Ja, ich weiß: Pfui Teufel.Trotzdem kann ich mir einen Vergleich nicht verkneifen - nachdem seit Wochen schon wieder einmal am laufenden Band die Entmenschlichung der DDR in allen bekannten Medien abläuft. Man mag es nicht mehr hören, geschweige denn lesen. Den Vogel schießt natürlich wieder einmal unser Provinzblatt ab, das extra eine Sonderbeilage zum morgigen Trauertag drucken ließ. Motto: Was sind wir alle glücklich! Alle haben Arbeit, können richtig gut leben,
die Autobahnen sind genausso zerbröselt wie in der DDR bekommen die selben Löhne und Renten wie im Westen. Das Kulturangebot ist super und mitnichten geschrumpft. Alle können sich die Eintrittskarten leisten. Jedenfalls für die Ballerfilme im Kino.
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Rückseite DDR-Taschenkalender für 1985 |
Niemand muss mehr weg, weil er keine adäquate Arbeitsstelle zu Hause bekommt und muss sein Lohnsklavenleben irgendwo im Westen fristen - weit weg von seinen Lieben. Keinem Opa und keiner Oma schmerzt mehr das Herz, weil sie ihren Enkel nicht wenigstens jede Woche einmal an dasselbige drücken können. Hat man auch jemals gehört, dass ein Kapitalist auf die Herzen von Großeltern Rücksicht nimmt? Also: Lasst uns diese großartige Wiedervereinigung, an der vor allem das westdeutsche Kapital verdiente, so richtig feiern! Bis zum Krachen.
Aber ich wollte ja vergleichen: Und zwar hat mich dazu die Deutsche Post provoziert, die zum gefühlt 3000sten Mal in den letzten 24 Jahren die Brieftarife anhebt. Auf 62 Eurocent soll das Porto für normale Briefe schon wieder mal steigen und das für internationale Briefe auf 85 Eurocent. Zweiundsechzig Cent, das sind rund 1,24 DM oder laut letztem Schwindelkurs beim Umtausch Mark der DDR in Westmark 2,48 Mark. Dafür konnte man zu DDR-Zeiten also 12 Briefe abschicken. Oder fast 25 Postkarten. Oder dreieinhalb Päckchen an die Lieben mit den guten Äpfeln aus dem Garten zu Hause. Und die kamen sogar an. Auch bei den Enkeln, wenn die weit weg wohnten...
Volle Zustimmung vom
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