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Montag, 5. Februar 2007

Das Leben der anderen


Eines abends, so zwischen "heute"-Sendung und "Aktueller Kamera" - es war das Jahr 1983 und wir hatten gerade unter größten, aber in der DDR üblichen Schwierigkeiten unsere Wohnung ausgebaut, um ein drittes Zimmer als Kinderzimmer zu gewinnen- klingelte es an unserer Wohnungstür. Ein junger Mann stand draußen, hielt mir irgendeinen Ausweis unter die Nase und erklärte mir, er müsse mich unter vier Augen sprechen, es ginge um einen Nachbarn. Jetzt kannte man das in der DDR schon: Wenn ein Nachbar in den Westen reisen wollte, erkundigten sich die entsprechenden staatlichen Organe in dessen Umfeld über seine politische Zuverlässigkeit. Da ich in der Regel sowieso jeden Tag etwa 12 Stunden außer Haus war, bissen die Jungs bei mir schon deshalb immer auf Granit, weil ich die meisten Nachbarn gar nicht kannte. Außerdem war mir die Schnüffelei immer zu blöd, mein Vater bekam in den fünfziger Jahren ein Berufsverbot, weil er einen politischen Witz erzählt hatte. Der Anscheißer war damals ein hundertfünfzig- prozentiger Genosse, der ein Vierteljahr später in den Westen abhaute. So viel zu öffentlich sichtbaren oder geäußerten Gesinnungen oder wie weit man Leuten in den Schädel kucken kann.

Als ich mit dem jungen Mann in unserem Wohnzimmer allein war, kam er sehr schnell zur Sache: Ich hätte doch eine tolle berufliche und politische Entwicklung hingelegt und man brauche mich an entsprechender Stelle. Ob ich nicht für das Ministerium für Staatssicherheit als informeller Mitarbeiter arbeiten könnte. Was sagt man in einer solchen Situation als junger, aufstrebender Wissenschaftler, Vater von zwei kleinen Kindern, wo das Geld nie reichte und man auf jede klitzekleine Gehaltserhöhung angewiesen war? Richtig ! Ich sagte: "Jein". Zwar war ich alles in allem dem Staat für die Bildungschancen und seine Sozialleistungen dankbar, aber vor allem war ich doch dem menschlichen Anstand verpflichtet. Und so blieb ein sehr ungutes Gefühl zurück, als der Bursche endlich ging.
Beim nächsten Mal etwa eine Woche später waren sie schon zu zweit. Natürlich hatte man mich zu strengster Geheimhaltung verpflichtet, gerade meiner Frau sollte ich überhaupt nichts sagen. Ich hatte sie natürlich sofort nach dem ersten Gespräch über diesen Mist informiert. Aber auch dieses zweite Gespräch fand nun ohne sie statt. Diesmal wollten sie mich richtig festnageln Um mich für die großen Aufgaben zu ködern, hatten sie sich auch schon etwas grandioses ausgedacht. Ich sollte mich - kurz gesagt - in Kneipen herumdrücken und anschließend aufschreiben, was ich am Nachbartisch gehört hatte. Es kostete mich sehr viel Überzeugungskraft, den Genossen diesen großen Gedanken auszureden. Aber ich war auch damals schon kein Kneipengänger und die Jungs zogen unverrichteter Dinge ab. Allerdings waren sie pünktlich eine Woche später wieder da. Diesmal ging es um meinen Chef. Professor Schulz war in den fünfziger Jahren persönlicher Mitarbeiter des Genossen Vieweg gewesen. Vieweg widersprach als ZK-Mitglied dem SED-Chef Ulbricht in der Frage der Kollektivierung der Landwirtschaft, wurde abgesetzt und floh nach Schweden. ( siehe auch: Michael F. Scholz: Bauernopfer der deutschen Frage -Der Kommunist Kurt Vieweg im Dschungel der Geheimdienste. Aufbau Taschenbuch Verlag, Berlin 1997, 288 S. ) Jetzt -im Jahr 1983, etwa 20 Jahre später- kam die Stasi auf die Idee, dass dieser Prof. Schulz vielleicht immer noch nicht ganz sauber wäre. Ich sollte aufschreiben, was der Professor so äußert. Allerdings sah ich meinen Chef manchmal wochenlang nicht, da unsere Büros räumlich sehr weit getrennt lagen. Wieder zogen die beiden Jungens mit hängenden Ohren ab.
Beim nächsten Mal gefiel mir ihre Idee ausgesprochen gut: Man wollte mich aus der DDR ausschleusen, ich sollte mir drüben eine Existenz aufbauen und irgendwann würde man dann Frau und Kinder nachkommen lassen. Dem stimmte ich nach längerer, gespielt-ernster Überlegung zu.
Jetzt sollte auch meine Frau über die großen Pläne von Mielkes Mannen informiert werden. Wie gesagt: Offiziell wusste sie noch gar nichts. Und - sie hörte sich an diesem Abend den ganzen Quatsch an und schmiß die Bengels raus!

Damit war die Sache erledigt. Mein Antrag auf Einstufung als Reisekader für das Nichtsozialistische Wirtschaftsgebiet (NSW) wurde allerdings noch Jahre später zweimal abgelehnt. Allerdings durfte ich dienstlich wenigstens mal nach Bulgarien und nach Ungarn. Beides war auch nicht schlecht, da Reisen bekanntlich bildet.

Nun also der Film" Das Leben der anderen". Hoch gelobt, Oscar-verdächtig und und und. Ablehnung allein schon deshalb, weil der Regisseur aus dem Westen kommt? Also haben wir uns diesen Film angetan. Wie erwartet, fällt der Regisseur sofort von einem Klischee ins andere. So hat es diese leeren Straßen nicht nur in Ost-Berlin schon in den sechziger Jahren nicht mehr gegeben. Und in den 80ern hat man auch in den Seitenstraßen kaum noch eine Parklücke für seinen Trabbi gefunden. Die Häuser sind natürlich grau und kaputt, ebenso die Menschen. Die inkompetenten, primitiven und fiesen Stasi-Chefs erinnern aber letztendlich nur an nach der Wende selbst erlebte West-Manager. Mein Gott, Ihr Wessi-Idioten: Wann wollt ihr endlich begreifen, dass wir in diesem Land sogar gelacht haben und es uns bunt gemacht haben - und das nicht mal zu knapp. Wir haben gelebt, vom materiellen gesehen sicherlich schlechter als heute, aber heute ist auch nur derjenige frei und kann diese Freiheit ausleben, der über genügend Geld verfügt. Und wir DDR-Bürger hatten nie diesen virtuellen Bronzering um den Hals, der die heutigen Hartz IV-Empfänger als Sklaven dieses Staates ausweist. Wobei der Bronzering des normalen Arbeiters oder Angestellten ja auch nur unwesentlich dünner ist, oder?

