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Montag, 27. April 2009

Schwache Leistung - Krimis im ZDF


Seit einiger Zeit beobachte ich eine regelrechte Inflation des Krimis im öffentlich-rechtlichen Fernsehens. Jedes noch so kleine "Sternchen", das mal in irgend einem Kurzfilm mitgespielt hat, bekommt einen Kommissars-Dienstgrad an die Backe geklebt und darf den Helden mimen. Peinlich - wobei es noch peinlicher ist, wenn sich auch einigermaßen gute Schauspieler in fünftklassigen Serien mit unterirdischen Drehbüchern verheizen lassen.Irgendwann werde ich mal die Fernseh-Mordzahlen zusammenrechnen und werde wahrscheinlich auf eine jährliche Opferzahl kommen, die die Zahl der Kriegsopfer im Irak bei weitem übersteigt. Na gut, in Zeiten, wo jeder auf den Cent achten muss, spielt Qualität vielleicht doch nicht so die vorrangige Rolle. Trotzdem steigen die GEZ-Gebühren weiter.

Leider werden auch bisher gute Beispiele für Krimiunterhaltung im Fernsehen zusehends schlechter. Zum Beispiel "Wilsberg" im ZDF: Die Serie hat ihren Ursprung in den Büchern von Jürgen Kehrer. 1990 erschien der erste Wilsberg-Roman "Und die Toten lässt man ruhen” in Buchform. Inzwischen gibt es 18 Romane mit dem münsterschen Privatdetektiv.1995 wurde erstmals ein Kehrer-Roman mit dem Titel "Und die Toten lässt man ruhen” für das ZDF verfilmt.(Titelrolle im ersten Film Joachim Krol) Seit 1998 spielt Leonard Lansink den Fernsehdetektiv, der es bislang auf 27 Folgen im Samstagabendprogramm gebracht hat. Der Original-Wilsberg, dessen wechselvolles Privatleben in den Büchern nicht zu kurz kommt, ist Antiquar und Privatdetektiv in Münster. Die mit Lokalkolorit und reichlich Gesellschaftskritik ausgestatteten Romane haben oft Vorbilder oder Motive aus der Realität übernommen. Bereits zweimal wurde Kehrer von Münsteranern verklagt, die sich als Vorbild von Buchfiguren missbraucht sahen. In beiden Fällen wurde Kehrer freigesprochen.

Die ZDF-Filme haben sich bald von den Buchvorlagen gelöst. Nur sechs TV-Filme basieren auf Kehrers Romanen. In einigen Fällen hat Kehrer die Drehbücher mit einem Team verfasst, in wieder anderen Fällen haben andere Autoren die Drehbücher geschrieben. Mehrere Figuren, die zum Stammpersonal der TV-Serie gehören (etwa Ekki Talkötter, Manni Höch, Alex, Kommissarin Springer), erscheinen nicht in den Romanen.

Am Sonnabend gab es wieder einmal einen Film im ZDF, der ein Buch von Kehrer zur Vorlage hat. "Wilsberg und der tote Professor" erschien unter dem Titel "Doktorspiele" auf dem Bildschirm. Drehbuch diesmal von Matthias Keilich und Khyana el Bitar, Regie Hans-Günther Bücking.Um es deutlich zu sagen: Das sehr gute Darsteller-Team(Leonard Lansink, Rita Russek,Ina Paule Klink, Oliver Koritke und Roland Jankowsky) ist auch mit einem miesen Plott nicht klein zu kriegen.Während im Original-Buch von Kehrer noch einige Spitzen gegen die Zustände im Hochschulwesen der Republik abgeschossen werden und sich der wissenschaftliche Konkurrent des Opfers als Spitzel des Verfassungsschutzes entpuppt, wird dieser Sachverhalt im Film im 20.Jahr der Maueröffnung natürlich umgedreht: Der Mörder ist ehemaliger RAF-Terrorist, das Opfer hat sich in der Birthler-Behörde dessen Stasi-Akte besorgt und ihn erpresst.Grausam vordergründig und blöd, DDR-Aufarbeitung wohin man sieht, das ZDF verlangt eben etwas von seinen Autoren für unser Geld. Die Ermittlungen und Geistesblitze Wilsbergs wirken gar sehr konstruiert. Kein Mensch kann z.B. nachvollziehen, warum der ermordete Professor das Versteck der belastenen Stasi-Akte in einer offen an der Wand hängenden Grafik verschlüsseln muss, wenn die Akte dann im Bücherregal seines Büros steht.Offensichtlich wollte das Autoren-Duo Belesenheit vortäuschen, indem es hier Anleihen bei Edgar Allan Poe und seinem "The purloined letter" aufnahm. Dass ein behinderter Uni-Dozent seine Behinderung aus Karrieregründen nur vortäuscht und damit durchkommt, gehört mit zu den Unmöglichkeiten des Drehbuchs. Das wahrscheinlich Unwahrscheinlichste ist allerdings die Szene, in der Kommissarin Springers (Rita Russek) Assistent Overbeck mit einer entsicherten und durchgeladenen Pistole im Stile eines Westernhelden herumjongliert und dabei mal kurz den Reifen des Polizeiautos zerschießt. So blöd ist kein Polizist, nicht mal Overbeck ( Roland Jankowsky, der mir nebenbei bemerkt in seiner Rolle immer besser gefällt).

Fazit: Nach der Gartenarbeit am Sonnabend besser ins Bett gehen und den Originalstoff lesen. "Wilsberg und der tote Professor" ist 2002 im grafit-Verlag erschienen und kann u.a. hier gekauft werden...

Foto: Hanspeter Graf (www.pixelio.de)

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Wir sind noch lange nicht am Ende, wir fangen ja gerade erst an...