
Seit etwa drei Wochen ist es amtlich: Ich bin als sachkundiger Bürger in den Stadtentwicklungsausschuß der Stadt Bernau bei Berlin berufen.Und seit etwa einer Woche liegen mir die Vorlagen für die morgige erste Ausschusssitzung nach der Kommunalwahl vor.Die Vorlagen sind äußerst interessant, lassen sie doch einige Schlussfolgerungen sowohl über den Geisteszustand der Verwaltung als auch der zugehörigen Politik zu:
- Natürlich ist die Verwaltung faul und arbeitet mit dem geringsten möglichen Aufwand an Hirnschmalz. Einmal erstellte Straßenbauprojekte werden im ganzen Ort erbarmungslos durchgesetzt, egal ob an der Straße Kita oder Schule liegen, Bäume die Gegend "verschandeln" oder der vorhandene Platz keine 5,20 m Straßenbreite zu lässt. Was nicht passt, wird passend gemacht.Notfalls per Enteignung, Kettensäge und Planierraupe.Da der Bürger sowieso bis zu 90% der Kosten trägt, kann man hier noch so richtig klotzen ohne zu kleckern. Es fällt vor allem auf, dass das Bäumefällen anscheinend jeder besorgen kann. Neupflanzungen macht im Falle einer Kritik immer ein anderes Amt.
- Natürlich sind Politik und Verwaltung gemeinsam Weltmeister darin, für alle möglichen bewährten Kader Versorgungsposten zu schaffen. Da gründet man Stiftungen mit Stiftungvorständen und -beiräten, lässt sich in den entsprechenden Satzungen seitenlang über die Rechte und Vergünstigungen der Mitglieder dieser Gremien aus, ohne sich auch nur den klitzekleinsten Gedanken über die konkreten Aufgaben dieser Menschen, ihre Abwahl oder eine Begrenzung ihrer Amtszeiten zu machen. Die Aufgaben der Stiftung werden so allgemein formuliert, dass man alles oder nichts machen kann, aber das Wichtigste - nämlich das Geldverbrennen, u.a. auch durch Aufwandsentschädigungen für die obengenannten Versorgungsposten - in jedem Fall funktioniert.
- Natürlich sind die Vorlagen für die Stadtverordnetenversammlung von der Verwaltung so allgemein wie möglich gehalten, damit auch bloß nicht zuviel von der offensichtlich allgemein üblichen Kaupelei an das Licht der Öffentlichkeit dringt.
- Und natürlich haben sachkundige Bürger keinerlei Stimmrechte. Und natürlich nehme ich die ganze Tätigkeit viel zu Ernst und werde mir wahrscheinlich über den Stumpfsinn dieser ganzen Tätigkeit und wegen der Vergeblichkeit meines Tuns die Platze ärgern.Und natürlich wird es wohl nicht mehr als ein allseits belächeltes demokratisches Feigenblatt werden.
Aber - um das Postive zu sehen: Wie sich heute schon abzeichnet, wird der Stoff für diesen Blog niemals ausgehen...
Grafik: Behördenstruktur (Stephanie Hofschläger, www.pixelio.de)
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