
Zunächst einmal kaufe man sich zwei identische Zeitungen vom gleichen Tage. Die braucht man, denn jetzt fängt man an, alle Artikel auszuschneiden und die Schnipsel vor sich auf dem großen Esstisch im Wohnzimmer auszubreiten. Und nun tut man das, wofür Journalisten nicht bezahlt werden oder wozu man in den Redaktionen stundenlang braucht, um es dem Zeitungsleser unmöglich zu machen: Man stellt Zusammenhänge her. Zum Beispiel ordnet man die Meldung, dass die dem Staat gehörene Kreditanstalt für Wiederaufbau der bereits insolventen Lehman Bank in den USA noch schnell 300 Millionen Euro überwiesen hat, der folgenden Meldung zu:
" Staat verteuert Zinssatz für Studienkredite: Staatlich geförderte Studienkredite werden in Zukunft deutlich teurer. Die KfW hat den Zinssatz für ihre Studienkredite von effektiv 6,34 % auf effektiv 7,05 % angehoben... Die KfW vergibt seit 2004 Studienkredite, um mehr junge Leute trotz der Einführung von Studiengebühren in einigen Bundesländern an die Hochschulen zu locken."
Na ja, mit dem "Locken" dürfte es bald vorbei sein. Zusammenhänge ? Sicher rein gar nicht, oder zufällig oder so?
Oder: Man liest über das permanente Tagen der EU-Regierungschefs und will schon ein großes Paket Schoka-Cola packen und an das Bundeskanzleramt schicken, weil Äntschie so wenig Schlaf findet. Zusammen mit Pippin dem Kurzen alias Sarkozy schnürt sie ein gigantisches Rettungspaket für fast jede Parkbank und versichert jedem Bundesbürger: "Die Rändä , äh, Quatsch, Verzeihung, ich meine natürlich: Die Spareinlagen sind sicher!" Robert Halver von der Baader-Meinhof-Bank (oder so ähnlich, höchstwahrscheinlich ein Institut von Finanzmarkt-Terroristen; ach ne, die heißen Baader-Bank und sind noch nicht baden gegangen) versteigt sich sogar zu der Feststellung: "Angela Merkel ist die Mutter Courage der Finanzsysteme!" Warum nicht die Mutter Theresa der deutschen Bankmännätscher bleibt allerdings sein Geheimnis. Zu diesen Nachrichten passt dann wieder, dass 30.000 deutsche Kunden der isländischen Kaupthing Bank wohl auf ihre rund 308 Millionen € Einlagen verzichten werden müssen, weil sich die Bundesregierung bisher einfach nicht darum gekümmert hat. Im Gegensatz dazu hat sich in einem ähnlichen Fall Island mit Großbritannien und den Niederlanden geeinigt, ausländische Kunden zu entschädigen. Anders als die deutsche Bundesregierung waren die englische und die holländische Regierung sofort bei den Isländern vorstellig geworden. Solange noch was da ist und die Landeswährung noch nicht Stockfisch heißt.
Und zu guter Letzt: Während Dieter Dehm von der LINKEN hofft, dass vor vielen Banken Mahnwachen gegen den Spekulationswahnsinn stattfinden, hat sein Genosse und Wirtschaftssenator des durch eine kleinere Bankenkrise verarmten Stadtstaates Berlin, Herr Wolf, im vorauseilenden Gehorsam und als einer der Ersten dem Länderanteil bei der Finanzierung von Äntschies Banken-Rettungsplan zugestimmt. Man möchte doch so gern an der Macht bleiben und dafür schluckt man wirklich jede Kröte. Das ist richtig LINKS oder einfach nur zum Lachen...
Quelle: Financial Times Deutschland vom 14.10.2008
Bild: One Million Dollar (Hartmut 910, www.pixelio.de)
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