
"Wenn die Computer zu mächtig werden, dann zieht den Stecker aus der Steckdose." meinte Konrad Ernst Otto Zuse (* 22. Juni 1910 in Berlin; † 18. Dezember 1995 in Hünfeld bei Fulda) Er war ein deutscher Bauingenieur, Erfinder und Unternehmer. Zuse entwickelte die weltweit erste funktionsfähige Rechenmaschine (Z3), die auf dem binären Zahlensystem, also der Kombination von Nullen und Einsen, basierte. So begründete er das Zeitalter des Computers.
Begonnen hatte er mit seinen Entwicklungsarbeiten, weil ihm als Ingenieur die stupide Rechnerei zu lästig war. Zuse meinte dann auch :"Ich war einfach zu faul zum Rechnen." Und - da ich selber Ingenieur bin - kann ich ihm da nur beipflichten. Ich habe noch stundenlang mit dem Rechenschieber und vielen, vielen empirischen (d. h. vor allem unlogischen) Formeln herumwerkeln müssen. Bis dann die Taschenrechner aufkamen, die übrigens auch nach dem binären Zahlensystem von Konrad Zuse funktionieren. Mein erster wurde von einer lieben Nachbarin aus dem Westen mitgebracht, kam von Quelle und hatte schon die Mittelwert- und Standardabweichungsfunktionen. Ich war gerettet. Mehr Zeit habe ich allerdings bis heute nicht gewonnen. Es ist wie mit dem Geld: Auch das reicht fast immer gerade so. Oder auch nicht.
Der Taschenrechner sollte sich allerdings nicht nur als Segen erweisen. Im Staatsapparat der DDR war er lange Zeit verpönt, weil es ihn aus DDR-Produktion zunächst nicht gab. Als der Stellvertreter des Ministers für Landwirtschaft, Walther M., seinen Mitarbeitern auf dem grauen Markt, d.h. über Zeitungsannoncen, einige Taschenrechner besorgte - er bezahlte sie aus der eigenen Tasche, damit die Kollegen besser arbeiten konnten - wurde er abgelöst, bekam ein Parteiverfahren und wurde in die Produktion geschickt. Als Direktor des Berliner Kombinats Getreidewirtschaft sollte er sich fortan ohne Taschenrechner bewähren. Da der Mann zu gut und zu integer war, holte man ihn bald zurück. Inzwischen gab es auch verschiedene Taschenrechnermodelle vom VEB Robotron. Darunter einen Schulrechner, der verbilligt an Schüler abgegeben wurde. Die beiden Rechner meiner Kinder und auch mein Quelle-Produkt arbeiten heute noch.
Vom Kombinat Getreidewirtschaft in der Friedrichshainer Mühlenstraße ist allerdings heute kaum noch etwas zu sehen. Sowohl die Weizen-und auch die Roggenmühle waren zwar auf dem vorletzten technischen Stand- man hatte sie von Anfang der achtziger Jahre an rekonstruiert und neu gebaut - und wären sicherlich mit ein paar Investitionen zu retten gewesen. Die Mühlen stellten allerdings zu viel Konkurrenz für die Westberliner Schüttmühle dar, die Firma wurde deshalb bald nach der Wende abgewickelt. Von ihr zeugen noch zwei Getreidespeicher- links und rechts der Oberbaumbrücke auf Ostberliner Seite. Mehr blieb nicht übrig...
Foto: Thorben Wengert, www.pixelio.de
Hallo Frank,
AntwortenLöschenSolch ein ausgezeichneter Beitrag! Bist damit bei mir Kandidat für die Auszeichnung „Bester Blog der Woche“ (wenn ja, geschieht es diese Woche am Donnerstagvormittag, vergangene Woche gab es keiner, besser gesagt kam ich nicht mehr dazu eins auszuwählen weil wir nicht da waren). Das man leitende Genossen die ihre Befugnisse, wenn auch für einen guten Zweck, rügte und Verfahren anhing war nicht schlecht. In einige Fälle auch nicht sie in der Produktion zu schicken als Belehrung, als Erziehungsmaßnahme. Jedoch das war oft eine Strafe oder als solche empfunden, eine Blamage, und da stimmte doch etwas nicht. In einen Arbeiterstaat sollte gerade die Produktionsarbeit eine Ehrensache sein. Und die Strafversetzung in die Produktion traf oft die Falschen, und ging meistens von Bürokraten aus die auf ihre Privilegien bedacht waren. Ich kann es gut wissen, war jahrelang Sekretärin beim FDGB IG Bau Holz. Bis ich meine vorbildliche Kaderakte „versaut“ habe durch die – staatlich gebilligte! – Ehe mit einen Ausländer anzugehen. Wenige Wochen später legten die Bürokraten mir nahe zu kündigen! Ich bin dann erst mal ein Jahr zu Hause geblieben und meine weitere Arbeitsjahren, treu und brav (andere würden sagen „treu und doof“) bis zum letzten Tag, in Industriebetriebe gewissenhaft meine Arbeit als Sekretärin getan. Und heutzutage werde ich mehr Rente bekommen für meine kurze Arbeitszeit und Jahren Arbeitslosigkeit als für meine DDR Arbeitsjahre. Dieses deutsches Rentenanteil wird nämlich von den westdeutschen Gaunern und Bürokraten als von „Beitrittsgebiete“ bezeichnet! Falls ich, statt in meine flämische Sommerfrische, irgendwo in Deutschland – besonders auf ehemaliges DDR-Gebiet – leben würde, wäre ich höchstwahrscheinlich Opfer des HarzIV Unrechts. Hier „triezt“ mich keine Behörde!
Also Frank, halte die Ohren steif, und schreibe mir ab und zu auch mal was rein ;)
Herzliche Grüße nach Bernau,
Nadja
@Nadja: Danke für die aufmunternden Worte. Bloggen fällt mir im Moment sehr sehr schwer. Und es wird nur sehr langsam besser.
AntwortenLöschen