Aber noch einer demonstrierte dort auf dem Bernauer Marktplatz schon ab 16 Uhr - eine Stunde früher - still vor sich hin: Josef Keil, Pensionär, SPD-Mitglied, ehemaliger Sparkassenchef im Barnim und natürlich treuer Anhänger der herrschenden Klasse. So entblödete sich dieser Mensch auch nicht, zwei Pappschilder zu zeigen, auf denen "Ich bin für Hubert Handke" und "Ich bin für Gerechtigkeit. Alle Grundstücksbesitzer und Hauseigentümer müssen sich mit Beiträgen am Frischwasser und am Abwasser beteiligen" steht.
"Bei den Teilnehmern der Dienstagsdemonstration, zu der die Bürgerinitiative WAV Panke/Finow seit 27 Wochen ruft, kommt Josef Keil damit gar nicht gut an. Einer fragt ihn: "Schon mal eine Arbeiterfaust im Gesicht gehabt?". Andere kreisen ihn mit ihren Plakaten "Handke muss weg!" oder "Stopp den Beitragsbescheiden" ein. Doch der Rentner lässt sich nicht beirren. Das Recht auf Meinungsfreiheit gilt schließlich auch für ihn." schreibt die "Märkische Oderzeitung" heute dazu.
Mich erinnert diese Posse nicht an ausgelebte Meinungsfreiheit, sondern eher an irgendeinen dieser Filme "Die hard" ( deutsch "Stirb langsam") mit Bruce Willis, in denen ein Gangster Willis' Frau oder Tochter entführt hat und ihn dadurch zwingt, sich in Haarlem mit einem Schild, auf dem "I hate Nigger" steht, auf die Straße zu stellen. Genauso würde ich diese Aktion des Pensionärs Keil auch einstufen: Als tumbe Provokation.
Glücklicherweise hat sich niemand von den richtigen Demonstranten die Hände schmutzig gemacht. Auch nicht Astrid Heinze, Inhaberin des Edeka-Marktes im Puschkinviertel, obwohl sie wohl allen Grund zur Wut hätte: "Vor zehn Jahren übernahm sie die alte DDR-Kaufhalle an der Hermann-Duncker-Straße." schreibt die Zeitung weiter. "Sie wollte sie eigentlich nur betreiben, doch sie musste den 41 Jahre alten Bau samt Grundstück kaufen, anderenfalls wäre der Markt geschlossen worden. Hoch verschuldet hat sich Astrid Heinze damals. Die Kredite zahlt sie immer noch ab. Mit ihren neun Angestellten kam die Bernauerin bislang gerade so über die Runden. Jetzt stehen sie vor dem Aus. Der Wasser- und Abwasserverband Panke/Finow fordert von ihr 20.000 Euro Altanschließerbeitrag "Ich kann's nicht stemmen. Ich werde es nicht stemmen", ist sich Astrid Heinze sicher. "Kredite bekomme ich nicht mehr", weiß sie. Und: "Wenn wir schließen müssen, dann wird das Wohngebiet nicht mehr versorgt. Das ist alles traurig, sehr, sehr traurig", sagt die Einzelhändlerin bitter."
Nach diesen Fakten aus dem Leben und Wirken der Schreibtischtäter und Taschendiebe in Bernau ist dann eigentlich Zeit, sich bei Herrn Keil zu bedanken. Denn jetzt weiß man doch erst richtig, was man am 30. März wählen soll!
(© fv 2013) |
Zur Auswahl stehen: Auf der einen Seite die abgehobene Politkaste in Gestalt von Hubert Handke, auch unterstützt durch einen wohlsituierten (west-) deutschen Pensionär, der sich keine Gedanken um
sein Auskommen machen muss, in seinem Arbeitsleben als Sparkassenchef
nie durch besondere Bürgerfreundlichkeit auffiel (so sorgte er z.B.
dafür, dass die Geldautomaten der Sparkasse Barnim für Kunden der
Direkt- und auch ausländischer Banken gesperrt wurden, was natürlich für
außerordentliche Freudenstürme bei ausländischen Touristen sorgte und
den Barnim als Touristenregion so richtig voran brachte) und ansonsten
immer irgendwelche frömmelnden Belehrungen an die Adresse der
unbotmäßigen Untertanen absondert.
Auf der anderen Seite stehen Menschen wie Astrid Heinze, die seit der verkorksten Wiedervereinigung immer wieder von vorn anfangen, sich nicht unterkriegen lassen und versuchen, ihren Kopf oben zu behalten. Die eigentlich nur in Ruhe arbeiten und einigermaßen auskömmlich leben wollen. Dafür werden sie von der oben genannten Kaste nur mit immer wieder neuen Sprüchen, Steuern, Gebühren, Abgaben, Beiträgen, ungerechten "Rentenreformen", Kriegsabenteuern und Formularen
Danke, Herr Keil, für diese Einsicht. Allerdings hatten Sie Glück,
dass ich gestern nicht da war. Keine Angst, ich hätte Sie nicht gehauen.
