Ich habe mich früher mal fast 4 Jahre mit Bedarfsforschung befasst und herausbekommen, dass man Bedarf und damit Meinungen eigentlich nur sehr, sehr eingeschränkt voraussagen kann. Die Bestätigung bzw. Nichtbestätigung der Vorhersagen, egal ob Bedarf an Schrippen, Kaviar oder politischen Entscheidungen, die natürlich mit den neuesten mathematisch-statischen Methoden, der größten Sorgfalt in der Auswahl der Stichprobe und den besten Computern teuer erarbeitet wurden, erfolgt zu einhundert Prozent an den Supermarktregalen bzw. den Wahlurnen. "The proof of the pudding is to eat it" sagen die Engländer sehr treffend. Man könnte sich den ganzen Quatsch der teuren Marktforschungs- und Meinungsforschungsinstitute auch sparen und gleich die berühmte Kristallkugel befragen. Zumindest den Supermarktketten ist dieser Sachverhalt auch bekannt und sie haben daraus schon vor vielen Jahren die Schlußfolgerung gezogen, dass möglichst jederzeit alles für jeden in den Verkaufsregalen zu stehen hat. Was dort dann zu lange steht, weil es keiner mehr will, wird weggeschmissen.
Nicht so bei unseren sogenannten Volksparteien. Die beauftragen immer wieder die berühmt - berüchtigten Meinungsforscher von INSA, infratest dimap, Allensbach, FORSA, EMNID und wie die Spökenkieker alle heißen. Denn zum einen müssen unsere Steuergelder (die die Parteien über die Parteienfinanzierung abgreifen) ja weg und zum anderen kann man mit den Ergebnissen der Wahrsagerei vor allem unentschlossene Wähler beeinflussen.
Besonders in Krisenzeiten und in totalitären Staaten liegen die Meinungssammler allerdings meist völlig falsch. In der Krise wechseln die Betroffenen allzuoft die Meinung, in totalitären Staaten sagen sie nicht die wirkliche Meinung. Und insofern sind zur Zeit sämtliche Umfragen der Meinungsforschungsinstitute mit Vorsicht zu genießen. Wie leicht wird zum Beispiel aus einem Teddybärenwerfer ein Asylgegner, weil dieser Mensch irgendwann nachrechnet oder weil er auf der Rolltreppe am Berliner S-Bahnhof Zoo massiv von einem arabisch sprechenden, aufgeblasenen und aggressiven Strolch bedroht wird? Obwohl er weiß, dass es auch genügend deutsch sprechende, aufgeblasene und aggressive Strolche gibt, fragt er sich doch, ob wir so dringend einen ungebremsten und vor allem unkontrollierten Import von aufgeblasenen,aggressiven Strolchen aus anderen Ländern brauchen und würde im Moment wohl eher AfD wählen. Obwohl ihn die ewig gestrigen Reaktionäre dort in dieser Partei auch ankotzen. Hier versagt jede Meinungsforschung, auch weil der ehemalige Teddybärenwerfer durch das gegenwärtig herrschende gesellschaftliche Klima sofort als Nazi und Rassist gebrandmarkt würde und er deshalb seine wahre Meinung gegenüber dem Meinungsforscher verschweigt. Und vor allem nicht erzählt, dass er sich letztens Pfefferspray zugelegt hat. Also heuchelt er und sagt seine wirkliche Meinung nicht.

Berücksichtigt man diese Unschärfen der Meinungsforschung, wird die letzte Umfrage der "BLÖD am Sonntag" trotzdem für einiges Frohlocken sorgen: "Fast die Hälfte der Deutschen sind laut einer Emnid-Umfrage gegen eine vierte Amtszeit von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). 48 Prozent wollen Merkel nicht noch einmal als Kanzlerin sehen. Bei der von der "Bild am Sonntag" in Auftrag gegebenen Befragung sprachen sich nur 44 Prozent dafür aus, dass Merkel 2017 noch einmal antritt." schreibt "Spiegel online".
Dass das Murksel angeblich mit 55 Prozent vor allem in Ostdeutschland und mit 46 Prozent bei den Frauen den größten Rückhalt hat, kann man - unter Berücksichtigung des oben Gesagten - durchaus als Heuchelei der Befragten gegenüber den Meinungsforschern unserer post-demokratischen und prä-totalitären Meinungsdiktatur abtun.
Vielleicht sollten sich unsere Polit-Pfiffiküsse einfach mal ein Beispiel an den Supermärkten nehmen: Dort wird - siehe oben- das, was zu lange im Regal steht, was keiner mehr haben will, einfach weg geschmissen...