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Samstag, 29. Dezember 2012

Der gefährliche Leichnam der toten DDR

Verfallener OP-Saal (felix.foto/ pixelio.de)
Das Jahr 2012 darf nicht vorüber gehen, ohne dass die bundesdeutschen Medien zum finalen Todesstoß gegen die DDR ausholen. Heute hat man bei "Tagesspiegel" und Co. (auch unsere Provinzzeitung druckt den Käse nach) heimliche Studien ausgemacht, die von westdeutschen Pharmafirmen in der DDR gegen Westgeld durchgeführt wurden. Abgesehen davon, dass an bundesdeutschen Kliniken bis in die 90iger Jahre Studien generell ohne Beteiligung sogenannter Ethikräte durchgeführt wurden, impliziert man von den heute geltenden hohen  Standards für klinische Studien (die durchaus auch heute ständig unterlaufen werden -siehe unten) auf die 80iger Jahre in der DDR. Das ist etwa, als ob ich einen Schwarz/Weiß-Fernseher mit einem heutigen  Flachbildapparat vergleiche.

Ich spare mir den Hinweis auf das Kampagnenmäßige dieser  Enthüllungsstories, wobei sich mir wieder die Frage stellt, wie gefährlich der Leichnam der längst totgeschlagenen DDR immer noch sein muss. Wahrscheinlich wird er immer gefährlicher, je mehr sich das kapitalistische System des Neoliberalismus mit Merkelscher Prägung selbst enttarnt.

Dass man nun gerade das DDR-Gesundheitswesen wieder einmal vorhat, entbehrt nicht einer gewissen Pikanterie. Gerade der Bundesgesundheitsminister Bahr (FDP) ist neben vielen anderen Mitgliedern der Regierung Merkel ein ganz besonderer Tiefflieger. Und so ist klar, dass man über
  • Ärzte, die jetzt ganz offiziell Geld- und andere Geschenke von Pharmafirmen annehmen dürfen (  BGH-Urteil dazu);
  • Schein-Studien an Unikliniken an den Ethikräten vorbei, damit man von ärztlicher Seite Honorare kassieren und der Pharmakonzern dadurch sein Zeug los werden kann; 
  • Sponsoring (Bestechung) von Professoren mit Urlaubs- und Kongressreisen, Ziel: siehe oben
  • Geschenke im 6-stelligen Eurobereich, damit nur noch Produkte des Bestechers verwendet werden;
  • Markteinführungen US-amerikanischer Medizinprodukte im EU-Raum, die auf dem USA-Markt aufgrund strengerer Bestimmungen der Food and Drug Administration nicht zugelassen sind und es meist auch nicht werden; 
  • Experimente mit unausgereiften Medizinrobotern direkt am Patienten mit Invaliditätsgarantie (Robodoc); 
  • illegalen und legalen Organhandel, der auf völlig unerklärliche Weise (jedenfalls für die Politik unerklärlich) dazu geführt hat, dass die Organspendebereitschaft der Bevölkerung extrem gesunken ist;
  • Schrott anstelle von Hüftprothesen im Körper des Patienten
  • immer wieder kehrenden Probleme mit dem Händewaschen und damit ständig Infektionen mit oftmals tödlichem Ausgang auch in renommierten Kliniken 
  • den ganz offenen Einsatz von Vertretern des Verbands der Ersatzkassen, also von reinen Lobbyisten,  im Bundesgesundheitsministerium zu Fragen der privaten Vorsorge (mir schwant Schlimmes für die Pflegeversicherung!) 
zur Weihnachtszeit unbedingt den Mantel der Nächstenliebe decken muss. Dafür schwelgt man lieber in Klischees über das böse "Unrechtsregime", weil man ja selbst in einem absoluten und völlig problemfreien "Rechtsstaat" lebt. Oder - sieht man nur etwas hinter die Kulissen - doch eher in einer Bananenrepublik

Für mich - und inzwischen nicht nur für mich - sind die ständigen "Enthüllungen" und  "Aufarbeitungen"  auch noch des kleinsten "Geheimnisses" unseres Lebens in der DDR  nur das, wozu sie erfunden worden sind: Ablenkung von den täglichen Schweinereien der heutigen Politik der herrschenden Kaste und ihrer Auftraggeber des Kapitals...



3 Kommentare:

  1. In Leipzig gibt es eine Firma, super Glas-Stahl-hochgezogen, die Medikamentenstudien macht und damit wirbt (mit meinen Worten), dass man gerade hier viele und willige Probanten fände. Bezahlt wird nichts, außer man benötigt Fahrgeld und Gewährleistungsansprüche hat man auch nicht.

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  2. ohne die ständige erinnerungen an die böse "ddr-diktatur" und all ihre untaten könnte ja immer mehr "wessis" langsam aufgehen, daß sie jahrelang verarscht wurden und seit der "wiedervereinigung" rapide auf lebensverhältnisse a la 3. welt oder usa eingestimmt werden.

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  3. Die Junbge Welt schreibt in ihrer morgigen Ausgabe zu dem Thema: Die Pharmatests mit ahnungslosen DDR-Bürgern waren schon einmal 1990 großes West-Gazettenthema. Der Berliner Senat setzte damals eine Kommission ein, die vier Krankenhäuser und drei Forschungsinstitute untersuchte, mit 68 Ärzten sprach, die an Tests beteiligt waren, und 120 Prüfungsunterlagen sichtete. Ergebnis: Alle Vorwürfe waren unberechtigt. Im übrigen seien die Regelungen in der DDR strenger gewesen als in der Bundesrepublik. Nachzulesen ist das in den Akten der Kommission und in dem Buch von Knut Holm »Das Charité-Komplott« aus dem Jahr 1991. Das erschien in einem Ost-Verlag, kann ein Tagesspiegel-Redakteur also nicht kennen, und was sind schon Unterlagen einer Senatskommission gegen solche aus der Zone? Hans ist mit denen immer im Glück. Da stört Recherche. (asc)"

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Wir sind noch lange nicht am Ende, wir fangen ja gerade erst an...