Einen Tag vor der nächsten Schienenersatzverkehr-Orgie auf der Berliner S2 mal schnell zum Zahnarzt nach Berlin. Für inzwischen 3 Euro vierzig hinein ins volle (Bahn-) erleben. Nur mal so nebenbei: M. und ich kennen uns jetzt 43 Jahre, d.h. wir erleben bewusst, was es heißt, von Berlin nach Bernau zu fahren (oder umgekehrt). Es hat in diesem Zeitraum noch keinen Sommer gegeben, in dem nicht gependelt oder schienenersatzverkehrt wurde. Nachdem auch die Deutsche Bahn der größten Bananenrepublik der Welt das Schienennetz, Bahnhöfe und die Brücken 28 Jahre lang vergammeln liess, macht man seit 2017 offensichtlich große Anstrengungen. Nicht nur die Brücken haben es mehr als nötig. Naja, "jetzt fang'n wa gleich an" würde Otto Reutter singen.
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Gleise ins Nichts ( Wolfgang Dirscherl / pixelio.de) |
Eins von Reutters herrlichen Couplets heißt allerdings auch "Ich kann das Tempo nicht vertragen". Keine Angst: Nach dem neuen Fahrplan gammelt die S2 noch mehr als vorher. Teilweise steht sie auf den Bahnhöfen minutenlang herum, um dann endlich gemächlich weiter zu zuckeln. Das Karower Kreuz ist nach wie vor komplett zerwühlt, vom zweiten Gleis zwischen Berlin-Buch und Bernau hat man sich völlig verabschiedet. Das haben 1946 die Russen als Reparationsleistung abgebaut, die Reichsbahn schaffte kein neues und in der BRD ist jetzt plötzlich der Bahndamm zu schmal. Aufgrund der Sicherheitsauflagen. Ein Glück, dass wir die haben! Was das aber noch werden soll, wenn Bürgermeister wie der Bernauer Stahl(in) weiterhin tausende Menschen ins Umland locken, die hier aber keine Arbeit finden und daher nach Berlin pendeln? Wer weiß. BTW: Der Stahl(in) findet allerdings auch, dass ein direkter Zubringerzug pro Stunde von Bernau zum BER Weltklasse ist. Was weder für den Stahl(in) noch für die Deutsche Bahn spricht Und BER wird sowieso niemals fertig.
Nun also für 3,40 Euro nach Berlin. Für Unterhaltung ist gesorgt. Bis zum Bahnhof Ostkreuz erleiden wir eine Fahrkartenkontrolle im Stile eines SA-Schlägertrupps, einen Bettler, der uns mit seiner Leidensgeschichte erfreut und einen Musikanten, der seine schlechte Musik auch noch in Form von CDs an den Passagier bringen will und nach dessen Darbietung ich endlich Kopfschmerzen habe. Niemand wehrt sich und schmeißt diese Nervensägen raus. Wohin auch?
Zurück - ebenfalls für 3,40 Euro - sind es dann nur eine weitere Fahrkartenkontrolle, zwei Bettler, aber kein Musiker. Ich will schon reklamieren, aber dann ist unser Anschlusszug (fast) pünktlich.
Es wird einem was geboten bei der Berliner S-Bahn. Und das alles nur für 6,80 Euro...
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