Zweifellos kann man über die Eskapaden unserer Super-Politiküsse bei ihren gigantomanischen Bauvorhaben wie Elbphilharmonie, Stuttgart 21, Flughafen BBI, Berliner Staatsoper, Kölner U-Bahn und ähnlichen Glanzleistungen nur den Kopf schütteln. Allerdings werden - voraussichtlich - irgendwann einmal Züge im neuen Stuttgarter Hauptbahnhof halten, Flugzeuge in Schönefeld oder anderswo abheben, Musik in der Philharmonie oder der Staatsoper erklingen. Die Kölner U-Bahn fährt ja schon (ein wenig jedenfalls) und lässt sogar den Dom in seinen Grundfesten wackeln.
Wie man sieht, haben diese Bauvorhaben alle einen gewissen Sinn für den Bürger. Manchmal ist dieser Sinn umstritten, aber immerhin kann man mit einigermaßen guten Willen einen Sinn oder Zweck des Bauwerks erkennen Man weiß, warum das Zeug gebaut wird. (Die Profitinteressen der am Bau Beteiligten lassen wir an dieser Stelle einmal außen vor)
Auch hier sind die Bernauer Provinzbonzen ihrer Zeit weit voraus. Hier baut man wegen der Bewegung, man tut so, als ob man Fortschritt will: Man baut ein Parkhaus, das keiner benutzt - gestern um 11 Uhr vormittags, die Bahnhofpassage platzte vor Kundschaft aus allen Nähten, waren ganze drei Autos im Parkhaus an der Waschspüle. Eine Fehlinvestition?
Man fummelt jahrelang an einem Bahnhofsvorplatz herum, auf dem man dann keine Familien mit Kinderwagen oder Behinderte mit Rollstuhl absetzen kann, nur ein paar Taxis warten und die Busse nicht wenden können. Man baut eine Kinderplansche, von der immer die Fliesen abfallen und schreibt die eingeplanten fürstlichen Eintrittsgelder jahrelang in den Mond. Im einzigen überdachten Schwimmbad, das von der Stadt aufwendig gefördert wird, geht einem Erwachsenen das Wasser bis zum Bauchnabel. Und man kauft schon mal überteuerte Immobilien auf Vorrat. Glanzleistungen, wohin man blickt. Allerdings hat Bernau auch die Eigenschaft, dass es immer noch ein wenig schlimmer geht.
So wurde bei einem ganz besonderen Bauwerk am Montag Richtfest gefeiert. Ein Danaergeschenk feierten da der edle Spender und der Bürgermeister. So wie sich das trojanische Pferd für die Trojaner als unheilvoll und schadensstiftend erwies, steht nun das neue Mühlentor in seiner ganzen Hässlichkeit und versperrt den Blick in und aus der Stadt. In einem längeren Post habe ich schon darüber geschrieben. Der Wahnsinn wurde durchgezogen und er hat inzwischen Methode. Hübler, der Vereinsvorsitzende und Spender, schlug den letzten Nagel zum Sarg einer frei zugänglichen Innenstadt ein.
Seine Aussagen im verlinkten Artikel muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Man könnte diese Aussagen auch spaßhaft nehmen. Wenn jemand nach Jahren der Agitation und Propaganda für ein Kitsch-Bauwerk immer noch nicht weiß, wozu das Ding eigentlich da ist, muss es wirklich Kitsch sein. Allerdings werden Phrasen, immer wieder wiederholt, auch im Laufe der Jahre nicht wahrer. Wie die, dass das Mühlentor für die Stadt kostenlos ist. Wo sich die Stadtverwaltung sonst jeden Stempel extra bezahlen lässt, war die Umleitung ganz kostenlos? Die Verlegung der Versorgungsleitungen? Wer bezahlt eigentlich die Instandhaltungskosten? Der Steuerzahler? Wem gehört das Ding? Wem gehört das Grundstück, auf dem es steht? Allein die Nerven der Bürger, die die monatelangen Totalsperrungen und Umleitungen kosten, sind wohl nicht zu bezahlen. Dass jetzt dafür gesorgt ist, den einzig schönen Ausblick von der Mühlenstraße auf die Marienkirche mit einem hässlichen braunen Klotz zu verstellen, ist schon infam.
