Bernau ist die Stadt mit der zweithöchsten Feinstaubbelastung in der Bundesrepublik. Eine Lösung tut Not und ist doch lange nicht in Sicht. Kurzgefasst: Man will mit kühnem Strich aus zwei Landestraßen eine einzige machen und damit alle Verkehrsprobleme der Stadt lösen. Dabei ist die Zusammenfassung der Straßen schon allein ein Unding. Man müsste z.B. die gerade fertig gestellte Bundesautobahn durchörtern, sieht aber für die gesamte Strecke nur 7 Millionen Euro Baukosten vor. Die zusammengeführten Straßen enden dann im Südosten der Stadt, am Bahnhofscenter, d.h. an einem Einkaufscenter, das heute schon die gesamte Kaufkraft aus der Innenstadt abzieht. Ein Narr, wer Böses dabei denkt? Niemand weiß bisher, wie der gebündelte Verkehr von dort abgeführt werden soll - außer, man leitet ihn wieder durch die Innenstadt. Denn ansonsten müsste man nun den Bahndamm durchörtern. Aber das Land zahlt nur die Straße bis zum Bahnhofscenter, d.h. die Kosten für die Abführung des gebündelten Verkehrs bleiben bei der Stadt. Wer jetzt noch nicht blöde geworden ist, sieht sich mal folgende Karte an:

Zur Erklärung: Links in Pink ist die Autobahn, an der roten Straße ganz links am Punkt mit der Bezeichnung 64,3 soll die neue Straße beginnen und südlich des Bahndamms (schwarze Linie) bis zur Ziffer 67,9 geführt werden. Man durchschneidet quasi die Niederung der Panke (durch neue EU-Gesetze geschützt) und bringt nebenbei einige kleine Gewerbetreibende in Bahnhofsnähe und an der heutigen L 200 um ihre Grundstücke. Dann nimmt die neue Straße an der L200 (rote senkrechte Linie in der Mitte) hier den Verkehr einer weiteren Landesstraße auf. Weiter geht es in Richtung Osten immer an der Bahn entlang, wobei einige Dutzend Kleingärtner enteignet werden müssen. An der Ziffer 67,9 endet die neue Trasse, bis hierher und nicht weiter zahlt das Land. Wie nun weiter mit dem gesammelten Verkehr ? Im Plan ist der einzig mögliche weitere Weg eine Bahnunterführung in Richtung Nordwest, die heute schon besteht und den Verkehr zunächst wieder in Richtung Nord-Nord-West und dann in die Eberswalder Straße nach Osten führt. Es sei denn, man einigt sich für einige Millionen mit der Deutschen Bahn und durchörtert weiter nordöstlich den Bahndamm, wobei dieser Trassenführung wieder das Gebiet des Teufelspfuhls und damit der Pankequellen im Wege stehen. Der Witz ist, dass die Stadtverwaltung nun die Landesregierung überreden will, auch die Baukosten für dieses letzte, noch zu planende Stück - also den Casus knaxus -zu übernehmen. Alles klar ? Übrigens, fast alle Fraktionen in der Bernauer Stadtverordnetenversammlung lehnen den gequirlten Unsinn ab. Bis auf die CDU. Die ist der Meinung, man sollte alles mitnehmen, was man geschenkt bekommt. Wahrscheinlich hätten die damals auch das Trojanische Pferd in die Stadt gezogen.
Mich erinnert diese Posse an die schöne Geschichte vom Eisenbahnbau zwischen St. Petersburg und Moskau. Die Pläne der Trasse hatte man dem Zaren vorgelegt und der mokierte sich über die aufgrund der sumpfigen Landschaft notwendigen Kurven. Kurzerhand nahm er ein Lineal und einen Bleistift und verband die beiden Städte mit einem geraden Strich. Genauso wurde die Strecke gebaut. Dort, wo der Zar mit dem Daumen beim Andrücken des Lineals leicht über die Linealkante gekommen war und mit dem Bleistift einen Schlenker auf dem Papier zeichnete, zeugt noch heute eine größere Streckenkurve vom planerischen Eingriff von Dero Höchstwohlgeboren. Die Geschichte ist leider nicht verbürgt, klingt aber ganz gut und glaubhaft.
Allerdings wurde die Eisenbahnstrecke Moskau - St. Petersburg tatsächlich gebaut. Aber ich bin sicher, dass wir auch noch in 15 Jahren über allerlei wirre Pläne für eine neue Ortsumgehungsstraße für Bernau reden werden...
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