"Man möchte manchmal Kannibale sein, nicht um den oder jenen aufzufressen, sondern um ihn auszukotzen."
meinte jedenfalls Johann Nepomuk Eduard Ambrosius Nestroy (* 7. Dezember 1801 in Wien; † 25. Mai 1862 in Graz). Er war ein österreichischer Dramatiker, Schauspieler und Opernsänger. Sein Werk ist der literarische Höhepunkt des Alt-Wiener Volkstheaters. Nestroy war populärster Wiener Volksstückautor des Vormärzes.
In den Jahren vor der 1848er Revolution betrat der Künstler die Bühne einmal mit Semmeln als Hemdknöpfen. Zu dieser Zeit waren die Bäcker in Verruf geraten, da die Semmeln nur halb so viel wogen wie zwanzig Jahre zuvor, aber das Gleiche kosteten. Wegen Verhöhnung der Bäcker musste er eine Nacht in Arrest verbringen und sich am nächsten Tag öffentlich entschuldigen. Im Anschluss an die Entschuldigung sprach er den Bäckern seinen Dank aus, weil sie ihm Semmeln durch das Schlüsselloch der Zelle gesteckt hätten... " (1)
"Neben dem Autor der politisch motivierten Zeitkritik gab es noch einen anderen Nestroy: einen sokratischen Dialektiker, der mit scheinbar wahnhafter Fantasie das Maßsystem der menschlichen Dinge verzerrte, um diese eben dadurch erst (in) ihren wahren Dimensionen aufleuchten zu lassen. In diesem Sinne war Nestroy ein Philosoph. Seine Witterung für alles Widerspruchsvolle, Vieldeutige in der menschlichen Natur, seine Gabe, gerade die gebrochenen Seelenfarben darzustellen, machten ihn zum Erben Laurence Sternes und stellten seine Bühnenpsychologie neben die eines Oscar Wilde und George Bernard Shaw. Karl Kraus war ein großer Verehrer Nestroys und widmete ihm zum 50. Todestag 1912 den Essay Nestroy und die Nachwelt."(2)
Mit der allgegenwärtigen Zensur befasste sich Johann Nestroy in unzähligen Aphorismen und Aussprüchen. Ein sehr schönes Zitat, das auch in heutiger Zeit leider wieder volle Gültigkeit hat - verfolgt man das Zensurunwesen z.B. auf den Online-Leserkommentarseiten der "Zeit" oder neulich bei N24 ausschließlich gegen russlandfreundliche Kommentare zur Ukraine-Krise oder auch bei unserer Provinzzeitung im Zusammenhang mit der Bernauer Bürgermeisterabwahl - ist z.B. folgendes:
"Die Zensur ist die jüngere von zwei schändlichen Schwestern, die ältere heißt Inquisition."
Und man hat immer mehr den Eindruck, dass von interessierter Seite auch an der Inquisition schon wieder mit Hochdruck gearbeitet wird...
(Quelle 1 + 2: Wikipedia, Foto: © fv 2013)