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Sonntag, 31. Mai 2009

Allen Lesern ein schönes Pfingstfest !

Pfingstbestellung

Ein Pfingstgedichtchen will heraus
ins Freie, ins Kühne.
So treibt es mich aus meinem Haus
ins Neue, ins Grüne.

Wenn sich der Himmel grau bezieht,
mich stört's nicht im geringsten.
Wer meine weiße Hose sieht,
der merkt doch: Es ist Pfingsten.

Nun hab ich ein Gedicht gedrückt,
wie Hühner Eier legen,
und gehe festlich und geschmückt -
Pfingstochse meinetwegen -
dem Honorar entgegen.

Joachim Ringelnatz (7.8.1883 - 17.11.1934)

Benny Goodman zum 100.Geburtstag

Gestern am 30 Mai 2009, wäre Benny Goodman 100 Jahre alt geworden. Benjamin David „Benny“ Goodman (* 30. Mai 1909 in Chicago, Illinois; † 13. Juni 1986 in New York) war ein amerikanischer Jazzmusiker (Klarinettist) und Bandleader. Vor allem in den 1930er Jahren feierte er mit seiner Big Band große Erfolge und gilt als einer der populärsten Protagonisten des Swing.



Über sein Leben für den Swing kann man sich hier informieren. Viele Musikkritiker sind heute der Meinung, dass Goodman für den Jazz und Swing die gleiche Bedeutung hatte wie z. B. Elvis Presley für den Rock ’n’ Roll. Benny Goodman wolte „schwarze“ Musik einem jungen weißen Publikum näher zu bringen,. Dabei machte er sich um die Überwindung der Rassentrennung in den USA sehr verdient, denn in den dreißiger Jahren durften schwarze und weiße Jazzmusiker in Musikkapellen aufgrund dieser Rassentrennung nicht zusammen spielen. Dies hatte er in seiner eigenen Big Band möglich gemacht. Auch deshalb gilt er heute als der King of Swing.

Komponisten der sogenannten E-Musik wie Paul Hindemith und Béla Bartók haben ihm eigene Kompositionen gewidmet. Benny Goodmann selbst spielte auch mit Hingabe klassische Musik, so zum Beispiel das Klarinettenkonzert KV 622 und das Klarinettenquintett KV 581 von Wolfgang Amadeus Mozart.

Ich selbst habe noch eine AMIGA-Platte aus dem Jahre 1965 mit seinen größten Swing-Hits. Und seine unvergleichliche Interpretation des Klarinettenkonzerts KV 622 besitze ich ebenfalls auf Vinyl von Amiga...


Samstag, 30. Mai 2009

Die Berliner Polizei und die Stasi von heute



So sind wir deinen Wundern nachgegangen
wie Kinder· die vom Sonnenleuchten trunken·
ein Lächeln um den Mund· voll süßem Bangen

und ganz im Strudel goldnen Lichts versunken·
aus dämmergrauen Abendtoren liefen.
Fern ist im Rauch die große Stadt ertrunken·

kühl schauernd steigt die Nacht aus braunen Tiefen.
Nun legen zitternd sie die heißen Wangen
an feuchte Blätter· die von Dunkel triefen·

und ihre Hände tasten voll Verlangen

auf zu dem letzten Sommertagsgefunkel·

das hinter roten Wäldern hingegangen – –

ihr leises Weinen schwimmt und stirbt im Dunkel.

Ernst Stadler, 1904


Am vergangenen Wahlsamstag wollte die Aktionskünstlergruppe „Zentrum für Politische Schönheit“ (www.b-is-back.de), Horst Köhler mit dem Vortrag dieses Gedichtes ("An die Schönheit") des Expressionisten Ernst Stadler zur Wiederwahl gratulieren – doch mit Lyrik konnte die Berliner Polizei offenbar nichts anfangen und schritt ein.
Zunächst gestattete man , eine Aubade für Horst Köhler vorzutragen. Nachdem die Aktionskünstler mit dem Gedicht für Horst Köhler fertig waren, stürmten aufgebrachte Polizisten die Gruppe und erklärten die Aktion für beendet. Das Gedicht habe „meinungsäußernde Inhalte“ enthalten. Die Beamten meinten, es werde Strafanzeige gegen alle Beteiligten gestellt. Sogar ein Fotograf aus Wien, der das ganze dokumentiert hatte, wurde der Gruppe zugeschlagen. Die Gruppe freut sich nun auf den Staatsanwalt, wenn es darum geht, Ernst Stadlers Gedicht „An die Schönheit“ zu interpretieren. Lange ist es her, dass Verse im Gerichtssaal ausgelegt werden mussten.

Mir fallen dazu drei Dinge ein:
  1. Selber schuld, warum muss man auch diesem Typen in den A. kriechen und ihm ein Ständchen bringen? So schön ist er auch wieder nicht. Und dann noch etwas derartig "staatsfeindliches" !
  2. Grundgesetz, Artikel 5 Absatz 3: " Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei. " Na ja, Papier ist geduldig.
  3. Typisch für die SED und die sogenannten staatlichen Organe der ehemaligen DDR war vor allem, dass fast alles suspekt war. Vor allem was man nicht verstand, war verdächtig und gehörte deshalb vorsorglich verboten. Ist es heute etwa anders ? Die Gesetzgebung läuft im Moment, wie am Beispiel Internetgesetzgebung zu sehen ist, ganz ganz genau so und kurzgefasst doch folgendermaßen ab: Hier bin ich, ich bin Minister, ich verstehe das Internet nicht, also gehört es verboten.

In der kurzen Zeit zwischen Maueröffnung und der Regierung de Maiziere atmeten wir DDR-Bürger auf. Eine nie gekannte Freiheit war zu spüren, die Polizei hielt sich merkbar zurück, Kunst, Kultur, Theater und Fernsehen erreichten ungeahnte Höhen. Leider war damit schon kurz nach den sogenannten ersten "freien" Wahlen am 18. März 1990 Schluß, die Westberater ritten ein und wesentliche Hoffnungen der Wende - z.B auf die Freiheit und die Selbstbestimmung des Volkes - zerstoben im nassen Westwind. "Frei" waren diese Wahlen ohnehin nur in einer Beziehung gewesen: Die westdeutschen Parteien waren so frei, mit massivem Einsatz aller erdenklichen Mittel die gutgläubigen Ossis zu korrumpieren. Und anschließend kamen wir vom Regen in die Jauche...

Quelle "Neue Rheinische Zeitung ", online-Version vom 30.Mai 2009
Bild: Bücher (manwalk, www.pixelio.de)


Freitag, 29. Mai 2009

Altersweisheiten

"Ich glaube, dass die Form des Kapitalismus, die Herr Westerwelle vertritt, nicht mehr zu vertreten ist. Dieser Kapitalismus hat abgewirtschaftet, das ganze System ist so diskreditiert, da kann man doch nicht einfach sagen: Weiter so, und die Leute können auch in Zukunft mit ihrem Geld in Steueroasen abziehen. Die schützt er ja jetzt auch schon wieder." sagte die große, alte Dame des Liberalismus in Deutschland, Hildegard Hamm-Brücher, der "taz".

Und das lassen wir einfach mal so stehen. Oder nimmt hier irgend jemand den Kapitalismus und den Westerwelle noch ernst ?

Lügen haben Merkels Beine


Erfolgsmeldungen machen den gelernten DDR-Bürger sofort misstrauisch. Und so hinterfragt er natürlich auch die Spitzenmeldung des gestrigen Abends über einen vermeintlichen Frühjahrsaufschwung auf dem Arbeitsmarkt. Wo haben sie die ca. hunderttausend fehlenden Arbeitslosen versteckt ?
Der Internet-User wird schnell fündig: "Eine zum Jahresbeginn in Kraft getretene Statistikänderung hat die offizielle Arbeitslosenzahl erheblich gedrückt. Das räumte die Bundesagentur für Arbeit am Donnerstag in Nürnberg ein.Tatsächlich seien im Mai 3,47 Millionen Menschen statt der offiziell genannten 3,458 Millionen arbeitslos gewesen, sagte eine Sprecherin. Der Rückgang würde sich nach der alten Zählweise lediglich auf rund 100.000 belaufen. Die Bundesregierung hatte sich darauf verständigt, Jobsucher, die von privaten Vermittlern betreut werden, in Zukunft nicht mehr als arbeitslos einzustufen. Dies war von Sozialverbänden heftig als Verzerrung der Statistik kritisiert worden."

Geht diese Total-Verarsche des Volkes eigentlich noch schlimmer ?

Grafik: Rainer Sturm (www.pixelio.de)

Donnerstag, 28. Mai 2009

Ehrenrettung


Also, ab und zu mal gehen wir mal fremd. Natürlich nur gedanklich und nur lesend. Da ist uns die Einfältigkeit unseres heimischen Wurstblattes zu groß und ich schließe ein kostenloses Probe-Abo mit einer anderen Zeitung ab. Manchmal gibt es auch eine tolle Belohnung, z.B. eine Uhr, die auch für die Dauer des Probe-Abos oder genau 14 Tage lang geht. So endet das Fremdgehen meistens mit großer Enttäuschung und deshalb findet es in letzter Zeit immer seltener statt. Zur Zeit lesen wir gerade eine große Berliner Zeitung. Heute morgen fasste M. unseren Gesamteindruck zusammen - es ist immer wieder wunderbar und äußerst vergnüglich, wie M. meine Meinung in kurzen Worten formuliert: Die "MOZ" ist besser ! Und das war für uns beide dann doch etwas überraschend...

Grafik: Die letzten Meldungen (Gerd Altmann, www.pixelio.de)

Mittwoch, 27. Mai 2009

Nomen est omen oder: Wie man schon Babys für das ganze Leben strafen kann


Eine lobenswerte Einrichtung unserer Lokalzeitung ist die Veröffentlichung der Bilder aller Neugeborenen auf der Bernauer Geburtenstation. Gern vergleiche ich die Geburtsgewichte und Größen der Wichte und freue mich an den schönen Bildern. In letzter Zeit fällt mir allerdings beim Studium der Namen der neuen Erdenbürger immer dieser Witz ein, als eine Frau beim Standesbeamten den Namen ihrer neugeborenen Tochter eintragen lassen will und dieser sie mit der Rückfrage nervt: "Das Kind soll also Claire heißen ? Haben Sie sich das auch richtig überlegt, Frau Grube ?"

Familiennamen und vor allem Vornamen sind ja so eine Sache: Esther geht z.B. mit Schweins. Oder Günter auch mit Jauch. Susanne geht nicht mit Au, oder nur wenn man den Vornamen nicht ausschließlich als Initiale benutzt, denn dann sieht er aus wie S. Au. Adolf ist immer noch ziemlich out. Auch Erich oder Walter oder Napoleon will wohl kaum noch jemand heißen. Was heißt aber überhaupt "wollen" ? Wer fragt die armen Würmchen, ob sie tatsächlich z.B. Gottfried Emmanuel Käsebrink heißen wollen ? Oder Schorschdabbelju ? Um allerdings der Wahrheit die Ehre zu geben, sind diese Namen schon wieder Schnee vom vorigen Jahr. Heute ist man viiiiiiiel moderner !