Im Film kam aber etwas anderes ganz deutlich heraus: Die Künstler, selbst die unangepaßten, lebten in einer ganz anderen DDR als wir. So war wohl auch Biermanns größter Ärger, dass ihn in der DDR kaum jemand kannte. Und Krug ging fast ausschließlich aus materiellen Gründen oder weil man ihn von Seiten der Staatsführung nicht noch mehr bauchmietzeln wollte. (siehe"Abgehauen")

Fazit: Gute künstlerische Leistungen der Schauspieler,vor allem von Martina Gedeck. Über Mühe und sein Ego möchte ich nicht weiter reden, der hat wahrscheinlich mit seiner Rolle die Anscheißer-Mentalität gelernt und verinnerlicht.

Als einzige, aber dafür wesentliche Lehre des Films kann jeder für sich selbst mitnehmen, dass es sich immer auszahlt, sauber und anständig zu bleiben. Selbst wenn mal Bubis von Resi, Stasi, Zenzi, CIA, VS oder BND* vor der Tür stehen sollten und man sich nur ganz schwer rausreden kann...


*entschuldigt bitte, wenn ich irgendeinen wichtigen Geheimdienst vergessen habe.


Montag, 29. Januar 2007

Neulich in Bayern


Neulich waren wir mal eine Woche in Bayern. Wir hatten eine wunderschöne Ferienwohnung, es lag zwar kein Schnee, aber dafür waren die Wanderwege alle frei und der dicke Willi-Hund (umgerechnetes Alter: 77 Jahre) zog uns wie einst Louis Trencker die Berge hoch. Mann, und die Germknödel!!! Ich wollte eigentlich mal in einen reinsteigen, habe ihn dann aber doch lieber von außen aufgegessen.
Wir genossen das schöne Wetter und schliefen morgens auch mal etwas länger. Dadurch kamen wir in den Genuss des öffentlich-rechtlichen Vormittagsfernsehens. Und es war wirklich ein Genuss: Was dort von unseren nicht zu knappen Fernsehgebühren produziert wurde, spottete jeder Beschreibung! Vor allem stellten wir fest, dass sämtliche Moderatoren, Redakteure, Studiogäste usw. offensichtlich einen Apothekerschrank als Gehirn haben. Das sind diese Schränke mit den vielen kleinen Schubladen. Nur ein willkürlich herausgegriffenes Beispiel ist die Sendung "Volle Kanne" im ZDF :
1. Thema Klimaerwärmung (Schublade auf, Klimaerwärmung raus, eine halbe Stunde vor einer Wetterkarte herumgehampelt, allen Leuten die Klimaerwärmung aufs eindringlichste nahe gelegt, natürlich sind wir alle ganz allein daran schuld und wir sollen uns schuldig fühlen, K. wieder in die Schublade und zu);
2. Thema Fernsehkoch (Zutaten sind frische grüne Bohnen, im Januar natürlich aus Kenia, keinerlei Zusammenhang zu Thema Nummer eins, Schublade Kochen wieder zu);
3. Thema : Ein so genannter Schauspieler schildert die Dreharbeiten mit einem Schimpansen, das arme Tier muss neben unsäglichen Klamotten ständig Pampers tragen, weil es eben nie stubenrein ist, man macht sich darüber lustig, weder Pampersproduktion noch diese Art von blöden Filmen oder gar der arme Affe und sein Mißbrauch haben irgendetwas mit der Klimaerwärmung zu tun, Schublade wieder zu ! Gleichzeitig erzählt der Schauspieler, dass er jetzt einen Flugschein hat und deshalb in der Lage ist, jederzeit mal schnell irgendwohin zu fliegen. Natürlich keinerlei Zusammenhang mit der Klimaerwärmung! Schublade wieder zu !
4. Thema : Eine außerordentlich engagierte Jung-Designerin kommt von einer Messe in Frankfurt am Main und erzählt uns, dass wir uns alle zwei Jahre mit neuen Tapeten und Vorhängen eindecken müssten. Natürlich keinerlei Zusammenhang mit der Klimaerwärmung! Schublade wieder zu !
Nach spätestens 5 Minuten stellt sich mir die Frage nach dem Zusammenhang Wirtschafts wachstum - Globalisierung - Konsumdenken- Kapitalismus - Klimaerwärmung, da ja meine Gehirnsegmente miteinander vernetzt sind. Bei den verantwortlichen Programmmachern scheint das nicht so zu sein.

