Alles was nicht so wichtig oder unbequem ist, das ist in Deutschland Ländersache. Bildung ist Ländersache. Ergebnis: in der Bildung paßt in Deutschland nichts zusammen. Der Abschluß der 11. Klasse im Land Brandenburg z.B. ist allenfalls so viel wert wie der Abschluß der 10. Klasse in Baden-Württemberg. Nun wollen sich Berlin und Brandenburg - eine Fusion zu einem Bundesland hat ja nicht geklappt und wird nie klappen - im Schulwesen mit einem gemeinsamen Rahmenlehrplan abstimmen. Nach 3 (drei!) Jahren gibt es einen ersten Entwurf. Der muß nicht schlecht sein, wenn die Qualität des Unterrichts und damit das Bildungsergebnis - auch im Deutschlandvergleich - besser werden. Abgesehen davon, daß bereits die Lehrergewerkschaft an der Praxistauglichkeit des ersten Entwurfs zweifelt - was man da so bisher lesen konnte (z.B. Märkische Oderzeitung vom 19. November), das nährt auch meine Zweifel.
Da soll aus Geographie, Geschichte und Politik ein Fach Gesellschaftswissenschaften werden. Geographie - das ist eine exakte Wissenschaft, Geschichte wurde zu allen Zeiten gefälscht und Wichtiges wird verschwiegen - das ist heute nicht anders und in der Politik kommt nur der voran, der lügen kann, was das Zeug hält. Nicht zu Unrecht gilt die Politik deshalb im Volksmund als "schmutziges Geschäft". Und das soll nun in einem Unterrichtsfach Gesellschafts-"Wissenschaften" auf dem Lehrplan stehen, also gelehrt werden? Ich fürchte, da gerät die Geographie unter die Räder.
Das scheint beabsichtigt zu sein. Aus Physik und Biologie soll das Fach Naturwissenschaften werden. Chemie erscheint gar nicht mehr. Ein Fernsehjournalist, der neulich einen Chemiker befragen durfte, rühmte sich, das Fach Chemie (das gab es wohl noch!?) abgewählt zu haben. Eine Quiz-Kandidatin, nach dem ersten Element im Periodensystem befragt, forderte schnell "weiter". Nicht anders war das bei dem jungen Mann, der kein einziges Metall nennen konnte, das gegen Korrosion hilft. Ist ein solches Niveau hinnehmbar?
Initiative Echte Soziale Marktwirtschaft (IESM) / pixelio.de |
Wenn Physik und Biologie künftig von einem Lehrer unterrichtet werden müssen, dann kommt es wohl darauf an, für welches Fach der ausgebildet ist. Die Kombination Bio/Physik ist wohl eher selten. Damit hat die Gewerkschaft wieder Recht, wenn sie feststellt, daß für die im Rahmenlehrplan formulierten Ziele das entsprechende Personal fehle.
Übrigens: Zur Zeit des letzten deutschen Kaisers, also vor mehr als hundert Jahren, gab es in den Schulen - Lehrer waren oft ausgediente Offiziere - nur das Fach Naturkunde. Lehrmaterial war ein sog. Realienbuch, ganz unterhaltsam und durchaus geeignet, niedriges Niveau zu garantieren. Die Naturwissenschften - als Unterrichtsfächer aufgesplittet in Physik, Chemie, Biologie und Geographie - das gab es erst nach dem Kaiser und war weltweit ein Beipiel für Fortschritt im Bildungswesen - u.a. abzulesen auch an der Zahl deutscher Nobelpreisträger zu dieser Zeit. Beim Kaiser hatten Geschichte und Politik, soweit sie im Unterricht vorkamen, nur ein Ziel: Kenntnisse über Militär, Kriege und Adel, das Lob der Monarchie und die Verehrung des Hauses Hohenzollern.
Ich werde das Gefühl nicht los, daß sich der Entwurf des Rahmenlehrplans etwa auf diesem Niveau bewegt. In diesem Zusammenhang fällt mir plötzlich - warum eigentlich? - der Begriff Inklusion ein, aber ich will jetzt nicht abschweifen! Niedriges allgemeines Niveau muß aber kein Defizit sein! Es gibt ja inzwischen schon eine ganze Menge privater (Elite-) Schulen, die man für gutes Schulgeld besuchen kann - wenn man will und die Eltern zahlen können. Die übrigen gut ausgebildeten Naturwissenschaftler und Techniker, die wir dann noch brauchen, holen wir uns aus Afrika und Südostasien - wir schaffen das! Die bildungsfernen Schichten, die wir mit unserem Verblödungssystem (Pardon, das hätte mir nicht rausrutschen dürfen!) schaffen, werden nur noch schlecht bezahlte Jobs bekommen - wenn überhaupt, aber sie können ja ausreichend komfortabel von Hartz IV leben!
Quo vadis, Germania?
Wozu braucht eigentlich auch ein normaler Deutscher Chemie-, Physik- oder Bio-Kenntnisse. Es reicht, wenn er lesen kann und die einfachen Grundrechenarten beherrscht. DAS ist der Arbeitnehmer der Zukunft. Die Jobs sind aufgegliedert worden, so dass jeder ohne groß irgend etwas zu wissen, seine vielleicht 1 - 3 Arbeitsgänge beherrschen lernt. Als ich in einer Tochtergesellschaft der LBBW arbeitete, wurde kurz vor meinem Abgang damit begonnen, die Arbeitsschritte der Sachbearbeitung aufzuschlüsseln und sie zu zerlegen in einzelne Abschnitte. Wenn man dann so arbeitet, muss man alles andere nicht mehr wissen (erfährt es auch nicht mehr). Wozu ein allseits gebildeter Mensch, wenn Doofheit zum Profitmachen auch ausreicht. Der gebildete kleine Mann könnte ja ins Grübeln geraten, wenn er nachdenken würde. Wir haben uns nicht ohne Absicht ein Heer von Loosern ins Land geholt. Die dürfen dann noch den letzten Handgriff machen, wo man auch kaum Sprachkenntnisse benötigt - alles andere eh nicht. Armes Land. Die Lehrer sind aus meiner Sicht völlig demotiviert. Meine Enkelin (zweisprachig) wurden mal ein paar Punkte mehr für eine Aufgabe gegeben, weil sie zweisprachig ist (zu Hause wird nur Deutsch gesprochen. Sie hat auch nur deutsche Freundinnen), obwohl die Aufgabe nicht in allen Teilen richtig gelöst war. Ich verstehe das Land nicht mehr.
AntwortenLöschenWelcher Name steht fuer das neue Menschenbild? Eine "Mischrasse" mit IQ 90. Klug genug um zu arbeiten, dumm genug um nicht zu denken.
AntwortenLöschenBarnimer