
Es war zu erwarten.Die Aufarbeitung schlägt über uns zusammen.Nein, nicht die Aufarbeitung nach der Ära Bush und der Frage, wie willfährig deutsche Politiker gegenüber diesem Verbrecher-Regime waren, ob es USA-Geheimgefängnisse in Deutschland gab oder gibt, die Vertuschungsversuche der deutschen Justiz oder der Rolle des SPD- Kanzlerkandidaten Steinmeier bei der Inhaftierung und bisher straflosen Folterung des Bremer Deutsch-Türken Kurnaz oder gar der Rolle des BND beim Angriffskrieg auf Baghdad.Es gäbe eine ganze Menge zu tun und vor allem öffentlich zu machen. Der Medienaufschrei müsste eigentlich gewaltig sein.
Aber nein, es geht ausschließlich um die DDR. Und wie nicht anders zu erwarten, will man natürlich zuerst den ehemaligen DDR-Bürgern beibringen, wie sie gelebt haben. Nämlich trübe und trist und ständig unterdrückt. In Erdhöhlen, sich jeden Tag um trockenes Brot prügelnd. Immer KGB und Stasi im Nacken. Natürlich hat man die "Alten" schon längst abgeschrieben, denn die können ja noch vergleichen und ab und zu mal "Halt" sagen. Es geht vor allem um die Köpfe der Kinder und Enkel, damit wenigstens die jungen Leute so blöd bleiben wie die Gören in Bayern, die ja bekanntlich das "allermeiste" Wissen über die ehemalige DDR besitzen.
Ich wiederhole mich nur ungern und ich habe mich hier an dieser Stelle schon so oft wiederholt, aber ich werde es immer wieder sagen (jedenfalls so lange, bis man mir das Internet sperrt): Die Klischees über das Leben in der DDR müssen einfach wahr sein, weil sie ständig wiederholt werden. So flimmern dann fast täglich Machwerke wie "Die Frau vom Checkpoint Charly" oder Erlebnisberichte aus allen möglichen DDR-Höllen über den Bildschirm oder füllen die Schlagzeilen und jeder Revolverjournalist bringt noch 'ne Gruselstory mehr. Von Dagmar Enkelmann bis Angela Merkel: Wir arbeiten auf. Wird sich schon irgendwie auszahlen. Da hilft es auch nichts, dass der meiste Unsinn irgendwann widerlegt wird - wie die Horrorgeschichte der sogenannten Frau vom Checkpoint Charly- oder vieles nur aus dem Gesamtzusammenhang der Rolle beider besetzter deutscher Staaten im Kalten Krieg zu erklären ist.
Zwar habe ich unserem Lokalzeitungsfürsten am Wochenende mitgeteilt, dass mich neben der miserablen Rechtschreibung und Grammatik an seinem Schmierblatt vor allem die ewige, einseitige DDR-Aufarbeitung stört, aber das wird nichts nützen.Der Mann hat seine Direktiven und selber Denken tut bekanntlich weh. Zensur gibt es ja nicht, aber man könnte anecken. Folgerichtig fordert die "Märkische Oderzeitung" heute ihre Leser auf, eigene Horrorgeschichten über die DDR einzuschicken. Ich könnte dem Herrn Chefredakteur der "MOZ" so einiges mitteilen, aber meine Horrorgeschichten von Deindustrialisierung des Ostens, von der Entlassung Hunderttausender Arbeiter,Wissenschaftler und Ingenieure, der sinnlosen Verschleuderung und Zerstörung von Volksvermögen, dem Verlust der Menschenwürde durch Arbeitslosigkeit,auf dem Arbeitsamt,durch Mobbing und Manager, bei Hartz IV, über Kriegseinsätze mit toten afghanischen Frauen, Kindern oder deutschen Bundeswehrsoldaten, Geheimdienstmauscheleien, einer wesentlich raffinierteren Stasi reloaded, einem durchgeknallten und vorbestraften Innenminister Mielke 2.0 und über den Terror der wieder einmal gleichgeschalteten Medien sind viel aktueller und fangen erst nach 1989 an. Es gäbe selbst für ein Provinzblatt so viel zu tun...
Grafik: Deutschlandpuzzle (Gerd Altmann, www.pixelio.de)
Hallo Valli, zum Glück kommt es ja nicht überraschend, die LVZ Witze, die MOZ nun Geschichten, die unser unfreies Leben schrieb. So wird man wohl in allen neuen Ländern verfahren, hier wäre wohl die Resonanz zu gering, deshalb bleibe ich davon verschont. Gruß
AntwortenLöschensehr amüsant ist auch die aktuelle kampagne der ARD "Damals im Osten"; federführend ist der MDR. die hetze fließt dort aus jedem satz -- so eine plumpe propaganda gab's noch nicht mal vor 89.
AntwortenLöschendiese soße wird bis zum oktober im zuge der "Erinnerungsschlacht" natürlich noch zunehmen -- viel stoff für die blogs :-).