Freitag, 26. Januar 2007

Ein netter Bursche



Das ist Jörg Schönbohm. Unglücklicherweise mal in Brandenburg geboren und - da ihn die Berliner nicht als Innensenator wollten- hat er daraus für sich die Legitimation bezogen, die Brandenburger zu beglücken. So schlagen wir uns seit Jahren mit ihm herum. Jetzt will er endlich nicht ganz freiwillig mit 69 Jahren in den Ruhestand und seine Familie zur Räson bringen.
Die Armen ! Aber warum soll es denen besser gehen als einem ganzen Bundesland ? Der Gute hatte die letzte Kommunalwahl für die CDU völlig vergeigt, seitdem sägten viele an seinem Stuhl und zwei haben sich bis aufs Messer und mit den unfairsten Mitteln um seine Nachfolge gestritten. Gottseidank, der Despot geht und fast niemand weint ihm eine Träne nach.
Es wird Zeit, einen Blick zurück auf die Bilanz des Generalissimus Schönbohm als Innenminister des Landes Brandenburg zu richten und diese Bilanz unterscheidet sich in der Realität ganz gewaltig von den Lobhudeleien im Nachruf der Angela Merkel. Unter einem schwachen Ministerpräsidenten durfte er fast alle seine genialen Ideen verwirklichen und den "pöbelhaften, verwahrlosten" (Zitat zusammengefaßt aus unzähligen unseligen Äußerungen des Innenministers Schönbohm) Ureinwohnern die Segnungen der westlichen Innenpolitik nahe bringen. Was hat dieser Mensch nicht alles angerichtet :
  • die Gemeindegebiets"reform" war von niemanden außer Schönbohm gewollt oder gefordert worden. Für den Bürger brachte sie nach den Zwangseingemeindungen keinerlei Vorteile, führte vor allem zu noch längeren Wegen und zu noch mehr Steuern, Abgaben, Beiträgen und sonstigen Zahlungen. Für die Verwaltungen ergaben sich noch mehr Konfusion, Desorganisation und Bürgerferne. Dringende Investionsvorhaben, wie z.B. Abwasseranschlüsse oder Straßenbau wurden gestoppt, weil sich die Verwaltungen erst neu sortieren mussten und damit teilweise bis heute noch nicht fertig sind. Entscheidungsfindungen auf kommunaler Ebene sind noch undurchschaubarer und damit undemokratischer geworden und führen für den Bürger noch seltener zu Verbesserungen seiner Lebensqualität. Kosteneinsparungen, z.B. durch Zentralisierung der Verwaltung, sind nicht bekannt geworden. Nach wie vor leisten wir uns eine Vielzahl nicht entscheidungsbefugter, aber bezahlter Ortsteilbürgermeister. Die übrigen Dorffürsten, z.B. alle möglichen Parteifuzzies, wurden größtenteils in irgendwelchen Gremien versorgt. Die letzten Klagen gegen diese Zwangseingemeindungen wurden erst im vergangenenJahr beendet.
  • der Neubau der Polizeischule in Oranienburg - nicht vergessen, es gab schon eine funktionierende Polizeischule in Basdorf - wurde außerordentlich sensibel und geschmackvoll auf dem ehemaligen SS-Gelände des KZ Sachsenhausen errichtet. Millionen mussten nur dafür ausgegeben werden, damit der Besucher der Gedenkstätte von der Schule nichts merkt und von dem Geknalle des Schießstandes oder vom Gebell bei der Hundeausbildung nicht irritiert wird oder gar an eine Neuauflage des KZ denkt... Nun waren ja deutsche Generäle nie besonders einfühlsam und lernten - wenn überhaupt - nur mühsam aus der Geschichte, aber das war mit Abstand die größte Meisterleistung unseres Generalissimus. Jetzt hat sogar der Barnimer Landrat gemerkt, dass Gelände und Gebäude der ehemals dort gut funktionierenden Polizeischule in Basdorf seit Jahren vor sich hin gammeln und nicht vermarktet werden können. Wen wundert's ?
  • der Schießbefehl, den er vor ca. 3 Jahren an seine gebeutelten Polizisten erliess, wurde von diesen stillschweigend ad acta gelegt. Hatte er sich zu sehr an Texas oder seinem Vorbild Schorsch Dabbel Ju orientiert ?
  • sein Polizeigesetz -gerade eben durch den Brandenburger Landtag gepeitscht- ist d a s schärfste überhaupt in der BRD und natürlich im verschlafenden Brandenburg absolut sinnvoll. Natürlich hat das Innenministerium aber vorher die Anzahl der Polizisten auf ein kaum noch vertretbares Maß heruntergeschraubt - dem Vernehmen nach soll nachts für 2 Landkreise nur noch ein Streifenwagen zur Verfügung stehen - und ihnen vor allem erstmal kräftig das Salär gekürzt.
  • die wenigen Polizisten setzt Schönbohm dann aber auch richtig ein: Wenn man den Aussagen der Gewerkschaft der Polizei (GdP) Brandenburg glauben darf, sind Polizisten in Brandenburg angehalten, eine Knöllchen-Quote zu erfüllen. "Da wird ein extremer Druck auf die Beamten ausgeübt", sagt Gewerkschaftssekretär Michael Peckmann. In einer Zielvereinbarung zwischen Innenministerium und Polizei sei vereinbart worden, welches Bußgeldsoll jeder Schutzbereich zu erfüllen habe – und das werde dann bis auf den einzelnen Beamten runtergerechnet. Wer das Soll nicht erfüllt, stehe am Monatsende "schlecht da". "Bei einer Beurteilung kann sich das negativ bemerkbar machen", so Peckmann. Demnach habe beispielsweise ein "Verwarner" im Schutzbereich Havelland pro Monat 175 Euro Bargeld einzunehmen. " Zur Begründung wird immer mal wieder die Unfallquote angeführt, die sich aber trotz seit Jahren erhöhtem "Verfolgungsdruck" (O-Ton Schönbohm) nicht wesentlich nach unten bewegt hat. Zur Klarstellung: Man verfolgt und kriminalisiert hier harmlose Bürger, meist noch nie straffällig geworden, die ihren täglichen Geschäften nachgehen. Man erwischt sie dann natürlich auch meist morgens oder abends im Berufsverkehr an den ungefährlichsten, aber gut einzusehenden Stellen. Das bringt Geld und ist auch nicht anstrengend oder gar gefährlich. Denn nachts, wenn die schlimmen Dinge wie Drogen-oder Alkoholfahrten, Wettrennen usw. abgehen, schläft auch der Schönbohmsche Beamte oder traut sich nicht raus vor die Disko. Dass die Einsicht der Kraftfahrer bei so einer offensichtlichen Abzocke gegen Null strebt, dürfte selbst dem größten Dödel klar sein. Schönbohm macht aber auch hier eine Ausnahme.
  • seine Äußerungen über die Brandenburger Bürger (siehe oben) sind Legion und allgemein bekannt. Sie dürften seinen Ruf in der Bevölkerung außer bei chronischen Masochisten oder Wessis endgültig ruiniert haben.
Dass ihm seine eigenen, von ihm zunächst hoch gezüchteten und dann in Schimpf und Schande fortgejagten Kreaturen wie der gerade entlassene üble und anrüchige Petke und dessen Konsorten jetzt ins Gesicht spucken - wen wundert es noch bei diesem Lehrmeister ? Er hinterläßt eine zutiefst desolate Partei, die hoffentlich Jahre brauchen wird, um sich von diesem großen Vorsitzenden zu erholen. (Frage: Brauchen wir überhaupt eine CDU, wenn wir schon eine rechtskonservative und unsoziale SPD haben ?)

Viele Brandenburger - wenn nicht die meisten - werden Herrn General Schönbohm jedenfalls mit Freuden den Ausspruch Oliver Cromwells an das englische Lange Parlament (1653) hinterherrufen:

" Für das wenige Gute, dass Ihr getan, sitzt Ihr schon allzu lange hier. Fort mit Euch, sage ich, wir wollen mit Euch nichts mehr zu tun haben. Um Gottes willen, geht!"

Dienstag, 23. Januar 2007

Warum rege ich mich immer wieder auf ?