Ich hätte einen Arzt geholt...
Doc, ich muss unter Alzi leiden! Die Begründung für die Altanschließergebühren gehen mir nicht ein. Verfolge dieses Theater natürlich; aber warum sollen Leitungen und Anschlüsse zweimal bezahlt werden?
AntwortenLöschenBarnimer
Nein, Barnimer,keine angst! Alles gesund im Kopf! Die anderen, die Schreibtischtäter sind verblödet!Vor allem denken sie immer noch, dass ihnen keiner etwas kann.
AntwortenLöschenIhre Behauptung ist leider nicht ganz richtig: Die Geldautomaten der Sparkasse Barnim waren nie für Direktbanken gesperrt, sondern nur für die Nutzung mit den von ihnen ausgestellten VISA Cards. Per EC Karte können Sie problemlos Geld abheben.
AntwortenLöschenSolche Sperrungen sind i.Ü. nicht spezifisch für die SPK Barnim, sondern gibt es bei zahlreichen anderen Sparkassen und VR Banken.
Welche Visa Karten nicht-deutscher Bankinstitute waren denn davon betroffen?
"Nur" für Visa-Cards? Na, ist ja super und gar nicht so schlimm, oder? Spricht für Super-Kundenservice. Und warum? Weil man die abtrünnigen Direktbank-Kunden von der außerordentlichen Kompetenz der Barnimer Sparkasse überzeugen wollte? Ausländische Visa-Karten waren z.B. die der Deutschen Bank Irland. Allerdings empfinde ich diese Diskussion schon wieder als ziemlich albern (siehe oben). Kundenfreundlichkeit und Weltoffenheit sehen anders aus. Gebe einem kleingeistigen Menschen Macht über andere - und sei es an Bankautomaten - und er wird sie gnadenlos ausnutzen. Nebenbei gesagt: Die Gebühren für den Einsatz der EC-Karte sind/waren einfach nur noch kriminell zu nennen.
AntwortenLöschenAlso ist das nun wirklich ein Problem für viele ausländische Touristen, oder sprechen Sie hier nur von einem Einzelfall? Studien/Artikel, gar negative internationale Presse diesbezüglich wären mir hilfreiche Quellen.
AntwortenLöschenIhrer Ansicht nach ist es also besonders kundenfreudlich, wenn die Kunden der SPK-Barnim, zumeist also Barnimer, allein für die Kosten der Automatennutzung durch Nicht-SPK-Kunden aufkommen? Sie verlangen ja auch nicht vom ADAC, dass er Nicht-Mitglieder kostenfrei abschleppt, oder?
Gerade den SPKs und VRBs, die mit ihrem großen Automatennetz auch abgelegene Orte versorgen, wird dieses Netz ja dann zum einem Nachteil, wenn Kunden anderer Institute mit kleinerem oder gar nicht vorhandenem Automatennetz dieses kostenfrei nutzen würden. Direktbankkunden sollten sich also zuerst bei ihrem eigenen Institut beschweren, da sie das Versprechen “kostenloses Konto + weltweit kostenfrei per Visa abheben” (oder ähnlich) nicht einhalten kann oder einfach nur schlecht mit der SPK verhandelt hat. Herr Keil, und das hat er zudem ja nicht allein entschieden, handelte also durchaus im Sinne der Kunden der SPK Barnim.
Bernauer & Direktbankkunde
Die Direktbanken zahlen und zahlten auch für die VISA-Kartenabhebungen an den Betreiber des Geldautomaten. Der Sparkasse Barnim und ähnlichen Unternehmen war diese Gebühr aber zu gering. Es gab darüber lange Verhandlungen, die Ergebnisse können Sie im Internet googeln. Die Kosten der EC-Kartenabhebungen waren ebenfalls extraorbitant und damit kundenunfreundlich. Da ich kein Touristikunternehmen betreibe, kann ich natürlich nicht sagen, wieviele Touristen betroffen waren oder sind.Auch das können Sie zweifelsfrei googeln. Im übrigen meide ich die Sparkasse Barnim schon seit langem wie die Pest. Aber Sie haben noch immer nicht verstanden, worum es eigentlich geht: Darum, dass man die Kunden anderer Banken zwingen wollte, ihre Bank aufzugeben, in dem man ihnen kein Geld gab.Tolle Werbung. Immer schön mit dem Hammer auf den Kopf. Das ist richtig "gutes" Marketing. Übrigens hat mein Autoproduzent ein Abkommen mit dem ADAC. Wenn ich auf der Straße liegen bleibe, rufe ich bei meinem Service an und der ADAC kommt. So geht es nämlich auch.
