Die berühmte Potjomkin-Treppe in Odessa (© fv 2012) |
Ein Wissenschaftsbereich der Humboldt-Uni hatte in den siebziger Jahren und bis zum Anschluss der DDR eine Partnerschaftsbeziehung zum dortigen Kältetechnischen Institut Was sich hier eher im Stillen vollzog, war gelebte Deutsch-Sowjetische Freundschaft. Die DSF - wie es im Ideologensprech der DDR hieß - war ja sonst reines Lippenbekenntnis und erschöpfte sich oft im Zahlen der Beiträge für die gleichnamige Gesellschaft. Richtige Sowjetmenschen bekam man selten zu sehen und wenn, waren es meist höhere Offiziere der Besatzungsmacht. Einfache Soldaten ließ man lieber nicht auf das DDR-Volk los. Die DDR-Bürger konnten die Sowjetunion fast nur in Reisegruppen besuchen, Privatkontakte waren verpönt.
Als mein Vater Ende der sechziger Jahre plötzlich Post von seinem ehemaligen weißrussischen Arbeitskollegen Nikolai aus dem Gebiet Gomel bekam, setzte er sich in den Kopf , diesen Freund wieder zu sehen. Nikolai und er hatten nach der Befreiung in der hiesigen ehemaligen Waffen- und Munitionsfabrik Theodor Bergmann und Co. in Bernau-Waldfrieden, dem sogenannten Torpedowerk, das ab 1945 bis 1993 von der sowjetischen Armee als Reparaturstützpunkt für Kraftfahrzeuge genutzt wurde, zusammen gearbeitet. Mein Vater war gerade aus englischer Kriegsgefangenschaft entlassen, in die er im Alter von 17 Jahren geraten war. Nikolai kam mit auf unser Grundstück und in unser Behelfsheim, in dem mein Vater mit meinen Großeltern und meinen Urgroßeltern nach dreimaligen Verlust ihrer Berliner Wohnungen durch englische und amerikanische Bomben leben mussten. Es muss ganz lustig gewesen sein, mein Großvater war kein Kind von Traurigkeit und Nikolai brachte sicherlich etwas Wodka mit.
Nikolai (rechts) mit Freund im Oblast Gomel |
Wie wir Studenten die Sowjetunion unabhängig von den staatlichen Reisebüros und Restriktionen quasi privat erleben konnten, erfährt der geneigte Leser im nächsten Teil dieser kleinen Serie über einen Teil Europas...
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