Es gibt noch mehr solcher Idioten wie mich:
"Vernünftige Menschen passen sich der Welt an; die unvernünftigen versuchen, sie zu verändern.
Deshalb hängt aller Fortschritt von den unvernünftigen ab"


... und diesen schönen Satz sagte George Bernard Shaw (1856 bis 1950), Nobelpreisträger für Literatur 1923 - Bild siehe oben

Berliner Hauptbahnhof und andere große Taten


Michael stellte neulich die Behauptung auf, dass der Chef der Deutschen Bahn AG ein dunkles Geheimnis über irgendein hohes Tier in dieser Republik wissen müsse. Jeder andere - vor allem aber jedes kleine Licht - wäre für vergleichbare Fehlleistungen schon in die Wüste geschickt worden. Vielleicht kennt Mehdorn ja die Spender des Herrn Kohl ?
Ich halte mich an Jaroslav Hasek, anders als mit dessen Fatalität ist dieses Deutschland, vor allem aber seine selbsternannten politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen (geistig lasse ich mal weg, denn die existiert ja nicht mal als Negation ihrer selbst) Eliten, nicht zu ertragen:
"Jeder kann nicht gescheit sein, Herr Oberlajtnat", sagte Schweijk überzeugend, " die Dummen müssen eine Ausnahme machen, weil, wenn jeder gescheit wäre, so wäre auf der Welt so viel Verstand, dass jeder zweite Mensch davon ganz blöd wär... "

Folgt man dieser Logik, sitzen unsere klügsten Köpfe im Bundestag, oder ?

Montag, 22. Januar 2007

Über einige Davongekommene

Als der Mensch
Unter den Trümmern
seines
bombardierten Hauses
hervorgezogen wurde,
schüttelte er sich
und sagte:
Nie wieder.

Jedenfalls nicht gleich.





aus: Günter Kunert, "Notizen in Kreide" , Verlag Phillipp Reclam jun. , Leipzig 1970

Das Bild zeigt eine britische 10-Zentner-Bombe, die 60 Jahre nach dem II. Weltkrieg voll funktionsfähig ausgegraben wurde.

Freitag, 19. Januar 2007

... und abends starb dann auch noch Violetta!


Vierter Januar 2007. Um 7:00 Uhr Start nach G. , da um 10:00 Uhr schon wieder eine Beerdigung eines Verwandten aus dem weiten Familienkreis meiner lieben M. ansteht. Wir schaffen den Termin im strömenden Regen ohne Anstrengung - was auf dieser Autobahn nicht so selbstverständlich ist (siehe unten). Unerträglich, trotzdem macht man immer wieder mit, ist das sogenannte "Fellversaufen" im Anschluß an eine Trauerfeier. (Wir haben neulich im Bekanntenkreis mal drüber gesprochen-die Meinungen gingen von völliger Ablehnung bis hin zu euphorischerZustimmung, Marion meinte sogar, man solle mit ihrer Leich' zusammen 3 Tage hintereinander fröhlich feiern, na ja, eigentlich feten wir lieber mit der lebendigen Marion) Also, auch hier in G. können wir uns nicht entziehen, es ist dann auch anfangs etwas traurig, aber bald geht man zu Tagesthemen über und lacht auch mal. Schade, Günter als der unmittelbar Betroffene hört's nicht mehr, denn sicher hätte er in seiner ruhigen und bedächtigen Art auch etwas dazu zu sagen gehabt.
Es regnet.
Um 1/2 1 Uhr dann Termin bei Opa P.'s Bank, Konto auflösen mit allen Miterben. Um 1/2 2 Uhr auf die Autobahn nach Berlin. Und hier trifft es uns dann doch: Ab Abfahrt Plau ist die A 19 voll gesperrt wegen einer Ölspur. Endlose Umleitung über verschlafende mecklenburgische und dann preußische Dörfer, bis wir endlich wieder auf die Berliner Autobahn geleitet werden.
Es regnet, die Scheibenwischer gehen hin und her, hin und her, hin und her, hin und her.
Um 4 zu Hause, den Hund Willy geschnappt und eine Stunde bewegt.
Die ganze Zeit Regen.
Klaus ruft an, ob wir - wenn wir doch schon in G. sind - seine Tochter mit zum Flughafen Berlin- Tegel nehmen können, zu spät, wir sind schon weg, er muss sie leider allein bringen. Das weiße Hemd gewechselt, in den Anzug gestiegen, nach Berlin gefahren, noch etwas Zeit vor Beginn der Aufführung in der Staatsoper, die Karten hatten wir uns zu Weihnachten geschenkt.
Es regnet nicht mehr so richtig.
Dann die Dekoration von "La Traviata": Man hat eine Art Gazevorhang vor die Bühne gespannt, auf den ununterbrochen perlende Regentropfen projeziert werden. Schöööööön ! Nur die Scheibenwischer fehlen !
Und gegen 22:30 Uhr starb dann auch noch Violetta.

Mittwoch, 3. Januar 2007

Die Preußenmadonna - Teil 2

Folgender Leserbrief erschien in der "FAZ" vom 20. November 2003. In Zeiten eines fragwürdigen, ständig durch die große Koalition propagierten "Aufschwungs" - vor allem natürlich bei Steuern, Abgaben, Beiträgen, Zuzahlungen, Gebühren, ausge"sourcten" und damit nicht mehr gezählten Arbeitslosen, Spionagesatelliten der Bundeswehr sowie von deren Auslandseinsätzen, aber besonders in diesen Zeiten wahrhaft goebbelscher Volksverarschung und gleichzeitig steigender Aggressivität nach außen sollten wir uns wirklich öfter an die Lehren der deutschen Geschichte erinnern. Vor allem, wohin das alles mal geführt hat.

,, Die Preußenmadonna" - FAZ vom Donnerstag, dem 6. November 2003

Vielen herzlichen Dank an Ihren Autor Philipp Demant für diesen sachlichen, einfühlsamen, in seinem Grundtenor durchaus auch kritischen, alles in allem Mut machenden und wichtigen Beitrag über die Königin Luise von Preußen.

Warum macht dieser Artikel Mut? Preußen war 1810 „ auf dem Höhepunkt der wirtschaftlichen und moralischen Misere Die Niederlage Preußens gegen einen imperialistischen Napoleon seine fortschrittliche Rolle in der Geschichte hatte er damals längst verloren hat sich 193 Jahre später auf bestürzende Weise als eine Niederlage Deutschlands im Prozess der Globalisierung wiederholt. Wieder sind gravierende Missstände zu Tage getreten. Die Arbeitslosenzahlen steigen und steigen, die Regierung ist schwerfällig bis unfähig, die Organisation des Staates ist aufgebläht und seine Gremien sind vielfach veraltet, der Staat ist hoch verschuldet und verschuldet sich immer weiter, die Opposition weiß auch nicht mehr, Kommissionen mit hoch bezahlten Mitgliedern tagen monatelang und haben anschließend nur eine Schlussfolgerung für den durch die hohen Steuern sowieso schon gebeutelten Bürger: Mehr Sozialabgaben und schnellerer Sozialabbau. Das wird es richten. Wirklich ?

