
Und so war natürlich auch nichts zu hören zu den Bundeswehreinsätzen im Ausland, obwohl es gerade dabei um das erste Menschenrecht - nämlich das Recht auf Leben - geht. Kein bitterböses Lied von Biermann über deutsche Landser in Kabul und Kundus oder über deutsche Dreadnoughts am Horn von Afrika im Auftrag der Konzerne. Kein Aufschrei von Gauckmüllerbirthlerhinznookekunzlengsfeldschulze zu den Prügelorgien der Polizei in Stuttgart oder bei Gorleben. Keiner weist den Baron mit seinen Naziparolen vom "Volk ohne Rohstoffe" in die Schranken oder fragt gar mal nach, was die Banken mit unserem von Äntschie gespendeten Geld machen. Na ja, weg mit Schaden, diese Typen kann man getrost vergessen.
Eine Einzige aus der Riege ist jetzt allerdings angetreten, die Bundesrepublik Deutschland aus den Angeln zu heben: Sabine Bergmann-Pohl, letzte Volkskammerpräsidentin der DDR. So wie dieses gesamte Scheinparlament von März bis September 1990 war auch die Dame eine Lachnummer, wir standen damals immer völlig fassungslos da und fragten uns, ob Sabinchen ihren Kopf eigentlich zu etwas anderem als zum Huttragen hat. Denn schöne und große Hüte hatte sie.
Nun - nach zwanzig Jahren Stillschweigen irgendwo auf den hinteren Plätzen (niemand will wahrscheinlich so richtig wissen, wo sie solange war) - steht sie dem Bürgerbündnis "Berlin-Brandenburg gegen neue Flugrouten" vor. Dieses Bündnis hat sich in der vergangenen Woche gegründet und umfasst zwölf Bürgerinitiativen aus Gemeinden Brandenburgs und Berliner Bezirken, die von den neuen Flugrouten für den Flughafen Berlin-Schönefeld BBI betroffen wären. Nach Angaben des Bündnisses vertritt es 750.000 Menschen. Die Deutsche Flugsicherung hatte am 6. September Flugrouten vorgelegt, die anders als im Planfeststellungsbeschluss vorgesehen, voneinander abknicken und damit auch über den Süden Berlins und neue Brandenburger Gemeinden verlaufen.
Die Menschen hätten sich seit zehn Jahren auf die gradlinigen Flugrouten, wie sie in BBI-Planfeststellungsbeschluss zugrunde gelegt sind, verlassen, so Bergmann-Pohl. In der Frage der Flugrouten „geht es auch um unsere Grundrechte und den Rechtsstaat. Hier geht es um Willkür oder Demokratie“, sagte sie.
Wer jetzt allerdings annimmt, unser Sabinchen würde sich völlig uneigennützig für ihre Mitmenschen aufopfern, hat seit der Wende nichts dazu gelernt. Die Dame wohnt nämlich in Zeuthen und ist damit plötzlich unmittelbar von den geänderten Flugrouten betroffen. Nur deshalb stellt sie die Grundrechte in Frage. Vorher haben sie die Grundrechte ihrer Mitmenschen nicht gekümmert.
Ich befürchte, dass sich die übrigen Betroffenen und vor allem die Aktivisten des Bürgerbündnisses mit der Schirmherrschaft von Frau Bergmann-Hohl keinen großen Gefallen getan haben. Allerdings wäre das auch nichts Neues...
Foto: Reger Betrieb (Ulla Trampert / pixelio.de)
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