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Montag, 31. Januar 2011
Nachbarn
Jedenfalls fragte ich den Nachbarn, ob er auch so einen Brief erhalten habe und er erzählte mir von seinen ganz speziellen Querelen mit diesem wahrscheinlich von Gott gesandten, aber inzwischen offensichtlich gottverlassenen Beamtenpack. Ich stellte dann laut, wie ich immer so bin, fest, dass wir mit der Wende 1989 vor allem den Wunsch verbunden hatten, mal raus zu kommen aus dieser größten DDR der Welt. Den übrigen Nonsens wie zum Beispiel Staatsverschuldung, Arbeitslosigkeit, hinkende Sozialkassen, unmäßige, blöde und koksende Politiker, den Amtsschimmel, Dieter Bohlen, Hirnis im Dschungelcamp und das Finanzamt hätten sie ja alles behalten können!
Ich glaube sowieso, dass eine Art unbändiger Reisewunsch für die meisten damals der entscheidende Grund dafür war, dass die Wende begrüßt oder zumindest nicht abgelehnt wurde. Diese Isolationshaft gegenüber allem aus dem Westen war es vor allem, die uns langsam aber sicher blödsinnig machte. Was haben wir damals als Jugendliche alles angestellt, um dem wenigstens ideell zu entkommen: Ich kann mich an eine Klassenkameradin erinnern, die sich mit ungefähr 70 Brieffreunden und – freundinnen in aller Welt schrieb, ich selber brachte es nur auf 5 vorwiegend hübsche, junge Mädchen aus England, der BRD, Ungarn, der Schweiz und Burma, denen ich nach und nach meine (zwangsweise) platonische Liebe gestand und die ich alle fünf sofort und gleichzeitig geheiratet hätte, sogar die aus der Schweiz, wenn – ja, wenn. Dazu kam noch, dass man auch östlich bis südöstlich der Oder immer Deutscher zweiter Klasse war, weil man kein Westgeld hatte. Das mit dem Deutschen zweiter Klasse hat sich mittlerweile etwas verlagert – ins Inland.
Mein Nachbar ergänzte dann nur noch, dass er persönlich sich auch ein paar Bananen und ein vernünftiges Auto gewünscht hatte. Darüber würde ich nicht streiten, so wie man überhaupt nicht mit seinem Nachbarn streiten sollte. Wenn man sich mit seinem Nachbarn aber partout nicht verträgt, wenn dieser gemeine Mensch nur Schlechtigkeiten über mich verbreitet, so dass selbst die anderen Nachbarn mich nicht mehr grüßen, wenn er auf mein Grundstück kommt, mich bestiehlt, mein Eigentum zerstört - dann baue ich einen Zaun.
Ganz so einfach war es mit der Mauer sicher nicht, aber der Sieger der Geschichte sollte doch nicht immer nur so tun, als hätte er seine Sabogenten und Agione – so nannten wir damals in unserem jugendlichen Slang diese Leute – nur mit Bananen und zum Zuckerwatte verteilen zu uns geschickt. Insofern war die Mauer nicht schlecht: Wir hatten im Wesentlichen unsere Ruhe vor dem Gesindel, das uns jetzt schon seit über 20 Jahren aus Richtung Westen heimsucht.
Der wesentliche Fehler der DDR war das Eingesperrtsein mit all seinen Konsequenzen – den Minen am Zaun, den Kalaschnikows und dem Bewusstsein, dass du dir „drüben“ frühestens im goldenen Alter von 65 Jahren ansehen könntest. Aus heutiger Sicht hätte ich als Erich für jeden DDR-Bürger zuerst eine dreijährige Wanderschaft im Westen angeordnet. Ich schätze, nach spätestens einem halben Jahr würden die meisten wieder vor der Tür gestanden haben mit genau dem gleichen Gesicht, wie sie heute auf dem Arbeitsamt Leipzig –Süd oder in Berlin-Marzahn im Wartezimmer sitzen. Nun ja, „hätte“ und „könnte“. Diese ganze Diskussion bringt uns nicht mehr weiter, manche meinen, eine historische Chance der Geschichte wurde vertan.Wer weiß? Aber Chancen gibt es immer.
Leider bin ich nicht so abgeklärt, um meine letzten 58 Jahre mit stoischer Abgeklärtheit zu betrachten. Meistens geht mir der Hut hoch, wenn ich Untersuchungen von selbsternannten DDR-Spezialisten aus Castrop-Rauxel oder so (jedenfalls möglichst weit weg !) lese, die wirklich ganz genau wissen, wie es damals war.So vor 1990 und drum herum.
Der Sieger schreibt wie immer die Geschichte, auch wenn ich schon kurz nach der Wende ausgerechnet in der so genannten Heldenstadt Leipzig das Graffiti las: Der Kapitalismus hat nicht gesiegt, er ist nur übrig geblieben...
(leicht überarbeitet aus einem Textfragment vom Sommer 2004 mit dem Titel "WIR WOLLTEN DOCH NUR EIN BIßCHEN RAUS... DER GANZ KLEINE WENDE-ROMAN" )
Politiker in die Produktion
Man hat Zuschauer aus Nordrhein-Westfalen eingeladen und will mit ihnen die Politikerdiäten diskutieren. Einer der angesprochenen Zuschauer sprudelt eilfertig - reflexartig die altbekannten Phrasen heraus - man muss den Politikern ordentliche Diäten zahlen, denn wenn die Politiker in die Wirtschaft gehen würden, könnten sie dort viel mehr verdienen usw. und sofort.
Wenn sie es denn bloß mal tun würden! Ich kann mir zum Beispiel den Dierk N. sehr gut als Wachmann in einer Filiale der Deutschen Bank vorstellen. Gu-i-do ist ja schon das perfekte Double für den Chief Happiness Manager einer sehr großen amerikanischen Fast-Food-Kette, jedenfalls wenn er im Ausland Parolen von Menschenrechten und Freiheit heraussprudelt oder lustige Zeitungsinterviews gibt, in denen er die eigene Arbeit preist.Völlig uninteressant ist es für ihn allerdings, dass in dem Land, für das er den Außenminister spielt, seit einigen Jahren die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinanderklafft und u.a. deshalb die Mär von Freiheit und Demokratie immer weniger zieht.
Ich finde, die komische Frau M. passt doch gut als Putzfrau in ein Krankenhaus, sie dürfte bloß nicht reden. Allerdings: Rainer B. oder den ulkigen Bayern R. kann ich mir als Fernfahrer, die versuchen ihre OBU zu programmieren, nicht recht vorstellen. Dann fällt mir noch der ehemalige Umweltminister Norbert R. ein, der in der Oderland-Brauerei Frankfurt/ Oder solange Bierbüchsen sortierte, bis ein Umweltminister das Dosenpfand einführte und die Brauerei geschlossen wurde. Und dann ging Norbert R. wieder in die Politik und es begann von vorn.
Samstag, 29. Januar 2011
Angst um's Gesicht

Von ihm lernte ich, dass ein "Schweinderl" ein bayerisches Sparschwein ist. Und dass auch ein Münchner trockenen, preußischen Witz haben kann (siehe oben). Obwohl er rechtzeitig gestorben ist und weder Merkel noch den Leichtmatrosen kennen lernen musste...
Foto: Thorben Wengert / pixelio.de
Spione mit Bearbeitungsgebühren
" Ein Spion in der Sowjetunion will sich selbst stellen und geht deshalb zum KGB-Hauptquartier. Er wird gefragt, für welches Land er spioniert. Er antwortet: 'USA'. ' Dann müssen Sie in Zimmer 5 gehen', wird er beschieden. In Zimmer 5 fragen Sie ihn, ob er eine Waffe hat. Da das der Fall ist, muss er in Zimmer 7. In Zimmer 7 fragt man ihn, ob er spezielle Kommunikationsvorrichtungen wie Sender o.ä. dabei hat. Da er auch das bejaht, muss er in Raum 20. In Zimmer 20 fragt man ihn, ob er als Spion auch eine bestimmte Aufgabe aus zu führen hätte. Als er auch das bejaht, sagt man zu ihm: ' Na, dann gehen Sie doch los und führen Sie Ihren Auftrag aus und stören Sie hier nicht die Leute bei der Arbeit!' "
Als das Gelächter abgeklungen war, überlegte ich ernsthaft, ob so etwas auch bei uns möglich wäre. Der einzige Unterschied zu Deutschland ist wahrscheinlich, dass man dem armen Mann bei uns in jedem Raum ungefähr neunundvierzigfünfundneunzig (49,95 €) an Bearbeitungsgebühren abgeknöpft hätte...
Freitag, 28. Januar 2011
Ein deutscher Soldat entschuldigt sich nicht, er bittet um eine harte und gerechte Strafe

Kein dummer Witz ist in dieser Bundesrepublik dumm genug, als dass er nicht noch Wirklichkeit werden könnte. Die "Gorch Fock" ist natürlich keine Galeere, sie bewegt sich nicht durch Menschenkraft vorwärts, sondern wird gesegelt und hat einen Diesel. Trotzdem wollte der Kapitän Wasserski laufen und benutze dafür das zum Schiff gehörende Motorboot. Grund genug für einen der Seekadetten, den Mann anzuschwärzen. Warum hat der Kapitän das Ganze nicht als "Event" ausgegeben und jeden aus der Mannschaft beteiligt? So sieht es wieder einmal stark nach Missbrauch von Steuergeldern aus.
Überhaupt scheint es in dieser Bundesmarine ziemlich düster auszusehen. Fakt ist, dass man auf einem Schiff in der Regel nicht über Befehle diskutieren sollte. Man findet sich sonst wie Robinson Crusoe blitzschnell schiffbrüchig auf einer einsamen Insel wieder.
Trotzdem: Ich bin mal einige Tage auf einem niederländischen Segler mitgefahren, auf dem sowohl der 1. Offizier als auch eine Reihe Matrosen Frauen waren. Mir ist vor allem aufgefallen, wie entspannt dort Befehle ausgeteilt und ausgeführt wurden. Und trotzdem haben wir niemals den Hafenkai beim Anlegen mitgenommen oder sind auf irgendeine Sandbank aufgelaufen, weil die Mannschaft eventuell zu langsam gearbeitet hätte. So geht es also auch. Aber es sah natürlich überwiegend nicht nach Militär aus. Auch weil die Mannschaft beim Aufentern in die Takelage Sicherheitswesten trug.
Übrigens bin ich ziemlich stolz darauf, dass anscheinend irgend jemand in unserer Bundesregierung meinen Blog liest. Denn der Gedanke, die "Gorch Fock" stillzulegen, stammt ursprünglich von mir. Ich werde mir meine Ideen demnächst patentieren lassen.
Apropos Militär: Wenn jetzt untersucht werden soll, wo in der Bundeswehr irgendwelche dümmlichen Ekelrituale Usus sind, verwundert mich das einigermaßen. Eventuell will man die guten alten Riten der alten Kameraden sogar abschaffen? Unerhört: Was verlangt man denn da plötzlich von einer Armee, die von Alt-Nazis begründet und jahrzehntelang von übriggebliebenen Nazi-Offizieren und Unteroffizieren befehligt wurde ?