Das Jahr 1810 als Tiefpunkt der preußischen Geschichte? Erinnern wir uns weiter: Im Jahre 1810 wurde erstaunlicherweise die Berliner Universität gegründet. Nicht nur die Humboldts arbeiteten dort. Man berief bedeutende Wissenschaftler - vor allem aus den anderen deutschen Ländern - nach Preußen, nach Berlin. Einer dieser Gelehrten, Albrecht Daniel Thaer, hat für uns heute noch eine besondere Bedeutung. Thaer lernte als kurfürstlicher Hofarzt in Celle das armselige Leben der Landbevölkerung kennen und wurde schon dort durch die auf seinem Hof erprobte Fruchtwechselwirtschaft bekannt. Der preußische König berief ihn im Jahre 1806 in preußische Dienste. Auf dem Gut Möglin im Oderbruch gründete Thaer die erste landwirtschaftliche Akademie - die Königlich Preußische akademische Lehranstalt des Landbaues. Von 1810 bis 1819 war Thaer Professor an der Universität Berlin - der heutigen Humboldt-Universität zu Berlin. Sein Denkmal steht noch im Innenhof der landwirtschaftlich­gärtnerischen Fakultät der Humboldt-Universität in der Invalidenstraße 42. Thaer entwickelte, die Landwirtschaftslehre zu einer systematischen Wissenschaft und machte sich um, die Anwendung der Naturwissenschaften in der Landwirtschaft verdient. Aus seinen Denkansätzen entstand auch die moderne Lebensmittelforschung. Er hat damit wesentlich dazu beigetragen, dass sich heute zumindest in unseren Breiten (fast) jeder satt essen kann. Damit schließt sich der Kreis zu den heutigen (Krisen-) Zeiten.

Was passiert heute? Während Menschen wie vom Stein, Hardenberg, die Humboldts, Thaer und mit ihnen Luise von Preußen des Jahres 1810 für einen Aufbruch des Landes in das moderne, bürgerliche 19. Jahrhundert stehen, sehen unsere heutigen Politiker im Rückschritt das Allheilmittel. Es geht nicht in das 21. Jahrhundert, zu mehr Selbstbestimmung, zu mehr Wohlstand für alle, zu mehr Aufgeklärtheit und Unabhängigkeit von den Religionen, zu mehr bürgerlichen Freiheiten, zu mehr Gleichberechtigung der Geschlechter, zu mehr sozialer Marktwirtschaft. Es geht zurück zur 60-Stundenwoche, zu den Mietskasernen, zu bettelnden Rentnern, zur Hausfrau am Herd und in der Kirche ( weil die Frauen Männern die Arbeit wegnehmen ), zur Bildung nur für Reiche (die Berliner Universitäten werden kaputt gespart und Thaers Fakultät soll gleich ganz geschlossen werden), zur schlechten, aber teuren medizinischen Versorgung, zu noch mehr teuren Abenteuern der Bundeswehr in allen Ecken und Enden der Welt, zu den Szenen, die man von Heinrich Zilles Zeichnungen her kennt. Sicherlich ist Deutschland von diesen Szenarien noch weit entfernt, aber der Anfang wurde im Deutschen Bundestag nicht erst mit der Abstimmung zum so genannten Renten" Not"-Programm gemacht. Und die. unsäglichen Diskussionen unserer selbst ernannten „Experten" `gehen weiter...

Wo ist die Lichtgestalt, um die sich diese Nation scharen kann ? Die einfache Antwort lautet: Die ist nicht da. Ein Aufbruch wie 1810 ist nicht in Sicht. Es gibt keine neue Luise von Preußen. Es bleibt uns allen also nichts weiter übrig, als uns am eigenen Schopf aus dem Dreck zu ziehen, um die materiellen und ideellen Errungenschaften zu kämpfen, die frühere Generationen und die Menschen, denen man heute mit schäbigen Argumenten die Rente kürzt,, für uns hinterlassen haben.

Und: Denken wir ab und zu an die Geschichte.

Autor: Dr. Frank Valentin, Bernau bei Berlin

Dienstag, 2. Januar 2007

Die Preußenmadonna



Von Philipp Demandt

Im Juli 1810 starb Luise, die Königin von Preußen. Vier Jahre zuvor war das Land Napoleon unterlegen, auf dem Höhepunkt der wirtschaftlichen und moralischen Misere verlor Preußen die schöne Landesmutter, die heldenhafte Lichtgestalt. Doch kein Tod ohne Leben: Im Mythos wurde Luise wiedergeboren, wurde zur Losung in den Befreiungskriegen, wurde zur Mutter der deutschen Nation


Ich bin wie vom Blitz getroffen", schrieb General Blücher auf die Todesnachricht und setzte resigniert hinzu: „Es ist doch unmöglich, dass einen Staat soviel aufeinander folgendes Unglück treffen kann." Längst nämlich wähnten sich die Preußen auf dem Tiefpunkt ihrer Geschichte. Der frühe Tod der Königin Luise im Juli 1810 belehrte sie eines Besseren. Die Niederlage gegen Napoleon 1806, die überstürzte Flucht der Königsfamilie nach Ostpreußen und das Friedensdiktat von Tilsit hatten das Land schwer getroffen. Preußen verlor die Hälfte seines Staatsgebietes wie seiner Bewohner, tagelang hing seine Existenz als souveräner Staat am seidenen Faden.
Als die Hoffnung auf einen milden Frie­den schwand, ließ sich die Königin zu ei­nem Bittgang zu Napoleon überreden. Da­bei war der Hass der beiden aufeinander le­gendär: Eine „blutrünstige Amazone" hat­te der Korse seine „größte Feindin" öffent­lich genannt. Und diese sparte nicht mit Wi­derworten: Bonaparte, der „sich aus dem Kot emporgeschwungen" hatte, war der „Teufel in Menschengestalt". Zwar änder­ten beide ihre Meinung, als sie sich in Tilsit gegenüberstanden - sie bewunderte sein Cäsarenhaupt, er nannte sie eine Frau „von Geist und Haltung" -, dennoch fanden die Bitten der Königin kein Gehör.

