
Am 1. September vor nunmehr 18 Jahren habe ich mit dem Außendienst angefangen. Das war 1990. Viel hat sich seit damals verändert - zum Positiven, aber auch zum Negativen. Bei einem Grundproblem aller Außendienstler, nämlich der Frage,wie man sich während der langen Touren einigermaßen vernünftig und ohne langen Zeitverlust ernährt, ist kaum eine Verbesserung eingetreten.Während man noch viele Jahre nach der Wende an fettigen Wurstbuden auf Autobahnparkplätzen halb verbrannte Bratwürste in sich hineinschlang - der dröhnende Generator, der die Bude mit Strom versorgte, machte jeden Aufenthalt dort zur Folter - hat man heute die Wahl zwischen McDoofnalds und Würgerking.Beides ist teuer und nicht wirklich gesund oder gar befriedigend. Nur der reine Hunger wird gestillt.Die wenigen noch verbleibenden Autobahnraststätten sind keine Alternative, wer will schon für ein Wiener Würstchen 3 Euro bezahlen? Ist man in der Stadt unterwegs, ist die Auswahl nicht besser. Innenstadtrestaurants bieten zwar verbilligte Mittagsmenüs,aber ein Restaurantbesuch
bedeutet Zeitverlust und der Parkplatz ist dann noch meist teurer als das Essen. Doch wieder Würstchenbude oder Bäcker.Bei einem Bäcker in Lankwitz habe ich mir mal Salmonellen geholt.Also keine Kuchenstücke mit Pudding, Sahne oder Krem.Eine Zeitlang wollte ich dann einen Streuselschneckenratgeber für Deutschland schreiben, d.h. einen Atlas herausgeben, auf dem die besten Streuselschneckenbäcker Deutschlands eingezeichnet waren. Aber auch bei Streuselschnecken wurde die Qualität immer schlechter, so dass ich den Plan bald aufgab.Das Bäckersterben tat ein Übriges. (Mit Trauer denke ich immer an den Bäcker an der Autobahnabfahrt Prenzlau zurück, der seinen Sauerteig noch selber machte.Immer wenn ich da vorbei kam, deckte ich mich mit Broten ein. Bis auch er eines Tages geschlossen war.) Überhaupt die Streuselschnecke: Ein einfaches Feingebäck, mit Hefe gelockert.Der Tütenbäcker (Tüte mit Fertigmehl auf und ausschütten, Wasser dazu, umrühren, backen) ertränkt sie nach dem Backen noch in etwa einem Liter Zuckerguss, so dass auch gar nicht vom Geschmack der Streusel und des Hefeteigs übrigbleibt. Eine Zeit lang waren die Schnecken unseres Klosterfelder Bäckerwagens ganz gut. Für den Preis von 65 ct - über den Preis darf man wirklich nicht nachdenken- gab es einigermaßen anständige Qualität. Vor einigen Wochen hat er den Preis auf 70 ct erhöht und die Schnecken kleiner gemacht. Ich weiss, dass der Mann sich nicht bereichern will und genau wie alle anderen einfachen Menschen in diesem Land am "Aufschwung" zu knabbern hat.Trotzdem hege ich finstere Gedanken ihm gegenüber und hoffe, dass ihn mein Boykott hart trifft! Also, selber backen, Hunger verkneifen und wenn es geht, zu Hause essen:
Streuselschnecken
500 g Mehl, 75 g Zucker, 1 Päckchen Vanillin-Zucker und eien Prise Salz mischen, 75 g Butter in Flöckchen zufügen. 1/4 Liter Milch handwarm erwärmen und 1 Tütchen Trockenhefe darin verrühren, dann unter die Mehlmischung kneten, einen feuchten Teig herstellen und diesen ca. 30 Minuten im max. auf 40 ° C erwärmten Ofen gehen lassen.
Dann den Teig auf etwa 1,5 bis 2 cm Dicke ausrollen - je nachdem, ob man die Schnecken noch füllen will oder nicht.Daraus mit einer Kompottschale oder ähnlichem 5... 6 cm breite runde Fladen ausstechen. Diese Fladen auf 2 mit Backpapier ausgelegte Bleche legen und im Ofen nochmals 30 min gehen lassen.Inzwischen 125 g Mehl, 75 g Zucker, 1 Pck. Vanillin-Zucker, 1 Prise Salz mit 90 g Butter so lange per Hand kneten, bis Streusel entstanden sind. Nach der Garzeit der Fladen darauf verteilen. Den Ofen auf 200°C (Umluft auf 175 °C)vorheizen, die Schnecken ca. 25 Minuten backen bis sie am Rand leicht braun werden.Man kann die Schnecken jetzt nach dem Abkühlen noch aufschneiden und mit einer Pudding-Sahne-Mischung oder nur mit Vanillepudding füllen. Ich empfehle allerdings den puren Genuss und verzichte auch bewußt auf den Zuckerguss.
Für alle, die schon immer mal einen Hefekuchen oder eine Pizza mit Hefeteig backen wollten und deren Hefe nie so richtig mit machte, planen M. und ich im Herbst ein kleines Praxis-Seminar. Bitte per e-mail anmelden.
Foto. Buchstabenrätsel aus Hefegebäck (siggibau, www.pixelio.de)
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