Übrigens: Die Überschrift ist ein Original-Ausspruch eines Bundeswehr-Ausbilders...
Foto: Die "Gorch Fock" in Stralsund 2006 (© Karl-Heinz Gottschalk (goka) / www.pixelio.de)
Donnerstag, 27. Januar 2011
Gedenken

Das Denkmal für die Opfer des Faschismus in Schönow, heute ein Ortsteil von Bernau, wurde 1947 auf dem Dorfanger neben der Kirche errichtet.Es handelt sich um eine dreiteilige Denkmalanlage aus Naturstein, die 1969, zum 30. Jahrestag der DDR, und noch einmal 1997 überarbeitet wurde. Zwei Stelen rechts und links vom niedrigeren Mittelteil weisen das Symbol des dreieckigen Häftlingswinkels auf, der in einer ungewöhnlichen Form ornamental verarbeitet wurde.
Auf der Gedenktafel aus dem Jahre 1947 stehen die Namen und Daten von sechs durch die Nazis ermordeten Menschen:
„WOLFGANG KNABE 30.11.43 / 11.2.09; WILLI SENG 27.7.44 / 22.2.12 ; ELLI VOIGT 8.12.44 / 26. 8.99; AUGUSTE HAASE 8.12.44 / 29.5.02 ; ERICH MIELKE 15.1.45 / 8.12.80; WALDEMAR PLOTECK 15.1.45“.
Diese Widerstandskämpfer waren Einwohner von Schönow. Wolfgang Knabe war Mitglied der verbotenen SPD. Sein Verbrechen war, dass er einem jungen Juden, dem 26-jährigen Felix Heymann aus der Widerstandsgruppe Herbert Baums Quartier auf seiner Flucht gegeben hatte. Aufgrund der Misshandlungen in der Untersuchungshaft der Nazis musste er auf einer Trage in den Gerichtssaal gebracht werden. Er starb im Gefängnis Moabit an den Folgen dieser Folter.
Die anderen geehrten Widerstandskämpfer waren Mitglieder der KPD. Willi Seng, aus der Sowjetunion ins nationalsozialistische Deutschland geschickter ZK-Beauftragter, wurde in Köln-Klingelpütz umgebracht. Elli Voigt und Auguste Haase, beide Mitglieder der Anton-Saefkow- Gruppe, die gemeinsam sowjetische und französische Zwangsarbeiter unterstützten und Solidaritätsaktionen organisierten, wurden in Berlin-Plötzensee hingerichtet. Erich Mielke (der nichts mit dem Minister für Staatssicherheit der DDR zu tun hatte) trat in Kontakt mit französischen Zwangsarbeitern und wurde in Brandenburg-Görden ermordet, Waldemar Ploteck war ehemals Leiter des Rot-Front-Kämpferbundes in Schönow.
Juden, Christen, Sinti und Roma, Menschen mit Behinderung, Homosexuelle, politisch Andersdenkende, Männer und Frauen des Widerstandes, Wissenschaftler, Künstler, Journalisten, Kriegsgefangene und Deserteure, Greise und Kinder an der Front, Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter sind unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft entrechtet, verfolgt, gequält und ermordet worden. Ihnen allen ist der Artikel 1 unseres Grundgesetzes gewidmet, in dem es heißt: "Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlicher Gewalt."
Und es ist Verpflichtung für uns alle, jeden Tag für diese Würde einzutreten...
Mittwoch, 26. Januar 2011
Fußgänger in spe

Alles im allem tut mir der Rupprecht also eher Leid. In Dienstwagenaffären haben sich auch schon ganz andere verfangen, nicht nur so ein ahnungsloser Schullehrer. Ich denke da vor allem an die Bundes-Rita (Süssmuth) oder an die dicke Ullala (Schmidt) aus Aachen. Noch wieder andere nehmen aus Publicitygründen für's Fernsehen sogar ihre blonde Barbypuppe auf großartige Dienstreisen über tausende Kilometer mit, der Steuerzahler blecht auch für diese Lustreisen. Aber dieser nämliche Mensch ist ja auch Bundeskriegsminister und geadelt und deshalb pisst ihn die CDU-Gemeinde nicht an.
Aber wie immer könnten wir - wenn wir nur wollten - aus der Geschichte lernen, denn schon zur Zeit Friedrich des Großen gab es eine Dienstwagenaffäre in Potsdam. Und der alte Friedrich griff rigoros durch, allerdings nicht im Sinne des Dienstwagennutzers. Da richtete nämlich der preußische Gesandte am Londoner Hofe ein Schreiben an den König und stellte ihm vor, seine ihm bestimmte Besoldung sei so gering, dass er bei den dortigen hohen Preisen aller Bedürfnisse sich bald in die Notwendigkeit versetzt sehen würde, seine Equipage abzuschaffen und zu Fuß an den englischen Hof zu gehen, wenn er keine Zulage erhielte.
Friedrich antwortete ihm lakonisch: " Geh' Er immer zu Fuß, das verschlägt nichts, und wenn jemand Glossen machen sollte, so darf Er nur sagen, Er sei Mein Gesandter und hinter Ihm gingen 300 000 Mann."
Nun gut: Zu Fuß müsste Ruppi wohl nicht gleich gehen, aber wie wäre es denn mit Bussen und Bahnen? Auch seinen Kollegen in Land und Bund sowie deren Volksnähe würde das sehr gut tun...
Foto: Claudia Hautumm / pixelio.de
Montag, 24. Januar 2011
Zwei Dschungelcamps

Neulich im Hotel. Es war in Madrid, wir wohnten in einer kleinen, preiswerten, aber feinen Herberge nur ein paar Schritte vom Plaza de Colón entfernt. Das Haus befand sich in einer Sackgasse und wir hatten eine himmlische Ruhe. Zu M.s runden Geburtstag brachte der Portier den Rosenstrauß nach oben ans Zimmer. So ein Hotel war das.
Allerdings war ein Haken dabei: Im Hotelfernsehen gab es als einzigen deutschen Sender den Unterklassenfunk von RTL aus Köln. Nichtsahnend schalteten wir abends spät den Fernsehapparat ein und da waren sie: Ein kleiner, häßlicher Mann, der wie ein Klops oder wie der kleine fette Pfannekuchen aus dem Märchen aussah und den jeder Diätarzt sofort in einen Hungerturm sperren würde, surreal gekleidet wie dieser Gottschalck beim ZDF. Also in eine Art hautengen Tropenanzug gesteckt, der offenbar von einem durchgedrehten Klapsmühlenbewohner entworfen worden war. Ein Nachtgeschirr auf dem Kopf. Eklig. Dazu eine ziemlich vulgäre Frau, die wohl auch schon bessere Tage gesehen hat. Doppelt eklig. Beide ergingen sich in wüsten Reden über irgendwelche Gefangene im australischen Busch, wobei eigentlich diese beiden Wächter hinter Gitter gehört hätten.
Schließlich merkten auch wir Nichtfernsehbesitzer und NOCH GEZ-Ignoranten, wohin wir da geraten waren: Es ging um das allseits beliebte und quotentreibende Guantanamo für Arme, das RTL-Dschungelcamp. Mit dieser einmal gewonnenen Erkenntnis war alles weitere leicht. Ausschalten! Zwar kannten wir sowieso keinen der Gefangenen, überlegten aber - als Menschenfreunde, die wir nunmal sind - wie die armen Knastis in die Fänge von CIA- oder anderen Häschern gelangt und welcher Art ihre Verbrechen waren.
Am Wochenende erfolgte Aufklärung. Deutschland ist so geil auf diesen Mist, dass RTL sensationelle Einschaltquoten einfahren konnte. " 7,95 Millionen Zuschauer (Marktanteil: 33 %) verfolgten am Freitagabend das Ausscheiden von Hochzeitsplaner Froonck. Beim Rauswurf von Eva Jacob waren 7,79 Millionen Zuschauer (Marktanteil 29,7 %) dabei. In der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen verfolgten am Samstag 4,87 Millionen Zuschauer die neunte Liveshow von "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!" - ein neuer Staffelrekord, wie RTL mitteilte. "(Zitat: Welt online). Da kann einem Menschen mit etwas Grips schon ein wenig Angst werden.
Mich verfolgen allerdings wieder Fragen über Fragen:
- Welcher gewaltige Organismus hat den Froonck ausgeschieden? Und warum heißt dieser Froonck Froonck und nicht Frunck, Frinck, Frenck, Frünck, Frönck oder einfach nur Frank?
- Ist die Eva Jacob wirklich eine der großartigen Jacob Sisters aus Sachsen, einer jener legendären blonden und knuddligen Ulknudeln, die sich überwiegend über ihre Pudel definierten und die schon meine Urgroßmutter bei der Eröffnung des Fernsehens damals in der Reichshauptstadt in der Flimmerkiste sehen durfte ?
- Wie lange mussten die beiden dort im Konzentrationslager aushalten und warum?
- Wie hat RTL so schnell ein Land gefunden, dass den Frünck oder Frönck und die dicke Eva aufnehmen will und wo vor allem niemand an einer Pudelallergie leidet?
- Wo bleiben jetzt die abgetragenen orangefarbenen Overalls? Wie trennt man die Dinger schön ökologisch?
Foto: Marianne J. / pixelio.de
Sonntag, 23. Januar 2011
Fünf Jahre Vallis Blog

Vor genau fünf Jahren erschien hier in diesem Blog der erste Beitrag. Es ging um das Wetter. Nun, das Wetter ist zur Zeit hier nicht so sehr interessant. Wir haben auch das große Glück, dass die Höhenzüge des Barnims uns zuverlässig vor dem Hochwasser der Oder schützen. Die klitzekleine Panke, die hier irgendwo bei Bernau entspringt (die eigentliche Quelle ist gar nicht zu sehen), führt bisher zuverlässig alle Schmelz - und Regenwässer ab.
Zeit also, einige Interna über Vallis Blog auszuplaudern, denn das kommt immer gut. So ein paar Skandale breit treten sorgt hoffentlich für mehr Leser!
Also: Valli kommt von meinem Familienamen, der sich von meinen hugenottischen Vorfahren ableitet und war mein Spitzname an der Schule. Das nur zu Erläuterung, weil sich mal ein bitterböser Kommentator über den Namen erregen musste. Inhaltlich konnte er nichts beitragen, also zog er sich an persönlichen Dingen hoch.
Bewährte Masche übrigens. Klappt fast immer, z.B. auch in der unnötigen Kommunismus-Debatte, aber sei es drum: Man könnte sich ja mal ein paar Gedanken darüber machen, warum Kommunismus immer Sowjetmacht plus Elektrifizierung (Lenin) sein muss. Vielleicht ist Kommunismus auch Sowjetmacht plus Porschefahren für alle (Klaus Ernst) ?
Oh Lord, won't you buy me a Mercedes Benz
My friends all drive Porsches, I must make amends
Worked hard all my lifetime, no help from my friends,
So Lord, won't you buy me a Mercedes Benz. (Janis Joplin)
"Ich fasse mich an den Kopf" sagte Franz minus Walter dazu und das war alles. Inhaltlich nichts, keine Alternative, alternativlos - wie das Unwort des Jahres. Die SPD alternativlos führungslos. Vielleicht sucht Franz minus Walter noch. Den Kopf. Denn frei nach Truman Capote sollte man immer erst sicher sein, dass man einen Kopf hat, bevor man dran fässt - oder ihn schüttelt.
