Heute mal mit Lokalkolorit- von Rosa bis Braun
Was hat Henry Ford, dieser Erzkapitalist, mit den Linken zu tun ? Vordergründig erst einmal nichts. Henry Ford (* 30. Juli 1863 in Wayne County, Michigan, USA; † 7. April 1947 in Dearborn, Michigan) begründete die Ford Motor Company und perfektionierte die Fließbandtechnik im Automobilbau. Es kam zu einem gigantischen Sprung in der Entwicklung der Produktivkräfte, vielleicht annähernd vergleichbar mit der Einführung der modernen Computertechnik. Das eigentliche Fließband hatte allerdings schon Ransom Eli Olds 1902 in vereinfachter Form in seiner Automobilfirma Oldsmobile vorweggenommen. Ford war Zyniker, Menschenfeind und Antisemit. Er publizierte zeitweise antisemitische Schriften wie The International Jew. Ford war allerdings auch ein hervorrragender Menschenkenner, wie wir später noch sehen werden.
Die Linke in Brandenburg und der Automobilbau: Diese Verbindung leuchtet bei näherer Betrachtung schon eher ein. Erinnert diese Partei doch in ihrer Rolle in der Brandenburger Regierungskoalition mit der SPD zunehmend an das so genannte Mäusekino, eine Art Benzinverbrauchsanzeige in Echtzeit, die Mitte der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts in Ermangelung echter Innovationen in das DDR- Automobil "Trabant" eingebaut wurde. Dieses Mäusekino war jedenfalls manchmal das einzige, was sich bewegte.
Die Platzecksche SPD in Brandenburg ist eigentlich tot. Der Einpeitscher Speer ist weg, Platzeck leidet offensichtlich unter Burnout, die Regierung ist ihren Aufgaben nicht gewachsen und hat im wesentlichen damit zu tun, die schwachbrüstigen und provinziellen Attacken einer so genannten Opposition aus CDU, Grünen und FDP klein zu halten. Diese Opposition verdient eigentlich ihren Namen nicht, schafft es aber regelmäßig, die Regierungsparteien mit komplettem Unsinn - z.B. einer Enquetekommission zur Aufarbeitung der Landespolitik in den Jahren nach der Wende oder der Berufung einer Stasibeauftragten - zu beschäftigen. Dabei vergeht die Zeit. Es ist heute schon abzusehen, dass Brandenburg mit dem Auslaufen des Solidarpaktes Ost und dem Wegfall bedeutender finanzieller Fördermittel der EU finanziell frontal gegen die Wand fahren wird.
Die Linken hatten ihren Wählern vor der Landtagswahl eine ganze Menge versprochen. Seitdem sie an der Regierung sind, zeichnen sie sich vor allem durch Angepassheit gegenüber der SPD aus. Sie haben ihre Wähler im wesentlichen verraten, nicht nur was das Durchpeitschen der CCS-Erprobung im Auftrag von Vattenfall durch den linken Wirtschaftsminister Christophers betrifft. Ganz offensichtlich gibt es schon seit einiger Zeit die Parole der Parteizentrale in Potsdam, dass man eine Kritik des Koalitionspartners SPD auf allen Ebenen vermeiden soll. Und so können die SPD-Fürsten auch in den Kommunen und Landkreisen weiterhin ihre Spielchen treiben, wobei das Land mittel-bis langfristig bei der Entwicklung auf der Strecke bleibt.
Ganz besonders schlimm ist es im Landkreis Barnim. Hier haben die Linken zusammen mit der SPD, der CDU, der FDP und Teilen der Grünen den so genannten "Barnimer Weg" ins Leben gerufen. Das ist nicht mehr und nicht weniger als eine Neuauflage der Nationalen Front aus DDR- Zeiten unter Führung diesmal der SPD. Ein zwanzigjähriger Kreisparteichef sieht es - gerade neu gewählt - als seine Hauptaufgabe an, den "Barnimer Weg" zu stärken! Kritische Stimmen werden gemeinsam nicht nur im Kreistag niederdiskutiert, man stellt sie in rechts-bzw. linksradikale Ecken,
schmeißt sie aus den eigenen Fraktionen und hat vor allem mit dem Machterhalt zu tun. Ruhe ist die erste Bürgerpflicht, alles ist super geregelt, schweige still, Bürger!
