Das Chaos der Berliner S-Bahn ist ja immer noch allgegenwärtig, wie M. und mit ihr tausende Fahrgäste jeden Morgen und Abend leidvoll erfahren müssen. Von einem Bekannten, der Triebwagenfahrer bei diesem Verein ist, hören wir auch öfter von den Durchhalteparolen der Bahnmanager und davon, was sie gegen die Krise tun: Außer großen Sprüchen fast nichts. Vor einigen Tagen musste am Wochenende sogar Schienenersatzverkehr zwischen Berlin-Buch und Bernau eingerichtet werden, weil die Bahn keinen Fahrdienstleiter hatte. Leute rausschmeißen, den Rest Personal verprellen, Fuhrpark kaputt sparen, fahrplanmäßig eigentlich nur noch in Richtung Börse. Danke, liebe Bahnmanager. Danke, liebe Bundesregierung. Nebenbei gesagt: Da unser Bekannter seine Arbeit liebt und sie sehr ernst nimmt, hat er als relativ junger Mann schon mit Magengeschwüren zu kämpfen.
Neulich in den Radionachrichten berichtete man von einer Sitzung des Berliner Abgeordnetenhauses am Anfang der vergangenen Woche zur Berliner S-Bahn-Krise. Eine Abgeordnete der Grünen wärmte in der Debatte einen alten DDR- Witz, dieses mal nur etwas gekürzt und bezogen auf die S-Bahn wieder auf: Kennen Sie die fünf Feinde des DDR-Sozialismus ? Frühling, Sommer , Herbst, Winter und das Wetter. Nur, zu DDR-Zeiten fuhr die S-Bahn, zwar mit Braunkohlestrom, dampfbeheizten Weichen und S-Bahn-Wagen von 1936, aber offensichtlich mit genügend Personal und Werkstätten. Dass der Chef der Deutschen Reichsbahn auch gleichzeitig stellvertretender Verkehrsminister war und man ihn bei auftretenden Pannen oder Katastrophen bildlich gesprochen gleich am Arsch hatte, mag auch eine Rolle gespielt haben. Aber letzteres klingt wie DDR-Nostalgie und könnte mir wieder von einigen böswilligen Denunzianten, die leider auch dieses Blog lesen, sehr übel angekreidet werden.
Überhaupt dieser obengenannte alte DDR-Witz: Er fiel mir neulich auch wieder ein, als ich die müden Erklärungen der SPDUNTERNEHMER?CDUSPARKASSENPUMUCKLKEILLDPDDAGMARPROVINZFREDERICFDPUNDGRÜNEN-Koalition zur schlechten Wahlbeteiligung bei der Landratswahl im Barnim lesen durfte. Ein Glück, dass es am 10. Januar nicht ganz normales Winterwetter mit + 2°C und Nieselregen war - man hätte sonst keinerlei Erklärung dafür, dass über 77 Prozent der Wahlberechtigten einfach zu Hause geblieben sind! Da wir hier vergangene Nacht sogar weniger als - 15 °Celsius hatten, ist eine sich abzeichnende,noch geringere Wahlbeteiligung sehr wahrscheinlich. Das Wetter ist somit aber auch wieder gnädig für unseren kleinen Provinz-Klüngel, sonst müsste man wirklich einmal die Ursachen für die sogenannte Wahlmüdigkeit der Bürgerinnen und Bürger erkennen und aufzeigen. Aber so ist es mehr als einfach und es bleibt alles so wie es ist.Wie schön.
Und da sind sie wieder: Die fünf Feinde des Sozialismus. In der freiheitlich-demokratischen Grundordnung kommt allerdings noch ein sechster Feind dazu - der unmündige Bürger ...
Foto oben: Diese Bahn fährt immer - Berliner S-Bahn auf Modelleisenbahnanlage im Einkaufszentrum "Alexa" am Berliner Alexanderplatz( © fv 2010)
Foto unten: Eisblumen (© mv 2010)
Guten Tag Herr Valentin,
AntwortenLöschenTatsächlich reiner Quatsch! Und trotz alledem ist einiges dran…
Ich erinnere daran wie die Westberliner von den Politiker der sogenannten „freiheitlich demokratische Ordnung“ aufgerufen wurden um „Ulbrichts Kommunistenbahn“ zu boykottieren, und im Alltag fuhren sie überwiegend ohne zu bezahlen…auf Kosten der DDR eigene Berliner S-Bahnverwaltung.
Eine Eisenbahnreise von Frankfurt (Oder) nach Berlin sah meistens so aus daß man erst bis Erkner fuhr, und dort zufrieden war in der S-Bahn umzuziehen. Auf der Retour dasselbe, da ging für einen Abstand von 80 Km schon einen halben Tag drauf. Es konnte auch mal passieren daß es bis Ostkreuz Schienersatzverkehr gab, und von dort bis zur Stadtmitte weiter mit der S Bahn. Ich erinnere mich daß es in Fürstenwalde am Bahnhofsgebäude so’n olle Werbung gab für einen „Frackverleih“. Wer brauchte das bei uns schon (bzw. noch)? Mit dem meistens fast leeren Zug von oder nach der VR Polen, dürfte man nicht mitfahren. Die Leute haben zwar gemeckert, der einer laut, der anderer still, aber wir haben letztendlich ohne Schaden, ohne Verlust damit gelebt.
Zwar war sicher nicht „alles“ besser in unserer DDR, aber im Vergleich zur BRD System war die Lebensqualität, jedoch, alles in allem, mindestens menschenfreundlicher. Die Leute sollten sich von den Politikern der „freiheitlich demokratische Ordnung“ nicht den Frack voll hauen lassen ;)
Freundliche Grüße,
Nadja Norden
Nach wie vor Bürgerin der DDR und nicht der BRD,
seit nunmehr 25 Jahre glücklich und zufrieden in Flandern
Bei den anderen verprivatiesierten Staats-Unternehmen sieht es ja nicht anders aus...
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