
"...Geschichte (wird) immer von den Siegern geschrieben... Wenn zwei Kulturen aufeinander prallen,verschwindet der Verlierer von der Bildfläche, und der Sieger schreibt die Geschichtsbücher, in denen er sich selbst im vorteilhaftesten Licht zeichnet und den besiegten Feind als Halunken darstellt. Wie hat Napoleon so treffend gesagt? 'Was ist die Geschichte anderes als eine Lüge, über die alle sich einig sind.'... Das liegt in der Natur der Sache. Die Geschichte ist immer eine einseitige Berichterstattung." (Dan Brown: Sakrileg - The Da Vinci Code)
Gerade wird wieder öffentlich gebarmt: Schüler wissen zuwenig über die DDR-Geschichte. Nur in Bayern und Baden-Württemberg ist natürlich alles besser, hier lernen Schüler brav alles auswendig, was von der Kanzel kommt.Und da vor allem im Osten noch Menschen existieren, die beide Gesellschaftsordnungen miteinander vergleichen können, führt das dazu, dass die DDR angeblich verklärt wird. Wie ist das nun mit der historischen Wahrheit? Die einen auf der Ostseite waren alles Schufte und die im Westen wahre Engel, die immer nur das Beste für die Menschen im Osten wollten ? (Dass das nach 1990 nicht so war, lassen wir jetzt mal weg, wir reden von der Zeit von 1949 bis 1989).Hier eine Geschichte nicht aus dem Lehrbuch, sondern aus dem richtigen Leben, die mir neulich wieder einfiel, als Micha von den biometrischen Verbrecherfotos sprach, die er sich für seinen neuen Reisepass anfertigen lassen musste:
Vor fast genau 38 Jahren war ich Leistungssportler und ich war zeitweise ganz gut. In meinem Skiff (Ruder-Einer) gehörte ich zur Junioren- Nationalmannschaft der DDR. So ergab es sich,dass ich mich für eine Juniorenregatta in Mailand qualifizieren konnte. Von Seiten des Klubs und auch von Staats wegen war alles klar,ich hätte fahren können. Es war auch Westgeld da, die Reise musste nur noch bei der italienischen Botschaft in Bonn und beim NATO-Travelboard in Westberlin beantragt werden. Dazu füllte ich allein 12 Formulare für die Italiener aus (DIN A4,doppelseitig, rosa Papier, jedes Formular mit einem Foto zu versehen), das Travel Board brauchte auch noch ein wenig Papier und natürlich auch Passfotos. Damals gab es in Berlin-Karlshorst gegenüber der alten chinesischen Botschaft einen Fotografen, der so genannte Schnell-Fotos herstellte. Und die sahen dann in etwa so aus, wie Michas biometrische Passfotos. Jedenfalls hätte ich mir die horrenden Ausgaben für die Fotos und die immense Arbeit mit den Fragebögen und Antragsformularen sparen können. Denn das NATO-Travel-Board in Westberlin lehnte meine Einreise in das NATO-Land Italien kurzerhand ab. Somit fiel die Regatta in Mailand für mich aus, denn DDR-Bürger, die in NATO-Länder oder nach Australien wollten, brauchten ein alliiertes Reisepapier. Die Pässe ihres wegen der Bonner Hallstein-Doktrin nicht anerkannten Heimatlandes galten nicht als gültige Dokumente.( Nebenbei gesagt: Wilhelm Grewe gilt als Erfinder der Hallstein-Doktrin und hatte seine Karriere natürlich maßgeblich den Nazis zu verdanken). Alles vergessen in der offiziell gültigen Geschichtsschreibung ? Ich war damals knappe 18 Jahre alt, kein Agent der Stasi oder Funktionär der SED und auch von Zuhause aus nicht indoktriniert. Solche Erlebnisse prägen für's Leben und ich werde diese Geschichte nie wieder vergessen...
Foto: Mad Max (pixelio.de)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Ich freue mich über alle Kommentare. Bitte halten Sie sich aber an die Netiquette - keine rassistischen, sexistischen oder sonstwie diskriminierenden Äußerungen. Auch Militaristen haben hier ausdrücklich kein Forum. Falls Sie der Ansicht sind, ich wäre a. blöd b.hässlich oder c. beides, behalten Sie das bitte für sich. Es interessiert hier niemanden. Versuchen Sie, inhaltlich relevante Kommentare, die die Diskussion zum Thema voran bringen und das Thema erhellen, abzugeben. Ich behalte mir vor, Kommentare zu kürzen oder zu löschen und weise darauf hin, dass die in Kommentaren geäußerten Ansichten nicht unbedingt meinen eigenen entsprechen.