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Dienstag, 19. Januar 2016

Deutschlands "innovative" Industrie

Die Entwicklung des Ölpreises lässt mich wieder einmal über Deutschlands angeblich so innovative Industrie nachdenken. Denn wenn in den Medien von der deutschen Industrie die Rede ist, meint man fast immer die Automobilindustrie. Wie sieht es mit deren innovativer Kraft aus, mit dem Fortschritt, der ja heute immer auch mit weniger Verbrauch von Ressourcen bei gleichzeitiger Umweltschonung einhergehen sollte? Um es auf den Punkt zu bringen: Es sieht schlecht aus.

Als ich vor Jahren den BMW- Händler meines Vertrauens nach einem Elektrofahrzeug fragte, winkte der nur ab. Daran wäre bei BMW noch gar nicht zu denken und wenn überhaupt, würde man ein derartiges Fahrzeug nur in der Oberklasse anbieten. Inzwischen gibt es zwar den i3, aber das Beste, was man über dieses Fahrzeug sagen kann, ist, dass es in Leipzig produziert wird. Aufladezeiten von 6 Stunden und mehr, nur um damit im Sommer 100 bis maximal 150 km auf der Autobahn fahren zu können -im Winter schluckt die E-Heizung noch einige Kilometer der Reichweite - zeugen davon, dass dieses Fahrzeug im Moment nur Spielerei ist. Solange es keine neuen Lösungen für speicherstarke Akkumulator-Systeme gibt, wird das auch so bleiben. Dass man sich dann noch entblödet, dem ehemaligen Taxifahrer und Außenminister Josef Maria Fischer eines dieser Fahrzeuge zu schenken, schlägt dem Fass die Krone ins Gesicht (Ja, ich weiß, angeblich hat er es bezahlt). Vom Preis wollen wir nicht reden, da der Wagen natürlich nicht im großen Maßstab produziert und verkauft wird und sich somit die Preise kaum ändern werden.

Auch bei den anderen deutschen Autofirmen soll man nicht viel weiter in der Entwicklung und Nutzung alternativer Energiequellen sein. Mercedes bastelt offenbar an einer Brennstoffzelle, dem F-Cell und hat schon 2008 - also vor 8 Jahren - die erste A-Klasse mit Brennstoffzelle präsentiert.  Serienreife und Serienproduktion Fragezeichen.

Es steht zu befürchten, dass die gegenwärtige Verbilligung von Benzin und Diesel diese offenbar nur halbherzig verfolgten Konzepte deutscher Autohersteller nicht gerade beschleunigen werden. Auch hier wiederholt sich Geschichte: Man baut in die kolossalen SUVs  der deutschen Autohersteller viel lieber noch einen weiteren Elektromotor z.B. zum automatischen Schließen der Kofferraumklappe oder ähnlichen Firlefanz ein, anstatt sich endlich zu grundlegenden Innovationen in der Antriebstechnik zu bekennen. Erinnert mich an das berühmte "Mäusekino" im Zweitakt-Trabant, das dieses technisch zurück gebliebene Fahrzeug in den Augen seiner Fahrer auch nicht mehr aufwerten konnte. Wahrscheinlich ist es einfacher, über manipulierte Software die Umweltfreundlichkeit der im wesentlichen seit 150 Jahren verwendeten Antriebe in deutschen Autos zu suggerieren. 

Anders dagegen die Japaner: Toyota hat im vergangenen Jahr den Mirai in Großserie herausgebracht. Der Mirai ist ein Brennstoffzellen-Fahrzeug, d.h. in einer Brennstoffzelle wird Wasserstoff in Wasser umgewandelt, dabei entsteht Energie, die wiederum einen Stromgenerator antreibt. Das Herzstück des Toyota Mirai bildet die weltweit effizienteste Brennstoffzelle – das Ergebnis von mehr als 20 Jahren Forschungs- und Entwicklungsarbeit. Die Japaner nutzen neben dieser Brennstoffzelle ein Know-how, dass sie seit 2006 bei Akkumulatoren und Motorsteuerungen von  Hybridfahrzeugen wie dem Auris gewinnen konnten. Durch die Verwendung von Standardteilen wie Akkumulatoren aus der Hybridproduktion sinken natürlich auch die Produktionskosten des Brennstoffzellen-Autos.