Dem Zweckdienlichen alles unterzuordnen ist überhaupt ein furchtbarer Standpunkt, fällt mir auch noch zur SPD ein. Das ist von Theodor Fontane. Passt allerdings auch für die CDU oder die Leichtmatrosen-FDP. Und die LINKE sowieso. Liegt einfach an den Typen, die Politiker werden.
Ansonsten gibt es nicht viel über mich zu berichten, kaum Skandale:
meine Größe länglich,
mein Gang beweglich,
mein Charakter charakteristisch.
Nein, fast hätte ich es vergessen: Das echte Talent ist immer selbstständig. Das sagte auch der olle Fontane, wobei er mit Selbstständig nicht die Erwerbsform des täglichen Brotes sondern das Denken meinte. Selbstständiges Denken - das sollten wir weiter versuchen. Auch in den kommenden fünf Jahren hier in Vallis Blog. Bis morgen...
Foto: Ulrich E.K. Schmidt/pixelio.de
Freitag, 21. Januar 2011
Die Barrnimer CDU erklärt uns die Welt des Landkreises
Über den Geisteszustand der führenden Mitglieder der Barnimer CDU erlaube ich mir kein Urteil, den kann man hier nachlesen. Schön ist allerdings folgende Aussage des Kreischefs dieser Partei: „ 'Wir haben ein durchwachsenes Jahr hinter uns“, stellte Jakobs in seiner Rede fest. Gemeinsam mit den Freunden von der SPD habe man Bodo Ihrke bei der Landratswahl unterstützt und es geschafft, dass er weiterarbeiten kann. Den Zwischenruf „Der Posten ist doch ausgelost worden“, quittierte der CDU-Kreisvorsitzende mit der Bemerkung: „Der Landkreis ist mit Ihrke in den besseren Händen“ " (Zitat "MOZ")
Diese Aussage kann man nur unterstreichen, wenn man Landkreis mit Parteipfründen gleichsetzt. Alles andere bleibt nämlich auf der Strecke. Erst gestern berichtete die "Märkische Oderzeitung", dass sich der Landkreis Barnim und seine teure Wirtschafts- und Tourismusfördergesellschaft, die WITO GmbH, nicht an der größten Landwirtschafts- und Touristikmesse der Region, der Grünen Woche in Berlin, beteiligen. " In den Jahren 2009 und 2010 präsentierte sich der Landkreis den Messebesuchern noch auf dem Stand des Landkreistages. Dort können Landkreise jedes Jahr gebührenfrei in eigener Sache werben. Sie müssen lediglich für ihre eigenen Auslagen aufkommen. Die Kosten für die Standfläche, den Standbau und den Strom übernimmt der Verband." schreibt die "MOZ".
Begründung durch den 1. Beigeordneten des Landrates und Wirtschaftsdezernent Carsten Bockhardt (CDU): „Die Erfahrungen der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass Messen im Allgemeinen und besonders die Grüne Woche sehr teuer sind und wenig messbare Erfolge zeigen“. Offensichtlich hat unser Bocki noch nicht mitbekommen, dass seine Mannen dort gebührenfrei für den Barnim hätten werben können. Vielleicht hätte man die WITO noch hintragen sollen? Kann man eigentlich so inkompetent sein ?
So zeigt sich wieder einmal, dass die CDU Recht hat. Ja, dieser Landkreis ist mit diesem verschnarchten Landrat, der seinen Job lediglich einer Lostrommel verdankt, weil ihm das Vetrtrauen des Kreistages fehlte, und seinem inkompetenten Personal viel, viel besser dran. Das hätten wir ohne die Barnimer CDU wieder gar nicht so richtig gemerkt. Denn leider ist die Realität etwas anders, als sie uns die CDU weismachen will.
Fakt ist: Wer nicht wirbt, stirbt! Auch diese Binsenweisheit hat sich noch nicht bis Eberswalde in das Landratsamt oder in der ominösen WITO herum gesprochen. Dank der Umlage, die jede Kommune an die WITO abdrückt, damit Wirtschaft/Landwirtschaft und Tourismus gefördert werden, wird es jedenfalls für die Herren Bockhardt und Thünemann (WITO-Chef) ein sanfter Tod werden.
Alle anderen, die in diesem Landkreis von ihrer Hände Arbeit leben und sich etwas Unterstützung auf Messen und Austellungen versprochen hatten, können wieder sehen, wo sie bleiben. Von der Politik nichts als überhebliche Sprüche. Im Barnim nichts Neues. Es geht alles so weiter wie bisher, was wohl auch der Zweck des CDU- Engagements bei der Landratswahl im vorigen Jahr für Ihrke war.
Die Grüne Woche ist übrigens die weltgrößte Messe für Ernährung, Landwirtschaft, Gartenbau und Tourismus. Im vergangenen Jahr lockte sie insgesamt 400 000 Besucher an. Aber warum soll der Barnim ausgerechnet da werben?
Donnerstag, 20. Januar 2011
Winterschlussverkauf - der etwas surreale Nachrichtenüberblick

Die Schröder - das ist dieser unterwürfige Kohlhippie - ist mit fast 35 endlich schwanger. Leider nicht vom dicken Helmut. Was für ein Ärger. Obwohl, man weiß ja nicht? Immerhin hat der ganz alleine die Spenden gesammelt, die Mauer eingerissen, den Kommunismus gestürzt und die deutsche Einheit ... Da kann er auch in seinem Alter vielleicht noch dicke Weiber stemmen ? Auch wenn er immer noch nicht die Spender genannt hat...
Auch die Stasi ist endlich wieder da. Und der Defätismus hat ein Ende. Denn endlich wird die Post der BuWe-Soldaten in Afghanistan zensiert. Zeit wurde es. Könnte sonst ein ähnliches Desaster geben wie mit Wikileaks. Dann schon lieber weg mit den Briefen. Schließlich verteidigen wir ja nur Deutschlands Freiheit am Hindukusch, nicht das Grundgesetz und schon gar nicht dessen Artikel 10.
Ach ja, und die "Gorch Fock" wird außer Dienst gestellt, weil die Seekadetten heutzutage fast alle an Höhenangst und Pampersentwöhnungsphobie leiden , sich aber trotzdem zur Bundesmarine melden und dann Meutereien anzetteln. Weil sie nicht in die Wanten entern wollen. Da können wir das Prestige-Schiff der Bundesmarine doch gleich an die Chinesen verscheuern, oder was? Abrüstung pur. Stellt Euch mal vor, es ist Krieg und die deutsche Marine meutert. Ein wunderbarer Gedanke. Hatten wir allerdings schon mal, aber heute ist die Gelegenheit günstiger. Denn es gibt keine SPD mehr, die wieder alles verraten könnte.
Oder doch ? Wo sind die Kämpfer für die soziale Marktwirtschaft Schröderscher Prägung um Franz minus Walter und den dicken Popper Gabriel. Keine Ahnung, darüber wurde nichts gemeldet. Außer, dass die etwas herbe Angela Nahles demnächst im zarten Pfirsich- Alter (40) erstmalig entbindet. Armes Kind, hat drei Großmütter! Aber da fehlte wohl noch ein Ziergegenstand auf der Couch und hübsche Kissen gab es nicht im Winterschlussverkauf. Also schnell her mit einem Baby. Jetzt wartet Deutschland eigentlich nur noch auf ebenso gute Nachrichten aus dem Hause Merkel/Sauer. Dann kriegen wir uns gar nicht mehr ein vor lauter Optimismus...
Grafik: Gerd Altmann/pixelio.de
Mittwoch, 19. Januar 2011
Gerichte, Politik und Demokratie

Hm. Nazis wohin man blickt und ein Bundeskanzler, dem demokratische Spielregeln nicht so richtig gefallen? Na, in dieser Bundesrepublik hätte ich auch damals schon nicht leben mögen...
Grafik: Thorben Wengert / pixelio.de
Dienstag, 18. Januar 2011
Unser Hubert und richtige Helden

Wenn es zutrifft, dass die Familie die kleinste Zelle der Gesellschaft ist, dann ist die Kommunalpolitik die Stammzelle der "großen" Politik auf Landes-und Bundesebene. Das heißt, auf der Politik und die Politiker hier vor Ort in den Gemeinden und Städten baut sich der ganze Klumpatsch auf: Unsere Äntschies und Guttis, die Franz-Walters und Leichtmatrosen, die Popverantwortlichen und die vielen Gregor Gysies, denn auch der ist nicht so einmalig wie er denkt. Also, Leute, geht in die Kommunalpolitik und ihr lernt, wie der ganze Laden Deutschland funktioniert!
Nirgendwo, in keinem Geschäft dieser Welt, nicht einmal bei der Russenmafia, wird soviel gelogen, betrogen, geheuchelt, gebissen und in die Kniekehle gehauen wie in der Politik. Und es werden gnadenlos Ideen geklaut. Ich selbst konnte z.B. während meines Landratswahlkampfes mit einer gewissen Verblüffung zur Kenntnis nehmen, dass Ideen von mir zur Verbesserung der Arbeit des Landratsamtes - kaum geäußert und bekannt gemacht - spätestens nach einer Woche in den Programmen der Mitbewerber auftauchten. Besonders die Mitkandidatin und Vorsitzende einer ganz bestimmten Kreistagsfraktion war da ganz schön clever, um dann nach dem Abschluss der Landratswahl unter die Leute zu bringen, ich wäre ja fachlich nicht geeignet gewesen. Deshalb hätte mich der Hauptausschuß des Kreistages mit seiner Mehrheit aus CDU/SPD/FDP nicht als als Kandidat für die Wahl empfohlen.Welches Wunder, denn die wollten natürlich den bisherigen Landrat für die nächsten acht Jahre in Positur bringen. Auch waren wir zwei wahrscheinlich gleichzeitig in ganz verschiedenen Veranstaltungen des Hauptausschusses gewesen, denn ausgerechnet mit den bemängelten Antworten zur Motivation von Mitarbeitern hatte ich mich schon während des Studiums und später mit Personalverantwortung ausgiebig befassen müssen und dementsprechend geantwortet .
Wie gesagt: Lügen, heucheln, Lügen verbreiten, nachtreten. Man sieht sich allerdings immer mehrmals im Leben und darauf freue ich mich schon sehr. Und was Ideen zu Verbesserung der Arbeit unserer Amtsstuben betrifft: Die sind meistens so naheliegend, dass man dafür nicht besonders schlau sein muss. Deshalb reichen sie bei mir auch noch für mehrere Kommunalwahlen aus - auch für die Mitbewerber anderer Parteien zum Abschreiben.