AntwortenLöschenEine Bitte an Sie, Herr Keil:Arbeiten Sie hier nicht mit Abkürzungen aus Ihrem Banker-Slang, die kein Mensch versteht. Ich nehme mal an, VRB heißt Volks- und Raiffeisenbanken?
Keine Sorge, ich bin weder Herr Keil und habe auch keinen finanzwirtschaftlichen Berufshintergrund. Ich bin nur ein interessierter, Ihnen nicht bekannter Bernauer, der manche Ihrer Ansichten gern etwas näher erläutert hat, wozu Sie freundlicherweise ja auch bereit sind.
AntwortenLöschenMich stört grundsätzlich die Einforderung von Dienstleistungen, ohne für diese auch bezahlen zu wollen. Denken Sie wirklich, Ihr Autohersteller gibt die Kosten für den ADAC nicht auch an Sie weiter?
Die unterstellte Absicht des erzwungenen Bankwechsels ist doch irrelevant: wer sollte das denn wirklich tun? Irgendwo ist immer ein Geldautomat der CashGroup / sonstwas, wenn auch nicht gleich um die Ecke. Kennen Sie einen Menschen, der deswegen wirklich zur Sparkasse gewechselt ist?
Aber zurück zur „Causa Keil“. Wenn Herr K. das Format hat, auf einer Dienstagsdemo, also „in der Höhle des Löwen“ gleich, sich offen, andersdenkend und gegen alle Drohungen zu seiner Meinung zu bekennen, dann hat dieser Mann es sicherlich nicht nötig Kommentare anonym zu veröffentlichen. Gleich welcher Meinung man sei, zumindest Respekt sollte man ihm für seinen Mut zollen.
Kurios auch, dass nach dieser Aktion gerade diejenigen es nicht vermochten für das Recht auf freie Meinungsäußerung Andersdenkender einzustehen, die dieses zuvor für sich lautstark eingefordert hatten. Stattdessen: Erteilung eines „Platzverbots“ für Herrn Keil durch den Veranstalter (darf der zwar gar nicht, sondern nur die Polizei). Die Bürgerinitiative hätte bei mir wirklich punkten können, wenn sie sich z.B. getraut hätte Herrn K. zu einer Podiumsdiskussion einzuladen, um ihn dort argumentativ zu widerlegen.
Nochmal: Die Direktbanken und damit deren Kunden haben zur Zeit Josef Keils als Chef der SKB für Abhebungen mit ihren Visakarten bezahlt. Es war Menschen vom Schlage Josef Keils zu wenig. Darüber wurde verhandelt. Als KUNDE ist es mir völlig egal, welcher Furz wen in den Banketagen gerade drückt. Ich möchte mit meiner Kreditkarte in Tel Aviv, London, Moskau, Odessa, Paris oder Altglienicke Geld abheben können. Zu moderaten Gebühren. Was auch in Zeiten des elektronischen Geldverkehrs nicht teurer als damals im Postkutschenzeitalter sein dürfte. Geld abheben mit meiner Visakarte konnte ich auch überall, in allen o.g. Städten - außer im Barnim. Nicht irgendwie seltsam in Ihren Augen?
AntwortenLöschenNatürlich wechselt niemand zur Sparkasse Barnim, weil er mit seiner Visakarte an deren Automaten kein Geld bekommt. Das war Ironie, ich werde dieses Stilmittel zukünftig extra anstreichen. Ich habe nur die Frage gestellt, ob Herr Keil schon mal was von Marketing gehört hat oder hat er diese Sperrung als Beitrag zur Imageverbesserung der Sparkasse durchgesetzt?
Noch einmal- und damit letztmalig - zur Person von Herrn Keil: Für mich bleibt er (ob er bewußt so handelt oder nicht) ein übler Agent provocateur. Das ist kein "Format", das ist plumpe, dumme Provokation. Und ohne Psychologe sein zu müssen, einfach aus meiner Lebenserfahrung heraus: Er ist mit seinem Bedeutungsverlust als Rentner nicht klar gekommen. selbst die SPD, in der er wohl noch Mitglied ist, will ihn nicht als Kandidaten für eine Wahl. Insofern wäre ihm sogar eine Maulsschelle Recht gewesen.Das hätte ihm wieder eine gewisse Bedeutung verschafft. Aber einige Menschen in Bernau stilisieren den armen Mann ja leider immer noch zum Helden hoch. Und dass die Menschen dort auf dem Marktplatz, denen man gerade auch noch das sowieso zu kurze Hemd ausziehen will, übel nehmend auf einen auch von den Steuerzahlern wohlversorgten ehemaligen Sparkassendirektor - der Altanschließerbeiträge aus der Portokasse zahlen könnte - reagieren, kann man wohl wirklich niemandem verdenken. Fingerspitzengefühl Fehlanzeige bei unserem Keil.