Stellen Sie sich einmal vor, der Präsident einer ausländischen
Macht würde sich in seiner Hauptstadt vor die versammelte Presse stellen und
die Bundeskanzlerin Merkel auffordern, endlich die wahren Schuldigen für den
Tod von Uwe Barschel, des Bankiers Herrnhausen oder des Treuhandchefs Rohwedder
zu benennen. Gleichzeitig würde er die Rechtsstaatlichkeit der deutschen Untersuchungsorgane
bezweifeln. Im zweiten Teil seiner Pressekonferenz fordert derselbe Präsident
den US-amerikanischen Präsidenten auf, die wahren Schuldigen für die
Drohnenmorde der CIA oder der Luftangriffe auf Belgrad endlich vor Gericht zu
stellen bzw. die Polizeigewalt gegen Schwarze in den USA zu untersuchen.
Oder
Nordkorea würde fordern, Sarah Wagenknecht muss Bundeskanzlerin werden, weil Merkel
die o.g. Untersuchungen behindert. Undenkbar? Tatsächlich, ähnliches hat man
von Präsidenten fremder Länder, nicht mal von Baby-Kim, noch nie gehört. Wenn allerdings der
US-amerikanische Präsident Obomba ganz selbstverständlich den russischen Präsidenten
Putin ermahnt, den verabscheuungswürdigen Mord an dem russischen
Oppositionspolitiker Boris Nemzow auch ja ordentlich untersuchen zu lassen, ist
diese Unverschämtheit für die deutschen Medien kaum eine Nachricht wert bzw.
ganz selbstverständlich. Denn dem dummen, machtgierigen Russen muss jederzeit
gesagt werden, was man von ihm hält.
Vor zweieinhalb Jahren war ich in der südlichen Ukraine, in der
Hafenstadt Odessa. Unter anderem hatte meine Reise das Ziel,
Investitionsmöglichkeiten für kleine und mittelständische Unternehmen auszuloten
und für unsere Bürgerbewegung den Wahlkampf zur Werchowna Rada, dem obersten Parlament der
Ukraine, zu beobachten. Auch internationale Beobachter bestätigten dann meine damalige
Einschätzung, dass die spätere Wahl, aus der der Präsident Janukowitsch
hervorging, und der vorausgehende Wahlkampf nach demokratischen Maßstäben
abgelaufen waren.
Man hatte den Oligarchen, also einen gemeinhin überaus machtvollen Menschen, am
Sonntagmittag mit neun Schüssen aus einer großkalibrigen Pistole vor den Augen
seiner Frau und seiner kleinen Tochter hingerichtet, als er gerade aus seinem
Lieblingsrestaurant kam. Er war der Mafia im Wege gewesen und hatte eindeutige
Warnungen ignoriert.
Was sagen uns diese Verhältnisse in der Ukraine, die sich auch in den
letzten zweieinhalb Jahren nach dem Maidan-Putsch nicht verbessert haben, über
den Mord an dem Putin-Oppositionellen Boris Nemzow? Nun, sowohl in der Ukraine
als auch in Russland liefen die Privatisierungen des Volkseigentums alle nach
demselben Muster ab. Innerhalb kürzester Zeit wurden die Firmen, Bodenschätze,
Fernsehsender, Fluggesellschaften usw. an einigermaßen solvente, meist
undurchsichtige Menschen verschleudert. In dem diese Leute einfach die Anteilsscheine
der Arbeiter und Angestellten zu einem Bruchteil des Wertes aufkauften, denn
die Arbeitnehmer mussten ja Essen und Kohle kaufen und bekamen zum damaligen Zeitpunkt meist keine Löhne mehr. Unbefangene, neutrale internationale Politikwissenschaftler sprechen in diesem
Zusammenhang von einer kriminellen Oligarchisierung in den 90er Jahren. Wie
in Russland lief dieser Prozess genauso
in der Ukraine und nach eigener Anschauung auch in Bulgarien ab.
Griechenland, Bulgarien, Lettland, Litauen, Rumänien. Wer ist der Nächste? |
Nemzow selbst machte zu Beginn der Herrschaft Jelzins schon
1991 als radikaler Privatisierer in Nischni Nowgorod von sich reden, stärker
dann noch als Vize-Ministerpräsident unter Jelzin 1997 bis 1998 . Er war damit mit
verantwortlich für den Tod von Tausenden, das Hungern und Frieren sowie den
moralischen und gesundheitlichen Verfall von Millionen Menschen im post-sowjetischen
Russland. All jenen nämlich, die sich kein Firmenimperium aufbauen konnten. Insofern
wird er bei der Mehrheit der russischen Bevölkerung nicht sehr beliebt gewesen
sein.
So sehr man den feigen Mord an Nemzow verurteilen muss, so
sehr muss man sich vor den typisch Pawlowschen Beißreflexen der US-, NATO- und
EU- Politik im Verein mit ihren Medien
hüten. Die offizielle Linie lautet wieder einmal: Wer Putin ärgert, wird mit
dem Tode bestraft! Damit steht der Schuldige von vorn herein fest. Und diese Ansicht
wird wie immer ohne Rücksicht auch auf den Verlust der eigenen Glaubwürdigkeit
durchgepeitscht. Putin kann sich jetzt völlig nackt auf den Kopf stellen. Es wird
ihm im Westen nichts nützen.
Der gesicherte Tatort in Moskau (© komersant) |
Dabei vergisst man bewusst, dass die erste Frage bei allen
politischen Vorgängen immer lauten muss: Cui bono? Wem (oder wessen Interessen)
nützt es? Es sei deshalb die Frage erlaubt, ob es nicht noch andere Motive
geben könnte als die eines Putin, der sich mit diesem Mord nur selbst in einer äußerst
dümmlichen Weise ins eigene Knie geschossen hätte? Ansätze zur Aufklärung dieses
unfassbaren Verbrechens, die durchaus in der Person Nemzows liegen
könnten, gäbe es genug (siehe oben).
Die nächste Frage aber muss heißen, ob wir nicht selber
beobachten, lesen, denken, analysieren, schlussfolgern können. Oder ob wir uns wirklich
von Massenmördern wie Obamba und einer gleichgeschalteten Presse zu Pawlows Hunden
machen lassen wollen, die willig nach jedem Knochen schnappen, der in Richtung
Moskau geworfen wird. Irgendwann folgen den Knochen nämlich Steine und es
kommen Steine zurück...
die Glaubwürdigkeit der westl. Politik ist schon lange verloren gegangen. So dusslich kann kein Mensch mehr sein, um den Einpeitschern gedanklich zu folgen. Leider kann Niemand der Lügenpresse den Griffel aus den Händen nehmen. Kennen Sie noch den Namen Horst Wessel, Doc? Nach dem Nemzow-Mord fiel mir sofort dieses Jungchen ein - warum wohl?
AntwortenLöschenBarnimer
Weil Sie sich auch fühlen wie in den letzten Jahren der Weimarer Republik?
Löschenalles schon mal da gewesen und es wird auch so enden - leider!
Löschen!Barnimer