
Seit Jahren befällt mich beim Herausfahren aus unserer Straße das nackte Grauen. Die Waldstraße in Schönow mündet auf einem Platz, den "Stern", der vor etwa dreieinhalb Jahren in einen großen Kreisverkehr umgebaut wurde. Der Verkehr war vorher mit abknickender Vorfahrtstraße geregelt. Das ging auch, es gab aber keine Fördermittel von der EU. Damals vor 3 oder 4 Jahren war irgendein britischer oder irischer Verkehrskommissar in Brüssel am Ruder und so gab es kräftig Geld für den Umbau. Als dann wenig später die Ecke Waldstraße/ Am Stern /Berliner Chaussee mit einem Wohnhaus bebaut wurde und der neue Eigentümer des Grundstücks genau diese Ecke mit einer etwa ein Meter 70 hohen Mauer einzäunte, war es mit der Verkehrssicherheit vorbei. Man kann seitdem - als PKW- Fahrer aus der Waldstraße kommend - die in den Kreisverkehr von links einfahrenden Autos nicht mehr rechtzeitig sehen. Jeden Morgen russisches Roulett oder wildgewordene Fahrer japanischer Geländewagen schon fast im Heck, die vermeintliche Vorfahrtignorierungen mit Lichthupenorgeln ahnden wollten und einem kilometerweit folgten, um dann zum Schluß den Stinkefinger zu zeigen. Plötzlich sind sie dann zu Zeit gekommen, wo sie doch im Kreisverkehr gerade überhaupt keine hatten oder wenigstens nicht bremsen konnten. Im Straßenverkehr hat eben bekanntlich jeder Recht. Das steht dann auch auf dem Grabstein. Kurz gesagt: Eine unhaltbare Situation. Ein Brief an das Ordnungsamt Bernau ergab keine Änderung. Man teilte mir mit, dass man die Situation geprüft hätte. Es wurde amtlich festgestellt, dass keine Gefährdung stattfindet. Gut. Offensichtlich waren zwei weitere Mitglieder meiner Familie und ich nur zu blöd zum Autofahren.
Da ich als Kandidat für die Kommunalwahl antrat, häuften sich bei mir im September vorigen Jahres die Beschwerden der Nachbarn genau zu diesem Thema. Allerdings hatte unsere Ortsvorsteherin Adelheid R. im Vorfeld der Kommunalwahl ganz offiziell versprochen, sich darum zu kümmern und dabei irgendetwas von einer Einbahnstraßenregelung gefaselt. Die Kommunalwahl verging, es verging der 3. Oktober, schließlich motteten wir die Weihnachtsmannkostüme wieder ein. Glatteis, Frost, Schneeregen und große Schneehaufen sorgten für langsames Fahren, auch im Kreisverkehr. Im Supermarkt begann der Osterverkauf. Im Hause Adelheid R. hatte man die Versprechen vor der Kommunalwahl längst vergessen, wie so oft hatte man sich versprochen. Diese Bürgeranliegen sind nur nachteilig für die eigene Karriere, denn sie kosten Zeit.
Bei der zweiten Sitzung der Stadtentwicklungausschusses hatte ich dann mit Hilfe zweier Ausschusskollegen endlich herausgefunden, wie man die Sache angehen musste. Da Kreisverkehre (oder Kreisverkehrse ?) eben Kreisverkehre heißen, werden sie vom Kreis verwaltet. Und so schrieben der Abgeordnete der Unabhängigen Fraktion, Herr Vida, und ich die fünf beteiligten Institutionen des Kreises und der Stadt an und baten um einen gemeinsamen Ortstermin.
Lange Rede, kurzer Sinn: Am 13. März trafen sich alle Beteiligten zu einem Vor-Ort-Termin. Es wurde festgestellt, dass die Sichtverhältnisse für die Kraftfahrer, die aus derWaldstraße kommen, tatsächlich eingeschränkt sind. Zwar ergab sich nach Rücksprache mit der Polizei, dass es bisher noch keine Unfälle gegeben hat. Es wurde aber trotzdem festgelegt, dass ein Verkehrsspiegel im Inneren des Kreisverkehrs gegenüber derAusfahrt Waldstraße aufgebaut wird. Der Spiegel ist schon bestellt und wird nach Auslieferung umgehend aufgestellt.
Ich glaube, der morgendliche Nervenkitzel wird mir nicht fehlen...
Foto: Kreisverkehr (Manuel Wörner, www.pixelio.de)
Ach, lieber Valli, es wäre doch nicht gut für die Herrschenden, wenn durch eine so einfache Spiegelregelung wieder ein Ventil entfällt, wo der einfache Bürger mal Dampf ablassen kann. Auf dem anderen Schwachen herumtrampeln und Stinkefinger zeigen können, das bremst jeden Elan für tiefgreifenderes Nachdenken oder gar Veränderungen.
AntwortenLöschenLeider bin ich unter anderem auch geizig und muss immer auf meine Magennerven achten. Deshalb will ich keine Beulen im Auto und brauche keine Aufregung beim Fahren. Ein furchtbarer Egoist, nicht wahr ?
AntwortenLöschenHallo Frank,
AntwortenLöschendas beispiel zeigt ja doch recht schön, daß ihr unabhängigen was bewegen könnt! Sehr fein :)
Auf der anderen Seite: Als Berliner auto fahrer bin ich gaaanz andere unübersichtliche Stellen gewohnt. Ich denke da an so manche Tankstellenausfahrt, an der man sich langsam vortastet, das sichtfeld durch parkende LKWs eingeschränkt ist und man regelmäßig angst hat, daß der hernbrausende verkehr mit 70 klamotten die schnauze von meinem auto rasiert.
DAS ist Nervenkitzel ;)
Und leider auch komplette normalität in der Hauptstadt.
Sozialistische Grüße von der Autofront,
Marian
Lach Valli, deshalb wurden in der Zeit so viele Kreisverkehre gebaut, wir haben in Elsheim auch einen bekommen, er schadet zum Glück zwar nichts, aber gebraucht hätte es ihn auch nicht. Dafür kann ich mich während der Bauzeit an nette Staus erinnern.
AntwortenLöschenglückwunsch, aber laß dich nicht korrumpieren ;-).
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