Ein gutes Beispiel für diese schädliche Politik wurde gestern wieder einmal in der Märkischen Oderzeitung deutlich gemacht. Es ging um die WITO Barnim GmbH, die Wirtschafts- und Tourismusentwicklungsgesellschaft für den Landkreis Barnim. Ins Leben gerufen wurde diese Gesellschaft vom Landratsamt. Sie steht unter Kuratel des Wirtschaftsdezernenten und soll "auf Unternehmen zugeschnittene Förderstrategien und das Außenmarketing für den Wirtschaftsstandort" als branchenunabhängige Dienstleistungen erbringen, heißt es auf
der Webseite der Gesellschaft. Weiter heißt es: " Es werden Netzwerke zur Weiterentwicklung von Branchenkompetenzen in der Region aufgebaut und betreut. Die Ergebnisse dieser Arbeit spiegeln sich im Netzwerk "Gesundheitsregion Barnim" und im „Netzwerk Metall“ wieder. " (Wobei meines Wissens wenigstens das Netzwerk "Gesundheitsregion Barnim" auch schon ohne die WITO existierte.)
"Die Mitarbeit im Existenzgründernetzwerk Barnim/Uckermark und die Investorenbetreuung im Landkreis sind weitere Elemente zur Förderung und Entwicklung des Landkreises. Die InnoZent GmbH konzentriert sich auf die Kernbereiche Betrieb des Technologiezentrums und Immobilien- und Gewerbeflächenmanagement. Über einen Betriebsführungsvertrag ist sie eng mit der WITO Barnim verbunden." teilt uns die Webseite der WITO weiter mit.
Kritiker werfen der WITO schon seit Jahren vor, dass lediglich der Kernbereich Immobilien- und Gewerbeflächenmanagement funktioniert. Alles andere sind Luftnummern. Allerdings wird Kritik an der Tätigkeit der WITO niemals allzu laut oder gar öffentlich, denn der Geschäftsführer ist ein ehemaliger Journalist der "Märkischen Oderzeitung". So war auch der gestrige Artikel
mit seinem Titel "Der eingeschränkte Blick" eher auf die Kritiker gemünzt, denen man wieder einmal unterschwellig mangelnde Einsichten in die Arbeit dieses "wichtigsten" Wirtschaftsförderinstrumentes der Kreisverwaltung bescheinigen wollte.
So kam es, wie es kommen musste: Das Thema des ersten „Biesenthaler Gesprächs“ 2011 am Freitagabend "Bilanz und Ausblick bei der WITO" wurde offenbar glatt verfehlt. Als Gast konnte die Linken-Fraktion im Kreistag Barnim den Geschäftsführer des Unternehmens, Rüdiger Thunemann, begrüßen. Und Thunemann zog wohl gleich richtig vom Leder. Eine bewährte Methode aller Thunemänner dieser Republik ist es, potentielle Kritiker sofort mit einem richtigen Zahlensalat totzuschlagen. Hier mal ein paar Äppel mit ein paar Birnen verglichen und fertig ist die Erfolgsgeschichte. Kann ja eh keiner nachprüfen und Abgeordnete lieben Erfolgsgeschichten. Abschließend noch schnell ein paar Luftballons steigen lassen.
Wer sagt eigentlich, dass die vom Geschäftsführer der WITO als eigene Erfolge propagierten Zuwächse nicht auch ohne die vor allem kommunalen und damit aus Steuern stammenden Zahlungen in eine sogenannte Wirtschafts- und Tourismusfördergesellschaft zustande gekommen wären? Kritische Nachfragen unterblieben wie gesagt, man ging "barnimlich" miteinander um.
