
Ich habe ja schon einmal an dieser Stelle den ollen Theo Fontane mit seiner Sentenz zitiert, dass man am Zustand seiner Straßen und Schulen den gesamten Zustand eines Landes erkennen kann.
Heute war es wieder einmal soweit: Wir befanden uns im Jahre 2011 nach Christus in der größten, angesagtesten Hauptstadt der allergrößten bundesdeutschen Republik. Das ist diese, deren Atomkraftwerke vor Sicherheit nur so strotzen bzw. denen ein "Rat der Weisen" neues Leben einhauchen soll. Das ist das Land jener Deutschen, deren Regierung gerade wieder 300 frische Soldaten nach Afghanistan schickt, damit sie nicht Libyen mit bombardieren muss. Ein Land auch, das andere Länder gern belehrt, wenn es um Menschenrechte, technische Standards, Gesetze und Demokratie geht. Bei uns kann ja so etwas wie in Japan nie und nimmmmmmmmmmmmmer passieren, nicht wahr! Wir sind ein so reiches Land, dass wir uns Radwege ins Nirgendwo leisten können auf denen noch nie ein Radfahrer gesichtet wurde. So wie im Universum der Enterprise, wo an manchen Stellen noch nie Menschen waren.
Anderswo wiederum hat man ebenfalls für viel Geld Radwege im Hier und Jetzt gebaut und per richterlichem Urteil müssen sie nicht zweckentsprechend genutzt werden. Die Radfahrer fahren also trotz der Radwege mitten auf der Fahrbahn für Autos oder auf dem Gehweg. Aber das nur nebenbei, weil ich anschaulich machen will, wie reich dieses Land und wie kaputt im Kopf so mancher seiner Einwohner ist. Wobei "Mancher" nicht nur für manchen Radfahrer oder Richter steht.
Es gibt hier in Berlin eine Bundestraße, die B2. Sie führt unter anderem von Berlin-Weißensee über den Ortsteil Malchow bis kurz vor Bernau, wo sie zur plötzlich zur Landesstraße mutiert, weil die Bundesregierung Geld sparen musste. Unter anderem für die kaputten Straßen in Afghanistan und die 5000 deutschen Soldaten dort. Nichts geht uns soviel an, wie die kaputten Schulen und die kaputten oder nicht vorhandenen Straßen dort in Afghanistan. Nur das libysche Öl ist noch wichtiger.
Jedenfalls: Der Abschnitt der B2 zwischen Berlin-Weißensee und Berlin-Malchow ist wohl der meist befahrende Abschnitt dieser Bundesstraße. Auto an Auto und insgesamt drei Ampeln, die auch nicht für weniger Verkehr oder besseren Verkehrsfluss sorgen. Das haben heute auch die neuen Tempo-20-Schilder mit dem Zusatzschild "Straßenschäden" nicht geschafft. Eher im Gegenteil. Eines der reichsten und arrogantesten Länder der Welt mit der hippesten, schönsten Hauptstadt! Allerdings sollen laut ADAC inzwischen 30 Prozent des deutschen Straßennetzes unter aller Sau sein. Wenn wir an Old Theos Merksatz (siehe oben) denken, geht es unweigerlich zu Ende mit diesem Land...
P.S. Übrigens: Nach einer außerordentlich "netten" Begegnung mit einem auf Erbsengröße aufgeblasenen Affengehirn auf zwei Rädern - ich war Fußgänger und hatte mich (sehr leise und mehr für mich) über seine rüde Fahrweise auf dem Gehweg gewundert - habe ich jetzt immer einen dicken Knüppel dabei. Nur falls mich nochmal so ein gewalttätiger Idiot dazu auffordern sollte, die Brille abzunehmen.
Foto: So fahren (fast) alle Fahrradfahrer in Berlin (Jens Bredehorn / pixelio.de )
Im Römischen Imperium begann es auch so ...
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