Ich habe mich entschlossen, in meiner heutigen Umfrage die Beliebheit von Bernauer Vornamen der Neuzeit abzufragen. In der rechten Spalte dieses Blogs kann man die Hitparade der bisher schönsten Vornamen des Jahres 2009 ankreuzen. Falls jemanden leichte Anfälle von Geschmacksverwirrung verspüren sollte: Ich übernehme ausdrücklich keine Haftung!

Foto: Scan, www.pixelio.de

Objektive Geschichtsschreibung

Die Journalistin Brigitte Fehrle schreibt in ihrem Artikel "Der Westen und die Stasi" in der heutigen "Berliner Zeitung" einen sehr wichtigen Satz:

"Es gibt bis heute kein Interesse daran aufzuklären, wie sehr und wie tief die beiden deutschen Staaten durch ihre Geheimdienste miteinander verstrickt waren. "

Allerdings richtet sie im folgenden ihr eigenes Interesse wieder allein auf die Tätigkeit des MfS im Westen. Die Bösen wiederum nur im Osten, die guten und wahrhaften Demokraten mit verschränkten Armen und ständig ausspioniert als Subjekt der Stasi im Westen ? Das ist jedenfalls seit 20 Jahren der Tenor der offiziellen Geschichtsbetrachtung in der Bundesrepublik Deutschland. Aber war da nicht noch etwas mehr ? Waren da nicht noch die Aktivitäten der sogenannten "Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit" oder des "Ostbüros der SPD" zur Koordination und Unterstützung der antikommunistischen Widerstandsarbeit in der DDR ? Oder die Arbeit der richtigen Geheimdienste wie CIA, BND oder Secret Service ? Was ist mit der Rolle der Springerpresse oder des RIAS, nicht nur vor und nach dem 17. Juni 1953 ? Es ist sicher in dem Zusammenhang bemerkenswert, dass die US-Kommandantur in Deutschland den ob seiner Erfolge völlig übergeschnappten Egon Bahr und damit den RIAS damals mit der Frage zurückpfiff, ob er den 3. Weltkrieg anzetteln wolle.

Das alles sind Fragen, die eine objektive und vor allem seriöse Geschichtsbetrachtung im gesamten Zusammenhang beleuchten müsste. Aber das wird wohl erst geschehen, wenn nicht nur die Stasi-Akten für die Forschung freigegeben sind. Und so kann wohl weiter darüber schwadroniert werden, ob die bundesdeutsche Geschichte ohne Kurras und den Mord an Benno Ohnesorg anders verlaufen wäre...

Neues aus der Mittelstraße, Teil 2


Zuerst die traurige Nachricht: Ich habe meine Wette verloren. Im August des vergangenen Jahres hatte ich gewettet, dass der Ausbau der Mittelstraße hier in Schönow wenigstens drei Jahre dauert. Gefühlt waren es 2 Jahre, tatsächlich - rechnet man die Netto-Anwesenheit der Bauarbeiter auf der Baustelle hoch - wahrscheinlich nur ein halbes Jahr. Aber was soll's: Die Straße ist fertig und der verlorenen Wette weine ich keine Träne nach. Die Straße ist schön geworden. Auf 1100 m wurde sie auf 5,50 m Breite asphaltiert, links und rechts gibt es bequeme Fußwege und anstelle der 50 gefällten Bäume wurden 73 neue Winterlinden gepflanzt, die nach den letzten Regenfällen auch kräftig ausschlagen. Kritik kam natürlich auch hoch: Abgesehen von den fast endlosen Beeinträchtigungen durch die oft als planlos empfundenen Bauarbeiten - so wurden ganze Grundstücke tageweise durch Baumaschinen, Baugruben oder massive Absperrungen blockiert - richtet sich die Kritik vor allem auf die Qualität des Asphalts. Die Radwege fehlen und die Straße ist für das durch die Anwohner hart erkämpfte Tempo 30 einfach zu breit, schon jetzt wird gerast.

Sei's drum: Am kommenden Freitag wird die 1,15 Millionen Euro teure Investition feierlich eingeweiht. Ab 9:30 Uhr können die Schönower zwischen Heinrich-Heine- und Waldstraße ein kleines (Mittel-) Straßenfest feiern.

Foto: Leben im Grünen - die Mittelstraße in Schönow ( © fv 2009)

Die gläserne Stadt Bernau


Es ist bald soweit ! Zukünftig wird Demokratie in Bernau erlebbarer: Auf der Internetseite der Stadt Bernau bei Berlin können bald alle Beschlüsse und Vorlagen der Stadtverordnetenversammlung nachgelesen werden. Der interessierte Bürger braucht nur seine e-mail-Adressse anzugeben, er bekommt dann ein Passwort zugemailt und kann sich anschließend im Internet informieren.

Mit dieser Regelung wird ein Antrag der Unabhängigen Fraktion verwirklicht. Wir Unabhängigen hoffen nun, dass möglichst viele Bernauer diese neue Möglichkeit der Information wahrnehmen und sich dann noch viel mehr in die demokratischen Prozesse unserer Stadt einbringen. Denn Demokratie ist keine Einbahnstraße...

Foto: Bernauer Pulverturm und Wolf-Kahlen-Museum ( © fv 2009)

Montag, 25. Mai 2009

Eine Feststellung



Wir haben’s schwer.
Denn wir wissen nur ungefähr,
woher,
jedoch die Frommen
wissen gar, wohin wir kommen!
Wer glaubt, weiß mehr.

Erich Kästner


Pure Ironie, was sonst ?

68er-Bewegung ungültig


Zunächst hatte ich angenommen, die Nachfolgebehörde des ehemaligen Ministeriums für Staatssicherheit, die BStU oder Birthler-Behörde, wäre von der Auswertung von Stasi-Akten zur Produktion derselben übergegangen. Zu unglaublich war die Nachricht: Nach Erkenntnissen der Birthlerbehörde war der Westberliner Polizeibeamte Karl-Heinz Kurras seit 1955 als IM für die Stasi tätig. Der Kriminalobermeister erschoss am 2. Juni 1967 bei einer Demonstration in Westberlin unter ungeklärten Umständen den Studenten Benno Ohnesorg. Der Tod Ohnesorgs und der zweimalige Freispruch für Kurras vor Gericht gelten als eine Ursache für die Ausbreitung und Radikalisierung der damaligen westdeutschen Studentenbewegung. In den Akten findet sich aber kein Hinweis darauf, dass Kurras von DDR-Seite beauftragt wurde, am 2. Juni 1967 zu schießen.

Nichtdestotrotz m u s s man jetzt einfach die 68er-Bewegung völlig neu bewerten - nämlich als großen Irrtum. Denken wir nur mal an die im Ergebnis der Todesschüsse entstandene Baader-Meinhof-Gruppe, die Rote-Armee-Fraktion oder die "Bewegung 2. Juni". Plötzlich sind das alles Kampfgruppen gegen den Kommunismus gewesen und ihre Mitglieder bekommen eventuell postum das Bundesverdienstkreuz. Wahrscheinlich waren die Opfer dieser Anarchisten ebenfalls alles Stasi-Agenten und gar keine Repräsentanten des Bonner Staates ? Der Alt-68er, Steinewerfer und ehemalige Außenminister Josef Maria Fischer arbeitet bereits wieder als Taxifahrer und besucht zur Zeit einen Kursus, damit er endlich lernt, sich gegenüber Fahrgästen am Berliner Flughafen Tegel ordentlich zu benehmen. Auf der anderen Seite denken interessierte Westberliner Kreise daran, dem ehemaligen Minister für Staatssicherheit der DDR, Genossen Erich Mielke, ebenfalls postum die Ehrenbürgerschaft der Stadt zu verleihen. Schließlich hat Mielkes Manne Kurras mit seinen Schüssen dafür gesorgt, unter den Spießbürgern nicht nur im Westteil der Stadt, sondern im gesamten Westen Deutschlands über 42 Jahre lang die Mär von der kommunistischen Unterwanderung der damaligen Studenten aufrecht zu erhalten.

Spaß beiseite: Was bringt eine solche Nachricht ? Wem nützt sie, außer bestimmten Leuten im beginnenden Wahlkampf oder zur Delegitimierung der DDR? Ohnesorg ist immer noch tot. Dutschke wurde später aufgrund der Hetze der Springer-Presse angeschossen und überlebte nur knapp. Durchgeknallte, radikalisierte Kleinbürgerkindchen erschossen mehr oder weniger Beteiligte an den Ungerechtigkeiten des Bonner Staates, brachten viel Leid unter die Menschheit und änderten absolut NICHTS an den Verhältnissen. Im Gegenteil - ihre Untaten dienten als Vorwand für den Abbau von Bürgerrechten, der Staat konnte endlich einmal Härte zeigen. Die übrigen ehemaligen 68er traten ihren Marsch durch die Institutionen an, ließen sich mit regelmäßigen Gehältern oder Bezügen das Gehirn waschen und vergaßen, wofür sie einst angetreten waren. Und Kurras ? Der wurde vor deutschen Gerichten zweimal freigesprochen, eine deutsche Uniform macht keine Fehler. Was hat sich also mit den Enthüllungen von Birthler und Co. geändert ?

P.S. Herausragende neue Erkenntnisse sind wahrscheinlich erst zu erwarten, wenn die BStU endlich Honeckers Akte fertig hat...

Foto: Dein Freund und Helfer (Dieter Schütz, www.pixelio.de)

Reden wir mal über's Grundgesetz, Teil 2

Gestern habe ich hier den Artikel 5, Absatz 1 zitiert. Kernaussage: "Eine Zensur findet nicht statt." Natürlich ist die Demokratie in diesem Land so weit gediehen, dass sich der Staat nicht mit solchen Dingen wie Zensur oder Bespitzelung a la Bahn, Telekom oder Lidl aufhält. Sollte man als Staat doch mal bei Zensur oder so erwischt werden, schiebt man den Absatz 2 von Artikel 5 vor. Da findet man immer was, womit man unliebsamen Kritikastern einen Riegel vorschieben kann. Frau von der Leyen ist da nicht die einzige.

Die wirklich unappetitlichen Dinge hat man allerdings ausgesourct, wie man hier sehen kann. Jetzt geht es denen mit ihrem Verein JusProg e.V. ja nur vordergründig um nackte Titten oder andere Geschlechtsteile. Man beachte dazu den ICRA-Fragebogen (Label-Generator) und dass dort Gotteslästerung direkt neben Flüche gestellt wird. Was auch sonst? Gotteslästerung - also Zweifel an der Existenz Gottes - kann man Kindern natürlich nicht zumuten, sie ist auf eine Stufe mit ordinärem Verhalten zu stellen. Unter "URL vorschlagen" kann man in guter alter deutscher Tradition seinen (Internet-) Nachbarn denunzieren und JusProg e.V. sperrt dann einfach willkürlich dessen Internetseite. Ohne jede demokratische oder unabhängige Kontrolle. Um dem allen die Krone aufzusetzen, ist das Ganze dann auch noch als gemeinnützig durch den Senat von Hamburg anerkannt Da regieren die Grünen mit, die sich ihr eigenes "Zentralorgan" - die "taz" - wegzensieren lassen. Unglaublich ! Und der Hammer: Bild.de ist als unbedenklich eingestuft!

