Harry hielt sein Motorrad stets in Schuss. Das war nicht ganz einfach, denn auch bei der NVA gab es kaum Ersatzteile. Wenn die Tage und vor allem die Nächte kälter wurden, schraubten andere MZ-Fahrer schon mal an ein wenig am Vergaser rum, damit sie nicht auf den Bock mussten. Nicht so Harry. Seine Mühle lief immer, was ihm einerseits ziemlichen Spott seiner Kollegen und andererseits den Spitznamen Knatterharry eintrug. Den Namen trug er mit Stolz. Wenn ich ehrlich bin: Ich hatte mit meinem Lästermaul gehörigen Anteil an dieser Bezeichnung.
Verbotenes Foto: Harry mit Streichelhund im Herbst 1973 |
Nach dem Grundwehrdienst gingen wir beide wieder in unsere Heimatorte, Harry nach Ludwigslust und ich nach Berlin. Harry - wen wundert es - wurde Berufskraftfahrer. Einmal, vor zig Jahren, war er mit seinem Bus in Wandlitz und wir wollten uns endlich wieder treffen. Da hatten ein paar Vollidioten seinen Bus mit Graffiti besprüht und er verbrachte die Nacht bei der Polizei wegen der Anzeige. Mit dem Treffen wurde es nichts und den Ärger mit seinem Arbeitgeber hatte er außerdem. Wunderbarer Barnim!
Gestern bekam ich einen Bücherkatalog auf den Tisch, in dem u.a. ein Buch über die Geschichte der NVA beworben wurde. Das brachte mich auf die Idee, den Harry wieder einmal anzurufen.
Nun, Harry ist vor drei Monaten an Lungenkrebs verstorben. Er hatte nie geraucht und als pflichtbewusster Kraftfahrer nie Alkohol getrunken.
Und wir haben uns niemals wieder gesehen...
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