Vorige Woche war es wieder soweit. Ich hatte kurz nach dem Ausbruch des Winterdienstchaos' in Bernau in einem Leserbrief an die "Märkische Oderzeitung" den Vorschlag gemacht, dass ein Abgeordneter der Stadtverordnetenversammlung oder ein berufener Bürger mit den Winterdienstfahrzeugen der Stadt bzw. ihres privaten Vertragspartners mitfahren solle, um sich ein eigenes Bild von der Arbeit und den Bedingungen des Winterdienstes machen zu können. Gleichzeitig hatte ich angeboten - falls sich niemand finden würde - selbst mitzufahren. Der Brief wurde in der "MOZ" vor etwa vier Wochen veröffentlich.
Nun, die Stadtverwaltung brauchte tatsächlich diese vier Wochen, um den Vorschlag zu verwirklichen. Und natürlich fuhr der Vorsitzende des CDU-Fraktion in der Bernauer SVV mit - Herr Goral, ein Parteifreund des Bürgermeisters. Um den Ganzen die Krone aufzusetzen - der Arbeitseinsatz unseres wackeren CDU-Freundes fand am Donnerstag der vorigen Woche statt. Nicht etwa bei Eis und Schneegestöber, es regnete, von Schnee und Eis war schon lange nichts mehr zu sehen....
Heute nun der zweite Akt der Komödie: Nun erscheinen die ersten, wahrscheinlich bestellten Leserbriefe in der Lokalpresse zum Thema, die den Mut und die Tatkraft des Herrn Goral ausdrücklich loben. Fazit: Er macht wenigstens etwas ! Alles wird gut.
Bevor ihm nun seine Parteifreunde das längst fällige Denkmal auf dem Bernauer Marktplatz errichten und sich alle anderen tot lachen, seien mir noch zwei winzige Fragen an Herrn Goral gestattet: Welche Schlußfolgerungen gibt es aus Ihrem Einsatz? Und wo waren Ihre richtungsweisenden Worte zum Thema in der Beratung des Hauptausschusses, der am Donnerstag abend der vorigen Woche direkt nach Ihrer Erkundungsfahrt fast ausschließlich zum Winterdienst beriet?
Foto: siepmannH / pixelio.de
Sonntag, 16. Januar 2011
Es geht immer noch ein wenig dümmlicher
Und weiter: Die aufständischen Taliban spürten den zunehmenden militärischen Druck der Bundeswehrtruppen. Gleichzeitig seien die Gefechte ein Ausdruck des Erfolges der neuen Strategie der Bundeswehr. Der Bundestag will am 28. Januar über ein neues Mandat für den Afghanistan-Einsatz entscheiden. Damit soll der Einsatz um weitere zwölf Monate verlängert werden. (Quelle : DNews)
Dazu fällt mit nichts mehr ein. Außer vielleicht: Jawoll, mein Führer! Und wenn die Russen dann unter dem zunehmenden Druck der deutschen Waffen und dem Erfolg der neuen deutschen Strategie kurz vor dem Führerbunker stehen, beweist sich wieder einmal mehr die Genialität des größten Führers aller Zeiten und seiner Generalität. Aber was soll's: Dieser Trottelbaron wird weiter von allen bundesdeutschen Medienclowns angehimmelt werden. Da kann er noch so viel gequirlte Kacke von sich geben und weiter versuchen, uns ein X für ein U vorzumachen...
Samstag, 15. Januar 2011
Heute mal wieder mit Hubert und dem Volksmund
Die volkstümliche Redewendung "Der Klügere gibt nach" begründet die Weltherrschaft der Doofen. (Urheber beider Zitate unbekannt)
Übrigens: Die Stadtoberen von Schilda waren ja nun erwiesenermaßen richtig doof. In Bernau bei Berlin bin ich mir nicht ganz sicher. Vielleicht ist es nur Despotismus des Bürgermeisters, gepaart mit Trotz? So wie beim Winterdienst. Da sagt er sich ganz offensichtlich, dass ihn die Bürger mal im Dunkeln fotografieren können. Denn er hat seine Schäflein, wie z.B. die Pension, schon lange im Trockenen und kann es sich einfach leisten, die Stadtverordneten - wenn sie dann mal aufmucken - so richtig zu verscheißern. Die brauchen das auch, denn die Mehrzahl dieser Stadtverordneten gehört leider Huberts Fanklub an oder ist einfach nur als Claqueure zu bezeichnen. Wenn es jemanden interessiert, wie unterwürfige Stadtverordnete mit Menschen aus ihrem Kreis umgehen, die es wagen, Kritik an Stadtparlament, Bürgermeister und Verwaltung öffentlich zu machen, kann er sich hier informieren. Hier gibt es auch einen Kommentar von mir. Aber ich bin mir sicher, dass die Klügeren in Bernau nicht nachgeben werden...
Foto: Fachwerkhäuser in Bernau bei Berlin ( © fv 2009)
Freitag, 14. Januar 2011
Kriegsgründe ?

Wie die BBC nun heute vormittag berichtet, hat der afghanische Bildungsminister Farooq Wardak auf dem zur Zeit in London stattfindenden Education World Forum bestätigt, dass führende Kräfte der Taliban nicht länger gegen den Schulbesuch von Mädchen sind. Offensichtlich spielt diese Frage eine Rolle bei den von Karsai im vergangenen Jahr eigenständig begonnenden Friedensverhandlungen mit den Taliban. Obwohl Wardaks Aussage von weiblichen Parlamentsabgeordneten in Kabul bezweifelt wurde, scheint sich immerhin hinter den Kulissen etwas zu tun.
Und den Kriegstreibern um Baron von und zu Gutenzwerg geht wohl inzwischen mittel- bis langfristig der Hauptgrund für die deutschen Kriegsspiele am Hindukusch verloren...
Bild: Dieter Schütz / pixelio.de
Donnerstag, 13. Januar 2011
Januar, Regen, Müdigkeit
Lift my head, I'm still yawning
When I'm in the middle of a dream
Stay in bed, float up stream
Please don't wake me, no
don't shake me
Leave me where I am
I'm only sleeping...

Wenn ich früh morgens aufwache,
meinen Kopf hochhebe, ich gähne noch.
Wenn ich gerade in der Mitte eines Traumes bin,
ich bleib' im Bett, ich treibe so dahin.
Bitte, weckt mich nicht auf, nein,
rüttelt mich nicht wach.
Lasst mich, wo ich bin!
Ich schlaf' doch nur...
Mittwoch, 12. Januar 2011
Guten Appetit!

Auch Schweinefleisch steht seit heute auf der Dioxin-Liste. Mal sehen, was noch folgt. Wir hatten ja schon verwurmten Fisch, Gammelfleisch, verseuchtes Rindfleisch, Milch, Hühnerfleisch, Schweinefleisch. Alles schon einmal da gewesen. Unterschiedliche Seuchen, unterschiedliche Giftstoffe. Immer wieder von vorn. Es ist fast müßig, in diesem Zusammenhang schon wieder Karl Marx zu zitieren: "für hundert Prozent (Profit) stampft es (das Kapital) alle menschlichen Gesetze unter seinen Fuss". Immer wieder.
Natürlich sind nicht alle Futtermittelhersteller Verbrecher. Aber offensichtlich gibt es genügend Gangster unter ihnen und offensichtlich wird der Staat als Kontrolleur des ungebremsten Kapitals nicht wirksam. Eintausendfünfhundert Kontrolleure fehlen, las ich neulich. Das ist seltsam.
Nun bin ich rein zufällg diplomierter und promovierter Lebensmitteltechnologe. Zu unserer Ausbildung an der Berliner Humboldt-Universität gehörten u. a. etwa 260 Stunden allgemeine und angewandte Biochemie und dieselbe Menge Mikrobiologie. Ich traue mir zu, innerhalb eines halben Jahres bei entsprechender Schulung auch die neuen Analysemethoden zu beherrschen. Das Grundwissen ist immer noch da. Sicherlich könnten das auch meine Kommilitonen, die sich fast alle fachfremd als Angestellte bei Krankenkassen, Kirchen, irgendwelchen Ämtern, als selbstständige Versicherungsmakler oder wie ich als Großhändler durch das Leben schlagen. Der ehemaligen TKO-Leiterin der Brauerei Frankfurt/Oder (TKO = technische Kontrollorganisation, 1963 ins Leben gerufene innerbetriebliche Gütekontrolle, als solche eng mit dem staatlichen Amt für Standardisierung, Meßwesen und Warenprüfung der DDR verzahnt), einer Kommilitonin von mir, der damals ein großes Labor zur Verfügung stand, wurde nach der sogenannten Wende als erster Mitarbeiterin gekündigt. Wie gewährleistet diese Brauerei eigentlich ihre Qualität? Es ist zu hoffen, dass es mittlerweile wieder eine innerbetriebliche Qualitätskontrolle gibt.
Die Ausbildung von Lebensmittel - und Futtermitteltechnologen an der Berliner TU, wo sie nach der Wiedervereinigung schließlich wiedervereinigt landete, ist mittlerweile in weitaus geringerem Umfang durch die Ausbildung von Biotechnologen ersetzt worden, denen Wissen über Lebensmittel / Futtermittel naturgemäß nur eingeschränkt vermittelt wird. Und das in jener Stadt Deutschlands, wo die universitäre Landwirtschafts - und Lebensmittelausbildung einmal entstand!
Es ist also durchaus kein Zufall, sondern eher logisch, dass in den letzten Jahren ein Lebensmittelskandal den anderen jagt. Und es ist hoch wahrscheinlich, dass es so bleibt...
Bild: Dioxin (Gerd Altmann/myself)
Heute wieder mal mit Stasi, Resi und Zensi
Auch Anträge konnten gestellt werden. Die Zeitung liefert auch gleich ein paar Beweggründe von Bürgern mit, die vor Ort Anträge auf Akteneinsicht stellten. Kurzgefasst: Nach Lektüre des Artikels gewinnt man den Eindruck, dass in dieser Bundesrepublik vor allem der Anteil der Bürger mit Verfolgungswahn wächst. Einer ist "schon damals" immer nach Westberlin gefahren (Warum? Wer hatte das erlaubt ? Ich durfte nur bis 1961 nach Westberlin fahren) und "die" hätten laut Volksmund alle eine Akte gehabt! Hä? Jedenfalls will er die jetzt sehen! Eine andere Bürgerin hat damals schnell eine Wohnung bekommen (wir mussten mit zwei kleinen Kindern 6 Jahre warten) - war da die Stasi schuld?
Fazit: Ein Nervenarzt war nicht vor Ort, aber das Motto der Veranstaltung lautete offensichtlich "Anträge stellen, bis der Arzt kommt."
Apropos kommen: Demnächst kommen Birthlers OMs (offizielle Mitarbeiter) wahrscheinlich wirklich bis in die heimische Wohnstube. Der Zeitpunkt ist nicht mehr fern, dann klingeln sie wie Hanni und Nanni von den Bibelforschern an jeder Haustür. Denn die "vielen" Besucher der Veranstaltung entpuppten sich ganz am Schluss des Artikels als sage und schreibe 135 Leutchen. Ganze 0,375 Prozent der Bernauer Bevölkerung...
Dienstag, 11. Januar 2011
Wahrheit und Diskussion

Wer dem widersprechen möchte, sollte sich mal mit einer kontroversen Meinung in irgendeinem Blog oder im Diskussionsforum einer Online-Zeitung zu Wort melden...