Gestern habe ich mal den politisch eher zahmen und pornografisch völlig unverdächtigen Barnim-Blog von denen prüfen lassen und erhielt tatsächlich die Auskunft, dass dieser Blog von JusProg e.V. standardmäßig gesperrt wird.

Wie war das noch: "Eine Zensur findet nicht statt" ? Und für wen gilt dieses Grundgesetz eigentlich ?

Sonntag, 24. Mai 2009

Rechtzeitige Erinnerung

Wir alle haben inzwischen die Parolen vom "Unrechtsstaat" DDR fleißig auswendig gelernt und können sie auf Knopfdruck wiedergeben. Auch Angela M. hat dieses getan und uns gerade rechtzeitig zum Geburtstag des Grundgesetzes wieder einmal an das harte Leben in Unterdrückung und Sklavenarbeit erinnert. Nur ermuntert von den schönen, hehren Gedanken an den Westen und der Sehnsucht nach dessen geradezu unendlichen Freiheiten konnten wir es überhaupt solange aushalten. Ganz besonders schlimm war es, wie so jemand wie unsere Bundesmerkel im Unrechtsstaat DDR zur Bildung gezwungen wurde! Nein aber auch. Unterdrückung und Bevormundung - wo man hinsieht.
Warum aber haben die bitterbösen SED-Schergen Merkels zweifellos begehrten Physik-Studienplatz nicht an einen linientreuen DDR-Bürger vergeben?

Die Bundesmerkel und die DDR

Noch angenehm bedudelt vom wohlschmeckenden Herrentagsbier treffen mich am vergangenen Freitag Nachrichten über das geknechtete Leben unserer Bundesmerkel in der DDR bis ins Mark. Man stelle sich vor, sie sollte von der Stasi angeworben werden ! Bei weiterem Nachdenken schleicht sich tiefes Misstrauen ein: Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass die nur intelligente Mitarbeiter haben wollten...

Die NPD und die Nazis

Große Überschrift in der Lokalpresse:

" Anteil der Nazis in der NPD steigt !"

Verwirrung beim Leser. Bestand die NPD nicht schon immer aus Nazis ? Treten die jetzt erst dort ein ? Wer war denn vorher in der NPD ? Steigt der Anteil der Nazis nur deshalb oder nur prozentuell, weil der Verfassungsschutz vielleicht die Spitzel, Provokateure und das Geld abzieht ? Rätselhaftes Biotop Bundesrepublik Deutschland...

Reden wir mal über's Grundgesetz, Teil 1



Heute Artikel 5, Absatz 1:

"(1) Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt. "

Dazu gibt es viel zu sagen. Mir fallen da auf Anhieb einige böse Seitenhiebe ein. Aber dazu morgen mehr...





Bildquelle: blog.pantoffelpunk.de





Mittwoch, 20. Mai 2009

Deutsche besserer Klasse, Teil 2

Der Abstieg des Westens setzte just im Moment des größten Triumphes ein. Für die simple Einsicht, dass der Markt weder Freiheit noch Gleichheit noch Wohlstand schaffen kann, hat er zu lange gebraucht. Fehlte ihm das Korrektiv sozialistischer Ideen?

Daniela Dahn ist überzeugt: Damit die Krise nicht auch die Demokratie in den freien Fall zieht, muss der Kapitalismus aufhören, er selbst zu sein.

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Dienstag, 19. Mai 2009

Auch Du bist verdächtig !

Du bist Terrorist from lexela on Vimeo.



Der allgemeine Verdacht gegen die gesamte Bevölkerung und die latente Überwachung durch eine Vielzahl von Spitzeln und technischen Mitteln war das Kennzeichen der Stasi. Heute - in der Bundesrepublik Deutschland - sind wir seit der Wiedervereinigung selbstverständlich einen gewaltigen Schritt vorangekommen...

Zweifel und Bescheidenheit

"Es geht nicht darum, den Glauben an Gott durch den Glauben an die Wissenschaft zu ersetzen. Der Stand der modernen Forschung markiert letztlich auch nur den Stand der aktuellen Irrtümer. Aber ein gebildeter Mensch weiß, dass die wissenschaftlichen Erkenntnisse von heute nur Annahmen für den Moment sind und morgen schon widerlegt sein können. Und er weiß, dass die Religionsvertreter auch nicht schlauer sind, sooft diese auch behaupten mögen, im Besitz einer jahrtausendealten Wahrheit zu sein, die für alle Zeit Gültigkeit hat. Ein kultivierter Mensch zweifelt. Zweifel ist ein Ausdruck von Bescheidenheit." schrieb Karen Duve im ihrem Essay "Welt ohne Gott" im "Spiegel" 14/2009.

Das sollte sich so mancher aufgeblasene Wichtigtuer hinter den Spiegel stecken. Leben ist Irrtum oder wie Goethe schon sagte: "Es irrt der Mensch, solang' er strebt", wobei der Alte mit "Streben" die menschliche Arbeit oder Tätigkeit an sich meinte. Deshalb sei uns ständiger Zweifel an unserem und dem Tun der anderen gestattet...

Montag, 18. Mai 2009

Meine Blumenampel in Bernau


Oft schon angedacht, doch nie verwirklicht, in diesem Jahr aber hat es geklappt: Mit Unterstützung der Stadtverwaltung von Bernau bei Berlin werden in diesem Jahr 34 von insgesamt 65 geplanten Blumenampeln angeschafft und in der Innentadt aufgehängt. Der Rest der Ampeln folgt dann, wenn die Berliner Straße bis zum Steintor fertig gebaut ist - also etwa in einem Jahr. Mit den Hoffnungstaler Werkstätten Lobetal wurde ein kompetenter Fachbetrieb gefunden, der sich um die An- und Abmontage sowie die Bepflanzung und Pflege während der Saison kümmert.

Und eine von den 34 diesjährigen Ampeln "gehört" mir, d.h. ich habe für die Pflege der Blumen gespendet!

"Was hast Du als eingeborener und zwangseingemeindeter Schönower mit der Bernauer Innenstadt zu tun, was gehen Dich denn die Blumenampeln dort an ?" wird so mancher Leser dieses Blogs fragen. Nun gut, Fundamentalopposition ist ja ganz lustig, bringt aber letztlich nicht weiter. Es muss im Gegenteil darum gehen, die Ortsteile bei der Entwicklung der Stadt mehr einzubeziehen. Genau deshalb sitze ich ja auch im Stadtentwicklungsausschuß. Nehmt die Ampel und die Spende für ihre Erhaltung und Pflege als Friedensangebot an diese Stadt, als Beweis einer von meiner Seite aus nicht unproblematischen Liebe zu dem Geburtsort unseres erstgeborenen Sohnes. Und wie sagte schon Friedrich Engels: "Freiheit ist die Einsicht in die Notwendigkeit". Wenn ich allerdings ganz ehrlich bin, haben sie mich eigentlich mit dem wunderbaren Kulturangebot in dieser Stadt eingefangen;-)).

Heute mittag war nun offizielle Einweihung der Blumenampeln. Und da ich als erster Bürger gespendet hatte, war ich zu dem Ereignis eingeladen. Fototermin mit Bürgermeister, Verein Innenstadtentwicklung, Stadtmarketinggesellschaft und natürlich Lokalpresse in Gestalt von Frau Rakitin nebst Fotograf. Pünktlich zum Gruppenfoto kam die Sonne heraus. Alles in allem bin ich jetzt optimistisch, dass die ehrgeizigen Vorhaben des Stadtmarketingkonzepts im annähernd gleichen Tempo gemeinsam verwirklicht werden !

Die Kosten für eine jährliche Unterstützung des Pflegeaufwands einer Blumenampel betragen
übrigens 100,- Euro netto. Die ersten 25 Blumenampeln sind jetzt schon vergeben! Hat noch jemand Lust, etwas für das Stadtgrün zu tun ?

Foto: Die Ampeln in Bernau hängen ( © fv 2009)

Die DDR verstehen ?

"Die aufgeschlossenen Westler freuen sich, dass Uwe Tellkamp endlich einen Roman vorgelegt hat, in dem die untergehende DDR genauso beschrieben wird, wie sie sich sie immer vorgestellt haben. Sie nagelten das Bild mit dem Deutschen Buchpreis fest, und weil immer noch nicht alle still waren, gab es gleich den Deutschen Nationalpreis hinterher." meinte Alexander Osang in seinem Essay "Der Ostdeutsche in Bernstein" ("Der Spiegel" 14/2009) zum 60. Jahrestag dieser Bundesrepublik Deutschland und betont dabei nicht ausdrücklich, dass das genannte Buch grottenschlecht ist. Es ist auch handwerklich schlecht gemacht und nicht nur deshalb einschläfernd, weil es von Leuten handelt, die in einer völlig anderen DDR lebten als die Allgemeinheit. Gleiches trifft leider auch auf den oskargekrönten Film eines gewissen Adligen oder die endlose Schmonzetten-Serie unter Mitwirkung einer stets überschminkt auftretenden Fernsehfilmbürgerrechtlerin und realen Tochter eines Kartoffelhändlers aus Wanne-Eickel (oder so) zu.

Osang schreibt weiter über die angesagten Feierlichkeiten für den schönsten Staat der Welt: "Und so komme ich mir seit Wochen vor, als beobachte ich Vorbereitungen für eine Geburtstagsparty, zu der ich zwar eingeladen bin, aber wahrscheinlich nicht hingehe. Weil ich sowieso keinen kenne.

WAR DIE DDR das Land, dessen Zusammenbruch die coole BRD ruiniert hat? Ein kuscheliges kleines Land mit kleinen Fehlern? Ein Unrechtsstaat? Seit der Wiedervereinigung überschütten Westdeutsche die untergegangene DDR entweder mit Lob oder mit Hass oder mit Spott. Sie umarmen sie, sie beschimpfen sie, sie enttarnen sie, weil sie sie nicht verstehen - auch nicht im 20. Jahr nach dem Mauerfall."

Wie wahr, wie wahr. Aber vielleicht wollten sie das ja auch nie ?


