
Wenn es zutrifft, dass die Familie die kleinste Zelle der Gesellschaft ist, dann ist die Kommunalpolitik die Stammzelle der "großen" Politik auf Landes-und Bundesebene. Das heißt, auf der Politik und die Politiker hier vor Ort in den Gemeinden und Städten baut sich der ganze Klumpatsch auf: Unsere Äntschies und Guttis, die Franz-Walters und Leichtmatrosen, die Popverantwortlichen und die vielen Gregor Gysies, denn auch der ist nicht so einmalig wie er denkt. Also, Leute, geht in die Kommunalpolitik und ihr lernt, wie der ganze Laden Deutschland funktioniert!
Nirgendwo, in keinem Geschäft dieser Welt, nicht einmal bei der Russenmafia, wird soviel gelogen, betrogen, geheuchelt, gebissen und in die Kniekehle gehauen wie in der Politik. Und es werden gnadenlos Ideen geklaut. Ich selbst konnte z.B. während meines Landratswahlkampfes mit einer gewissen Verblüffung zur Kenntnis nehmen, dass Ideen von mir zur Verbesserung der Arbeit des Landratsamtes - kaum geäußert und bekannt gemacht - spätestens nach einer Woche in den Programmen der Mitbewerber auftauchten. Besonders die Mitkandidatin und Vorsitzende einer ganz bestimmten Kreistagsfraktion war da ganz schön clever, um dann nach dem Abschluss der Landratswahl unter die Leute zu bringen, ich wäre ja fachlich nicht geeignet gewesen. Deshalb hätte mich der Hauptausschuß des Kreistages mit seiner Mehrheit aus CDU/SPD/FDP nicht als als Kandidat für die Wahl empfohlen.Welches Wunder, denn die wollten natürlich den bisherigen Landrat für die nächsten acht Jahre in Positur bringen. Auch waren wir zwei wahrscheinlich gleichzeitig in ganz verschiedenen Veranstaltungen des Hauptausschusses gewesen, denn ausgerechnet mit den bemängelten Antworten zur Motivation von Mitarbeitern hatte ich mich schon während des Studiums und später mit Personalverantwortung ausgiebig befassen müssen und dementsprechend geantwortet .
Wie gesagt: Lügen, heucheln, Lügen verbreiten, nachtreten. Man sieht sich allerdings immer mehrmals im Leben und darauf freue ich mich schon sehr. Und was Ideen zu Verbesserung der Arbeit unserer Amtsstuben betrifft: Die sind meistens so naheliegend, dass man dafür nicht besonders schlau sein muss. Deshalb reichen sie bei mir auch noch für mehrere Kommunalwahlen aus - auch für die Mitbewerber anderer Parteien zum Abschreiben.
Vorige Woche war es wieder soweit. Ich hatte kurz nach dem Ausbruch des Winterdienstchaos' in Bernau in einem Leserbrief an die "Märkische Oderzeitung" den Vorschlag gemacht, dass ein Abgeordneter der Stadtverordnetenversammlung oder ein berufener Bürger mit den Winterdienstfahrzeugen der Stadt bzw. ihres privaten Vertragspartners mitfahren solle, um sich ein eigenes Bild von der Arbeit und den Bedingungen des Winterdienstes machen zu können. Gleichzeitig hatte ich angeboten - falls sich niemand finden würde - selbst mitzufahren. Der Brief wurde in der "MOZ" vor etwa vier Wochen veröffentlich.
Nun, die Stadtverwaltung brauchte tatsächlich diese vier Wochen, um den Vorschlag zu verwirklichen. Und natürlich fuhr der Vorsitzende des CDU-Fraktion in der Bernauer SVV mit - Herr Goral, ein Parteifreund des Bürgermeisters. Um den Ganzen die Krone aufzusetzen - der Arbeitseinsatz unseres wackeren CDU-Freundes fand am Donnerstag der vorigen Woche statt. Nicht etwa bei Eis und Schneegestöber, es regnete, von Schnee und Eis war schon lange nichts mehr zu sehen....
Heute nun der zweite Akt der Komödie: Nun erscheinen die ersten, wahrscheinlich bestellten Leserbriefe in der Lokalpresse zum Thema, die den Mut und die Tatkraft des Herrn Goral ausdrücklich loben. Fazit: Er macht wenigstens etwas ! Alles wird gut.
Bevor ihm nun seine Parteifreunde das längst fällige Denkmal auf dem Bernauer Marktplatz errichten und sich alle anderen tot lachen, seien mir noch zwei winzige Fragen an Herrn Goral gestattet: Welche Schlußfolgerungen gibt es aus Ihrem Einsatz? Und wo waren Ihre richtungsweisenden Worte zum Thema in der Beratung des Hauptausschusses, der am Donnerstag abend der vorigen Woche direkt nach Ihrer Erkundungsfahrt fast ausschließlich zum Winterdienst beriet?
Foto: siepmannH / pixelio.de
Sehr gut analysiert! Leserbriefe könnte man auch auf ich-finde.es veröffentlichen ...
AntwortenLöschenRichard
Diese Frage habe ich mir auch gestellt, Herr Goral.
AntwortenLöschenMeine Ideen werden von meinen Chef weiter an den Großen als eigene Verkauft...