Als er im selben Jahre zum Hofmathematiker in Florenz aufstieg, fand er heraus, dass die Venus Phasengestalten wie der Mond zeigt. Die Venussichel und die volleren Phasen interpretierte er derart, dass die Venus zeitweise zwischen Sonne und Erde, zu anderen Zeiten aber jenseits der Sonne steht und schlussfolgerte daraus, dass sich dieser Planet um die Sonne bewegen müsse. Bereits 100 Jahre vor ihm hatte Nicolaus Kopernikus dieses Phänomen beschrieben und geschlussfolgert: Die Planeten drehen sich um die Sonne, die Erde steht nicht im Mittelpunkt unserer bekannten Welt.
Galilei hatte damit das heliozentrische System wieder entdeckt, das als unvereinbar mit der Bibel galt. Auch 100 Jahre nach Kopernikus gab es noch immer keine Veränderung im Denken der Kirche. Der Mönch Foscarini hatte erst im Jahre 1615 das geozentrische Weltbild angezweifelt und promt die Inquisition auf den Plan gerufen. Allerdings ermutigte Papst Urban VIII. seinen Freund Galilei, über das System von Kopernikus zu schreiben. Galilei erhielt den Auftrag, das heliozentrische System dabei nur als bloße Theorie zu betrachten.
Murmelversum (Wolfgang Dirscherl / pixelio.de) |
Galilei wurden wegen Ungehorsams gegenüber der Kirche der Prozess gemacht. Er musste seinen Thesen abschwören, ansonsten wäre er auf dem Scheiterhaufen gelandet. Außerdem erhielt er eine lebenslängliche Kerkerhaft. Diese wurde zwar in einen Hausarrest umgewandelt, den er auf seinem Landsitz in der Nähe von Florenz verbüßen durfte. Forschung war ihm nur noch zu weniger kontroversen Themen gestattet, die Lehre verboten, Veröffentlichungen nicht erlaubt. Galilei starb 1642 und fand in der Kirche Santa Croce in Florenz seine letzte Ruhestätte.
1741 genehmigte die römische Inquisition erstmals den Druck der Gesamtausgabe seiner Werke. Und "schon" im Jahre 1992 - also 360 Jahre später -wurde der große Astronom durch die römisch-katholische Kirche rehabilitiert. Von denen, die ihm den Mund verboten hatten, spricht heute gottseidank niemand mehr...
* Dass Galilei vor dem Kirchengericht die berühmten Worte "Eppur si muove" ( Und sie bewegt sich doch) gemurmelt hat, gilt heute als unwahrscheinlich. Allerdings wurde dieses Zitat in der weiteren Geschichte der Menschheit immer wieder zum Trost für verlachte, gehasste, verfolgte, verfemte und meist auch psychisch oder physisch vernichtete Querdenker aus Wissenschaft, Kunst oder auch Politik.
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