Was war passiert? Ich genoss gerade meinen Zucchiniauflauf, wie immer fand das Mittagessen am Computer statt und ich las dabei die "Welt" online, einen Artikel über die vielen nutzlosen Denkmäler für Lenin und Marx, die nun keiner mehr haben wollte. Die Dinger wird man offenbar nicht mal mehr bei notorischen Stalinisten los. Bis zu 12 Meter hohe Kolosse stehen da nutzlos herum und vergammeln. Gerade eben hatte ich Wolkogonows Lenin-Biographie ausgelesen und dabei gemerkt, dass Lenin eigentlich ein eben so mieser Machtpolitiker gewesen sein muss, wie sie bis zum heutigen Tag die Erde bevölkern. Gerade, wenn man die letzten Entwicklungen in dieser wunderbarsten BRD der Welt betrachtet, fallen einem unübersehbare Parallelen auf, außer man arbeitet für Merkels Freundinnen Friede Springer und Liz Mohn.
Da mein Zucchini-Gericht so fantastisch schmeckte, war ich guter Laune und kommentierte den Artikel online mit einem launigen Spruch:
" Aus 12 m Lenin gehen 8 Maas-Männchen oder wenigstens 5 Murksel. Ideologisch nähert man sich ja langsam an. Da braucht es bald neue Denkmäler."
Humor ist ja bekanntlich, wenn man trotzdem lacht und Ironie versteht nicht jeder oder soll sie nicht verstehen. Und so kam postwendend eine e-mail des Oberzensors der "Welt" zurück:
" Sehr geehrter User,
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Aus 12 m Lenin gehen 8 Maas-Männchen oder wenigstens 5 Murksel. Ideologisch nähert man sich ja langsam an. Da braucht es bald neue Denkmäler .
Sachliche Kritik, die eine informative, freundliche und aufgeschlossene Umgebung zum Gedankenaustausch bieten (die Grammatik wurde von mir beibehalten -der Blogger) , sind in der WELT.de-Community erwünscht. Beschimpfungen, nicht prüfbare Behauptungen, pauschale Verallgemeinerungen, anstößige Inhalte und das Versenden von Spam-Nachrichten sind nicht gestattet.
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Bumms, da war er wieder: Der allgegenwärtige Zensor, dieses Mal war er nicht pinkeln gewesen. Bloß nicht nachdenken, Satire, gar Ironie in Springers Presse? Fehlanzeige. Die "Welt" bringt zwar seit der Wahl Trumps zum US-Präsidenten jeden Tag wenigstens 4 bis 6 Artikel über "The Donald" , die "Beschimpfungen, nicht prüfbare Behauptungen, pauschale Verallgemeinerungen, anstößige Inhalte" (Zitat siehe oben) en masse enthalten. Von sachlicher "Kritik, die eine informative, freundliche und aufgeschlossene Umgebung zum Gedankenaustausch" bietet im Zusammenhang mit Trump oder auch Putin ist jedenfalls nie die Rede. Jeder Furz, der von Trump kommt, ob peinlich oder nicht, wird genüsslich aufgeblasen, umgedeutet, nieder geschrieben, zur Hetze benutzt. Eigentlich nur noch peinlich für diese Art von Schreiberlingen.
Nun- sei es wie es sei, ich habe diesen Pfeifen natürlich geantwortet:
" Sehr geehrter Zensor, ich bin es nicht gewohnt, als 65-jähriger noch wie ein dummer Schuljunge behandelt zu werden. Eine "Verwarnung" ähnlichen Inhalts habe ich wohl mit 15 zum letzten Mal vom FDJ-Sekretär bzw. SED-Schuldirektor bekommen. Insofern sollten Sie dringend Ihre Wortwahl überprüfen und vor allem mal darüber nachdenken, für wen Sie noch Zeitung machen. Ihre Leser werden wohl auch aufgrund der von Ihnen und Kollegen in den MSM manifestierten Arroganz immer weniger. Wenn Sie intellektuell nicht in der Lage sind, Ironie zu verstehen, tut es mir für Sie sehr leid und auch ich werde Ihre Zeitung online zukünftig meiden müssen. Dieses wird mir nicht schwerfallen."
Nutzen wird mein Protest natürlich nichts. Nutzen bringt nur das hier:
Die Tabelle zeigt die Entwicklung der Abo - und Einzelverkaufszahlen der großen Tageszeitungen im zweiten Quartal 2017 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Das geht durchaus in die richtige Richtung und bei einigen Blättern könnte auch ein Mensch in meinem Alter sogar noch die Einstellung der Publikation erleben. Tja, immer nur Weihrauch und Huldigungen für die Mächtigen braucht nun wirklich kein Mensch. Womit wir wieder bei meinen Eingangssätzen wären.
Zensur IST Gewalt! |
P.S.: Unser einheimisches Wurstblatt, die "Märkische Oderzeitung" hat im selben Zeitraum 3127 Leser verloren. Das sind - 4,3 Prozent. Aber auch für diese Publikation habe ich längst alle Hoffnung fahren lassen...
Es werden überall Menschen entlassen. Wenn eben ein Produkt schlecht ist, ist das eben so. Hoffentlich entschließen sich noch mehr Menschen, diese sozialistischen Blätter zu meiden. Danke für das Fontane Zitat.
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