"Kaum noch freie Intensivbetten am Immanuel Klinikum Bernau und im Forßmann Krankenhaus Eberswalde" debakelt die "Märkische oder Zeitung", das Lieblingsblatt unserer Lokalfürsten, wie nicht anders zu erwarten hinter der Bezahlschranke. Und suggeriert damit wieder einmal die Unbeherrschbarkeit der Coronapandemie. Da ich für diesen Käse schon lange kein Geld mehr ausgebe, bin ich gezwungen, wieder einmal im Internet zu recherchieren. Die App INBEE bietet eine gute Übersicht über die tatsächliche Lage in Deutschlands Krankenhäusern bezüglich Intensivbetten.
Danach waren gestern in Berlin 24,66 % der Intensivbetten mit COVID19 - Patienten belegt.Das sind 308 Patienten, von denen 207 beatmet werden. 134 Intensivbetten sind frei. (Datenherkunft: offizielles DIVI Intensivbettenregister).
In Brandenburg sind 159 COVID19-Patienten auf der Intensivstation, davon werden 82 Patienten invasiv beatmet. 20,98 % der Intensivbetten sind daher mit COVID19- Patienten belegt. 139 Betten sind frei. (Datenquelle: ebenda) . Schlimme Zahlen, aber nicht anders als in ähnlichen Lagen, z.B. während der Grippewelle 2017/2018. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass Patienten aus dem Barnim notfalls dahin verlegt werden, wo Platz ist.
Die Gründe für die Panikmache der fast ausschließlich obrigkeitshörigen Lokalpresse liegen auf der Hand. Sie will zum wiederholten Male von der Unfähigkeit der Landes- und Bundespolitik ablenken.
Die Brandenburger Landesregierung hat in der Corona-Pandemie weitgehend versagt. Wohl in keinem Bundesland ist die Impfaktion dermaßen schlecht organisiert." In Brandenburg wird niemand zu einer Impfung eingeladen. Die Bürger müssen sich selbst kümmern. Und noch heute warten Hochbetagte in Heimen auf die Erstimpfung." schreibt die "Berliner Zeitung"* dazu. Und: " Schon am ersten Tag hatte sich gezeigt, dass die Brandenburger Methode, die Terminbeschaffung allein dem Bürger aufzuhalsen, nicht aufgeht. Am 5. Januar brach das Telefonsystem zusammen, weil 200.000 Menschen die Hotline 116 117 wählten. Die zuständige Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher von den Grünen erklärte dazu, kein System der Welt halte so einen Ansturm aus. Dann beklagte sie die Wut der Bürger, die auf ihr Ministerium niederging, als treffe es dort lauter Unbeteiligte. Lange verwahrte sie sich sogar gegen den Begriff „Chaos“: „Das weise ich zurück. Bei uns läuft es nicht schlechter als anderswo“, ließ sie sich zitieren."*
Aus eigener Erfahrung und im Vergleich mit den Bundesländern Hessen und sogar Berlin kann ich bestätigen, dass es wesentlich schlechter läuft. Mitte März zog der Brandenburger Regierungschef Woidke (SPD) in seiner rot-schwarz-grünen Koalition dann auch die Reißleine. Er übertrug die Verantwortung für das Impfen seinem Innenminister Michael Stübgen (CDU). Tatsächlich sind die Zahlen besser geworden: Brandenburg hat jetzt eine mittlere Impfquote von 5,6 Prozent, bei den Erstimpfungen von 16 Prozent. Nach 16 Monaten Corona und hirnlosem Herumwerkeln wirklich beachtlich, oder ?Nur läuft es mitnichten besser. Als ich - im Vertrauen auf Zeitungsmeldungen, dass jetzt die Hausärzte impfen dürfen - meinem Hausarzt nach über einer Woche die Bude einrannte (immerhin bin ich durch eine Virusgrippe mit multiplem Organversagen heftigst vorgeschädigt und wäre 2018 fast gestorben), zuckte der nur die Schultern, weil er kein Serum hatte. Immerhin wurde ich auf eine Warteliste gesetzt.
Ein weiteres Zitat aus der Realität des Brandenburger Impfwahnsinns: "Der Ehemann einer Kollegin der Berliner Zeitung ließ sich von der Entfernung seines Impfzentrums nicht abschrecken, ergatterte nach zahllosen telefonischen Versuchen einen Termin in Falkensee. Pünktlich vor Ort wird er nicht vorgelassen: In seinem Diabetes-Attest von einer Berliner Ärztin fehlt die Angabe des Paragrafen im Infektionsschutzgesetz (§ 3). In Berlin ist der nicht nötig. Der Ehemann besteht auf seiner gebuchten Impfung. Er ist berufstätig, hatte eine lange Anfahrt. Er wird wütend, auch laut, weil er nicht glauben kann, was er erlebt. Zwei Soldaten führen ihn raus. Ordnung muss sein in Brandenburg. Vielleicht gibt es den Hinweis auf den Paragrafen in den Tiefen der Website – ich habe ihn nirgends entdeckt.
So sieht sie aus, die Brandenburger Impf-Wirklichkeit. Bürger sollen durchs ganze Land zu den Impfdosen reisen statt umgekehrt. Viele haben es offenbar auch getan, sonst wären jetzt nicht rund 415.000 Bürger geimpft. Leser mit Erkrankungen oder ohne Internet-Fitness schildern in Briefen an die Redaktion, wie hilflos sie sich fühlen. Wer denkt sich so einen Wahnsinn aus, bei dem Zeit, Wege und Umstände der Bürger keine Rolle spielen? "*
Nun hasse ich als ehemaliger DDR-Bürger nichts so sehr wie Wartelisten, Vorbestellungen, Warteschlangen, Anmeldungen und ähnliche Auswüchse der Mangelverwaltung. Und als eben dieser Internet-fitte DDR-Bürger habe ich jetzt auch einen Impftermin in einem weit entfernten Impfzentrum ergattert. Auch ohne blaue Fliesen einzusetzen. Und hoffentlich ohne Bundeswehreinsatz ...
*Zitate aus "Brandenburg und das hausgemachte Impf-Chaos" von Birgit Walter, Berliner Zeitung (online) vom 14.4.2021 - 06:31 Uhr
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