Vor Jahren arbeitete ich für einen US-amerikanischen Konzern. Um nun die Gewinne vor Steuern nicht ausufern zu lassen, veranstaltete man jedes Jahr sogenannte Europa-Meetings des unteren und mittleren Managements. In Praxi flogen also ca. 200 Leute aus "Europa" in ein fernes Land, wurden dort vermeintlich geschult und vor allem beobachtet. Säuft er bei den abendlichen Feten - bedenklich. Säuft er nicht - er hat was zu verbergen. Selbst der schönste Ort wurde einem so verleidet und als einer meiner Kollegen aus Westdeutschland mal wieder so richtig systemkonform ins Schwärmen kam - man hatte uns nach Mauritius verschleppt - sagte mein Schweizer Kollege ganz trocken: "Was nützt die schönste Insel, es ist doch trotzdem nur Brainwash hier." Die Schweizer dürfen so reden, sie haben sich im Gegensatz zu uns Deutschen ihre Freiheit und Demokratie hart erkämpft. Uns wurde derartiges immer nur gnädig von oben geschenkt. Und auch das auch nur im gewissen Umfang.
So war ich also auf Mauritius, ließ mich am Tage mit Parolen der Marke "Höher, weiter, schneller - vorwärts zum 24. Parteitag" und des Abends mit gutem mauritianischem Rum abfüllen und wäre trotzdem lieber zu Hause gewesen. Die Verbrüderung mit den übrigen Europäern klappte auch nicht, denn Franzosen, Engländer, Italiener und Spanier waren lieber unter sich. Einzig der einzige Pole ließ sich auf ein Gespräch mit uns Deutschen ein und war ganz nett.
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Potjomkin-Treppe Odessa bei Nacht (© pevi 2012) |
Am Tage im Meeting dann eine simple Frage vom Podium: Wir heißt der höchste Berg Europas? Mont Blanc, Matterhorn, Zugspitze, Kreuzberg - was da alles genannt wurde. Schließlich erbarmte sich der solidarische Ossi in mir und ich gab den alles entscheidenden Hinweis: Der höchste Berg Europas ist der Elbrus im Kaukasus. Meine Kollegen aus ganz West-Europa waren nicht darauf gekommen. Elbrus, Kaukasus - das soll Europa sein? Schon damals also hatte sich die Propaganda EURO= EU=EUROPA tief in die Köpfe gefressen. Retten wir den Euro, retten wir gleichzeitig Europa. Was für ein Quatsch!
Europa geht nicht nur für die meisten
Westdeutschen noch immer nur bis zur Elbe. Dahinter beginnt laut Adenauer die asiatische Steppe. Zur Feier meines 60. Geburtstages waren M. und ich daher aufgebrochen in ein Land weit hinter der Elbe. Ein Land in dem ich mich schon in den siebzigern Jahren des vorigen Jahrhunderts sehr wohl gefühlt habe und das ich meiner lieben Frau unbedingt zeigen wollte. Ein Land, das wie wir im Osten Deutschlands in den vergangenen Jahren mit unerhörten Umbrüchen zu kämpfen hatte. Was ist aus den Menschen in der Ukraine, aus dem Land Ukraine geworden? Darüber unterhalten wir uns hier in den nächsten Tagen....
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