
Es läuft immer nach demselben Muster ab, ob hier in Bernau bei den gewaltigen Straßenbauten unseres Huberts oder den Großbaustellen des Kapitalismus wie dem Flughafen BBI: Zunächst einmal plant man so still und heimlich vor sich hin, wenn man dann gezwungenermaßen die Öffentlichkeit informieren muss, hat man schon soviel Kohle für Planung, Abriss, Grunderwerb und erste Baumaßnahmen ausgegeben, dass gebaut werden muss - denn sonst ist das viele Geld ja ganz umsonst verbraten worden. Muss doch jeder einsehen. Also wird gebaut, notfalls mit Hilfe aller juristischen Instanzen.
Zum Spiel gehören auch die 198 (oder so) Leitz-Ordner mit dem jeweiligen Bauprojekt, die man zur demokratischen Einsichtnahme im Keller neben dem schon seit drei Monaten verstopften Klo in der Zeit von 9 Uhr früh bis 16 Uhr nachmittags ausstellt, damit sich jeder Bürger frühzeitig ein Bild von den Baumaßnahmen machen kann. Nur, dass um diese Zeit viele Bürger arbeiten müssen und der Rest entnervt durch die Fülle des Materials (oder den Gestank des Klos) schnell aufgibt. Die wirklich stinkenden Fische der Planung sind sowieso so gut versteckt, dass sie kein Laie finden kann.
So ähnlich ist es natürlich auch bei Stuttgart 21 gelaufen. Über 15 Jahre lang. Erst jetzt sehen die Bürger langsam, was dort auf sie zu kommt. Es gab einige Proteste. Schnell zauberte die Baulobby einen alten CDU-Mann aus dem Hut, der medienwirksam vor einiger Zeit sogar bei den kritischen Leuten von Attac eingetreten war - frei nach dem Motto, dass man einer Bewegung beitreten muss, wenn man sie nicht anders tot kriegt. Heiner G. sollte zwischen Gegnern und Befürwortern des unterirdischen Bahnhofs schlichten. Und wehe dem Undemokraten, der sich nicht zu Heiner an den Tisch und vor die Fernsehkameras setzen wollte, weil er den Braten vielleicht schon gerochen hatte.
Und so ist es dann auch alles planmäßig gelaufen. Heiner hat vom wirklich Wichtigen abgelenkt und die Leute kriegen vielleicht rechteckige anstelle von viereckigen Fenstern in dem ungeliebten Bahnhof. Oder Schinken- anstatt Käsestullen. Fazit unseres Heiners nach der ganzen Sabbelei ist, dass man jetzt unbedingt bauen müsse , denn sonst würde das ganze Geld ... siehe oben. Und wenn die Leute jetzt so schön medienwirksam besoffen gequatscht nach Hause gehen, bekommen sie überhaupt nichts, dann ist die Protestbewegung tot.
Keiner brauchte den Heiner - außer der Baulobby...
Foto: Michael Hirschka / pixelio.de
Herrlich auf den Punkt gebracht, Danke.
AntwortenLöschen