Dabei wäre wenigsten die Frage zur Präsentation des Landkreises Barnim auf der diesjährigen Grünen Woche, der weltweit größten Landwirtschaftsausstellung, bei der es selbstverständlich auch um den Zusammenhang Landwirtschaft und Tourismus geht, so wichtig und vor allem Nahe liegend gewesen! Ich zitiere die "MOZ" vom 19.Januar 2011: "Der Barnim ist in diesem Jahr nicht auf der Grünen Woche in Berlin vertreten. In den Jahren 2009 und 2010 präsentierte sich der Landkreis den Messebesuchern noch auf dem Stand des Landkreistages. Dort können Landkreise jedes Jahr gebührenfrei in eigener Sache werben. Sie müssen lediglich für ihre eigenen Auslagen aufkommen. Die Kosten für die Standfläche, den Standbau und den Strom übernimmt der Verband. In diesem Jahr erreichte Markus Mempel, den Pressesprecher des Landkreistages, keine Bewerbung aus dem Barnim."
Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Man bekommt also einen richtig teuren Messestandplatz gesponsort und keiner - weder WITO noch Landkreis Barnim - geht hin! Unglaublich. Ignoranz, Dummheit, Überheblichkeit ? "Broschüren und Urlaubsjournale" sollen es nun laut Wirtschaftsdezernent Bockhardt richten. Wie bringt man die an den Kunden ? Per Post oder per Kurierdienst ? In Berlin hätte der Kunde (=Tourist) sie direkt am Ausstellungsstand abgeholt. Aber das ist nur ein ganz kleiner Aspekt der Traumtänzerei namens WITO.
Man baut offensichtlich Luftschlösser auf und erzählt Märchen, so das von den rund sechs Millionen Euro an Steuern aus der Tourismusbranche, die jährlich in die Kassen der Barnimer Kommunen fließen und die sie wohl nur wegen der WITO einnehmen, oder ? Gibt es überhaupt Konzepte für diese WITO? Außer, dass sie nach wie vor überwiegend nur Immobilien verwaltet? Wo will man mal hin? Was ist z.B. mit den drohenden Altanschließerbeiträgen für Wasser/Abwasser, die eine Ansiedlung von größeren Unternehmen in Brandenburg und damit auch im Barnim massiv verhindern ? Davon ist auch ganz offensichtlich die Ansiedlung von Weber Motors in Bernau betroffen. Aber da baut Thunemann ja schon mal vor und wäscht seine Hände in Unschuld . „An uns liegt es nicht“, so der WITO-Geschäftsführer. Was ist in diesem Zusammenhang mit der Großbäckerei Bernau, die im April geschlossen wird - inklusive Verlust von 200 Arbeitsplätzen ?
Richtige "Aufklärung" sieht jedenfalls anders aus und insofern scheint der Abend verschenkt gewesen zu sein. Aber offensichtlich sind Erfolgsmeldungen gefragt, denn die Linkie bewährt sich ja gerade an der Regierung. Mit Plattscheck, dem Charmeur und Schwiegermutterschwarm. Dem muss man sich als wohlgesonnen zeigen und nicht etwa die Arbeit seiner SPD-Landräte und deren Institutionen kritisieren.
Womit wir wieder automatisch bei Henry Ford sind, denn von dem stammt ein besonders perfider Ausspruch, der sich offenbar aus seiner langen Erfahrung in einer Führungsposition seines Konzerns speiste. So wird von ihm kolportiert, dass er eines Tages nach einer Aufsichtsratssitzung zu einem Vertrauten wortwörtlich sagte:" Um die tief im Braunen vergrabenen Nasen meiner Herren Direktoren aus meinem Arsch zu entfernen, bräuchte man einen Schweißbrenner." Wie gesagt, Ford war wahrscheinlich Misanthrop.
Von der "MOZ" muss man in diesem Zusammenhang als Steuerzahler langsam verlangen können, dass sie ihre falsch verstandene Kollegialität gegenüber Herrn Thunemann aufgibt und endlich einmal wirklich kritische Fragen zur Verwendung unserer Steuermittel und damit zu Aufwand und Ergebnis der Arbeit der WITO stellt. Wenn die Linken es aus bestimmten - wahrscheinlich Fordschen - Gründen schon nicht mehr können oder wollen...
Grafik: Wir halten die Wirtschaft am Laufen... (Gerd Altmann / pixelio.de)