Siebenklang in Bernau: "Der Popolski-Show"


Nach Silly und Anna Loos, Boris Aljinovic und clair-obscur, Dana Fuchs und Band nun der vierte Streich beim Bernauer Musikfestival "Siebenklang", am Freitag abend in der Bernauer Stadthalle: Ein Mensch mit einem überdimensionalen "polnischen " Schnurrbart betritt die Buhne und okkupiert sofort das Schlagzeug.. Noch ist er nicht "chackedicht" , aber er lässt sofort "Wudka" im Publikum verteilen. Als wir gelernt haben, wie Polen zu trinken, geht es los mit seiner obskuren Geschichte. Danach hätte Großvater Popolski vor 100 Jahren die Popmusik erfunden und über 180.000 Titel geschrieben, die heute alle als große Hits bekannt wären- allerdings alle von anderen Interpreten dargeboten ! Alles geklaut ! Was für ein Skandal ! Aber "noch ist Polen nicht verloren" und wir kringeln uns fast zweieinhalb Stunden auf unseren Sitzen über die unglaublichen Familiengeschichten, die Pawel Popolski - um den handelt es sich beim Eingangs beschriebenen Schlagzeuger - zum besten gibt. Wer wusste bisher schon, dass Opa Popolski kurz vor "die bekloppsten Amerikaner " auf "die Mond" war und Neil Armstrong da oben im Mondstaub als erstes eine leere "Wudkaflasche" aus Polen fand ? Und dann die Musik ! Opa Popolski schrieb unter anderem solche großen Hits wie "Sweet Child in Time" oder "I can't get no (satisfaction) " oder auch "Schöne Maid, hast du heut" für mich Zeit ?" . Es wird auch klar, dass" Dita Bohlen chat gestohlen alle großen Chits aus Polen". Überhaupt Polen: Jeder weiß ja inzwischen, dass die Dampfmaschine und das heliozentrische Weltbild in Polen erfunden wurden. Auch die berühmte Modemarke Dolski und Gabanski sowie das Internet stammen aus Polen. Oder der wahrscheinlich dickste Sänger der Welt - Isidor Popolski mit drei Oktaven Stimmumfang. Am schönsten ist allerdings die Sängerin mit "die wahrscheinlich rotesten Kleidern" - Dorata Popolska. Gigantisch !

Die Popolskis spielen dazu einfach erstklassig auf, bedienen dabei auch des Deutschen ewige Sehnsucht nach der Polka. Es geht quer durch die Geschichte der populären Musik und es bleibt kein Auge trocken. Und nicht erst, als wir alle vom Lachen "chackedicht" sind, fällt uns auf, dass hinter dem überdimensionalen Bart Achim Hagemann steckt, der uns hier samt Band eine amüsante Ladung Humor und Musikalität verpasst hat und uns quasi nebenbei alle ein bißchen "verkloppste"...

P.S. Am 27.Mai in der Galerie Bernau Hans-Eckardt Wenzel, am 4. Juni Moving sounds im Wasserturm und am 7. Juni David Orlowsky Trio im Schloß Börnicke - die beiden erstgenannten Veranstaltungen sind leider ausverkauft.

Foto: Christian Seidel (www.pixelio.de)

Sonntag, 17. Mai 2009

Eurovision Song Contest


Als 1980 die Olympiade in Moskau stattfinden sollte, dachten unsere sowjetischen Freunde über die Aufwertung des Moskauer Nachtlebens nach. Irgend jemand im Politbüro der KPdSU kam auf die Idee, in einigen Nachtbars Striptease anzubieten. Gesagt, getan: Zunächst einmal lobte man einen offiziellen Wettbewerb aus. Es kamen Damen aus der gesamten Sowjetunion: Zarte Lettinnen, aparte Kasachinnen, niedliche Usbekinnen, blonde Ukrainerinnen und strenge Russinnen. Den Wettbewerb gewann schließlich die 83-jährige Olga Iwanowna Sterlitzin aus Kusnezk. Offizielle Begründung für ihren Sieg war, dass sie Lenin noch persönlich gekannt hatte...

Dieser Uralt-Witz ging mir am Wochenende durch den Kopf, als ich in allen Medien dieses Landes über den deutschen Beitrag zum diesjährigen Eurovision Song Contest in Moskau informiert wurde - ob ich wollte oder nicht. Hämische Genugtuung am heutigen Morgen: Der eher peinliche, zwangneurotisch-quirlige Grinskopf (Sänger) und sein grässlich platt daherkommender Zwilling sowie die ältere Dame, die sich auf der Bühne ausziehen solllte - das hohe Alter dieser Frau verbietet mir jede dreckige Bemerkung über ihren Act - haben es mit ihrem nervigen (S)Hit "Shittyshittybängbäng" (oder so ähnlich) nicht geschafft. Eigentlich war das kein Wunder. Ein Wunder ist aber, dass es fünf Länder gab, die noch gräulicheren Mist absonderten und damit schlechter abschnitten als Deutschland. Zeit wird es langsam, sich persönlich endgültig von all diesen Versuchen der Teilnahme an dem Wettbewerb "Eurovision Song Contest" in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu distanzieren. Leider werde ich nie herausbekommen, wieviel von meinen sauer verdienten GEZ-Gebühren jährlich für eben diesen Geräusche- Schrott a la Ralph Siegel, NoAngels oder NoNames verheizt werden...


Foto: Bertram Fohrn (www.pixelio.de)

Donnerstag, 14. Mai 2009

Change we need ?


Ehrlich gesagt- und mancher Leser dieses Blogs wird es wohl schon gemerkt haben- hält sich mein Vertrauen in irgendwelche Heilsgestalten in sehr engen Grenzen. So konnte ich mich natürlich auch nicht den vielen euphorischen Artikeln oder Berichten über die große schwarze Hoffnung Obama anschließen. Über die armen Verblendeten, die diesem Menschen an der Berliner Siegessäule so enthusiastisch huldigten, habe ich deshalb auch nur den Kopf geschüttelt. Und in der Tat ist seine 100-Tage-Bilanz nicht mehr als dürftig. Mir fällt in dem Zusammenhang immer der Spruch ein "Wenn Wahlen etwas ändern würden, wären sie verboten". Auf Barack Obama angewandt, würde man wahrscheinlich eher zynisch sagen " Wenn er etwas ändern könnte (oder wollte) wäre er schon tot." Und da ich also wie gesagt kaum Vertrauen in irgendeinen Messias ganz gleich aus welcher Ecke, welcher Hautfarbe oder Bestimmung habe, verblüfft mich folgende Meldung überhaupt nicht:

"Die Regierung von US-Präsident Barack Obama will neue Fotos von Misshandlungen Gefangener im Irak und in Afghanistan nicht veröffentlichen. Die US-Truppen in beiden Ländern würden dadurch nach Ansicht der zuständigen Kommandeure zusätzlich gefährdet; auch Verteidigungsminister Robert Gates teile diese Auffassung, erklärte dessen Sprecher Geoff Morrell am Mittwoch. Das Pentagon hatte ursprünglich eine Veröffentlichung noch in diesem Monat angekündigt." meldet der Nachrichtensender N24 heute morgen um 8:37 Uhr.

Glasnost ? Perestroika ? Nein, genau der Wechsel, den wir brauchen...

Foto: Change (Iliana, www.pixelio.de)

Mittwoch, 13. Mai 2009

Heute schon wieder mit Medienschelte

Das ZDF startete in dieser Woche ein gigantisches Opus auf die Bundesrepublik Deutschland. In "Baby Bundesrepublik" werden die Gründung und die ersten Jahre des westdeutschen Separatstaates abgehandelt. Schon der Vorschautrailer ist beeindruckend bombastisch und verlockt nur den Hurrapatrioten zum Ansehen. Da werden wieder einmal die üblichen Mumien wie Schmidt-Schnauze oder Genscher, Verzeihung: natürlich die außerordentlich erfolgreichen Macher dieses Staates, in dem sich seit 60 Jahre wirklich alles bis zum Verfall bewährt hat, mit ihren wichtigen Meinungen vor die Kamera gestellt. Es sind die ewig gleichen Leute, die sich als Sieger der Geschichte aufführen, die aber in Wahrheit nur übrig geblieben sind.

Gleich der Anfang des Filmchens suggeriert, dass man sich in der Bundesrepublik Deutschland von Anfang an hart mit der deutschen Geschichte auseinandergesetzt hat. Da stürzt nämlich ein riesiger steinerner Nazi-Adler mit dem Hakenkreuz in den Krallen von einem Portal herab. Ein Neuanfang nach dem von Hitlerdeutschland angefangenen Weltkrieg, den Millionen Erschlagenen in den KZs, den Massenmorden an den deutschen und europäischen Juden, den Euthanasie-Toten, den 60 Millionen Kriegstoten, den verhungerten sowjetischen Kriegsgefangenen, der verbrannten Erde überall in Europa und auch in Deutschland ? Mitnichten. Bereits 1947 begann man im beginnenden Kalten Krieg mit der Restauration der alten Machtverhältnisse und mit dem Ausbau der Bundesrepublik Deutschland zur Speerspitze gegen den sowjetisch besetzten Teil Europas und damit gegen die sich dort abzeichnende sozialistische Entwicklung. Dazu brauchte man natürlich bewährtes Fachpersonal aus Verwaltung, Justiz, Polizei, Geheimdienst und Wehrmacht. Von den tausenden Beispielen, wie schwer-und schwerstbelastete Nazis in Schlüsselpostionen des "Babys Bundesrepublik" aufrückten, seinen hier nur einige genannt:
  • General Gehlen, vorher: Chef von Hitlers Spionageorganisation "Fremde Heere Ost", nachher: Aufbau und Führung des BND;
  • Dr. Hans Maria Globke, vorher: "Judenreferent" u.a. unter Reichsführer SS Himmler und Autor der Kommentare zur Rassengesetzgebung, nachher: Staatssekretär im Kanzleramt unter Adenauer;
  • Kurt-Georg Kiesinger, vorher: Verbindungsmann zwischen Nazi-Außen-und Progandaministerium, Aufsichtsratsmitgleid von Rundfunkgesellschaften in den besetzten Gebieten, nachher: Bundeskanzler;
  • Theodor Maunz, vorher: Verfasser des Buches "Gestalt und Recht der Polizei", das die Sonderrechte der Gestapo begründete, nachher: 7 Jahre lang bayerischer Kultusminister;
  • Friedrich Karl Vialon, vorher: Regierungsdirektor und Leiter der Finanzabteilung "Reichskommissar Ostland" und in dieser Funktion für die Ausplünderung der versklavten Juden und die Verwertung jüdischen Eigentums einschließlich der Grabsteine ihrer Vorfahren verantwortlich; nachher: Staatssektretär im Bundesfinanzministerium und später im Bundeskanzleramt (bis 1966);
  • Theodor Oberländer , vorher: 1923 Teilnahme am gescheiterten Hitler-Ludendorff-Putsch, Mitglied der Schwarzen Reichswehr, sein Verband war der „Bund Oberland“, der ab 1921 den Kern der Sturmabteilung (SA) in Bayern bildete, Obersturmbannführer (ein SA- und SS- Dienstgrad, vergleichbar einem militärischen Rang als Oberstleutnant) der SA, betrieb sogenannte Ostforschung, die der SS im Zweiten Weltkrieg als Legitimation für grausame Umsiedlungsaktionen und andere Verbrechen diente, als Ukraine-Referent des Oberkommandos der Wehrmacht Berater des Führers der Legion Ukrainischer Nationalisten; dessen Bataillon „Nachtigall“ war 1941 maßgeblich am Massaker an den Lemberger Professoren beteiligt, später u.a. Verbindungsoffizier im Stab der so genannten Russischen Befreiungsarmee unter dem Verräter Wlassow; nachher Bundesminister für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte.
  • Hans Krüger, vorher: Richter an einem Sondergericht im besetzten Polen und NSDAP-Ortsgruppenleiter; nachher: Nachfolger Oberländers als Bundesvertriebenminister;
  • Wolfgang Fränkel; vorher: Sachbearbeiter bei der Reichsanwaltschaft, der obersten Anklagebehörde der Nazis, Spezialist für die Umwandlung "zu milder" Sondergerichtsurteile in Todesurteile, nachher: Bundesanwalt, ab 1962 Generalbundesanwalt;
  • Carl Kirchner, vorher: Vorgesetzter von Fränkel bei der Reichsanwaltschaft, nachher: ab 1950 Bundesrichter in Karlsruhe;
  • Bernhard Wehner; vorher: Organisator der Ermordung sowjetischer Kriegsgefangener im KZ Buchenwald, nachher: Leiter des LKA von NRW;
  • Hans Filbinger, vorher: Marinestabsrichter, verhängte noch am 11. Mai 1945 Todesurteile wegen Fahnenflucht; nachher: CDU-Ministerpräsident von BW;
  • Heinrich Lübke, vorher: Architekt für KZ-Baracken, wegen Unterschlagung bei den Nazis eingesperrt, fälschte diese kriminelle Vergangenheit in eine politische Verfolgung um,nachher: Bundespräsident der BRD.
  • die Hitler-Generale Speidel und Heusinger waren die ersten Befehlshaber der Bundeswehr.
Eine vollständige Liste mit ehemaligen Nazigrößen und NS-Verbrechern, die im "Baby Bundesrepublik" sofort nach dem Krieg Karriere machen durften, würde wahrscheinlich einige Internet-Server sprengen. Das ZDF wird wohl auch aus Platzgründen auf die vielen Namen verzichtet haben. Vergessen wir dabei nicht, dass die Nachfolger dieser Strolche uns ständig irgendwelches Zeug vom Unrechtsstaat DDR erzählen. Also, mein Staat ist dieses "Baby Bundesrepublik" jedenfalls nicht. Und ihre verlogenen Feiertage sollen die Nazis und ihre verlogenen Nachfolger man alleine feiern...