Aus eigener Anschauung kenne ich den Auris Touring Sport, einen Vollhybriden, den wir seit etwa zwei Jahren fahren. Benzineinsparungen von ca. 30 Prozent, Steuer minimal, ein phantastisches Fahrgefühl, innerorts  fahren wir fast nur mit E-Antrieb. Bei etwa 170 km/h auf der Autobahn ist noch nicht Schluss und an der Ampel ist man mit der kombinierten Beschleunigung durch Elektro- und Benzinmotor am schnellsten weg. Aber das nur nebenbei. Entscheidend für den Kauf war für uns der geringere Schadstoffausstoß.

Hybridantrieb und Brennstoffzellen sind jedenfalls schon in Serie. Und zumindest der Hybrid ist auch für den Normalkunden erschwinglich. Allerdings werden diese neuen Antriebssysteme nicht von der angeblich so innovativen deutschen Autoindustrie angeboten...


2 Kommentare:

  1. Ich denke, dass die Frage der Energie noch nicht gelöst ist, d.h. so etwas wie einen "Tank" für Elektroenergie, den man in weniger als 5 Minuten aufladen kann, der Platz sparend ist und der eine Reichweite von z.B.1000 km hat. Hybrid ist auch nur Spielerei. Das ist übrigens überhaupt die Frage der Zeit, wo gibt es die neue Energie. Wind, Sonne, das heutige Bio sind mehr oder weniger nur Nischenprodukte, die die Energiefrage nicht lösen können. Die Fusion ist noch in den "Als die Babys noch Quark im Laden waren", weil die Grundlagenforschung irgendwie out ist. Es darf z.Z. nur geforscht werden, was die Industrie will. So werden wir keine Innovationen hervorbringen, egal ob nun DE oder Japan oder sonstwer. Kapitalismus ist Kapitalismus ist Kapitalismus. Da kommt erst etwas Neues, wenn wir im Abgrund liegen. Aber auch nur dann, wenn es genügend Steuergelder dafür gibt, weil wir nicht in der Anfangs- oder Blütezeit des Kapitalismus sind, sondern in seiner Endphase, in der es keine Unternehmer im Sinne des Wortes mehr gibt (mal abgesehen von ein paar Kleinen, die aber das Kraut nicht bringen).

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  2. @PeWi: Die Hybridtechnik von Toyota ist hoch entwickelt und keinesfalls Spielerei. Bei "Zwischenlösung" würde ich mitgehen. Die Computersteuerung der beiden Motoren (Benzin und Elektro) funktioniert tadellos,es ist beim Umschalten keinerlei Ruckeln (wie z.B. bei der Automatikschaltung von BMW oder Audi) zu verzeichnen, Toyota gibt 10 Jahre Garantie auf den großen Akku (es gibt noch eine normale Autobatterie für Licht, Anlasser usw.), der Wagen transportiert Hund, Boot, Gepäck und ein älteres Ehepaar ohne Murren und Knurren nun schon 2 Jahre lang mit über 30 Prozent weniger Spritverbrauch.Die 30 Prozent sind handgemessen, nicht vom Bordcomputer. Dass im Jahre 2014 laut ADAC nur 7 Prozent der verkauften Autos Hybrid- oder Elektrofahrzeuge waren, liegt am Unvermögen der Bundesregierung, die sonst jeden Sch... fördert (nur nicht alternative Fahrzeuge)und m.E. an einem Komplott der Öl-und Fahrzeugkonzerne.

    Man kann darüber noch lange diskutieren.Ich habe den Post absichtlich recht allgemein und persönlich gehalten und daher z.B. auch nicht die absolut ausgereiften Elektroautos von Tesla erwähnt. Tesla wird in diesem Jahr ein Mittelklasse-Elektroauto mit 500 km Reichweite präsentieren.Vom Preis sicher nicht erschwinglich, könnte es aber sein, wenn die Regierungen wirklich den Umstieg wollten. Tesla hat seine Patente veröffentlich, keiner will solche Autos nachbauen. Das sagt doch eigentlich alles über das Gekungel zwischen Öl- und Autokonzernen aus.

    Der obige Post ist auch auf Neopresse erschienen, die Diskussion dort ist recht weitgehend und vernünftig.(http://www.neopresse.com/tech/deutschlands-autoindustrie-verliert-das-rennen/)

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