Foto: Diskussion im Weinberg - Gesehen und festgehalten auf dem Skulpturenpfad in den Strümfelbacher Weinbergen (Weinstadt) Das Kunstwerk stammt von http://www.karl-ulrich-nuss.de/ (Helmut J. Salzer / pixelio.de)
Sonntag, 9. Januar 2011
Was,bitteschön, ist Kommunismus?

Ich habe lange überlegt, ob ich mich zu diesem Thema überhaupt äußern soll. Zu dieser albernen und nutzlosen Kommunismus-Debatte. Ob ich mich auch von irgendwelchen bayerischen Pappnasen beobachten oder von den anderen übriggebliebenen Kalten Kriegern der Abkehr vom rechten linken Weg bezichtigen lassen soll. Nachdem die einen aber wieder seit Tagen mit Schaum vor dem Munde den Schlachtruf "Die Russen kommen!" intonieren und nach den Sturmabteilungen und deren fröhlichen Ferienlagern für Andersdenkende Marke Dachau rufen und alle so tun, als müsste Gesine nur einen Schalter umlegen, und schon hätte man den Kommunismus oder was Einzelne dafür halten, muss ich mich einfach wieder aus dem Fenster lehnen und die fällige Prügel kassieren.
Was ist Kommunismus ? Eine zugegebenermaßen etwas antisowjetische Erklärung wurde dem Genossen Iwan Iwanowitsch, Parteisekretär der Kolchose "1. Mai" im Weiler Starorossisk im Rayon Primorskoje am Weißen Meer, Ferner Osten der ehemaligen Sowjetunion in einem Witz in den Mund gelegt. Ihn hatten die Genossenschaftsbauern Ende der siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts nach Moskau zum Genossen Breschnew geschickt, damit er genau diese Frage kläre. Nun, zum Genossen Breschnew konnte Iwan Iwanowitsch natürlich nicht vorstoßen.
Aber er wurde immerhin von einem hohen Genossen der KPdSU im Moskauer Kreml empfangen, der ihm die Frage folgendermaßen beantwortete: " Nun, Väterchen, komm mal mit mir an das Fenster! Siehst Du dort unten den Parkplatz des Kreml? Dort unten links siehst Du den Tschaika des Genossen Breschnew. Rechts daneben steht der Tschaika des Genossen Außenminister Kossygin, daneben steht der Tschaika vom Genossen Suslow. Und wenn daneben Dein Tschaika steht - dann haben wir den Kommunismus."
Iwan Iwanowitsch hatte auf seinem weiten Weg nach Starorossisk am Weißen Meer genügend Zeit, sich eine etwas volkstümlichere Erklärung des Kommunismus für seine Bäuerlein auszudenken. Sofort nach seiner Rückkehr berief er eine Generalversammlung der Kolchosbauern ein. Nach der offiziellen Eröffnung der Versammlung durch den Genossen Kolchosvorsitzenden erklärte Genosse Iwan Iwanowitsch den Bauern, was Kommunismus ist: "Liebe Genossen Bauern, dreht Euch einmal um! Dort am Eingang zum Versammlungsraum stehen links die Bastschuhe vom Genossen Kolchosvorsitzenden, daneben die Bastschuhe vom Genossen Hauptbuchhalter, daneben wiederum stehen meine Bastschuhe, die Bastschuhe des Parteisekretärs. Und wenn daneben Eure Bastschuhe stehen - dann haben wir den Kommunismus."
An dieser Geschichte, die damals in dieser Form in der DDR erzählt wurde, sind zwei Fakten richtig und zwei sind falsch. Richtig ist, die Parteiführung in der Sowjetunion wurde im Automobil "Tschaika" (Möwe) durch die Gegend kutschiert. Richtig ist auch, dass es im Kreml einen Parkplatz gab. Falsch ist die Sache mit den Bastschuhen. Bastschuhe hatten die Sowjetbürger vor der Revolution und dann erst wieder nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und dem gnadenlosen Raubzügen solcher Typen wie Chodorkowsky, die innerhalb weniger Jahre zu Multimilliardären wurden, während ein Großteil der Russen, Ukrainer, Tataren, Kasachen usw. hungerten, froren und keine medizinische Versorgung mehr hatten. Falsch ist allerdings auch, dass es schon jemals in der menschlichen Gesellschaft Kommunismus gegeben hat oder man kurz davor war, ihn einzuführen. Es gab Stalinismus, Maoismus, die Roten Khmer, es gab und gibt so eigenartige Dinge wie Feudalsozialismus mit Erbanspruch des Erstgeborenen oder eines auserkorenen Kronprinzen. Letzteres bedeutet in etwa, dass die Mehrheit des Volkes Sozialismus hat und die Führung in Wandlitz Pornofilme sehen darf, große Volvos fährt sowie den Champagner und das Klopapier im KaDeWe kaufen lässt.
Falsch ist auch, dass man Kommunismus einfach einführen kann. Die Klassiker des Kommunismus, Karl Marx und Friedrich Engels bleiben ziemlich unbestimmt, wenn es in ihren Werken um den Kommunismus als solchen geht. Marx legt eine geniale, auch heute noch gültige Analyse der kapitalistischen Gesellschaft vor und überträgt - sehr grob gesagt - die These von der Entwicklung vom Niederen zum Höheren in der Naturwissenschaft auf die Entwicklung der menschlichen Gesellschaft. Und damit wird klar, dass auch die kapitalistische Form der menschlichen Gesellschaft, die dazu gehörende Produktionsweise und ihre Produktionsverhältnisse irgendwann vergehen müssen. Irgendwann werden die Produktivkräfte - die natürlichen, technischen, organisatorischen und geistig-wissenschaftlichen Ressourcen der Gesellschaft - soweit entwickelt sein, dass sie die Produktionsverhältnisse - die "gesellschaftlichen" Beziehungen, die die Menschen bei der Produktion, beim Austausch, bei der Verteilung und beim Verbrauch von Produkten zum Zweck der Bedürfnisbefriedigung oder als Ware miteinander eingehen - sprengen müssen, damit sie sich weiter zu einer neuen Produktionsweise entwickeln können. Es kommt zu neuen Produktionsverhältnissen.
Marx hat diese komplizierten Zusammenhänge im Vorwort zu seinem Werk „Zur Kritik der Politischen Ökonomie“ so formuliert: "Das allgemeine Resultat, das sich mir ergab und, einmal gewonnen, meinen Studien zum Leitfaden diente, kann kurz so formuliert werden: In der gesellschaftlichen Produktion ihres Lebens gehen die Menschen bestimmte, notwendige, von ihrem Willen unabhängige Verhältnisse ein, Produktionsverhältnisse, die einer bestimmten Entwicklungsstufe ihrer materiellen Produktivkräfte entsprechen. Die Gesamtheit dieser Produktionsverhältnisse bildet die ökonomische Struktur der Gesellschaft, die reale Basis, worauf sich ein juristischer und politischer Überbau erhebt und welcher bestimmte gesellschaftliche Bewußtseinsformen entsprechen. Die Produktionsweise des materiellen Lebens bedingt den sozialen, politischen und geistigen Lebensprozeß überhaupt. Es ist nicht das Bewußtsein der Menschen, das ihr Sein, sondern umgekehrt ihr gesellschaftliches Sein, das ihr Bewußtsein bestimmt. "
Damit wird erstens klar, dass es nicht von Diskussionen oder Zeitungsartikeln abhängt, ob wir morgen im Freistaat Bayern den Kommunismus einführen. Auch Dioxin- und S-Bahnkrise werden nicht zur Überwindung der kapitalistischen Produktionsweise führen, auch wenn wir mit den Zähnen knirschen. Jedenfalls nicht morgen. Zweitens wird man als denkender Mensch zugeben müssen, dass alles, was in der menschlichen Gesellschaft besteht, auch irgendwann vergeht. Das wussten schon die alten Griechen. Also ist die kapitalistische Produktionsweise nicht das Ende der Geschichte oder der Entwicklung unserer menschlichen Gesellschaft. Auch wenn das von interessierten Kreisen ständig suggeriert wird.
Nun hat sich ja der Kapitalismus als solcher auch entwickelt, werden da Einige finden und behaupten, Marx sei ja spätestens seit 1989 widerlegt. Tatsächlich, der Kapitalismus hat sich entwickelt. Er hat sich vom Manchester-Kaptitalismus des frühen 19. Jahrhunderts mit der billigen Kinderarbeit in Bergwerken und Fabriken zum globalen Kapitalismus des 21. Jahrhunderts mit der billigen Kinderarbeit in indischen und vietnamesischen Sweatshops gewandelt. Bürgerliche Nationalökonomen prophezeien uns schon seit Jahren den Niedergang der westlichen, vor allem europäischen Welt mit einer ähnlichen Zukunft für unsere Enkel und Urenkel. Danke für Backobst, würde da der Berliner sagen.
Aber der Kapitalismus hat auch ungeheure Produktivkräfte freigelegt, er hat die gesamte Welt zum stetigen Produktionswachstum verurteilt. Ohne Wirtschaftswachstum kein Profit, ohne Profit kein Kapitalismus. Wachstum geht nur mit Verbrauch von Ressourcen wie Rohstoffen, Energie, Wasser. Erdöl wird knapp, um seltene Erden oder Diamanten werden Kriege gefährt, die Bundeswehr wird umgerüstet, um zukünftig den Zugang der Konzerne zu den knapper werdenden Rohstoffen zu sichern. Unaufhörliches Wachstum? Natürlich, es kann noch viel gemacht werden: Solarenergie, Müllverwertung, Biotechnologie usw.. In diesen Produktivkräften stecken noch Reserven.
Trotzdem: Irgendwann ist dieser Planet so ausgeplündert, dass nichts mehr geht. Was dann ? Entwicklung muss nicht immer nur nach oben gehen. Eine Art finsterster Kannibalismus wie bei Pol Pot, in der man "unnütze" Fresser, vor allem natürlich Akademiker, einfach totschlägt und den Mangel durch Zuteilung verwaltet oder eine Gesellschaft wie bei den Amish in den USA? Niemand weiß es. Auch Marx und Engels wussten es nicht und noch weniger unsere abgewirtschafteten Parteiideologen, die uns damals täglich weismachen wollten, dass wir unaufhörlich am Aufbau der Vorstufe des Kommunismus, diesem eigenartigen Sozialismus a la DDR, werkelten.
Bleibt uns nur, nicht sinnlose Diskussionen um des Kaisers Bart zu führen, sondern im hier und heute weiter für eine menschenwürdige Gesellschaft und gegen den Krieg zu kämpfen sowie den Lügen der oberen Zehntausend und ihrer angestellten Politiker unsere Fragen und unsere Wahrheiten um die Ohren zu knallen. Der Schweizer Globalisierungs- und Gesellschaftskritiker Jean Ziegler wurde unlängst in einem lesenswerten Interview von der "Zeit" mit der These konfrontiert, dass er in den fünundsiebzig Jahren seines Lebens und trotz der Veröffentlichung von 20 Büchern nicht viel bewirkt hätte. Ziegler antwortete: "Brecht wurde am Ende seines Lebens gefragt: Was hat das alles denn genützt? All die Theaterstücke, die Schriften, dieses Ringen im Exil? Brecht dachte nach, und schließlich sagte er: Ohne uns hätten sie es leichter gehabt."