Dienstag, 12. Mai 2009

Marx und die Bürokraten


" Die Bürokratie ist ein Kreis, aus dem niemand herausspringen kann. Ihre Hierarchie ist eine Hierarchie des Wissens. Die Spitze vertraut den unteren Kreisen die Einsicht ins Einzelne zu, wogegen die unteren Kreise der Spitze die Einsicht in das Allgemeine zutrauen, und so täuschen sie sich wechselseitig." (aus: Karl Marx - Hegelsches Staatsrecht, MEW 1,248)

Beißender und vor allem treffender geht's wohl nimmer...

Foto: S. Hofschlaeger (www.pixelio.de)

Der Mixa Gottes

In seiner Osterpredigt hat der Augsburger Bischof Walter Mixa die Nazi-Verbrechen als Beweis dafür aufgeführt, dass „praktizierender Atheismus“ unmenschlich sei. Auch heute würden durch „gottlose Verhaltensweisen“ weltweit Menschen wirtschaftlich und moralisch ausgebeutet. “Die Unmenschlichkeit des praktizierten Atheismus haben im vergangenen Jahrhundert die gottlosen Regime des Nationalsozialismus und des Kommunismus mit ihren Straflagern, ihrer Geheimpolizei und ihren Massenmorden in grausamer Weise bewiesen”, sagte der Augsburger Bischof. Immer seien in diesen Systemen die Christen und die Kirche besonders verfolgt worden.

Recht hat er, der Mann: Atheisten sind an allem Schuld ! Beginnend bei den Kreuzzügen wäre es auf der Welt viel ruhiger zugegangen, wenn nicht immer wieder Menschen an der Allmacht solcher Hetzer wie Mixa gezweifelt und vor allem den Kirchen freiwillig ihr Hab und Gut ausgehändigt hätten. Sogar die Indianer in Amerika hätten fast vollständig überlebt, wenn sie sich nicht so gegen den wahrhaften Glauben und vor allem gegen die Abgabe ihrer Besitztümer oder gar gegen die Ausbeutung durch die Spanier und andere europäische Einwanderer gesträubt hätten. Der Massenmord in Südamerika unter Anleitung der Pfaffen wäre gar nicht nötig gewesen. Der Dreißigjährige Krieg hätte nicht stattfinden müssen, wenn nicht dieser Luther plötzlich harte Konkurrenz gemacht hätte, die dem Papst so große finanzielle Einbußen brachte. Man hätte keine Ketzer und Hexen verbrennen müssen, dass Konkordat mit Hitler oder die stramm-braune Deutsche Evangelische Kirche wären nicht nötig gewesen und die armen Unterdrückten Angela Merkel, Wolfgang Thierse oder Dagmar Schipansky hätten in der DDR nicht studieren müssen. Ach ja, die haben ja nur aus Rache am SED-Regime studieren dürfen, weil Christen so unterdrückt wurden. Auch die Nazis haben ja nur Christen umgebracht, wie wir alle wissen. Vor allem in Italien und Spanien war die katholische Kirche unter Mussolini und Franco aber auch sowas von unterdrückt. Die Kirche (welche ist egal) müsste auch nicht immer wieder die Kanonen der jeweils eigenen Heere segnen. Das wäre alles nicht nötig gewesen, wenn nicht immer wieder solche furchtbaren Freidenker auftauchen würden, die die Ratschlüsse von Gottes Stellvertretern und ihrer Heerscharen - nebenbei: keiner von denen ist Gott oder kennt ihn persönlich, sie tun nur so - anzweifeln.

Spaß beiseite, zu den Fakten: Im Reichskonkordat, einem Vertrag zwischen der deutschen Naziregierung und dem Vatikan von 1933, sicherte der faschistische deutsche Staat der katholischen Kirche ihre angestammten Privilegien zu, die Katholiken enthielten sich daraufhin weitgehend von Kritik an der Politik und den Verbrechen der Nazis. Nicht von ungefähr stand auf den Koppelschlössern der mordbrennenden Wehrmachtssoldaten "Gott mit uns". Mixa will mit seiner Predigt den Anschein erwecken, die Gräuel des 3. Reiches waren nur durch den Atheismus möglich, übersieht dabei aber, dass Hitler bis zu seinem Tod Mitglied in der Römischen Katholischen Kirche war und Hermann Göring seine (2.) Frau 1935 im Kölner Dom ehelichte. Goebbels ging übrigens auf das Gymnasium der Armen Brüder vom Heiligen Franziskus, Stalin besuchte als Jugendlicher ein orthodoxes Tifliser Priesterseminar. Sind oder waren alle Franziskaner deshalb Nazis oder alle orthodoxen Christen Massenmörder ? Sicher nicht. So wie also offensichtlich nicht jeder Gläubige zum Mörder oder Demagogen wird, frisst nicht jeder Atheist jeden Morgen eine Nonne zum Frühstück, steckt Kirchen an oder vergewaltigt Chorknaben. Vor allem letzteres überlässt der Atheist gern den kircheneigenen Kräften.

So wie Walter Mixa heute als Militärbischof für die Bundeswehr zuständig ist, haben seine Vorgänger die Waffen gesegnet, mit denen deutsche Soldaten über ihre Glaubensbrüder in ganz Europa hergefallen sind. Mixa ist ein schlimmer Demagoge und geistiger Brandstifter.
Und es stößt besonders übel auf, dass ausgerechnet die Kirchen den bisher freiwilligen Lebenskundlichen Unterricht in der Bundeswehr durch ihre sogenannten Seelsorger gestalten dürfen und dass dieser Unterricht zukünftig für alle Soldaten zur Pflicht wird. Mixa dazu: "Die Seelsorger haben dann Zugang zu allen Soldaten, gleich welcher Konfession und Weltanschauung. Sie leisten einen unverzichtbaren Beitrag zur Vermittlung und Grundlegung einer soldatischen Berufsethik, die in unserer christlich-abendländischen Tradition gründet."
Das meint der wohl tatsächlich Ernst? Potentielle Menschenschlächter und Mörder mit Berufsethik ? Eindeutiger und offener als mit diesem Zitat aus der Katholischen Kirchenzeitung der Diözese Augsburg vom 2.11.2008 hätte Militärbischof Mixa das Fazit der 53. Gesamtkonferenz der Militärseelsorger nicht auf den Punkt bringen können. Es geht einerseits um Missionierung unter Missachtung der Religionsfreiheit der Nichtreligiösen - immerhin 42 Prozent der Bundeswehrangehörigen sind konfessionslos - und andererseits um die Vermittlung einer Berufsauffassung in altbekannter christlicher Tradition. Da die NATO und damit auch die Bundeswehr seit 1992 nicht mehr als Verteidigungsbündnis, sondern als weltweit operierende Eingreif- und Angriffsarmee definiert ist, wird der Rückgriff auf die christlich-abendländische Tradition nur logisch: Welche andere Organisation als die katholische Kirche (aber nicht nur die) hat denn eine mehr als tausendjährige Erfahrung -siehe oben - im Führen von Angriffskriegen?Allerdings stimme ich Mixa bei den angesprochenen christlich-abendländischen Traditionen zu, von denen eine besonders wichtige kurzgefasst so lautet: Und willst du nicht mein Bruder sein, so schlag' ich dir den Schädel ein !

Das Ziel jedes denkenden Menschen kann daher nur sein: Weg mit Mixa, Schluss mit den Diffamierungen und den Missionierungsversuchen Andersdenkender, weg mit den kirchlichen Privilegien, Gleichbehandlung aller Weltanschauungen, konsequente Trennung von Staat und Kirche!

Quelle: Humanistischer Pressedienst/"Märkische Oderzeitung" vom 12.05.2008

Montag, 11. Mai 2009

Die Europäische Union hilflos


Seit einiger Zeit überbieten sich unsere regierungstreuen Medien wieder einmal im Meinungs-Trommelfeuer für den EU-Vertrag von Lissabon. Tenor der Kommentatoren: Ohne Unterzeichnung des Vertrages kann die EU nicht arbeiten ! Wir werden deshalb alle sterben! Die Tschechen haben nun endlich- bis auf ihren Staatspräsidenten - zugestimmt, die Iren sollen im Herbst wieder abstimmen, wahrscheinlich wird das so lange wiederholt, bis keiner mehr zur Abstimmung geht.
Nun ruht ja diese Mammutwerk auf Eis, seitdem die Iren damals dankenswerterweise "Nein" sagten - "Nein" sagen durften. Denn den Rest des EU-Volkes fragt ja wieder mal keiner. Allerdings kann ich mich seit dem Referendum in Irland auch an keine einzige Minute erinnern, in der die EU nicht rastlos tätig war. Ich denke nur an das idiotische Glühlampenverbot oder den Umbau der Agrarsubventionen. Alles Dinge, die Europa nicht braucht, die aber fleißig auf Initiative Brüssels durchgezogen werden. Über den Inhalt des Vertrages schweigen sich fast alle Kommentatoren aus. Also, worum geht es wirklich? Aufklärung bringt dieser Artikel, der wirklich wesentlich mehr als Licht in diese Angelegenheit bringt. Und nach der Lektüre wird nun auch klar, wozu "WIR" unbedingt diesen unseligen Vertrag brauchen...