Noch viel schlimmer ist es, dass man nun auch der Feuerwehr Schritttempo zumuten will und die Verursacher der Misere noch immer nicht wissen, was mit und in dem Tor passieren soll !? Verkehrshindernis, Graffiti-Übungsfläche, illegales Pissoir? Niemand weiß es, zumal das hässliche braune Teil im Winter nicht beheizbar und zu klein für ein Museum oder ein Büro ist.

Dieses Mühlentor und seine "Geschichte" sind ein Lehrstück für den Kleingeist und die geistige Enge, die immer noch in den Köpfen der meisten Bernauer Großkopfeten herrschen. Kleingeister mauern sich eben gern ein. Und den letzten Satz des Anstifters dieser wahnsinnigen Materialverschwendung werte ich als Drohung gegen jeden Menschen mit gutem Geschmack. Hoffentlich finden sich einige Stadtverordnete, die Herrn Hübler und Seinesgleichen in ihrem Wahn daran hindern werden, die Stadt mit noch mehr unsinnigen Nippes voll zu stellen.
Die Fotos zeigen das fast fertige Mühlentor in seiner vollen "Schönheit" und Funktion als Straßensperre. Die Aussicht und Durchfahrt aus der Stadt und in die Stadt sind völlig versperrt. Links und rechts sollen nun noch Stelen angebracht werden, damit wahrscheinlich auch Radfahrer Schrittgeschwindigkeit fahren müssen. Und wie ein Kommentar in der "MOZ" heute lautet: " Falls das neue Rathaus wirklich in der Bürgermeisterstrasse 25 errichtet werden sollte, ist zumindest gesichert, dass der Verkehr der Baufahrzeuge durch die Innenstadt abgewickelt wird (Bauzeit 3 Jahre? Oder mehr?)."
Ein Trost: Das alte Tor wurde nach ca. 400 Jahren abgerissen. Das neue wird wohl nicht so lange stehen...
(Fotos: © fv 2013)
Ich muss wiedersprechen,
AntwortenLöschenes worden keine Versorgungsleitungen umverlegt, sie wurden einfach überbaut.
Deshalb hat hat man die Bodenplatte relativ flach gegründet.
Die Stadt sagt sich , was geh uns das an,sollen die Medienträger sehen was sie machen.
Mühlentor Durchfahrt
Verstehe die ganze Aufregung um die zu kleine Durchfahrt nicht, denn der Bauordnungsamtsleiter von Barnim, Herr Jankowiak, ist ja auch Vorstandsmitglied des Mühlentor-Vereines und Bürger dieser Stadt. Der wird ja durch seine Fachkompetenz wissen, wie groß eine Tordurchfahrt sein muß.Wenn er es nicht wissen sollte, so hätte er seine Frau fragen können, die ein Bau-Planungsbüro betreib.
Alle hacken nun auf Hübler rum;aber möglich war es nur, weil die Abgeordneten dem Torbau zu gestimmt haben. Wir haben sie doch gewählt.
Auf einen Brief an die Verkehrswacht, weil ich sah, dass die Probleme nicht nur vor dem Tor sind, sondern viel mehr gefährlicher hinter dem Tor wurden nicht beantwortet.
Ach Frau Enkelmann wollte sich nicht auf ein persönliches Schreiben hin äußern, als ich sie zu ihren Standpunkt zur Steuerverschwendung befragt habe.
12 Kommentare in der MOZ, gab es schon lange nicht mehr, jedoch alles zu spät...
http://www.moz.de/nc/kommentare/mc/1110020/1339/1/
Eine Grundplatte, die Versorgungsleitungen überbaut? Mit soviel Irrsinn konnte wohl keiner rechnen.
AntwortenLöschenMan kann diesen Sachverhalt einfach daran erkennen, wieweit das Straßenpflaster aufgenommen wurde.
AntwortenLöschenMan muß diesen Schildbürgerstreich aber auch etwas positives Abverlangen, so gibt es die Chance, dass das Tor einmal bei der Instandsetzung der Versorgungsleitungen zusammenbricht.
Architektonisch interessant ist auch die Lösung der Fallrohre der Dachentwässerung, die in Mauerwerksnischen der Ansicht zur Stadt zu sehen sind. Nicht störend wäre die Anordnung der Nischen seitlich oder in inneren.