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Freitag, 6. November 2009

Junkerland in Bauernhand


"Die im Koalitionsvertrag festgeschriebene FDP-Forderung, das in der sowjetischen Besatzungszone von 1945 bis 1949 enteignete Land an Alteigentümer zurückzugeben, sei anachronistisch. Schon bei den Verhandlungen zum Einigungsvertrag habe der FDP-Politiker Otto Graf Lambsdorff es als unannehmbar bezeichnet, dass die Bodenreform nicht angetastet werde, sagte Lothar de Maizière, der letzte Ministerpräsident der DDR, am Dienstag dem Sender MDR Info.Im Koalitionsvertrag von CDU und FDP heißt es dazu, eine Arbeitsgruppe soll prüfen, «ob es noch Möglichkeiten gibt, Grundstücke, die sich im Eigentum der öffentlichen Hand befinden, den Betroffenen zum bevorzugten Erwerb anzubieten». "


Real erlebte Geschichte lässt sich meist nur aus der Geschichte richtig verstehen. Wer also z. B. frisch vom Mond (oder - sagen wir - aus Texas) nach Westberlin kam und das erstemal vor der Mauer stand, war sicherlich äußerst wütend auf die Kommunisten, die das Ding gebaut hatten. Da der Mondbewohner (oder Texaner) sich aber mit deutscher Geschichte nicht auskannte, konnte er nicht wissen, wie und warum es zum Bau der Mauer gekommen war.

Ein ähnlich gelagerter Fall ist die Bodenreform, die in den Jahren 1945-1946 in der Sowjetischen Besatzungszone durchgeführt wurde."Die Bodenreform muss die Liquidierung des feudal-junkerlichen Großgrundbesitzes gewährleisten und der Herrschaft der Junker und Großgrundbesitzer im Dorfe ein Ende bereiten, weil diese Herrschaft immer eine Bastion der Reaktion und des Faschismus in unserem Lande darstellte und eine der Hauptquellen der Aggressionen und der Eroberungskriege gegen andere Völker war."

So heißt es in Artikel 1 der Verordnung über die Bodenreform. Vom 3. bis 11. September 1945 erließen die Provinz- und Landesverwaltungen der Sowjetischen Besatzungszone Verordnungen zur Durchführung der Bodenreform. Die Landverteilung erstreckte sich bis in das Jahr 1948. Insgesamt waren 45% der Gesamtfläche Ostdeutschlands bzw. 30% der landwirtschaftlichen Nutzfläche von der Bodenreform betroffen. Enteignet wurden 7.160 landwirtschaftliche Betriebe von Großgrundbesitzern mit mehr als 100 ha Fläche und 4.537 Betriebe von Personen, die als Kriegsverbrecher und Nationalsozialisten eingestuft wurden. So wurden insgesamt 3,3 Millionen Hektar umverteilt, 35 % der Landwirtschaftlichen Nutzfläche, da auch staatlicher Besitz verteilt wurde. Diese Flächen kamen zu etwa zwei Dritteln an Landarbeiter, Umsiedler und Kleinbauern als persönliches, vererbbares, unveräußerliches Eigentum.

Soweit, so gut. Im Westen wird seit dieser Zeit gern von Enteignung gesprochen und man ließ nach der sogenannten Wende in der DDR und dem Anschluß derselben an die BR Deutschland nichts unversucht, die Bodenreform rückgängig zu machen. Allerdings vergebens, die Gründe dafür sind bekannt und können hier nachgelesen werden. Besonders pikant ist dabei, dass z.B. auch seine Hoheit, der Prinz Ernst August Prinz von Hannover, mit seinem Antrag auf Wiederaufnahme des Restitutionsverfahrens vor dem Bundesverwaltungsgericht am 1. September 2006 scheiterte.

Jetzt könnte wieder ein Mondbewohner kommen und z.B. für Wikipedia schreiben von "gerichtlicher Nachprüfbarkeit" und "Willkür der Enteignung" und kommunistischer Gewaltherrschaft und Unrecht usw. Dahinter steckt natürlich die Methode, mittels einer Momentaufnahme der Jahre 1945/46 die Ursachen der Bodenreform auszublenden und quasi en bloc alle Enteigneten zu Opfern der kommunistischen Gewaltherrschaft zu erklären.