Insofern kommt es wieder einmal auf jeden von uns an...
Foto. Aktuell in Nepal (Dieter Schütz / pixelio.de)
Samstag, 8. Januar 2011
Friedrich Engels: Afghanistan (Teil 4 und Schluss)
Die Zitadelle von Kabul, Bala Hissar, hätte feste und ausgezeichnete Winterquartiere für die ganze Armee geboten, doch um Schah Schudschah gefällig zu sein, wurde sie nicht besetzt. Am 2. November 1841 brach der Aufstand los. Alexander Burnes' Haus in der Stadt wurde angegriffen und er selbst getötet. Der britische General [Elphinstone] unternahm nichts, und da der Aufstand auf keine Gegenwehr stieß, gewann er an Stärke. Völlig hilflos, allen möglichen einander widersprechenden Ratschlägen ausgeliefert, brachte Elphinstone sehr bald alles in eine solche Verwirrung, wie sie Napoleon mit den drei Worten ordre, contre-ordre, désordre [Befehl, Gegenbefehl, Verwirrung] bezeichnete. Selbst jetzt wurde Bala Hissar nicht besetzt. Gegen Tausende Aufständischer wurden ein paar Kompanien geschickt und natürlich geschlagen. Das ermutigte die Afghanen noch mehr. Am 3. November wurden die Forts nahe dem Lager besetzt. Am 9. November nahmen die Afghanen das Versorgungsfort (das nur eine Besatzung von 80 Mann hatte), und die Briten waren somit auf Hungerrationen gesetzt. Am 5. sprach Elphinstone
bereits davon, freien Abzug aus dem Lande zu erkaufen. Faktisch hatten seine Unentschlossenheit und Unfähigkeit Mitte November die Truppen soweit demoralisiert, daß weder die Europäer noch die Sepoys imstande waren, den Afghanen in offener Feldschlacht zu begegnen. Dann begannen die Verhandlungen, in deren Verlauf Macnaghten bei einer Unterredung mit afghanischen Häuptlingen ermordet wurde. Schnee begann die Erde zu bedecken, der Proviant war knapp. Schließlich wurde am 1. Januar eine Kapitulation unterzeichnet. Alles Geld, 190.000 Pfd.Sterling, mußte den Afghanen ausgehändigt und außerdem noch Wechsel über weitere 140.000 Pfd.St. akzeptiert werden. Mit Ausnahme von 6 Sechspfündern und 3 Gebirgsgeschützen mußte die gesamte Artillerie und die Munition zurückgelassen werden. Ganz Afghanistan mußte geräumt werden. Die Häuptlinge ihrerseits versprachen sicheres Geleit, Proviant und Zugvieh. Am 5. Januar marschierten die Briten ab, 4.500 Soldaten und ein Lagergefolge von 12.000 Menschen. Ein Tagesmarsch genügte, um die letzten Reste der Ordnung zu zerstören und Soldaten und Lagergefolge zu einem einzigen
hoffnungslosen Durcheinander zusammenzuwürfeln, wodurch jeder Widerstand unmöglich gemacht wurde. Schnee und Kälte und der Mangel an Proviant hatten eine Wirkung wie bei Napoleons Rückzug aus Moskau. Doch während die Kosaken in respektvoller Entfernung geblieben waren, wurden die Briten von wutentbrannten afghanischen Scharfschützen gepeinigt, die, mit weitreichenden Luntenschloßgewehren bewaffnet, alle Höhen besetzt hatten. Die Häuptlinge, die die Kapitulation unterzeichnet hatten, waren weder fähig noch willens, die Bergstämme zurückzuhalten. Der Khurd-Kabul-Paß wurde fast der gesamten Armee zum Grab, und der geringe Rest, weniger als 200 Europäer, fiel am Eingang zum Dschagdalok-Paß. Nur ein einziger Mann, Dr. Brydon (Anmerkung: auf den sich das bekannte Gedicht von Theodor Fontane "Das Trauerspiel von Afghanistan" bezieht - fv), erreichte Dschelalabad und konnte über das Vorgefallene berichten. Allerdings hatten die Afghanen viele Offiziere ergriffen und in Gefangenschaft gehalten. Dschelalabad wurde von Sales Brigade verteidigt. Man forderte von ihm die Kapitulation, aber erlehnte es ab, die Stadt zu räumen. Ebenso handelte Nott in Kandahar. Ghasni war gefallen; dort gab es nicht einen einzigen Mann, der irgend etwas von der Artillerie verstand, und die Sepoys der Garnison waren dem Klima erlegen.
Inzwischen hatten die britischen Behörden an der Grenze sofort nach Eintreffen der ersten Nachrichten über die Katastrophe bei Kabul Truppen in Peschawar konzentriert, die zum Entsatz der Regimenter in Afghanistan bestimmt waren. Doch es fehlte an Transportmitteln, und die Sepoys wurden in großer Zahl krank. Im Februar übernahm General Pollock das Kommando, und gegen Ende März 1842 erhielt er neue Verstärkungen. Er überschritt dann den Khaiber- Paß und rückte zum Entsatz Sales nach Dschelalabad vor; hier hatte Sale wenige Tage zuvor die afghanische Belagerungsarmee völlig geschlagen. Lord Ellenborough, der neue Generalgouverneur von Indien, befahl den britischen Truppen, sich zurückzuziehen, aber sowohl Nott als auch Pollock fanden eine willkommene Ausrede in dem Mangel an Transportmitteln. Anfang Juli wurde Lord Ellenborough schließlich durch die öffentliche Meinung in Indien gezwungen, etwas für die Wiederherstellung der nationalen Ehre und des Ansehens der britischen Armee zu tun; dementsprechend genehmigte er ein Vorgehen auf Kabul sowohl von Kandahar als auch von Dschelalabad aus.
Etwa Mitte August waren Pollock und Nott hinsichtlich ihrer Bewegungen zu einer Übereinstimmung gelangt, und am 20. August rückte Pollock auf Kabul vor, erreichte Gandamak und schlug am 23. eine Abteilung der Afghanen, überschritt am 8. September den Dschagdalok-Paß, schlug die vereinigten Kräfte des Gegners am 13. bei Tesin und bezog am 15. Lager unter den Wällen von Kabul. Inzwischen hatte Nott am 7. August Kandahar geräumt und war mit seiner ganzen Macht auf Ghasni marschiert. Nach einigen kleineren Treffen schlug er am 30. August eine große Abteilung der Afghanen, besetzte am 6. September Ghasni, das vom Gegner aufgegeben worden war, zerstörte die Befestigungsanlagen und die Stadt, schlug die Afghanen noch einmal in ihrer starken Stellung bei Alidan und gelangte am 17. September in die Nähe von Kabul, wo Pollock sogleich Verbindung mit ihm aufnahm. Schah Schudschah war lange vorher von einem der Häuptlinge ermordet worden, und seither gab es keine reguläre Regierung in Afghanistan; dem Namen nach war Fath Dschung, sein Sohn, König. Pollock schickte eine Kavallerie-Abteilung, um den Gefangenen von Kabul zu Hilfe zu kommen; diesen war es jedoch gelungen, ihre Wache zu bestechen, und sie begegneten der Abteilung unterwegs. Als Zeichen der Rache wurde der Basar von Kabul zerstört, wobei die Soldaten einen Teil der Stadt plünderten und viele Einwohner niedermachten. Am 12. Oktober verließen die Briten Kabul und marschierten über Dschelalabad und Peschawar nach Indien. Fath Dschung, der sich in einer verzweifelten Lage befand, folgte ihnen. Dost Muhammad wurde nun aus der Gefangenschaft entlassen und kehrte in sein Königreich zurück. So endete der Versuch der Briten, in Afghanistan eine ihrer Kreaturen auf den Thron zu setzen.
Freitag, 7. Januar 2011
Friedrich Engels: Afghanistan (Teil 3)
Fortschritte also. Seit 9 Jahren immer nur Fortschritte. Mission completed oder so. Pfeifen im Wald. Wir lesen weiter bei Friedrich Engels:
" Im Jahre 1809 hatte Napoleon General Gardane nach Persien entsandt, um den Schah [Feth Ali-Schah] dazu zu bewegen, in Indien einzufallen, während die britische Regierung in Indien ihren Vertreter [Elphinstone] an den Hof Schah Schudschahs sandte, um diesen gegen Persien aufzustacheln. In dieser Periode kam Randschit Singh zu Macht und Ruhm. Er war ein Häuptling der Sikhs, und kraft seiner großen Fähigkeiten machte er sein Land unabhängig von den Afghanen und errichtete ein Königreich im Pandschab, wodurch er sich den Titel eines Maharadschah (oberster Radschah) und den Respekt der englisch- indischen Regierung erwarb. Dem Usurpator Machmud war es jedoch nicht lange vergönnt, seinen Triumph zu genießen. Fath-Khan, sein Wesir, der jeweils zwischen Machmud und Schah Schudschah geschwankt hatte, wie es ihm gerade sein Ehrgeiz oder das augenblickliche Interesse eingaben, wurde von Kamran, dem Sohn des Königs, ergriffen, geblendet und später grausam getötet. Die mächtige Sippe des getöteten Wesirs schwor, seinen Tod zu rächen. Die Marionette Schah Schudschah wurde wiederum vorgeschoben und Machmud vertrieben. Da indessen Schah Schudschah Ärgernis erregte, wurde er bald darauf abgesetzt und an seiner Stelle einer seiner Brüder gekrönt.
Machmud floh nach Herat, das in seinem Besitz blieb, und nach seinem Tode im Jahre 1829 folgte ihm sein Sohn Kamran als Herrscher über dieses Gebiet. Der Stamm der Bairakschi, der nun die oberste Macht erlangt hatte, teilte das Land unter sich auf, doch wie dort so üblich entzweite er sich und war sich nur einig gegen einen gemeinsamen Feind. Einer der Brüder, Muhammad-Khan, war im Besitz der Stadt Peschawar, wofür er an Randschit Singh Tribut
zahlte; einem anderen gehörte Ghasni, einem dritten Kandahar, während Dost Muhammad, der mächtigste der Familie, in Kabul seine Macht ausübte.
Zu diesem Fürsten wurde 1835 Hauptmann Alexander Burnes als Gesandter geschickt, als Rußland und England in Persien und Zentralasien gegeneinander intrigierten. Er schlug ein Bündnis vor, das Dost Muhammad nur zu bereitwillig akzeptierte; aber die englisch-indische Regierung forderte alles von ihm, während sie ihm absolut nichts als Gegenleistung bot. Inzwischen, nämlich 1838, belagerten die Perser mit russischer Hilfe und Beratung Herat, den Schlüssel zu Afghanistan und Indien; ein persischer und ein russischer Agent trafen in Kabul ein, und Dost Muhammad wurde schließlich durch die ständige Ablehnung jeder positiven Verpflichtung seitens der Briten gezwungen, Angebote der anderen Seite entgegenzunehmen. Burnes reiste ab, und Lord Auckland, der damalige Generalgouverneur von Indien, entschied sich unter dem Einfluß seines Sekretäs W. Macnaghten, Dost Muhammad für das zu strafen, was er ihm selbst aufgezwungen hatte. Er beschloß, ihn zu entthronen und Schah Schudschah einzusetzen, der zu jener Zeit Pensionär der indischen Regierung war. Es wurde ein Vertrag mit Schah Schudschah und den Sikhs abgeschlossen; der Schah begann eine Armee zu sammeln, die von den Briten bezahlt und von ihren Offizieren geführt wurde, und am Satledsch wurde eine englisch-indische Streitmacht zusammengezogen. Macnaghten sollte, von Burnes unterstützt, die Expedition in der Eigenschaft eines Gesandten in Afghanistan begleiten.
