
"Sind Schüler in unserem Land weniger wert als Vieh ? " fragt eine wütende Mutter aus Eppingen in Baden-Würtemberg im ADAC-Schulbustest 2009. Wenn man sich den Test zu Gemüte führt, muss man die Frage nachdrücklich bejahen. Der ADAC testete zunächst den Gesetzgeber, der einen Quadratmeter Schulbusfläche für 8 Schüler mit Schultasche vorsieht. Man baute einen Glaswürfel mit einem Quadratmeter Grundfläche und pferchte 8 Kinder hinein. Ergebnis: Acht Kinder passen zwar rein, aber nur wenn 3 Schulranzen draußen bleiben. Das ist der tagtägliche Wahnsinn für viel zu viele Schüler in Deutschland. Früh aufstehen, auf den Bus warten, sich hineindrängen, eingepfercht gegen Übelkeit und Rangeleien ankämpfen. Und das bis zu anderthalb Stunden hin und am Nachmittag anderthalb Stunden zurück. Gibt es einen Unterschied zum ebenfalls moralisch unerträglichen Schlachtviehtransport auf der Autobahn ?
Die ADAC-"Motorwelt" untersuchte insgesamt 72 Hin- und Rückfahrten in zwölf Bundesländern. Dazu kamen 89 Schulbusse , die von ADAC-Sachverständigen im Zuge von Polizeikontrollen auf ihren technischen Zsuatnd überprüft wurden. Die Liste der Mängel ist lang: Bei jeder vierten Fahrt wurde zu schnell gefahren, jeder dritte Bus hatte Verspätung oder war überfüllt. Jeder achte Bus zeigte erhebliche technische Mängel, einer wurde sogar sofort aus dem Verkehr gezogen. Es gab Problem mit der Lenkung, mit den Bremsen oder mit den Reifen. Nothämmer fehlten, Notausstiege waren nicht frei zugänglich, in einem Bus ging die hintere Tür nicht mehr auf, in einem anderen war sie mit zwei nachträglich eingebauten Klappsitzen verbarrikadiert. Und das waren nur die paar kontrollierten Busse. Wie sehen die übrigen aus ?
Eltern, die sich beschweren, laufen ins Leere. "Natürlich" fehlt wie immer das Geld. Das braucht man für "bad banks" oder Abwrackprämien oder unsere glorreichen Truppen in Afghanistan. Beim Ranking (www.adac.de/bustest) fällt aber auf, dass ausgerechnet die reichsten Bundesländer wie BW, Bayern und Hessen am schlechtesten abschneiden. Also ist es vor allem eine Einstellungsfrage bei den Verantwortlichen. (Wenn man, wie Hessens Koch, ständig die Welt und Hessen vor dem Kommunismus retten muss, hat man natürlich keine Zeit für andere Dinge)
Eine Mutter aus dem Saarland schreibt: " Unsere Kinder müssen laut Gesetz im Auto angeschnallt sein oder auf Kindersitzen Platz nehmen. Auf dem Beifahrersitz dürfen sie erst ab einer bestimmten Größe sitzen. Aber wie sicher unsere Kinder in Schulbussen befördert werden, scheint keine verantwortliche Person wirklich zu interessieren."
Das geht gut bis zum nächsten großen Schulbus-Unfall mit vielen Toten und Verletzten. Dann wird man (wieder einmal) ein großes Spektakel auf allen Polit- Hühnerhöfen dieser Republik anstimmen, um kurz danach wieder in den geruhsamen Beamtenschlaf zu verfallen oder sich wichtigeren Dingen, wie z.B. der eigenen Karriere, zu widmen...
Quelle: ADAC-Motorwelt 4/2009
Foto: Schülertransport in Thailand (Manfred Schütze, www.pixelio.de)
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