" Umso absurder, ihn abzuschaffen. Vor dem Negerkönig fürchtet sich kein Kind. Das Problem sind die Erwachsenen, sie projizieren das hinein." meint der Psychologe Professor Dr: Dr. Hartmut Kasten * zur gegenwärtigen gewalttätigen Weichspülaktion bei Kinderbüchern durch die politisch-korrekte Glaubenspolizei der Bundesrepublik Deutschland und auf die rhetorische Feststellung des Interviewers der "Zeit", dass "der Negerkönig in Pippi Langstrumpf ... gar nicht negativ besetzt" ist.
Und weiter stellt Kasten fest, dass ein Kind nicht zum Rassisten wird, weil es in Pippi Langstrumpf vom »Negerkönig« liest. Sondern dass daran das gesellschaftliche Umfeld, also vor allem das Elternhaus den größten Anteil hat.
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Meine Meinung zu der mehr als absurden Aktion, alte Kinderbücher auf "unanständige" Wörter wie "Neger" zu durchsuchen oder Märchen zu zensieren - und sie damit auch ihres historischen Gehalts zu berauben, ist natürlich wieder politisch völlig unkorrekt:
Es ist nämlich ganz sonnenklar, dass wir mit dem Verbot solcher Worte wie "Neger" , "Nigeria" , "Niger" , "Nigga" und "Nero" automatisch jedwede Art von Rassismus beseitigt haben Hat sich ja schon an anderen Stellen bewährt. Führt politisch-korrekten Schönsprech ein - keine Probleme mehr. Wort weg = Problem weg.
Die Mauer war z.B. als "antifaschistischer Schutzwall" gleich viel schöner. Keine Sorgenkinder mehr - schon zieht in Familien mit behinderten Kindern jeden Tag Fröhlichkeit und wahrer Sonnenschein ein. Arme nennen wir Hartzis - schon gibt es keine Armut mehr. Behinderte sind nicht behindert - sie sind Personen mit besonderen Bedürfnissen. Schon werfen sie Krücken und Rollstühle weg. Wozu brauchen sie da noch Barrierefreiheit? Oder gar unsere Unterstützung, denn schließlich hat jeder von uns besondere Bedürfnisse.
Auch Frauen sind ja neuerdings richtige Menschen mit einem großen "I" - was automatisch zu gleichen Löhnen, weiblicher Selbstverwirklichung im Beruf, zu genügend Ganztags-Kinderbetreuungsplätzen und denselben Karrierechancen bei Mann und Frau führt. Nur Ossis bleiben Ossis, werden niemals zu richtigen Deutschen und dürfen deshalb auch weiter mit blöden Sprüchen und niedrigeren Löhnen sowie Renten bestraft werden.(Ironie aus)
(Und nur so nebenbei: Weder "Neger" noch "Plattenbau" waren in der DDR - um mit der "Zeit" zu gehen - "negativ besetzt". Das - mit allen negativen Attributen- mussten wir erst nach 1990 lernen, um unsere Anpassungsfähigkeit als Ossis zu beweisen. Ebenso, dass türkische Putzfrauen meist unangenehm riechen, wie man mir erst 1991 im Berliner Bayer-Haus beibrachte. Bis dahin hatte ich nichts gegen türkische Putzfrauen gehabt, geschweige denn an ihnen herum geschnuppert. Im Gegensatz zu meinen West-Kollegen hatte ich trotzdem nie etwas und habe auch heute nichts gegen Putzfrauen. Im Gegenteil: Ich verehre sie ! Es gab nämlich in der DDR fast keine, in den Büros wurde meist von den Angestellten selbst sauber gemacht. Mir ist es auch egal, aus welchem Land die Putzfrauen kommen. Ich gönne jedem seine Arbeit und noch mehr gönne ich jedem einen ordentlichen Lohn für gute Arbeit)
Fazit. Mit Schönsprech kann man vor allem jeder Auseinandersetzung oder Diskussion aus dem Wege zu gehen. Man eckt nicht an, verlagert allerdings sozial unerwünschtes Verhalten in den Untergrund der Gesellschaft oder an die Stammtische. Letztlich erreicht man sogar genau das Gegenteil, was sich auch. immer dann ergibt, wenn man versucht, einem Kleinkind ein besonders garstiges Schimpfwort zu verbieten oder seine Fragen zur Sexualität abblockt anstatt sie kindgerecht zu beantworten.
Hört auf, an unseren Büchern herum zu zensieren ! Wer für die Verwirklichung seiner eventuell sogar gut gemeinten Ideen eine Sprach-, Denk- , Gesinnungs- oder Glaubenspolizei braucht, ist ein Fanatiker und sollte in den Iran gehen oder gleich bei den Taliban anmustern. Was soll danach als nächstes kommen ? Ein Musikverbot, weil Musik zu unkontrollierbaren Zuckungen führen kann?
Stoppt die Wort-Terroristen !
Jetzt !
*Prof. Dr. Dr. Hartmut Kasten ist Frühpädagoge und Familienforscher am Staatsinstitut für Frühpädagogik und außerplanmäßiger Professor für Psychologie an der Universität München. Er veröffentlichte zahlreiche Bücher z.B. über Geschwister, Einzelkinder, Geschlechtsrollen, Pubertät und Adoleszenz.