Das Gespräch endete jäh, als Friedrich Wilhelm III. in das Zimmer stürmte; zu lan­ge war seine Frau mit Preußens Erzfeind schon allein gewesen. „Der König kam zur rechten Zeit", erzählte Napoleon nachher. „Wäre er eine Viertelstunde später herein­gekommen, so hätte ich der Königin alles versprochen." Friedrich Wilhelm ging als Trottel in die Geschichte ein. Seine Frau hingegen wurde zur Symbolfigur des deut­schen Durchhaltewillens noch im Ange­sicht der größten Schmach. Als solche soll­te sie noch Joseph Goebbels im Jahr 1945 vor das Volk treten lassen.

Seit ihrer Ankunft in Berlin 1793 war die schöne Mecklenburgerin enorm beliebt. Vor allem die Männerwelt lag ihr zu Fü­ssen. Dichter wie Diplomaten berauschten sich an ihrem Anblick, und bei Staatsban­ketten wurde Luise mitunter so unnachsich­tig angestarrt, dass ihr der Appetit verging. Schuld daran war aber nicht zuletzt sie selbst, ging sie doch in der „griechischen Mode" voran: Weit ausgeschnittene, hauch­dünne Gewänder, die den „vollen Spiel­raum der Bewunderung" ermöglichten, machten sie zur erotischen Idealgestalt ih­rer Epoche. Wenngleich manche Zeitgenos­sen die Stirn in Falten legten: „Ich kann nicht begreifen, wie der König seiner koket­ten Frau erlauben kann, sich so anzuzie­hen", schrieb etwa die Gräfin Brühl. Deutli­chere Worte fand 1929 Marie von Bunsen in Erinnerung an die wilhelminische Ära: „So hüllenlos wie Königin Luise, das hätten in meiner Zeit nur Kokotten getan."

Luises Volksnähe, ihr ungekünsteltes Verhalten und ihre für den Adel ungewöhn­liche Liebesheirat hatten ihr die Sympa­thien des Bürgertums gebracht, das seine Lebensweise in ihr verkörpert glaubte. Wie anders sah dagegen das Leben am Hof des Schwiegervaters aus, Friedrich Wilhelms II., des „dicken Lüderjahns", wie ihn der Volksmund nannte. „Ganz Potsdam war wie ein Bordell", erinnerte sich der Bild­hauer Schadow. Die Verklärung der jungen Königin, 1797 auf den Thron gestiegen, besaß darum von Anfang äh politische Bedeu­tung. Luise wurde zum Inbegriff der „neu­en Frau", der treuen, häuslichen und zärtli­chen Mutter, was ihre Rolle als Mittlerin zwischen Bürgertum und Krone noch stärk­te. Jede Frau und Mutter solle ein Bild der Königin in ihrem Zimmer haben, begeister­te sich Novalis, und die Schriftstellerin Ma­ria Mnioch hoffte, solche „Madonnenbil­der" könnten die „blöden Gemüter" des Adels heilen. So war es vor allem die Le­bensweise, die das Königspaar zur politi­schen Führung legitimierte. Ein Herrscher­paar, das nach den Maximen des Bürger­tums lebte, konnte diesem kein Gegner im Kampf um Freiheit und politische Rechte sein, sondern wies in eine gemeinsame, bür­gerliche Zukunft.

Wie so oft aber war das Wunschdenken mächtiger als die Wirklichkeit. Vergessen war, dass Luise zur Verschwendung neigte und Friedrich Wilhelm nur den Bürger mimte, weil ihm seine Königswürde eine Bürde war. Was machte es, dass König und Königin im absolutistischen Denken gefan­gen blieben, die zelebrierte Natürlichkeit im Zeitalter der Empfindsamkeit auch eine Bewegung des Adels war und Luise von Eingeweihten zwiespältig beurteilt wurde? „Sie ist keine edle Frau", schrieb der Frei­herr vom Stein. Er fand sie oberflächlich und gefallsüchtig, während Gneisenau sie auch in ihrer Rolle als Mutter „nicht ach­tungswürdig" nannte. „Selbst ihr Herz war ihrem Gemahl nicht immer zugewandt", schrieb der Feldmarschall, schließlich war die Vernarrtheit der Königin in den russi­schen Zaren am Hof bekannt. Kritik wie diese aber blieb der Öffentlichkeit verbor­gen und konnte darum das ideale Bild der Königin nicht trüben. Ihre Kinder dankten ihr die zwanglose Erziehung mit inniger Liebe. Und während Frankreich unter den Nachwehen der Revolution zu leiden hatte, verkörperte Luise in Preußen die Hoffnung auf Erneuerung der Monarchie auf gewalt­losem Wege.

Die Königin wurde um so wichtiger, als sich nach 1806 das Bedürfnis nach einer mo­ralischen Instanz ganz und gar auf sie richte­te. Die Niederlage gegen Napoleon hatte zahlreiche Missstände offenbart: Die Orga­nisation des Militärs war veraltet, die Bin­dung des Volkes an den Staat gering, die Kabinettsregierung schwerfällig und der König unfähig, den Problemen seiner Zeit angemessen zu begegnen. Während sich Friedrich Wilhelm mit dem Gedanken trug, auf den Thron zu verzichten, zeigte sei­ne Gattin Pragmatismus. „Man sieht sie ei­nen wahrhaft königlichen Charakter entwickeln", schrieb Heinrich von Kleist. Histo­risch korrekt setzte Theodor. Mommsen 1876 hinzu, Luise habe wie viele Frauen im Unglück eine Stärke offenbart, die Männer für gewöhnlich in der Not verlören.

Zwei Männer hielten jedoch der Bela­stung stand, Männer, auf die Luise große Hoffnung setzte: die Staatsreformer Stein und Hardenberg, die das Fundament des modernen Preußens legten. Während sich Stein durch seine schroffe Art die Königin im Lauf der Zeit zur Feindin machte, konn­te Hardenberg auf ihre beständige Unter­stützung zählen. Seine Berufung zum Staatskanzler 1810 war Luises Werk. Zahl­reiche Neuerungen wie die allgemeine Wehrpflicht und die Gewerbefreiheit, die Emanzipation der Juden, die Befreiung der Bauern und die Städteordnung sollten die Identifikation der Bürger mit den Belan­gen des Staates stärken. Das revolutionäre Frankreich hatte als Vorbild gezeigt, wel­che Kräfte eine von Verfassung und Zivilge­setzbuch geschützte Nation besaß, und zu­gleich als Feindbild ein neues Gemein­schaftsgefühl im Kampf gegen die Besatzer erzeugt. Nun galt es, die Errungenschaften der Revolution zu verwirklichen, ohne den absoluten Machtanspruch' der preußischen Monarchie zu schmälern.

