
Vor etwa 20 Jahren arbeitete ich für die Firma B. in der Stadt L. In L. war alles auf die Firma B. ausgerichtet. Man lernte und arbeitete bei B.,kaufte im B. – Warenhaus ein, ging in den B.-Kindergarten, schwamm im B.-Schwimmbad, fuhr ins B.-Ferienheim. Wahrscheinlich wurde man auch noch auf dem B.-Friedhof bestattet. Allerdings entzieht sich das Letztere meiner Kenntnis, denn solange sollte ich nicht bei der Firma B. bleiben. Es war jedenfalls eine Rundumversorgung von der Wiege bis zur Bahre, so wie sie es drüben im Westen immer den bösen sozialistischen Kombinaten vorgeworfen hatten. Nur, dass die Firma B. am Rhein lag.
Jedenfalls fiel in meine Zeit bei B. die Einführung des Grünen Punktes, d. h. des Dualen Systems in Deutschland. Mit der Wende waren bisher unbekannte Mengen an Verpackungsmüll, wahre Gigatonnen Plastik, Papier und Glas über uns Ossis hereingebrochen. Jeder einigermaßen normale Mensch bei uns schüttelte ob dieser Verschwendung nur noch den Kopf. Jetzt sollte dieser Müll laut Medien der Bundesrepublik endlich umweltfreundlich behandelt und verarbeitet werden. Natürlich mussten wir Mitarbeiter bei der Firma B. für die Einführung des Dualen Systems geschult werden. Mit großer Verwunderung nahmen wir zur Kenntnis, dass man bei uns in der Firma B. nicht etwa über eine Verminderung des Verpackungsmülls nachdachte, sondern einzig und allein berechnete, wie viel am Grünen Punkt zu verdienen wäre. Wie wir später erleben mussten, war damit das Duale System eigentlich schon gestorben und es war für uns daher kein Wunder mehr, als die ersten Berge mit deutschem Verpackungsmüll in Südostasien auftauchten. Und natürlich war von Anfang klar gewesen, wer die ganze Farce bezahlen würde: Nämlich wir Verbraucher. Für seine Mehrausgaben wurde dem Verbraucher allerdings etwas Wesentliches geschenkt - ein gutes Gewissen gegenüber der Umwelt. Mit Müll trennen die Welt retten, so einfach ist das!
Eingedenk dieser Erfahrungen war mein Enthusiasmus bei Einführung des Einwegpfands für Plastikflaschen und Getränkedosen dann schon eher gedämpft. Und ich sollte Recht behalten: Man führte viele unterschiedliche Regelungen mit endlosen Ausnahmen ein, auf Einweg-Glasflaschen wird bis heute kein Pfand erhoben und der Anteil bei Mehrwegflaschen steigt mitnichten. Mehraufwand für den Verbraucher, denn der hetzt mit dem Plastikmüll hin und her und – rettet zum zweiten Mal die Umwelt. Wenigstens will er das, denn das zusammengeknautschte Zeug wird aus den schönen elektronischen Pfandautomaten nur noch entnommen, um es möglichst kostengünstig zu verbrennen. Super!
Dann kam die Energiesparlampe, die gute alte Glühlampe wurde EU-weit verboten. Auch diese Aktion erwies sich als Betrug, denn die neuen Lampen sparen vielleicht wirklich Energie beim Endverbraucher. Bei der Herstellung verbrauchen sie wesentlich mehr Energie und Rohstoffe. Und letzten Endes zahlt auch hier wieder der Kunde drauf, denn er kann sich am Ende des Lebens seiner teuren Energiesparlampe auch noch zum Recyclinghof begeben und dort die Entsorgung des Quecksilbers bezahlen. Ein toller Wurf!
In diesem Jahr nun der Biosprit E 10. Hier lief Brüssel zur Hochform auf, denn man hatte nicht mit den Ölkonzernen und ihrer famosen Preispolitik gerechnet. Auch war wohl bei den meist aus ihren Heimatländern weggelobten EU-Politikern nicht so klar, dass Alkohol wasseranziehend wirkt und deshalb mit zunehmender Wasseraufnahme des Motorenöls Motorschäden drohen. Und welcher passionierte Autofahrer gibt schon etwas auf die Versicherung der Autokonzerne, dass sein Liebling für das neue Gesöff geeignet ist. Hat doch jeder Autobesitzer spätestens in der Werkstatt den Schwarzen Peter, wenn er nachweisen will, dass die Motorschäden vom Biosprit herrühren. Der Konsument zahlt wieder einmal drauf, wie immer. Dass man für die Herstellung des für den neuen E10 benötigten Alkohols z.B. auch Brotgetreide verarbeitet, sei hier bloß nebenbei erwähnt. Denn was kümmert Brüssel schon die immer weitere Zunahme des Hungers in der Dritten Welt.Vom Flächenverbrauch für den Anbau der Rohstoffe für den Alkohol, vom abgeholzten Urwald, von den Umweltschäden der Monokulturen für die Spritproduktion usw. reden wir an dieser Stelle schon gar nicht mehr.
Spätestens jetzt müsste auch für den Unbedarftesten zu erkennen sein, wohin alle Bemühungen der Politiker - egal welcher politischen Coleur - für mehr Umweltschutz laufen: Ins Leere. Alles ist nur ein Pflaster auf den totkranken Leib unseres Planeten. Und das ist systembedingt, weil es den eigentlich Mächtigen dieser Welt immer nur um Profit geht...
Foto: segovax / pixelio.de
jeder Kommentar erübrigt sich! Mit etwas Nachdenken liegt man jede Nacht schlaflos im Bette und wartet auf den Aufschlag.
AntwortenLöschenRauschen hört man es schon lange.
Barnimer
Eins ist sicher: Der Planet wird überleben. Es wird vielleicht ein paar Jahrtausende nur verödete Wüsten geben aber irgendwann wird sich wieder Leben bilden und das ist dann nach einer langen Evolutionskette vielleicht endlich mal intelligent. Treffen sich zwei Planeten: "Mann, siehst Du krank aus" sagt der eine. Der andere erwidert: "Ja, mir gehts echt schlecht. Ich habe Menschen."
AntwortenLöschenMicha
Micha hat recht: Umweltschutz ist nur Arterhaltung für Primaten.
AntwortenLöschenBiosprit verlagert doch nur das Risiko der Energieerzeugung vom Golf von Mexiko auf den Brandenburgischen Boden. Statt immer riskanterer Ölbohrungen haben wir dann eben kaputte Böden und tote Gewässer durch Monokulturen und Kunstdünger.
Machen wir uns nichts vor, Öl wird teuer aber genau deshalb müssen jetzt Alternativen gebaut werden: Bahnnetz und Nahverkehr massiv ausbauen, ausführlich testen und dann kräftig Spritpreise und MAUT Gebühren für LKW hoch.
Aber dafür braucht unsere Bahn eine komplett neue Struktur.