
Gestern habe ich mich wieder provozieren lassen und mußte feststellen, dass auch die Schlauberger von der Netzeitung ihre Direktiven jeden Morgen frisch vom Ministerium für Volksaufklärung und Propaganda bekommen. Auf einen entsprechenden optimistischen Beitrag von denen habe ich tatsächlich folgendes geschrieben:
"Auch wenn Sie und andere scheinbar gleichgeschaltete Medien noch so trommeln: Wenn ich in mein Portemonnaie oder auf mein Bankkonto sehe, bemerke ich keinerlei Aufschwung . Im Gegenteil. Einen Aufschwung erleben seit Jahren nur die Konzerngewinne. Und die Konzerne schaffen keine Arbeitsplätze. Auch im Gegenteil.Was soll also das ganze Geschwätz ? Volksverdummung,-beruhigung oder was ?"
Jetzt muss man denen zugute halten, dass sie tatsächlich mal geantwortet haben - das machen die meisten aus Dummheit oder Arroganz nicht. Ich zitiere: "Als Konjunktur wird die Gesamtsituation einer Volkswirtschaft bezeichnet. Und die Gesamtsituation - gemessen am Bruttoinlandsprodukt - ist durchaus positiv.Immerhin hat das BIP im vergangenen Jahr um 2,7 Prozent zugelegt - weiteres Wachstum ist absehbar. Dass die Lohnentwicklung demgegenüber unterdurchschnittlich war (real sind die Löhne sogar gesunken), ist unstrittig. Aber immerhin: In der Chemiebranche gibt es 3,6 Prozent mehr -in der Metall- und Elektroindustrie ist ähnliches zu erwarten. Und die notwendigen Arbeitsplätze in Deutschland werden im Mittelstand und nicht von den Großkonzernen geschaffen. Auch wenn es zynisch klingt: Wenn die Telekom 20.000 Arbeitsplätze streicht, ist das - jenseits von Einzelschicksalen - gesamtwirtschaftlich nicht von großem Belang. Und die Arbeitsmarktstatistik zeigt ja, dass Jobs entstehen. Wir brauchen nur etwas mehr Zuversicht in Deutschland, blühende Landschaften werden nach nur einem Jahr Aufschwung nicht entstehen. Wir in der Wirtschaftsredaktion versuchen, ausgewogen über die wirtschaftliche Situation in Deutschland zu berichten."
Ich habe ihm geantwortet, dass er nur der Statistik glauben soll, die er auch selbst gefälscht hat, dass es auch kritische Journalisten gibt, die die getürkten Arbeitsmarktstatistiken durchschaut haben, dass Wirtschaft vor allem für den Menschen da sein sollte und dass er sich sein BIP an die Kniescheibe nageln ... nein, ich war durchaus sachlich, obwohl mich solche Typen unerhört ankotzen und ich wieder Magenschmerzen bekommen habe.
Warum erinnert mich diese Argumentation nur immer an die Goebbelschen Aussprüche nach Stalingrad ? Diese Vokabeln: z. B. "Gesamtsituation" - die war bis zum 9. Mai 1945 durchaus positiv. Und dann waren da ja noch die Wunderwaffen. Haben wir ja heute auch, nennt sich Statistik. Und "jenseits von Einzelschicksalen" war auch Stalingrad durchaus ein Erfolg für unseren Führer. Zuversicht wurde allerdings mit etwas mehr Schärfe durchgesetzt...
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