Grafik: (West-) Europa solo (Gerd Altmann, www.pixelio.de)

Sonntag, 10. Mai 2009

Die Asche von Erich Honecker


De mortuis nihil nisi bene oder oft ungenau übersetzt: Von Toten (soll man) nur Gutes (reden). Richtig übersetzt müsste es heißen: Von den Toten nichts außer auf gute Weise, was folgende Interpretationen zulässt: a) Wenn man über einen Toten nichts Gutes zu berichten weiß, sollte man schweigen, oder: b) Man darf Verstorbene auch kritisieren, aber auf eine faire Weise (da sie sich nicht mehr verteidigen können). Insofern bemühe ich mich im folgenden, einfach fair zu bleiben:

Erich Honecker und mich bzw. den toten Erich und mich verbindet eine seltsame Geschichte, die aus heutiger Sicht vielleicht etwas makaber klingt, damals im Juni 1994 aber durchaus für Heiterkeit sorgte. Ich muss dazu sagen, dass ich dem Ete - wie wir gelernten DDR-Bürger sagten - gegenüber auch heute noch - sagen wir - ambivalente Gefühle entgegen bringe. Er war der Staatenlenker eines der drei großen Weltmächte, die mit einem "U" beginnen (USA, UdSSR und UNSERE Republik) gewesen, immer etwas zu klein für seine riesigen Gamaschen. Er regierte diesen Kleinstaat DDR von Moskaus Gnaden mehr schlecht als recht aus dem Wolkenkuckucksheim der Waldsiedlung bei Wandlitz. Für sich und seine Leute gab es vom Lebensstandard her schon den Kommunismus und trotzdem lebte er im Vergleich zu den heutigen Bonzen eher ärmlich. Seine Politbüro-Truppe fuhr mit 24 Volvos von Wandlitz nach Berlin, um die Großdemo am Republiksgeburtstag abzunehmen. Heute kommen die Reichsverweser des Kapitals gleich mit 18 Hubschraubern, jeder Einzelne natürlich. Wenn Honecker mal normales DDR-Volk sah, dann entweder aus dem Volvo-Fenster oder es war ausgesuchtes Volk. Als er einmal die 10.000ste oder 100.000ste Neubauwohnung in Berlin - Marzahn einweihen durfte und dabei die Wohnungsmieter besuchte, hatten seine Vorkoster die Kaffeemaschine, das Wasser und natürlich den Kaffee zum gemeinsamen Kaffeeklatsch mitgebracht. Seinen Beratern und Politbüro-Kollegen vertraute er wahrscheinlich blind. Dem größenwahnsinnigen Günter Mittag hatte er die Wirtschaft überlassen. Der erging sich zweimal im Jahr vor den Leipziger Frühjahrs- und Herbstmessen in übelsten persönlichen Beschimpfungen an die Adresse der Generaldirektoren der von ihm zusammengeschusterten Kombinate, weil sie den Sozialismus nicht richtig aufbauen wollten oder zu dämlich waren, die gottähnlichen Ratschlüsse des Politbüros zu verwirklichen. Ein geflügeltes Wort von damals war, dass die GD kein Gehalt, sondern Schmerzensgeld bezögen. Nebenbei bemerkt: Genau dafür hat man ihnen heute wegen Systemnähe die Rente gekürzt.
Überhaupt die Kombinate: Es ging nur groß, größer, am größesten in diesem mittelmäßigen Land DDR. Während ja ein Kombinat- also eine Gruppe von Betrieben mit ähnlichem Produktionsprofil in horizontaler oder vertikaler Arbeitsteilung unter zentraler Leitung - durchaus sinnvoll sein konnte, war die Einführung dieses konzernähnlichen Typs von Großbetrieben bei einem überwiegenden Teil der notwendig arbeitsteilig strukturierten Volkswirtschaft völliger Unsinn. Die etwa 90 Kombinate der bezirksgeleiteten Industrie waren zum Beispiel aus diesem Grund auch nichts anderes als eine Art „Sammelstelle“. In den meisten Fällen war hier nicht mal ansatzweise eine Arbeitsteilung zwischen den „eingemeindeten“ Firmen zu erkennen, in vielen Fällen gab es nicht einmal eine Kooperation zwischen diesen meist kleineren und mittelständischen Betrieben, die nirgendwohin, in kein horizontal oder vertikal gegliedertes Kombinat passten. Aber Diskussion war zwecklos, was einmal beschlossen war, wurde gnadenlos durchgezogen, ob sinnvoll oder nicht- so wie heute auch. Mittag und Ete waren unbelehrbar bis zum Schluss und meinten wirklich, mit Direktiven und Befehlen die grundlegenden ökonomischen Gesetze, die auch in einer Planwirtschaft wirkten, überlisten zu können. Für Mittag war übrigens der Kommunismus nicht nur in Wandlitz schon unmittelbare Realität. Während es allgemein üblich war, einen Brief zwischen Betrieben, Institutionen der Partei, der Wirtschaft oder den Gewerkschaften mit der Floskel „Mit sozialistischem Gruß“ zu beschließen, mussten Briefe an Mittag bei Strafe der Abkanzelung grundsätzlich „Mit kommunistischem Gruß“ unterschrieben sein. Ein anderer Traumtänzer des Politbüros um unseren Ete war Kurt Hager, ein westdeutscher wie der Saarländer Honecker, allerdings ein Schwabe. Von ihm stammt der legendäre Satz zur Perestroika Gorbatschows, dass man nicht tapezieren müsse, nur weil es der Nachbar tut. Damals als unerhört und arrogant und dumm empfunden, entpuppte sich Gorbatschow später als der, der er war - als Verräter. Der Satz Hagers ist aber auch heute noch dumm, weil er die Lage völlig verkannte und vor allem ignorierte, dass es um die innerparteiliche Demokratie in der SED sehr schlecht bestellt war. Kritik von unten nach oben war zwar laut Statut der SED erwünscht, fand aber in der Regel nicht statt bzw. wurde sofort abgebügelt und kam nie im Politbüro an. Alles in allem sorgte vor allem Propagandachef Hager dafür, dass der SED in der Endphase der DDR niemand mehr glaubte. Vor allem bei den angeblichen wirtschaftlichen Erfolgen beim Aufbau des Sozialismus hatte man sooft gelogen, dass die Menschen die Warnungen vor dem Kapitalismus und der Wiedervereinigung mit der BRD nicht mehr glauben wollten.
Den größten Fehler hatte das Politbüro allerdings schon 1976 begangen: Durch die Ausbürgerung eines kleinen, allgemein in seinem Einfluss auf die DDR-Bevölkerung überschätzten Liedermachers hatte man diesen aufgewertet, ja regelrecht aufgeblasen. Hatten ca. 98% der DDR-Bürger den kleinen Stänker bis dahin nicht gekannt, stand er durch die krasse Fehlentscheidung Honeckers und seiner Speichellecker plötzlich im Rampenlicht der Weltöffentlichkeit. Eine Vielzahl von bedeutenden Künstlern, Ingenieuren, Ärzten und einfachen Bürgern wandten sich nun endgültig von der SED ab und verließen in Scharen die DDR.

Man muss dem Ete und seinen Mannen, darunter auch den treuen, überwiegend vernagelten hauptamtlichen Parteisekretären der SED, wohl nicht weniger als mangelnde Lernfähigkeit vorwerfen. Und da Honecker nicht abgewählt wurde, war das für die DDR fatal. In den Folgejahren wurde es ja nicht besser. Es gab genügend Hinweise, genügend Ansatzpunkte, den Sozialismus auf deutschem Boden lebendiger, lebenswerter zu gestalten, eine Alternative zu Marktwirtschaft, Militarismus und Ausbeutung aufzubauen. Honecker und Co. haben den Sozialismus auf deutschen Boden vergeigt. Wir hier im Osten löffeln heute immer noch aus, was die DDR-Bonzen mit ihrer Beratungsresistenz angefangen haben und Kohl, Treuhand, Schröder, Bundesmerkel und ihre Pudel a la Franz-Walter mit ihrer Dummheit und Arroganz immer noch vollenden.

Schluß der langen Vorrede. Es folgt eine Geschichte fern jeder „political correctness“:

Als Honecker am 29. Mai 1994 in Santiago de Chile gestorben war, befanden M. und ich uns gerade in England. Unsere Kinder hatten wir in der Obhut der Großeltern gelassen. Auf der Rückreise beschlossen wir, den Babysittern noch etwas englischen Tee mitzubringen. Im Duty free in Heathrow gab es eine schön geformte dunkelblaue Dose mit Deckel, etwa 20 cm hoch, gefüllt mit Teebeutel. Genau das, was wir suchten,l denn die englischen Teebeutel sind immer noch besser als der hier gehandelte lose Tee. Frohgemut bestiegen wir das Flugzeug nach Frankfurt am Main, denn damals flog nur Lufthansa und die ließ uns eben in Frankfurt nach Berlin umsteigen. Beim Einchecken nach Berlin legte ich die Duty free-Tüte auf das Förderband des Röntgengerätes und wurde natürlich sofort aus der Schlange gewunken. Mich ritt der Schalk, die Sicherheits-Fuzzies waren bisher einigermaßen lustig gewesen und außerdem war gerade unser Ete in Chile gestorben. Eigentlich macht man mit bundesdeutschen Beamten keine Scherze, aber ich antwortete auf die Frage, was in der dunkelblauen Büchse sei: „Die Asche von Erich Honecker!“ Totenstille. Dann kam der Einwand, die Büchse wäre zu klein. Ja, aber Ete war ja auch körperlich nicht so groß. Einer der Sicherheitsleute schlug vor, das „Lied vom kleinen Trompeter“ anzustimmen. Aber dafür war die DDR 1994 noch nicht lange genug tot. Schließlich machte ich die dunkelblaue Büchse auf, zeigte die Teebeutel vor und durfte ins Flugzeug.