Inzwischen hatten die Perser die Belagerung von Herat aufgehoben, und damit entfiel der einzige ernsthafte Vorwand zum Einschreiten in Afghanistan; trotzdem marschierte die Armee im Dezember 1838 in Sind ein und zwang dieses Land zur Unterwerfung und Zahlung eines Tributs zugunsten der Sikhs und Schah Schudschahs.
Am 20. Februar 1839 setzte die britische Armee über den Indus. Sie bestand aus etwa 12.000 Mann und einem Lagergefolge von über 40.000, neben den neuen Aufgeboten des Schahs. Im März wurde der Bolan-Paß überschritten; Mangel an Proviant und Fourage begann sich bemerkbar zu machen, die Kamele blieben zu Hunderten am Wege liegen, und ein großer Teil der Bagage ging verloren. Am 7. April näherte sich die Armee dem Khojuk- Paß, überschritt ihn, ohne Widerstand zu finden, und marschierte am 25. April in Kandahar ein, das die afghanischen Fürsten, Brüder von Dost Muhammad, aufgegeben hatten. Nach einer Ruhepause von zwei Monaten rückte Sir John Keane, der Befehlshaber, mit dem Gros der Armee nach Norden vor und ließ eine Brigade unter Nott in Kandahar zurück. Ghasni, das unbezwingbare Bollwerk Afghanistans, wurde am 22. Juli eingenommen, nachdem ein Überläufer die Nachricht gebracht hatte, daß das Tor nach Kabul als einziges nicht zugemauert war; daraufhin wurde es gesprengt und dann die Festung gestürmt. Nach dieser Katastrophe löste sich die Armee, die Dost Muhammad zusammengebracht hatte, sofort auf, und am 6. August öffnet auch Kabul seine Tore. Schah Schudschah wurde mit allen Zeremonien auf den Thron gesetzt, aber die Zügel der Regierung blieben in Händen Macnaghtens, der auch alle Ausgaben Schah Schudschahs aus der indischen Staatskasse
bezahlte.
Die Eroberung Afghanistans schien abgeschlossen zu sein, und ein beträchtlicher Teil der Truppen wurde zurückgeschickt. Aber die Afghanen gaben sich keineswegs damit zufrieden, von den Feringhi Kafirs (den europäischen Ungläubigen) beherrscht zu werden, und während der Jahre 1840 und 1841 folgte in den einzelnen Teilen des Landes ein Aufstand dem andern. Die englisch-indischen Truppen waren gezwungen, ständig in Bewegung zu bleiben. Doch Macnaghten erklärte, das sei der normale Zustand der afghanischen Gesellschaft, und schrieb nach Hause, alles sei in Ordnung und die Macht Schah Schudschahs festige sich. Vergeblich waren die Warnungen der englischen Offiziere und anderer politischer Agenten. Dost Muhammad hatte sich im Oktober 1840 den Briten ergeben und wurde nach Indien geschickt; alle Aufstände während des Sommers 1841 wurden erfolgreich unterdrückt, und gegen Oktober beabsichtigte Macnaghten, der zum Gouverneur von Bombay ernannt worden war, mit einer anderen Truppeneinheit nach Indien abzuziehen. Da aber brach der Sturm los.
Die Besetzung Afghanistans kostete das indische Schatzamt jährlich 1.250.000 Pfund Sterling: 16.000 Soldaten – die englisch-indischen und die Truppen Schah Schudschahs – in Afghanistan mußten bezahlt werden; weitere 3.000 lagen in Sind und am Bolanpaß; Schah Schudschahs königlicher Prunk, die Gehälter seiner Beamten und alle Ausgaben seines Hofes und seiner Regierung wurden vom indischen Schatzamt bezahlt; und schließlich wurden die afghanischen Häuptlinge aus derselben Quelle subsidiert oder vielmehr bestochen, um zu verhindern, daß sie Unheil stifteten. Macnaghten wurde mitgeteilt, daß es unmöglich wäre, weiterhin diese hohen Geldausgaben beizubehalten. Er versuchte, Einschränkungen vorzunehmen, aber der einzig mögliche Weg, sie zu erzwingen, bestand darin, die Zuwendungen für die Häuptlinge zu beschneiden. An demselben Tage, an dem er das versuchte, stifteten die Häuptlinge eine Verschwörung zur Ausrottung der Briten an, und so war es Macnaghten selbst, der zur Einigung jener aufständischen Kräfte beitrug, die bislang einzeln und isoliert und ohne Übereinstimmung gegen die Eindringlinge gekämpft hatten; übrigens steht ebenfalls fest, daß der Haß auf die britische Herrschaft unter den Afghanen zu dieser Zeit seinen Höhepunkt erreicht hatte.
Die Engländer in Kabul wurden von General Elphinstone befehligt, einem gichtleidenden, unentschlossenen, völlig hilflosen alten Manne, dessen Befehle einander ständig widersprachen. Die Truppen nahmen eine Art befestigtes Lager ein, das eine so große Ausdehnung hatte, daß seine Garnison kaum ausreichte, die Wälle zu besetzen, geschweige denn, noch Abteilungen zum Kampf im offenen Feld zu detachieren. Die Befestigungen waren so mangelhaft, daß Graben und Schutzwehr zu Pferde überwunden werden konnten. Doch dessen nicht genug, wurde das Lager noch von den kaum eine Gewehrschußweite entfernten Höhen beherrscht; um jedoch die Unsinnigkeit der Maßnahmen zu krönen, lagen der gesamte Proviant und alle Medikamente in zwei voneinander getrennten Forts in einiger Entfernung vom Lager, die noch dazu durch ummauerte Garten und ein weiteres kleines Fort, das die Engländer nicht besetzt hielten, von ihnen getrennt waren.
Fortsetzung folgt...
Eva und der Erwin
Er hätte sie unterdrückt, sie hätte sich unter ihm erst viel zu spät verwirklichen können, weil sie ihm vier Kinder aufziehen und den Haushalt führen musste. Wie dumm muss ein Schreiberling sein, der solchen Unsinn verzapft ? Denn wie verwirklicht sich ein Mensch mehr als in seinen Kindern? Wenn er denn will und kann. Manch einer kann oder will es nicht und zieht nur Monster oder gar nicht groß. Eva konnte es und ab und zu hat ihr der Erwin dabei geholfen, wenn er aus seiner Arbeitstube und der Welt des "Ladens" oder "Wundertäters" auftauchte. Dass sich Eva spät auch in der Literatur verwirklichte, kann auch nur jemanden verwundern, der sein eigenes tägliches Zeitungsgeschmiere für große Kunst hält. Auch Erwin sammelte ein halbes Leben lang, bis sich seine Bücher aus ihm Bahn brachen. So etwas muss eben reifen.
Fremdgegangen soll der Erwin sein, betrogen soll er sie haben. Nun, könnte man sagen, Erwin war eben auch nach einigen Ehen noch neugierig. Manch einer tobt sich in seiner Jugend aus und gibt dann eine Suchanzeige der Art "Suche vernünftiges Mädchen - biete Perpetuum mobile" auf. Er stößt sein kleines Hörnchen ab, verliert nie die Hoffnung und wird dabei so schlau, dass er dann einmal Errungenes schätzt und schützt. Wenn es zutrifft, dass Männer alle 20 Sekunden nur an das "Eine" denken (Frauen wahrscheinlich alle 19 oder 21 Sekunden ?) , dann ist wohl jeder von uns schon einmal fremdgegangen. Wenigstens in Gedanken. Erwin war da anders. So sind auch seine großen Werke nicht denkbar ohne die darin enthaltenen "Weibergeschichten".
Aber auch diese Angelegenheit war eine Sache nur zwischen Eva und Erwin und vielleicht noch der beteiligten Dritten und gehört nicht in einen Nachruf. Wie gesagt: Widerliches Geschmiere und Gekritzel jener Art von Dilettanten, die sich heute Jounalisten schimpfen.
Wie es wirklich um die Beiden stand, zeigt Evas Nachwort in Erwins letztem Werk "Vor der Verwandlung - Aufzeichnungen". Es sei mir gestattet, den letzten Absatz aus diesem Text zu zitieren:
"Nach seinem Tod (Erwin Strittmatters - der Autor) fing eine Amsel an, unser Haus zu belagern. Flog gegen die Fenster, saß auf den Simsen, hackte gegen die Scheiben, erschreckte die Hausgäste, wenn sie um vier Uhr in der Frühe mit ihren Klopfwerk begann. Ihre Morsezeichen hallten über das Tal. Wenn wir bei seinem Grab auf dem Friedhof gegenüber dem Haus standen, konnten wir sie von dorther hören und sehen. Niemals in vierzig Jahren war etwas geschehen, was diesem hier glich. Zwar Schwalben flogen jedes Jahr in die Zimmer und versuchten, Nester zu bauen. Aber eine Amsel, die Monat für Monat beim Haus blieb, war es ein Zeichen? Die Amsel war sein Vogel, er liebte sie über alle anderen Vögel. Wir sagten: die Vateramsel ist da."
Nun fliegen sie wieder gemeinsam- Mutteramsel und Vateramsel...
Foto: Brandenburger Landschaft ( © fv 2009)
Donnerstag, 6. Januar 2011
Friedrich Engels: Afghanistan (Teil 2)
Auch der Krieg der NATO dort am Hindukusch ist durch einen Blick in die Geschichte besser zu verstehen. In jedem Fall hätte man bei Steinbrück und Kumpanen vorher wissen können, dass er nicht zu gewinnen ist. Hätte man, ja, hätte man bei Engels, einem der Gründerväter der Sozialdemokratie, nachgelesen. Heute der zweite Teil des Artikels aus "The New American Cyclopædia" vom August 1857 zum Thema Afghanistan:
Die geographische Lage Afghanistans und der eigentümliche Charakter des Volkes verleihen dem Lande im Zusammenhang mit den Geschicken Zentralasiens eine politische Bedeutung, die kaum überschätzt werden kann. Die Regierungsform ist eine Monarchie, aber die Macht des Königs über seine stolzen und ungestümen Untertanen ist autokratisch und sehr unsicher. Das Königreich ist in Provinzen eingeteilt, die jeweils von einem Repräsentanten des Herrschers verwaltet werden, der die Abgaben an den Staat einsammelt und sie in die Hauptstadt schickt.
