Einige Tage bei den Kindern und Enkelkindern in Hessen. Die Großeltern sind auch mal zwei Tage allein mit den beiden Mäusen und - wir genießen es. Am Samstag kommen die Eltern zurück von einer Hochzeitsfeier und als die Kleinen im Bett sind, gehen M. und ich noch mal etwas spazieren durch den beschaulichen Ortsteil von D., in dem es auch ein ehemaliges Jagdschloß und darin ein Restaurant mit angeblich hohem Anspruch gibt.
Plötzlich befällt uns zwei die Lust auf ein Glas Wein, wir sind schließlich in einer Weingegend. Und wie wäre es mit einem Ímbiß dazu. Im Innenhof des großen Restaurants ist eingedeckt und so fragen wir höflich nach einem Tisch für zwei Personen. Nein, bescheidet uns der Kellner, wir hätten ja nicht reserviert und überhaupt: Da kann ja jeder kommen! Nun gut, das kleine Cafe nebenan hat auch Wein, ein Baguette gibt es dazu mit verschiedenen Aufstrichen, die Wirtin ist überaus nett zu uns. Wir sitzen draußen in der Abendsonne. Also, was soll's.
Wir haben nun Muße, in aller Ruhe den "überlasteten" Kellner zu beobachten. Alle Tische bis auf zwei sind frei. Zwischendurch kommt ein älterer Herr und setzt sich und wird bedient. Nun gut, den Ossi hat man uns wahrscheinlich angesehen. Was uns viel mehr irritiert, sind eine hölzerne Obstkiste und ein Einkaufswagen, die am Rand abgestellt sind. Die Kiste liegt auf dem Boden und jedesmal, wenn der Kellner vorbei kommt, muss er einen eleganten Hopser hinlegen, um nicht über das Holzding zu stolpern. Er kommt überhaupt nicht auf die Idee, den Müll eventuell mal weg zu räumen. Von dieser Art ist dieses Edelrestaurant. Ich rede hier mal als Arbeitgeber: Bei mir wäre der ulkige faule Vogel sofort rausgeflogen.

Ein längeres Leben auf dieser weiten Erde hat den Vor - oder manchmal auch den Nachteil, dass man vieles schon einmal genauso oder in ähnlicher Form erlebt hat. Und so fällt mir in der Nacht darauf eine ähnliche Geschichte mit einer Kiste ein: M. arbeitete in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts in der Großbäckerei Bernau. Als frisch gebackene Mitarbeiterin in der Vertriebsabteilung sollte sie den Lebensmitteleinzelhandel im damaligen Kreis Bernau davon überzeugen, für den Nachmittag eine zweite Belieferung mit frischen Brot und Brötchen zu akzeptieren. Wurde natürlich nichts, denn - siehe oben - das hatten die tollen Verkaufstellenleiter im Landkreis Bernau (DDR) noch nie so gemacht. Und da konnte ja jeder kommen. Eines Abends kam sie von der Arbeit nach Hause und berichtete mir aufgebracht von der Verkaufs"kultur" im Schönower Lebensmittelladen der HO. Da hatte der Fahrer der Bäckerei die Kiste mit dem Brot genau in den Eingang, in den Türrahmen gestellt. Da stand sie wahrscheinlich dann bis zum Ende der DDR. Es interessierte niemanden! Die Kunden machten mit ihren dreckigen Schuhen einen großen Schritt über das frische Brot und gut war's. Den Verkäuferinnen war es eh wurscht. Ich gebe zu, dass wir zwei damals noch Illusionen hatten.

Genau diese Gleichgültigkeit greift seit dem Beginn der Ära Merkel immer mehr um sich. Inzwischen ist es wie am Ende der DDR. Keiner hat mehr richtig Lust. Deshalb war unser Erlebnis in D. auch ein typisches
Déjà-vu (französisch für „schon gesehen“) . Warum soll man sich auch anstrengen?
Warum haben wir die höchsten Steuern in Europa, warum die geringsten Renten, warum Beamte so extrem hohe Pensionen, ohne je dafür auch nur einen Cent gezahlt zu haben, warum zahlen Rentner auf ihre miesen Renten Steuern, warum erhalten Bundestagsabgeordnete 5600 Euro monatlich steuerfrei und müssen die Verwendung dieser Spesen nicht mal nachweisen - obwohl das gegen eine Entscheidung des Verfassungsgerichtes verstößt? Warum hat man das Gefühl, dass das Land zu einem Selbstbedienungsladen für Politiker geworden ist ? Warum werden nur die Allerdümmsten, aber Rücksichtslosesten noch Politiker?
Vom Lohn (auch von meinem Einkommen) wird mehr als die Hälfte weg gesteuert, sparen lohnt sich nicht und die SPD (oder ein ähnlicher Verein) führt dann irgendwann sowieso die "Respektrente" ein. Damit ist der Faulpelz genauso gut gestellt wie der fleißige Arbeiter. Um dieses und andere Hobbys der Mächtigen zu finanzieren, müssen natürlich die Steuern und Abgaben weiter steigen. Zur Not kreiert man dann noch eine CO2-Steuer und alle jubeln, weil Deutschland damit das Klima in Rußland und China rettet. Mit mehr Steuern wird natürlich kein CO2 mehr erzeugt. Oder ?
Zitronenfalter falten ja auch Zitronen. Oder: Den Sozialismus in seinem Lauf halten weder Ochs noch Esel auf...