Für mich selbst zog ich aus diesem kleinen, makaberen Intermezzo und der erlebten Geschichte der letzten 56 Jahre das folgende Fazit: Wer einmal miterlebt hat, wie quasi allmächtige Herren über Nacht mit Schimpf und Schande davon gejagt wurden, hat auch vor den heutigen, sich allmächtig aufführenden Bonzen dieser Welt keinen Respekt mehr. Und vor allem darf man niemals mehr resignieren und schweigen…

Foto: Gerd Altmann (www.pixelio.de)

Freitag, 8. Mai 2009

Deutsche besserer Klasse, Teil 1

Während sich die bundesdeutschen Medien seit Wochen darin überbieten, die ehemalige DDR unbedingt als Unrechtsstaat da stehen zu lassen, von dem aber auch gar nichts erhaltenswert war, sind und waren intelligente, ehrliche und vor allem unkorrumpierte ehemalige DDR-Bürger durchaus anderer Ansicht:

  • "Haben Sie sich irgendwann ganz von der DDR verabschiedet?"
  • "Soll ich Ihnen mal was sagen ? Ich habe mich nicht verabschiedet, weil ich nie angekommen war. Aber ich habe Dinge in der DDR begrüßt, nachdem sie weg war. Zu DDR-Zeiten konnten die Brüder machen, was sie wollten. Es war falsch. Wenn sie flächendeckend Kinderkrippen eingerichtet haben, haben wir gesagt, das machen die nur, damit sie die Kinder ganz früh ideologisch beeinflussen können. So blöde waren wir. Und dann bemühe ich mich, in der Bundesrepublik klar zu machen, dass Kinderbetreuung da sein muss, wenn man will, dass Frauen gleichberechtigt erwerbstätig sein können. Und mir wird erzählt, wie das denn Kindern schadet. Na, das weiß ich besser. Und Frauenförderung ist jetzt was, wofür du dir die Finger wundschreibst. Ich wollte nie, dass die DDR mich in irgendeiner Weise beeinflusst. Und als sie weg war, habe ich gemerkt, wie sehr sie mich beeinflusst hat."
  • "Wie denn ?"
  • "Man hat es einfach im Kopf, immer ans Kollektiv zu denken, an die Leute zu denken - dass alle mitkommen, dass keiner durch den Rost fällt. Das hat man so drin. Auch die Form von Dünkellosigkeit."
Regine Hildebrandt, langjährige Brandenburger Ministerin, in einem Presseinterview anlässlich ihres 60. Geburtstages im April 2002 (zitiert nach: Siegfried Wenzel "Von wegen Beitritt - Offene Worte zur deutschen Einheit", Verlag Das neue Berlin, 2008)

Ich kann mir nicht helfen: Irgendwie waren wir doch schon mal etwas weiter. Vor allem geistig. Und ich frage mich auch, ob die Menschen in Ostdeutschland heute aufgeklärter, moralisch-ethisch reifer, kulturell und wissenschaftlich gebildeter, sozial gerechter als 1989 sind ? ( ich rede nicht davon, dass wir alle lernen mussten, z.B. Hartz IV-Fragebögen auszufüllen - was natürlich schon eine geistige Glanzleistung ist ) Sind die Einsichten in gesellschaftliche Zusammenhänge, Entwicklungen, Wirklichkeiten ausgeprägter ? Wird die geistige Freiheit Andersdenkender öffentlich weniger kriminalisiert als vor 20 Jahren? Ist der Raubbau an den natürlichen Ressourcen geringer und der Zustand der Umwelt und unserer Lebensmittel besser als damals? Gibt es weniger Kriege in der Welt, wird weniger Geld für Rüstung verpulvert ? Ist die NATO weniger aggressiv, nach dem ihr Hauptfeind einfach in sich zusammenfiel ? Ist es notwendig, dass wir Soldaten in alle Herren Länder schicken - ob diese Länder unsere Krieger wollen oder nicht ? Sind wir wirklich am Endpunkt der Geschichte angekommen ? Gibt es nicht Schöneres, Besseres, Freieres als die sogenannte "soziale Marktwirtschaft"? Fragen über Fragen. Von der herrschenden Politik und den meisten Medien sind keine Antworten zu erwarten, die müssen ja die DDR-Geschichte aufarbeiten...

Donnerstag, 7. Mai 2009

Deutsche zweiter Klasse, Teil 6


Uns fehlen andere Tafeln.
Uns fehlt diese eine:
Hier lebte ein Mann,
der sich geweigert hat,
auf seine Mitmenschen zu schießen.
Ehre seinem Andenken.

Kurt Tucholsky, Die Tafeln, 1925

Gar Seltsames geschieht manchmal im Land. Seltsam sind die Ratschlüsse der Politik und fast noch seltsamer sind die Berichte der Medien darüber. Ein gutes Beispiel ist da der bevorstehende 70. Jahrestag des Beginns des II. Weltkrieges am 1. September 1939 und in diesem Zusammenhang der Umgang mit den Deserteuren der faschistischen Wehrmacht:

Das Schweigen über die Opfer der NS-Militärjustiz und ihr Schicksal wurde in Westdeutschland des Wirtschaftswunders und der Wiederbewaffnung nicht gebrochen, die Unrechtsurteile der Kriegsgerichte nicht revidiert, die Verantwortlichen für tausende von Todesurteilen nach dem Krieg nicht zur Rechenschaft gezogen. Autoren des nationalsozialistischen Kriegsrechts schreiben die Geschichte der Militärjustiz selbst und die Verurteilten galten weiterhin als vorbestraft. Die Blutrichter wurden nicht belangt. Die Nazis wurden gebraucht - für Wiederaufbau, Wiederbewaffnung und Kampf gegen den Kommunismus.

Der Nazi-Marinerichter Hans Filbinger beispielsweise war nach den erhaltenen Strafverfahrenslisten an mindestens 234 Marinestrafverfahren beteiligt. In 169 Fällen war er Vorsitzender Richter oder Untersuchungsführer und damit für das Urteil bzw. die Strafverfügung direkt verantwortlich. In 63 Verfahren trat er als Ankläger auf. In sechs Fällen wurde die Todesstrafe verhandelt. In drei davon vertrat Filbinger die Anklage, in zwei Fällen fällte er als Vorsitzender Richter Todesurteile. Noch im Januar 1945 beantragte er für den Matrosen Walter Gröger die Todesstrafe. Auf einen anderen Fall nahm der eigentlich Unbeteiligte von außen Einfluss. Diese Mitwirkung wurde erst im Zusammenhang der Filbingeraffäre 1978 aufgedeckt. Dabei wurden nur bis dahin veröffentlichte, vielfach unvollständige Gerichtsakten berücksichtigt. Etwa 40 weitere Akten sind bis heute unter Verschluss. Filbinger brachte es bis zum Ministerpräsidenten von Baden-Würtemberg und fühlte sich bis zum Tode völlig unschuldig. Sein Nachfolger Oettinger hielt noch 2007 eine ehrende Rede für Filbinger, musste sich aber anschließend entschuldigen, da es inzwischen vielen Menschen nicht mehr gleichgültig war, wie man mit dem Schlachtvieh der Wehrmacht umgesprungen war.

Auch früher schon gab es Initiativen: Der heute in sein Heimatland zurückgekehrte türkische Bildhauer Mehmet Aksoy schuf zum Beispiel schon 1989 ein Denkmal für den unbekannten Deserteur. Es ist bei dem politischen Klima in der Nazi-durchseuchten Bundesrepublik kein Wunder, dass die beantragte Aufstellung des Denkmals auf dem Friedensplatz in Bonn scheiterte - an den Mehrheitsverhältnissen im Bonner Stadtparlament. Mit gerichtlicher Hilfe konnte nur die Enthüllung für eine Stunde und auf einem Tieflader durchgesetzt werden. Das Denkmal fand zunächst an verschiedenen Orten in Bonn Asyl.

Nach der Wende setzte sich der "Freundeskreis Wehrdiensttotalverweigerer" in Potsdam für eine Aufstellung des Denkmals in Bonns Partnerstadt Potsdam ein. Die Mehrheit der Stadtverordneten stimmte für seine - zunächst nur zeitweilige - Aufstellung auf dem zentralen Platz der Einheit. Anfangs kam es zu Vandalismus am Aufstellort. Unbekannte verrußten das Denkmal mit einem größeren Feuer und sprayten Farbe auf den Stein. Inzwischen strahlt das Denkmal wieder in hellem Weiß und auch der obligatorische Streit hat sich gelegt. Die Potsdamer Stadtverordneten-Versammlung beschloss mit der überwältigenden Mehrheit von 100 zu 8 Stimmen die dauerhafte Aufstellung des Denkmals auf dem Platz der Einheit. 1997 wurde zwischen dem Verein zur Förderung der Friedensarbeit als dem Besitzer und der Stadt Potsdam ein Vertrag über den Verbleib des Denkmals in der Brandenburger Landeshauptstadt abgeschlossen. Im Rahmen der Umgestaltung des Platzes der Einheit aus Anlaß der Bundesgartenschau 2001 hat das Denkmal einen zentralen Platz im landschaftsgestalterischen Konzept erhalten.

Bedenkt man diese Querelen und Irrfahrten, hat das Bonner Denkmal erst im Jahre 2001 seinen endgültigen Platz gefunden- im Osten Deutschlands, der durch Nazismus, Krieg und Nachkrieg am meisten gebeútelten Region Deutschlands. Und um der Wahrheit die Ehre zu geben, waren die Potsdamer nicht die ersten mit einem Deserteursdenkmal. Bernau war schneller: Das Deserteursdenkmal von Bernau bei Berlin steht seit 1998 unverrückbar an der Bernauer Stadtmauer, an der Lücke, wo früher das Mühlentor war, dicht neben dem Heldendenkmal von 1870/71. Gerade mit dieser gewollten Nähe bringt es hoffentlich einige Menschen zum Nachdenken. Auch über die Bundeswehreinsätze im Kosovo und in Afghanistan.

Das richtig Verblüffende kommt allerdings erst jetzt. Der "Kölner Stadtanzeiger" brachte am 27. April 2009 folgende Meldung, bei der sich wieder einmal meine Zehennägel kräuselten:

"Als eine der ersten deutschen Städte würdigt Köln die Opfergruppe der Wehrmachts-Deserteure und zivilen Kriegsverweigerer mit einem Denkmal. Es solle an Menschen erinnern, "auf die wir stolz sein dürfen", sagte der Kölner Kulturdezernent Georg Quander am Montag im NS-Dokumentationszentrum. Dort wurde der Siegerentwurf des Wettbewerbs zur künstlerischen Gestaltung des Denkmals präsentiert. Erst 2002 hatte der Bundestag die Urteile des NS-Unrechtsregimes aufgehoben und nach 1945 diskriminierte "Fahnenflüchtige" rehabilitiert. Bisher gibt es in Deutschland 15 Gedenkstätten für Deserteure, von denen bis auf eines in Berlin-Charlottenburg alle durch Privatinitiative zustande kamen und nicht im öffentlichen Raum zu sehen sind."

So, so. In Deutschland also. 15 Gedenkstätten. Und keine im öffentlichen Raum. Außer in Charlottenburg. Na ja, Westberlin kann man wohl gerade noch als Deutschland durchgehen lassen...



P.S.: Am morgigen Gedenktag zum Tag der Befreiung findet von 17:00 bis 18:30 eine Gedenkstunde u.a. auch am Bernauer Deserteurdenkmal statt.






Mittwoch, 6. Mai 2009

Pete zum 90. Geburtstag

Where have all the flowers gone
Long time passing?
Where have all the flowers gone
Long time ago?
Where have all the flowers gone
Girls have picked them everyone.
When will we ever learn?
When will we ever learn?


