeszentrale tatsächlich die Kooperation mit abgeordnetenwatch.de auf und kürzte ihren Beitrag auf 1.500 Euro. Der Direktor der Landeszentrale und ehemalige CDU-Bundestagskandidat, Lothar Frick, versicherte uns, es habe keinerlei Einflussnahmen auf diese Entscheidung seitens der Parteien gegeben...

Man hört unsere Demokraten geradezu raunen: "Was die sich trauen" oder "Seit wann ist das denn erlaubt?" "Den Abgeordenten einfach Fragen stellen !" "Da kann ja jeder kommen!"

Was sitzen dort bloß für armselige Würstchen im Landtag von Baden-Würstchenberg ?

(Nach Infomationen des Newsletters von abgeordentenwatch.de)

www.abgeordnetenwatch.de
Parlamentwatch e.V., Mittelweg 12, 20148 Hamburg
Telefon: 040 - 317 69 10 - 26
E-Mail: info@abgeordnetenwatch.de

Spendenkonto: Parlamentwatch e.V., Kto.: 2011 120 000, BLZ: 430 609 67 bei der GLS Bank

Mittwoch, 1. September 2010

Ganz Paris träumt von der Liebe...


Ich melde mich mal wieder ab. Muss nach Paris zum Europäischen Kongress der Augenchirurgen. Wer rastet, der rostet oder besser gesagt: Er verliert seinen Marktvorteil. So werde ich vor allem mit Zulieferern sprechen. Zum Beispiel mit Kristine W. von der kalifornischen Firma T., deren Eltern erst in den fünfziger Jahren in die USA ausgewandert sind und die noch ein hübsches bayerisch spricht. Ihr Chef Gene kommt übrigens aus der Türkei, um mal den Bogen zu Sarazzin zu schlagen.

Für einen Besuch des Louvre wird wohl auch noch Zeit sein und sicherlich werde ich auch die Stadt etwas erkunden. Ich freue mich vor allem auch auf das französische Essen.

Als Vorgeschmack gibt es heute Cole Porters "I love Paris", gesungen von Nat King Cole, einem der besten Sänger aller Zeiten, der nur deshalb nicht berühmter als Sinatra wurde, weil er schwarz und nicht bei der Mafia war:

"Every time I look down on this timeless town
whether blue or gray be her skies.
Whether loud be her cheers or soft be her tears,
more and more do I realize:

I love Paris in the springtime.
I love Paris in the fall.
I love Paris in the winter when it drizzles,
I love Paris in the summer when it sizzles.

I love Paris every moment,
every moment of the year.
I love Paris, why, oh why do I love Paris?
Because my love is near."


Die Überschrift wiederum erinnert mich an diesen Hit von Catarina Valente, eine wunderbare Schnulze in deutscher Sprache, nachempfunden oder geklaut bei Cole Porter.

Also, bis demnächst. Falls das Hotel WLAN hat, vielleicht auch schon etwas früher und zwischendurch...

Foto: Die Glaspyramide des Louvre (Gebhard Breus, www.pixelio.de)

Impressum und V.i.S.d.P.

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Waldstr. 70
16321 Bernau
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Wir sind noch lange nicht am Ende, wir fangen ja gerade erst an...