All das war um so dringlicher, als „Nation" und ,Vaterland" zu Lo­sungsworten der Besatzungszeit ge­worden waren. Überall im Land wurden Tugendbünde gegründet, um die patrioti­sche Gesinnung zu stärken. Der moderne Nationalismus war entstanden, aufgeklärt und idealistisch auf der einen Seite, hasser­füllt und aggressiv auf der anderen, in bei­dem jedoch ein Appell an Deutschlands Bürger, ihr politisches Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Hatte Hegel 1802 noch die „politische Nullität" des bürgerli­chen Standes gerügt, so gründeten Bürger nun soziale Stiftungen, von denen einige Luises Namen trugen.

Die „Geburt der deutschen Nation" heißt diese Zeit in den Geschichtsbüchern, eine Zeit, die das Bild des Staatsbürgers bis heute prägt, eine Zeit, in der die Königin von Preußen plötz­lich stirbt.

Luises Tod am 19. Juli 1810 war für Preußen ein Schock. Auf dem Tiefpunkt der wirtschaftlichen und moralischen Misere stirbt die einzige Lichtgestalt, erst Monate zuvor aus dem Exil zurückgekehrt. Schreckliche Szenen spielten sich an ihrem Sterbela­ger ab. Der König, die beiden ältesten Söh­ne, die Schwester Friederike, der Vater und sogar die Großmutter waren zugegen, als Luise im Schloss von Hohenzieritz, dem Landsitz ihres Vaters, nach tagelangem To­deskampf einem Lungenleiden erlag, 34 Jahre alt. „Sie ist mein Alles!" hatte ihr Mann zuvor geschrieben. „Wenn wir nur beisammen bleiben, dann ergehe über uns was Gottes Wille ist. Amen! Amen! Amen!" Als ihn die Ärzte drängten, ihr die Nachricht von der Unausweichlichkeit des nahen Todes zu überbringen, und er dar­über die Fassung verlor, war sie es, die ihn stützte. Es könne nicht Gottes Wille sein, dass sie von ihm gehe, sagte Friedrich Wil­helm zu ihr am Sterbebett, da doch nur sie sein Freund auf Erden sei. „Und Harden­berg", fiel Luise ihm ins Wort. Sie wahrte Haltung bis zum Ende.

Wenige Wochen später warfen die Druckerpressen das erste Bild der Sterbeszene aus. Die Darstellung bediente das Verlan­gen nach einem Mythos, denn sie entsprach der bürgerlichen Vorstellung vom schönen Tod: Abschied nehmend von der Familie, die Kinder segnend, starb die Königin den Tod der tugendhaften Christin. Ihrem „bürgerlichen" Leben folgte ein ebensolcher Tod.

Als der Leichenzug Berlin erreichte, wur­de er am Brandenburger Tor von einer ge­waltigen Menge empfangen. Es herrschte eine Stille, „die man sich kaum vorstellt", berichtete Wilhelm von Humboldt. Zum großen Bedauern des Publikums aber hatte die Sommerhitze dem Leichnam so zuge­setzt, dass man ihn nicht mehr zeigen konn­te. Dennoch gab es im Stadtschloss die Gele­genheit, drei Tage lang an dem Sarg vorbei­zudefilieren.

Mythen sollen historischen Ereignissen Sinn verleihen, und es dauerte nur Tage, bis die kollektive Suche nach einem Sinn in Luises Tragödie am Ziel war: „Man hör­te aus dem Munde sonst ruhiger Bürger die fürchterlichsten Verwünschungen ge­gen den verhassten Usurpator ausstoßen, der mit kaltem Hohn das Herz der Köni­gin zum Tode verwundet hatte", schrieb die „Vossische Zeitung" später. Als be­kannt wurde, dass die Obduktion einen or­ganischen Herzfehler zutage gebracht hat­te, war der Beweis dafür erbracht, was je­des preußische Schulkind bis 1945 lernen sollte: dass die Königin Luise am gebroche­nen Herzen gestorben war, aus Gram über ihr geschundenes Vaterland. Das Wissen von der Gefährdung ihrer Gesundheit nach zehn Schwangerschaften binnen anderthalb Jahrzehnten wich dem Glauben an ihren Märtyrertod. Die mehr als ein Jahrhundert währende Erbfeindschaft mit Frankreich war besiegelt und das für den Nationalismus grundlegende Feindbild ausgemacht, definierten sich doch nahezu alle europäischen Nationen des 19. Jahr­hunderts durch den Gegensatz zu ihren Nachbarn. „Louise sei das Losungswort zur Rache!" rief Theodor Körner, der Hel­dendichter der Befreiungskriege, und so war und blieb der Tod der Königin „ein Mord, begangen durch die französische Nation", wie man noch 1892 bei Hermann Maertens lesen konnte: „Ihn zu rächen wurde unserer Nation zur heiligen Pflicht. Diese Anschauung ist bis heute eine Erb­schaft Preußens geblieben."

Die deutschnationale Sammlung um die Bahre der „echt deutschen Frau" entsprach jedoch nur bedingt den Interessen der preußischen Monarchie. Zu oft vernahm man den Ruf nach dem „Schutzgeist deutscher Sache", als welcher Luise weiterlebte. In der offiziellen Verlautbarung auf ihren Tod mahnte denn auch der Hofprediger Sack das Volk zur bedingungslosen Treue zum vereinsamten Preußenkönig und versicher­te, dass es nur natürlich sei, wenn sich nach dem Tod der Landesmutter die Hinterblie­benen dem „doppelt teuren Vater" an­schlössen. Die tote Königin wurde zur poli­tischen Herrschaftsressource. Und in der Tat gab der scheue, linkische König in der Realität wie in der Phantasie der Menschen ein so erschütterndes Bild ab, dass er dem Volk sympathisch wurde. Er war der „trau­ernde Ritter, der seine verlorne Geliebte nimmer vergessen konnte", schrieb Ernst Moritz Arndt, der im Witwer ein poeti­sches Ideal erblickte. „Auf Poesie ist die Si­cherheit der Throne gegründet", erklärte Gneisenau 1811 dem König. Drei Jahrzehn­te später schrieb Edgar Allan Poe: „Der Tod einer schönen Frau ist ohne Zweifel das poetischste Thema der Welt." Als 1813 die Befreiungskriege begannen, stiftete Friedrich Wilhelm am Ge­burtstag seiner verstorbenen Frau ihr zu Ehren einen Kriegsorden. Er wurde erst­mals unabhängig von Stand und Rang ver­liehen und ist noch heute das Hoheitsab­zeichen der Bundeswehr: das Eiserne Kreuz. Die Karriere seiner Frau als deut­sche Einigungsfigur hat er damit unge­wollt befördert, hatte doch die Nationalbe­wegung erheblich dazu beigetragen, die Begeisterung jener Tage zu schüren. Als unter dem Zeichen des Kreuzes ein Sieg dem anderen folgte, galt das als Beweis für Luises Fortwirken im Himmel. „Wie der Engel mit dem Flammenschwert", so Mommsen, war sie den Heerscharen vor­angezogen.