In deutscher Übersetzung : "Sag mir, wo die Blumen sind" , eines der bekanntesten Lieder von und mit Pete Seeger. Pete wurde am 3. Mai 1919 in New York geboren. 1967 war er übrigens in Berlin. Ich habe noch seine AMIGA-LP aus den 60er Jahren mit so wunderbaren Liedern wie "Guantanamera" , "Little Boxes", "Who killed Norma Jean", "What did you learn in school today" und natürlich das wunderbare "We shall overcome":



Herzlichen Glückwunsch an den agilen Unruheständler Pete Seeger, der sich mit Holzhacken fithält und erst im vorigen Jahr sein neues Album "At 89" veröffentlichte. Grandios.

P.S.: Und wie Pete Seeger bin ich der Ansicht, dass wir es eines Tages überwinden werden...


Karl Marx zum 191. Geburtstag

Vieles erklärt sich aus dem täglichen Leben von selbst. Vieles, was im täglichen Leben passiert, wurde in der Geschichte der Menschheit schon einmal erlebt, gedacht und beschrieben. So fasziniert mich z.B. an Marxens Werk vor allem die Beschreibung des real existierenden Kapitalismus und wie allgemeingültig seine Analysen auch heute noch sind. In seinem "Kapital" stellt er u.a. kurz, aber präzise dar, wie sich Vertreter der Arbeiterklasse korrumpieren lassen. Und so erschließt sich mir das lange Leiden aufrichtiger Genossen der Linkspartei, die die unappetitliche Anbiederei ihrer Oberen an die herrschenden Kreise ganz offensichtlich nicht verhindern können:

" Je mehr eine herrschende Klasse fähig ist, die bedeutensten Männer der beherrschten Klasse in sich aufzunehmen, desto solider und gefährlicher ist ihre Herrschaft."

Karl Heinrich Marx (* 5. Mai 1818 in Trier; † 14. März 1883 in London) war Philosoph, politischer Journalist sowie Kritiker der bürgerlichen Gesellschaft und der klassischen Nationalökonomie. Er verfasste eine wissenschaftliche Analyse und Kritik des Kapitalismus und ist der bedeutenste Theoretiker des Sozialismus und Kommunismus.

Chicken for Krisenmanagement


Hühner können rechnen und zwar schon wenige Tage, nachdem sie aus dem Ei geschlüpft sind. Das haben italienische Wissenschaftler herausgefunden. Zwar können viele Tiere zwischen «größer» und «kleiner» unterscheiden, aber oft nur dann, wenn sie zwei Gruppen im direkten Vergleich miteinander sehen. Hühner scheinen hingegen zu abstrakterem Denken fähig zu sein: Sie unterscheiden auch dann zwischen größer und kleiner, wenn die zur Wahl stehenden Gruppen nach kurzer Zeit verdeckt werden. Und sie rechnen sogar mit, wenn anschließend vor ihren Augen Objekte von einer Gruppe auf die andere verteilt und dadurch die Gruppengrößen verändert werden. Das Ergebnis ist besonders verblüffend, da vorherige Studien ergeben hatten, dass beispielsweise Affen und selbst mehrere Monate alte Kleinkinder auf den Zahlenraum von eins bis drei beschränkt sind. Die Küken hingegen konnten offenbar im Zahlenraum von eins bis fünf rechnen, dabei waren die kleinen flauschigen Genies nur drei bis vier Tage alt, als die Forscher ihnen die Aufgaben stellten.

Damit dürfte klar bewiesen sein, dass Hühner wesentlich klüger ( und vor allem preiswerter) als unsere jetzige Bundesregierung sind. Hühner können nicht nur abstrahieren, sondern auch 1 und 1 zusammenzählen und verfügen damit über Fähigkeiten, die unserer Regierung völlig abgehen. Und überhaupt: Wer demnächst irgendeinen Bundesfinanzminister mit dummen, eitlen und überheblichen Gockeln vergleicht, hat ob des Vergleichs mit juristischen Schritten zu rechnen - von Seiten der Hähne.

Quelle: ddp/Der Spiegel
Foto: Erstklässler bei der Ei- Schulung (Andreas Morlok, www.pixelio.de)

Dienstag, 5. Mai 2009

Verstand und Herz

»Wer in seiner Jugend kein Kommunist war, hat kein Herz, wer es im Alter noch immer ist, hat keinen Verstand.«

meinten jedenfalls neben Bertrand Russel in ähnlicher Form auch G.B.Shaw und Winston Churchill und andere.

Eigentlich ist die Frage doch aber, ob diese berühmten und teilweise berüchtigten Herrschaften

  • in ihrer Jugend keinen Verstand und
  • im Alter kein Herz

hatten ? Bewahren und pflegen wir doch einfach beides !

Montag, 4. Mai 2009

Nachschlag: Silly und Anna Loos

Wörterbuch Ost-west, Teil 9

„Es konnte mir nicht in den Sinn kommen, den landläufigen Jargon einzuführen, in welchem deutsche Ökonomen sich auszudrücken pflegen, jenes Kauderwelsch, worin z. B. derjenige, der sich für bare Zahlung von andern ihre Arbeit geben läßt, der A r b e i t g e b e r heißt, und A r b e i t n e h m e r derjenige, dessen Arbeit ihm für Lohn abgenommen wird. Auch im Französischen wird travail im gewöhnlichen Leben im Sinn von ,Beschäftigung‘ gebraucht. Mit Recht aber würden die Franzosen den Ökonomen für verrückt halten, der den Kapitalisten donneur de travail, und den Arbeiter receveur de travail nennen wollte.“
Friedrich Engels im Vorwort zur dritten Auflage des „Kapitals“ von Karl Marx (7. November 1883).

Wie Engels ausführt, ist es also genau umgekehrt: Der Arbeitnehmer (Kapitalist) nimmt die Arbeit vom Arbeitgeber (Arbeiter) und erzielt damit seinen Profit. Womit ein wichtiger und eingängiger Begriff des (west-)deutschen Manchester-Kapitalismus vom Kopf auf die Füße gestellt worden wäre...

Deutsche zweiter Klasse - Teil 5

... und diese überzeugende Grafik sollte man sich sehr genau ansehen, vor allem vor den anstehenden offiziellen Feierlichkeiten zu irgendwelchen Feiertagen. Aber vor allem sollte man Fragen stellen- nach 20 Jahren voller großer Sprüche.

Quelle: bvmed-News 17/09

Doll wat los hier !


Am Sonnabend wurden hier bei uns in Schönow in der Schönerlinder Straße die 9. Schönower Cool-Tour-Tage in der Galerie im Hühnerstall eröffnet. Zum Auftakt stellte der Initiator Wolfgang Staufenbiel eine Ausstellung mit Karikaturen von Barbara Henniger (Strausberg) vor. Henniger ist inzwischen 70 Jahre alt und gelernten DDR-Bürgern vor allem aus der Satirezeitschrift "Eulenspiegel" bekannt. Ihre Zeichnungen treffen meistens genau den Punkt, wie ein Boxer sagen würde. So zum Beispiel, wenn ein unzweifelhaft als Touristen erkennbares Pärchen am Kölner Dom auf einen Mann mit Hund beim Gassigehen trifft, der zu ihnen sagt: "Aus dem Osten sind Sie ? Und wie gefällt es Ihnen in Deutschland ?" Da wir von hier Solches und Ähnliches in vielerlei Form schon so oft erlebt haben, geht das Lachen über Hennigers Karikaturen auch mal in heftiges Zähneknirschen über. Die Ausstellungseröffnung am Sonnabend wurde klangvoll ergänzt durch ein Konzert des "Anderen Streichquartetts". Die Mitglieder des Rundfunksinfonieorchesters Berlin,Karin Kynast und Bodo Przeszding (Violine), Claudia Beyer( Viola) und Volkmar Weiche (Violoncello) brachten den Hühnerstall zum Klingen.

Das Programm der 9. Schönower Cool-Tour-Tage geht noch bis in den September . Man
findet es hier. Mit diesem Link kann man das Programm auch gleich ausdrucken. Der Veranstaltungsort ist die "Galerie im Hühnerstall", Schönerlinder Str. 88, 16321 Bernau, Ortsteil Schönow. Zu erreichen zu Fuß, per Rad, Krad, Auto oder mit der S-Bahn S2 in Richtung Bernau, Ausstieg S-Bahnhof Zepernick, dann ca. 20 Minuten Fußweg fast immer geradeaus. Wie man dem obigen Foto ( S. Hofschlaeger, www.pixelio.de) und dem Programm entnehmen kann, gibt es im Hühnerstall auch einiges für Kinder zu erleben. Und ein Besuch hier in Schönow wäre doch eine Gelegenheit, uns endlich mal kennen zu lernen?!

Sonntag, 3. Mai 2009

Mont Klamott oder: Silly und Anna Loos in Bernau


Mitten in der City, zwischen Staub und Straßenlärm
Wächst 'ne grüne Beule aus'm Stadtgedärm
Dort hängen sie zum Weekend die Lungen in den Wind
Bis ihre schlaffen Flügel so richtig durchgelüftet sind.

Neulich sitz ich mit 'ner alten Dame auf der Bank
Wir reden über dies und das, da sag ich: Gott sei Dank
Da ist ihn'n mal was eingefall'n, den Vätern dieser Stadt
Daß unsereins 'n bissel frische Luft zum Atmen hat.

Mont Klamott, -auf'm Dach von Berlin
Mont Klamott - sind die Wiesen so grün
Mont Klamott - auf'm Dach von Berlin.

Die alte Dame lächelt matt:
Laß sie ruhn, die Väter dieser Stadt,
Die sind so tot seit Deutschlands Himmelfahrt.
Die Mütter dieser Stadt hab'n den Berg zusamm'gekarrt.

Mont Klamott - auf'm Dach von Berlin
Mont Klamott - sind die Wiesen so grün
Mont Klamott - auf'm Dach von Berlin
Mont Klamott - sind die Wiesen so grün.

Ehrlich gesagt, atemloos bin ich nicht vom Radfahren am Freitag, sondern eher vom Klatschen, Mitsingen und Mitrocken. Gestern spielte nämlich Silly mit Anna Loos in der denkmalgeschützten Bundesschule in Bernau. Wir hatten Anna und Silly vor einiger Zeit mal im Fernsehen gesehen und dann sofort beim Kartenverkauf zum Bernauer Musikfestival "Siebenklang" zugeschlagen. Kurz gesagt: Es war gigantisch. Anna Loos ersetzt Tamara Danz nicht nur, sie bringt sich selbst mit ihrem eigenen Stil und wunderbar rockigem Timbre der Stimme ein, sie ist d i e Sängerin von Silly. Es gibt keine Bessere. Nicht nur bei "Mont Klamott" liefen mir altem Esel seit langem wieder die Tränen herunter. Das sagt alles zur Qualität der Band, ihrer Sängerin und des Konzerts. Ritchie Barton meinte dann auch zum Schluss des Konzerts: " Wir sind ineinander verliebt- die Band und Anna Loos." Nach dem gestrigen Ereignis muss man das Publikum da einfach mit einschließen...

Text "Mont Klamott": Silly
Foto: Rockkonzert (Paul-Georg Meister, www.pixelio.de)


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Wir sind noch lange nicht am Ende, wir fangen ja gerade erst an...