So manches Bernauer Ereignis erinnert mich an den alten Scherz, dass die meisten Bernauer wahrscheinlich Nachkommen der Fuß- und Geschlechtskranken der letzten Völkerwanderung sein müssen. Diese waren ob ihrer gravierenden Erkrankungen so geschwächt, dass sie das Bächlein Panke nicht mehr überqueren konnten. Sonst wären sie Berliner geworden. (Für Ortsunkundige: Die Panke ist auf Bernauer Gebiet höchstens zweimeterfuffzig breit und vielleicht an ihrer tiefsten Stellen 30 cm tief) Vergessen dürfen wir an dieser Stelle nicht, dass einige der oben genannten Krankheiten auch Erkrankungen des Gehirns nach sich ziehen können. Aber das nur nebenbei.
Jedenfalls war die unüberwindbare Panke ein Glück für die Berliner. Denn diese Art von Menschen - immer ein bisschen unfreundlich zu "Fremden", neidisch auf jeden Nachbarn (vor allem natürlich auf die Berliner) , ziemlich genervt und sich vor allem als etwas ganz Besonderes fühlend - blieben am Ort und gründeten Bernau. Glücklicherweise sind heute nicht mehr alle so, aber sie häufen sich offenbar in Stadtverordnetenversammlung und in entscheidenden Verwaltungspositionen.
Wie folgendes Beispiel beweist: Es gibt auch in Bernau Menschen, die arbeiten gehen, die unter Umständen einen langen Tag haben, aber trotzdem noch ein Ehrenamt bekleiden.. Auch soll es in Bernau Menschen geben, die in Berlin arbeiten - für eingefleischte Bernauer (siehe oben) etwas ganz Verdächtiges.
Als solcher Mensch war der Stadtverordnete und Vorsitzende der Unabhängigen Fraktion Peter V. am vergangenen Donnerstag den seit Jahren leider üblichen Tücken des Bahnbetriebs ausgesetzt und kam zur Sitzung des Bernauer Hauptausschusses ganze fünf Minuten zu spät. Da waren die Messen schon gesungen: Man hatte ganz schnell den Tagesordnungspunkt zu der von den Unabhängigen vorgeschlagenen neuen Verwaltungsstruktur - konkret geht es um das wegen des völligen Versagens des für das Bauwesen in Bernau zuständigen Dezernenten Illge notwendig gewordene Dezernat IV, das Baudezernat - abgehandelt und sich zu diesem Punkt vertagt. Was Herr V. nicht wissen konnte, da er sage und schreibe 5 Minuten zu spät kam.
Wie unter Kleinkindern üblich, wollte man ihm nun auf Nachfrage nicht einmal mitteilen, was zu dem Antrag seiner Fraktion zum Dezernat IV besprochen worden war. Er musste mehrfach darum bitten, ihm doch wenigstens das Ergebnis der Diskussion mitzuteilen . Mehrere Ausschussmitglieder ereiferten sich, warum ihm diese Information überhaupt gegeben werden solle, wenn er doch zu spät gekommen sei. Auch der Dezernent Illge, wegen dessen Unfähigkeit die Vorlage zum Umbau der Verwaltung überhaupt erst nötig geworden war, mischte sich in die Diskussion ein, obwohl sich Verwaltungsmitarbeiter, solange sie
keine Wahlbeamten sind, politisch neutral und
sachlich-objektiv zu verhalten haben. Eindeutig unterstes Kindergartenniveau, obwohl - auch die Bernauer Kleinen im KITA-Alter sind heute wesentlich klüger
Wen wundert' s, dass sich Peter V. daraufhin entschloss, die Kindertagungsstätte zu verlassen.
Politik in Bernau ist zwar aus verschiedenen Gründen viel, viel schwieriger als das Abschütteln des britischen Kolonialjochs für einen ganzen Subkontinent. Trotzdem erlaube ich mir, an dieser Stelle
Mahatma Gandhi zu zitieren. Die "große Seele" sagte einst: " Zuerst ignorieren sie dich, dann lachen sie über dich, dann bekämpfen sie dich und dann gewinnst du". In Bernau sind wir jetzt gerade bei Schritt Nummer Drei, sie bekämpfen uns. Dieses Bekämpfen ist mitunter nervend und immer völlig niveaulos. Aber ich bin sicher, dass die hohe Zeit unserer Erben der Völkerwanderung langsam dem Ende entgegen geht...
P.S.: Wer sich jetzt wieder über diese Satire aufregt, möge sich einfach den Mantel des fuß - oder geschlechtskranken Bernauers nicht anziehen, sich zukünftig wie ein Erwachsener benehmen und vor allem mir zu Gute halten, dass ich von Geburt an Schönower bin, der sich im Jahre 2003 in eine Zwangsehe mit diesen eigenartigen Nachbarn begeben musste. Und als Schönower darf ich so über die zwangsangetrauten Partner
reden.
Foto: Stadtansicht von Bernau bei Berlin ( © fv 2009)