Fährt man mit der relativ neuen U-Bahnlinie "Elisabeth Line" von Zentral-London in Richtung Westen und steigt nicht in Hay& Harlington zum Flughafen Heathrow um, landet man unweigerlich im Städtchen Thyford. Dort kann man dann in einen Vorortzug - diesmal der Great Western Railway - umsteigen, der den Passagier in schnieken Eisenbahnwaggons mittels Diesellok sehr schnell nach Henley-on-Thames bringt.
Das Städtchen selbst ist nicht groß, aber sehr malerisch. Es verwundert nicht, dass das englische Fernsehen hier die fiktive Grafschaft Midsummer ansiedelte, in der der behäbige Inspector Barnaby seine Mordfälle aufklärt. Vor allem die Krimiautorin Caroline Graham lässt in jeder Folge der Serie wenigstens drei Leute umbringen. Allerdings war davon im realen Leben kaum etwas zu merken, denn Henley war voll und es kamen immer mehr Menschen, die an dem jährlichen Event teilnehmen wollten. Ich hatte gottseidank rechtzeitig unser Hotelzimmer gebucht und auch da ging es schon im Namen des Hotels blutrünstig weiter: Unsere Herberge, das Christine Wheel Hotel in der Hard Street, ist nach einem alten Folterinstrument, dem Richtrad (engl. „catherine wheel“, nach der Märtyrerin Katharina von Alexandria) benannt, "folterte" uns allerdings nur mit ausgiebigem English Breakfast und dem üppigen Abendessen.
In Henley wurden die Ruder-Wettbewerbe der Olympischen Sommerspiele 1908
und 1948 auf der traditionsreichen Strecke der Henley Royal Regatta
ausgetragen. Zur Strecke selbst kommt man nur über die Henley Bridge.
Das ist eine Straßenbrücke, die seit 1786 mittels fünf elliptischer
Steinbögen eine der zwei Hauptstraßen der Stadt mit der
Nachbargrafschaft verbindet und dann beim Schwenk nach links zum
Regattagelände führt. Überquert man die Brücke und wendet sich dann nach
rechts, erreicht man das interessante River Rowing Museum.
Dieses Museum befindet sich in einem Bootshaus aus Holz und ist der Geschichte des Ruderns gewidmet. Die Henley Bridge hatte auch in diesem Jahr viel auszuhalten. Wahre Menschenmassen überquerten den Fluß. Ruderer und alte Herren (mit ihren Damen) in ihren gestreiften Clubjacken bevölkerten die Wiesen und ergossen sich in die aufgestellten Zelte und auf die Tribünen. Nicht vergessen, die aktiven Sportler - die langen Kerls und die mit einem unerreichten Charme ausgestatteten großen Ruderinnen. Rudern ist auch von Damen betrieben eine ästhetische Sportart, ich hatte verdrängt, dass auch sehr große Frauen sehr schön sein können.
Man kann am Themseufer entlang bis zum Start laufen, der an einer Themseinsel stattfindet, auf der der sogenannte Temple, ein der Antike nachempfundener Bau, tiefstapelnd als "Fischerhütte" bezeichnet, aus dem Jahre 1771 steht.
Gefahren wird über 2112 Meter auf lediglich zwei Bahnen (siehe Teil 1), was die Wettkämpfe interessant und sehr gut überschaubar macht, denn man ist hier als Zuschauer sehr unmittelbar dabei. Ich war jedenfalls von der Atmosphäre am Start mehr als überwältigt und auch nach 52 Jahren spürte ich immernoch die Spannung vor dem Start. Einmal Ruderer - immer Ruderer.
Insgesamt haben wir die Regatta sehr genossen. Ich bin mit einigen ehemaligen Ruderern aus Großbritannien ins Gespräch gekommen und wir zwei haben beschlossen, im nächsten Jahr die Rotseeregatta in Luzern zu besuchen ...
alle Fotos © fv 2023
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Ich freue mich über alle Kommentare. Bitte halten Sie sich aber an die Netiquette - keine rassistischen, sexistischen oder sonstwie diskriminierenden Äußerungen. Auch Militaristen haben hier ausdrücklich kein Forum. Falls Sie der Ansicht sind, ich wäre a. blöd b.hässlich oder c. beides, behalten Sie das bitte für sich. Es interessiert hier niemanden. Versuchen Sie, inhaltlich relevante Kommentare, die die Diskussion zum Thema voran bringen und das Thema erhellen, abzugeben. Ich behalte mir vor, Kommentare zu kürzen oder zu löschen und weise darauf hin, dass die in Kommentaren geäußerten Ansichten nicht unbedingt meinen eigenen entsprechen.