Die Lüge beginnt allerdings schon bei der Wortwahl: Man redet von Enteignungen. Wie die sogenannten Eigentümer zu ihren Ländereien gekommen sind, klammert man wohlweislich aus. Das liegt im Dunkeln der Geschichte und dort soll es auch bleiben. Dass die Geschichte des Bauernlegens bereits um 700 nach Christus begann und erst durch Friedrich den Großen wenigstens in Preußen beendet wurde, wird gern vergessen. Dass die Kirche in trauter Gemeinschaft mit dem Adel dafür sorgte, dass die Bäuerlein auch garantiert ihrer Äcker verlustig gingen, sei hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Wer mehr über diese unglaublichen Schweinereien in noch dunklerer Zeit wissen will, lese einfach das Buch des deutschen Theologen Wilhelm Zimmermann, "Der große deutsche Bauernkrieg" . Die Bodenreform war danach letztlich auch das Rückgängigmachen eines ganzen Jahrtausends ungezügelter Landdieberei und damit verbundener Ausbeutung.

Dass die Diebe nicht Ruhe geben würden, war eigentlich klar. Pünktlich mit dem Koalitionsvertrag zwischen Schwarzer Pest und der Partei der Besserverdienenden und ganz pünktlich vor den Feierlichkeiten zum 20. Jahrestag der Maueröffnung kommen sie alle wieder aus ihren Löchern und zeigen uns, worum es bei der Wiedervereinigung wirklich ging: Um unser Eigentum und um ihren Profit. Und natürlich kommt auch diese Mumie wieder ans Licht, ein Mensch, den die CDU in Brandenburg für alle möglichen Parlamente kandidieren lässt und der gemeinsam mit dem Prügel-Pinkel-Pöbel-Prinzen vor Gericht in eben dieser Sache auf die Schnauze kriegte (siehe oben). Sie lassen nicht nach, ihre Vorfahren hatten mehr als 1000 Jahre Zeit, sich die Güter unter den Nagel zu reißen. So lange werden es auch diese "Erben" immer wieder versuchen. Und wer jetzt als einfach denkender Mensch die einfache und naheliegende Schlußfolgerung ziehen will, dass uns die Mauer auch gegen dieses Gesindel schützte, hat vielleicht nicht so ganz Unrecht. Vielleicht. Nicht so ganz.

Nicht umsonst verkleistert man uns seit Monaten die Augen und Ohren mit Horrorgeschichten aus der verblichenen DDR und meuchelt diesen untergegangenen Staat ein zweites Mal. Man will uns ablenken und man will uns ruhig stellen. Nicht umsonst hat man keinen weiteren Ostdeutschen in das Kabinett Merkel, die offensichtlich aber auch alles vergessen hat, was sie einmal in der Schule über Weimarer Republik, reaktionäres Junkertum und Faschismus lernte, aufgenommen. Bei anderen ostdeutschen Politikern würde sich vielleicht ein wenig das Gewissen regen. Bei Merkel ist da keine Gefahr, sie besitzt einen so einfachen Gegenstand wie ein Gewissen wohl schon lange nicht mehr. Also plündern sie weiter...

Foto: Bauernkate (shssl, www.pixelio.de)

1 Kommentar:

  1. Eigentlich hätte der Texaner an der "Mauer" wssen müssen, warum sie gebaut wurde :-).
    Aber gut, man konnte es den Kommunisten in die Schuhe schieben.

    Zum eigentlichen Thema, jetzt in der Woche war in der AZ mal die "Völkerwanderung" aus den neuen in die gebrauchten Bundesländer abgebildet. Da kam mir der Gedanke, irgendann haben wir dort, wo es eine Bodenreform gab, wieder feudale Güter mit leibeigenähnlichen Bediensteten und Leni Behrendt verkauft sich nochmal so gut. Die Dame schrieb vorzugsweise literarisch nicht unbedingt wertvolle Bücher über Güter in Ostpreußen vor dem 2. Weltkrieg.

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