"Nun ward der Winter unsers Missvergnügens
Glorreicher Sommer durch die Sonne Yorks;
Die Wolken all, die unser Haus bedräut,
Sind in des Weltmeers tiefem Schoß begraben.
Nun zieren unsre Brauen Siegeskränze,
Die schart'gen Waffen hängen als Trophä'n;
Aus rauhem Feldlärm wurden muntre Feste,
Aus furchtbarn Märschen holde Tanzmusiken."
Nun, das Drama wird er nicht überleben, der Adelssproß, der da so optimistisch Shakespeares "Richard III." mit seinem Monolog eröffnet. Am Ende wird er sich dringend "Ein Pferd, ein Pferd!" wünschen und dafür das ganze Königreich hergeben wollen. Und seine Krone rollt vom abgeschlagenen Kopf in den Staub Englands.
Space Center in Leicester/ England (Ch.Wismans/pixelio.de) |
Die Rede ist vom Herzog von Gloucester, dem späteren Richard III. (* 2. Oktober 1452 auf Fotheringhay Castle, Northamptonshire; † 22. August 1485 in Market Bosworth, Leicestershire). Er war von 1483 bis 1485 König von England und der letzte König aus dem Haus Plantagenet, dessen Nebenlinien, die Häuser York ( Wappen Weiße Rose) und Lancaster ( Wappen Rote Rose) , einen jahrzehntelangen Machtkampf gegeneinander austrugen. Mit Richards Tod und der Niederlage der Yorks endete die Epoche der sogenannten Rosenkriege. Im Shakespearschen Stück lässt Richard den Rest der ganzen Sippe York und damit alle übrigen Kronprätendenten umbringen, um auf den Thron zu gelangen. Im realen Leben hat er seine Spuren so genial verwischt, dass ein Teil seiner vermeintlichen Opfer nie gefunden wurde.
Am 7. August 1485 landet Heinrich Tudor, der letzte Nachkomme Heinrich des V. und aus dem Hause Lancaster, mit walisischen und französischen Truppen sowie einem Söldnerkontingent in England. Richard zieht ihm entgegen, und am Montag, 22. August, wird bei Market Bosworth, einem Flecken zwischen Shenton und Dadlington in Leicestershire, um die Krone Englands gekämpft. Richards zehntausend Mann stehen 5000 Soldaten Heinrichs gegenüber. Richard wird verraten, er verliert die Schlacht und sein Leben, sein Leichnam wird geschändet, im Wirtshaus "The New Wake" in Leicester ausgestellt und schließlich im dortigen Franziskanerkloster bestattet. Als Heinrich VIII. aufgrund seiner Weibergeschichten vom katholischen Glauben abfällt und die Klöster säkularisiert, werden Richards sterbliche Überreste angeblich in einen Fluss geworfen.
Im August vorigen Jahres findet man ein komplettes Skelett unter dem Beton eines öffentlichen Parkplatzes in Greyfriars, einem Stadtteil Leicesters. Ein Teil des Parkplatzes liegt auf den Grundrissen einer Kirche, diese wurde im 16. Jahrhundert abgerissen. Da Richard verwachsen war und das Skelett entsprechende Merkmale aufweist, schien der Augenschein die Identität der Überreste zu bestätigen. Entsprechende vergleichende DNA- Tests und weitergehende Untersuchungen der Knochen inklusive der Anwendung der Radiocarbon-Methode haben jetzt bestätigt, dass Richards sterbliche Überreste gefunden wurden.
Ein Krimi, vor 528 Jahren passiert und dann aufgeschrieben von William Shakespeare, hat sein Ende gefunden...
zum Foto: Das Raumfahrt-Zentrum Leicester birgt faszinierende Fossile der Geschichte und außerdem das Challenger Learning Centre.
...und jetzt bekommt er endlich einen Sarg und ein anständiges Grab. Hat er auch verdient! Wer will nicht
AntwortenLöschenseine Verwandten umbringen und traut sich dann doch nicht??!!
Er hat sich getraut!
Sein DNA-Verwandter sieht allerdings sehr zivilisiert aus; was doch 500 Jahre so ausmachen!!
Barnimer
Ritchie hat auch nichts anders getan, als seine Standesbrüder und -schwestern heute. Statt Gift und Würgeschlingen nimmt man heute allerdings meist Geld oder Pistolen und hat Geheimdienste, die das ganz geheim erledigen.
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