Die Afghanen sind ein tapferes, zähes und freiheitsliebendes Volk; sie beschäftigen sich ausschließlich mit Viehzucht und Ackerbau und meiden Handel und Gewerbe, die sie voller Verachtung den Hindus und anderen Stadtbewohnern überlassen. Der Krieg ist für sie ein erregendes Erlebnis und eine Abwechslung von der monotonen Erwerbsarbeit. Die Afghanen sind in Clans aufgeteilt, über welche die verschiedenen Häuptlinge eine Art feudaler Oberhoheit ausüben. Nur ihr unbezwinglicher Haß auf jede Herrschaft und ihre Vorliebe für persönliche Unabhängigkeit verhindern, daß sie eine mächtige Nation werden; aber gerade diese Ziellosigkeit und Unbeständigkeit im Handeln machen sie zu gefährlichen Nachbarn, die leicht vom Wind
der Laune aufgewühlt oder durch politische Intriganten, die geschickt ihre Leidenschaften entfachen, in Erregung versetzt werden können.
Die beiden Hauptstämme sind die Durrani und die Ghildschi, die in ständiger Fehde miteinander liegen. Der Stamm der Durrani ist der mächtigere, und kraft seiner Überlegenheit machte sich sein Emir oder Khan zum König von Afghanistan. Seine Einkünfte belaufen sich auf etwa 10.000.000 Dollar. Unumschränkte Autorität genießt er nur in seinem Stamm. Die militärischen
Kontingente werden hauptsächlich von den Durrani gestellt, der Rest der Armee rekrutiert sich entweder aus den anderen Clans oder aus militärischen Abenteurern, die nur in der Hoffnung auf Sold oder Plünderei in Dienst treten. Die Rechtspflege erfolgt in den Städten durch Kadis, aber die Afghanen nehmen selten zum Gesetz ihre Zuflucht. Ihre Khans haben das Recht auf Bestrafung, sogar bis zur Entscheidung über Leben und Tod. Die Blutrache ist Pflicht der Sippe; trotzdem sollen die Afghanen, wenn sie nicht gereizt werden, ein freisinniges und edelmütiges Volk sein, und die Rechte der Gastfreundschaft sind so geheiligt, daß ein Todfeind, der als Gast Brot und Salz ißt, selbst wenn er es durch List bekommen hat, vor der Rache geschützt ist und sogar den Schutz seines Gastgebers gegen alle anderen Gefahren fordern kann. Der Religion nach sind sie Mohammedaner von der Sunna-Sekte; aber sie sind ihr nicht blind ergeben, und Verbindungen zwischen Schiiten und Sunniten sind keinesfalls ungewöhnlich. Afghanistan war abwechselnd der Herrschaft der Moguln und der Perser unterworfen.
Vor der Ankunft der Briten an den Küsten Indiens gingen die feindlichen Invasionen, welche die Ebenen Hindustans überfluteten, immer von Afghanistan aus. Sultan Machmud der Große, Dschingis- Khan, Tamerlan und Nadir Schah nahmen sämtlich diesen Weg. Im Jahre 1747, nach dem Tod Nadirs, beschloß Schah Achmed, der die Kriegskunst unter diesem militärischen Abenteurer erlernt hatte, das persische Joch abzuschütteln. Unter ihm erreichte Afghanistan in der Neuzeit seinen Höhepunkt an Größe und Wohlstand. Er gehörte zum Stamme der Saddosi, und seine erste Tat war, sich der Beute zu bemächtigen, die sein verstorbener Gebieter in Indien zusammengeraubt hatte. Es gelang ihm 1748, den Gouverneur des Moguls aus Kabul und Peschawar zu verjagen, und, nachdem er den Indus überquert hatte, überrannte er schnell das Pandschab. Sein Königreich erstreckte sich von Khorassan bis Delhi, und er führte sogar Krieg mit den Marathen-Staaten. Diese großen militärischen Unternehmungen hielten ihn indessen nicht davon ab, auch der friedlichen Künste zu pflegen, und er war wohlbekannt als Dichter und Historiker. Er starb 1773 und überließ die Krone seinem Sohn Timur, der jedoch der schweren Aufgabe nicht gewachsen war. Er gab die Stadt Kandahar auf, die von seinem Vater gegründet und in wenigen Jahrenzu einem reichen und dichtbevölkerten Zentrum geworden war, und verlegte den Sitz der Regierung wieder nach Kabul. Während seiner Herrschaft lebten die von der starken Hand Schah Achmeds unterdrückten Stammesfehden wieder auf. Timur starb 1793, ihm folgte Seman. Dieser Herrscher wollte die mohammedanische Macht in Indien festigen, und dieser Plan, der die britischen Besitzungen hätte ernsthaft gefährden können, wurde für so bedeutsam erachtet, daß Sir John Malcolm an die Grenze geschickt wurde, um die Afghanen in Schach zu halten, falls sie irgendeine Bewegung unternehmen sollten; gleichzeitig jedoch begann man Verhandlungen mit Persien, um mit dessen Hilfe die Afghanen zwischen zwei Feuer nehmen zu können. Diese Vorkehrungen waren jedoch unnötig; Seman-Schah war mehr als ausreichend durch die Verschwörungen und Unruhen im eigenen Lande beschäftigt, und seine großen Pläne wurden im Keim erstickt. Der Bruder des Königs, Machmud, fiel mit der Absicht, ein unabhängiges Fürstentum zu errichten, in Herat ein; als dieser Versuch scheiterte, floh er nach Persien. Seman- Schah hatte bei der Erlangung des Throns Unterstützung durch den Stamm der Bairakschi gefunden, an deren Spitze Sarafras-Khan stand. Die Ernennung eines unbeliebten Wesirs durch Seman rief den Haß seiner ehemaligen Anhänger hervor, die ein Verschwörung organisierten, welche entdeckt wurde, und Sarafras wurde hingerichtet. Die Verschwörer riefen nun Machmud aus Persien zurück, und Seman wurde gefangengenommen und geblendet.
Gegen Machmud, den die Durrani unterstützten, stellten die Ghildschi Schah Schudschah auf, der einige Zeit den Thron behauptete, aber schließlich vor allem durch Verrat seiner eigenen Anhänger besiegt und gezwungen wurde, bei den Sikhs Zuflucht zu suchen.
Fortsetzung folgt...
Mittwoch, 5. Januar 2011
Friedrich Engels: Afghanistan
Afghanistan – ein weiträumiges Land in Asien, nordwestlich von Indien. Es liegt zwischen Persien und Indienund, der anderen Richtung nach, zwischen dem Hindukusch und dem Indischen Ozean. Früher umfaßte es die persischenProvinzen Khorassan und Kohistan, dazu Herat, Belutschistan, Kaschmir und Sind sowie einen beträchtlichen Teil des Pandschab. In seinen gegenwärtigen Grenzen leben wahrscheinlich nicht mehr als 4.000.000 Einwohner. Die Oberflächengestaltung Afghanistans ist sehr unregelmäßig; hohe Tafelländer, weit ausgedehnte Gebirgszüge, tiefe Täler und Schluchten. Wie alle gebirgigen Tropenländer bietet es eine große klimatische Vielfalt. Im Hindukusch sind die hohen Gipfel das ganze Jahr hindurch schneebedeckt, während in den Tälern das Thermometer bis auf 130 ° Fahrenheit (= 54,4/ Celsius)] ansteigt. Die Hitze ist in den östlichen Teilen größer als in den westlichen, aber im allgemeinen ist das Klima kühler als in Indien, und obwohl die Temperaturunterschiede zwischen Sommer und Winter und zwischen Tag und Nacht sehr groß sind, hat das Land im allgemeinen ein gesundes Klima. Die häufigsten Krankheiten sind Fieber, Katarrhe und Augenentzündungen.
Zuweilen treten die Pocken verheerend auf. Der Boden ist von einer üppigen Fruchtbarkeit. Dattelpalmen gedeihen in den Oasen der sandigen Einöden, Zuckerrohr und Baumwolle in den warmen Tälern, und europäische Obst- und Gemüsearten wachsen im Überfluß an den Bergterrassen bis zu einer Höhe von 6.000 bis 7.000 Fuß. Die Berge sind mit stattlichen Wäldern bedeckt, in denen Bären, Wölfe und Füchse zu Haus sind, während sich Löwe, Leopard und Tiger in Gebieten finden, die ihrer Lebensweise entsprechen.
Auch fehlen nicht die Tiere, die für den Menschen nutzbar sind. Es gibt eine hervorragende Schafzucht aus der persischen oder fettschwänzigen Rasse. Die Pferde sind von gutem Wuchs und guter Abstammung. Kamel und Esel werden als Lasttiere verwendet, und Ziegen, Hunde und Katzen gibt es in großer Zahl. Außer dem Hindukusch, einer Fortsetzung des Himalaja, zieht sich im Südwesten eine Gebirgskette hin, das sogenannte Salimangebirge; und zwischen Afghanistan und Balch verläuft unter dem Namen Paropamis ein Gebirgszug, über den jedoch in Europa wenig bekannt ist. Es gibt wenig Flüsse, die bedeutendsten sind der Hilmend und der Kabul. Sie entspringen im Hindukusch, von wo der Kabul nach Osten fließt und bei Attock in den Indus mündet; der Hilmend fließt in westlicher Richtung durch das Gebiet von Sedschestan und mündet in den Zareh-See. Der Hilmend hat wie der Nil die Eigentümlichkeit, jedes Jahr über seine Ufer zu treten und befruchtet so den Boden, der außerhalb des Bereichs der Überschwemmungen aus Sandwüste besteht. Die wichtigsten Städte Afghanistans sind seine Hauptstadt Kabul, Ghasni, Peschawar und Kandahar. Kabul ist eine schöne Stadt, auf 34 ° 10' nördlicher Breite und 60 ° 43' östlicher Länge am Fluß gleichen Namens gelegen. Die Häuser sind aus Holz, reinlich und geräumig, und da die Stadt von schönen Gärten umringt ist, bietet sie einen sehr gefälligen Anblick. Sie ist von Dörfern umgeben und liegt inmitten einer weiten, von niedrigen Bergen umschlossenen Ebene. Ihr bedeutendstes Baudenkmal ist das Grab des Kaisers Baber. Peschawar ist eine große Stadt mit einer auf 100.000 geschätzten Einwohnerzahl. Ghasni, eine Stadt mit bedeutender Vergangenheit, einstmals die Hauptstadt des bedeutenden Sultans Machmud, hat seinen alten Glanz eingebüßt und ist jetzt ein armseliger Ort. In seiner Nähe befindet sich die Grabstätte Machmuds. Kandahar wurde erst 1754 gegründet. Es liegt an der Stelle einer älteren Stadt. Einige Jahre war es die Hauptstadt, 1774 jedoch wurde der Sitz der Regierung nach Kabul verlegt. Es soll 100.000 Einwohner haben. Nahe der Stadt ist das Grabmal Schah Achmeds, des Gründers der Stadt, eine so geheiligte Zufluchtsstätte, daß nicht einmal der König einen Verbrecher herausholen lassen darf, der in seinen Mauern Schutz gefunden hat.
Fortsetzung folgt
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Wir sind noch lange nicht am Ende, wir fangen ja gerade erst an...