Entgegen der Tradition der Hohenzol­lernfamilie hatte Friedrich Wilhelm seine Frau nicht im Berliner Dom bestatten, son­dern ihr ein Mausoleum im Charlottenbur­ger Schlosspark bauen lassen. Für den In­nenraum schuf Christian Daniel Rauch eine Sarkophagfigur. Sie wurde ein Meilen­stein des Klassizismus und der Grundstein für Rauchs Aufstieg zum erfolgreichsten deutschen Bildhauer seines Jahrhunderts. Just am 30. Mai 1815, dem Tag, da der Kö­nig vom Wiener Kongress zurückkehrte, war das Denkmal in Charlottenburg voll­endet. Konnte das ein Zufall sein? Sofort nach seiner Ankunft begab sich der König mit seinen Kindern in den Tempel. Da lag Luise in der Blüte ihrer Jahre. Eine antike Göttin, wie schlafend, in einem Gewand so dünn, dass sie fast wie nackt erschien. Das Bildnis einer Frau, die das Leben noch vor sich hatte.

Kaum eine Vorstellung hat die Dichterherzen der vaterländischen Histori­ker seitdem mehr bewegt als die des trauri­gen Siegers, der von der feierlichen Erneue­rung der alten Ordnung kam, für die Luise sich geopfert hatte, und seinen Lorbeer­kranz nun auf ihr Grabmal legte.

Gleich wie es einer Frau zum letzten Mal vergönnt war, im Licht der Moderne eine Heilige zu werden, so sollte es einem Kunst­werk letztmalig gelingen, zur Ikone zu wer­den, zum magischen Objekt. Hunderttau­sende besuchten und berührten jene Grab­statue, zumal die marmorne Luise alsbald an die Stelle der historischen getreten war. Dass Luise „statuenschön" gewesen sei und von „hellenischem Geist" erfüllt, dass sie „alabasterweiß", ja wie „aus Marmor gebildet" auf dem Sterbebett gelegen habe, konnte man allenthalben lesen.

Viele Nationen suchen Verkörperung in einer Frau. Anziehend, mütterlich und kraftspendend, verlangte die Nation, was sie zugleich versprach: Liebe, Schutz, Ge­borgenheit. Kriegerdenkmale des späten 19. Jahrhunderts zeigten weibliche Personi­fikationen in verführerischer Gestalt, galt es doch, Soldaten anzuspornen, ihr Blut fürs Vaterland zu geben, wie sie es für ihre Mutter oder Geliebte auch vergießen wür­den. Luise, zur „wahren Germania" allego­risiert, war die erste dieser Frauen.

Doch während die Königin zur Mutter der deutschen Wiedergeburt wurde und ihr Mausoleum zum ersten Denkmal des politi­schen Totenkultes, enttäuschten Friedrich Wilhelm III. und sein Sohn und Nachfolger Friedrich Wilhelm IV die Hoffnungen auf Einigkeit und Recht und Freiheit. Zwar er­klärte der Sohn der Königin noch 1849, die Einheit Deutschlands liege ihm am Her­zen, sie sei das Erbe seiner Mutter, doch hinderte ihn das nicht daran, die ihm von der Frankfurter Paulskirche angetragene Kaiserkrone als „Schweinekrone" zurück­zuweisen. Zu sehr hing der Geruch der Re­volution an ihr. Historiker wie Johann Gu­stav Droysen mochten sich noch so eifrig darum bemühen, die Hohenzollern durch Beschwörung ihrer Ahnen von ihrer natio­nalen Berufung zu überzeugen. Aber auch die „borussianische Legende" um Fried­rich den Grossen konnte das Misstrauen der preußischen Könige gegenüber einer deut­schen Kaiserwürde nicht schmälern.

Erst 1870 wendete sich das Blatt. Ein merkwürdiger Zufall der Geschichte wollte es, dass die französische Kriegserklärung, die den dritten Eini­gungskrieg einleitete, Preußen am 19. Juli erreichte, dem 60. Todestag Luises. Wäh­rend Bismarck den Reichstag in Kriegstau­mel versetzte, fuhr der greise König Wil­helm, der seinem kinderlosen Bruder 1861 auf dem Thron gefolgt war, zum Mauso­leum seiner Mutter. Wie der Maler Anton von Werner die Welt später glauben mach­te, stand Wilhelm dort in stummer An­dacht vor dem Bild der Frühverstorbenen, als ein Lichtstrahl auf ihr Haupt fiel, gleich so, als ob der Herrgott sie erwecken wollte. Der Allmächtige, so schien es, leg­te die Zügel von Wilhelms Schlachtross der Mutter in die Hand. Die Befreiungs­kriege gingen gleichsam in die zweite Run­de, verkürzt auf eine Familienangelegen­heit: die Rache des Sohnes an Napoleon III. dem Neffen des Mörders seiner Mut­ter. Der Krieg gegen Frankreich wurde zum Duell um die männliche und nationa­le Ehre. Als Wilhelm 1. am 18. Januar 1871 in Ver­sailles die ihm von den deutschen Fürsten angetragene Kaiserwürde annahm, war das Erbe seiner Mutter endlich vollendet. Ihr Leben über den Tod hinaus geriet zum Gründungsmythos des Deutschen Reiches sowie zur historischen Legitimation des preußischen Führungsanspruchs. Die bür­gerliche Begeisterung für die „Preußenmadonna" kannte kein Halten mehr und setz­te einen Kult in Gang, der in der deutschen Geschichte ohne Beispiel ist. Ungezählte Strassen und Plätze, Parks und Berge, Kir­chen und Schulen, ja selbst Kriegsschiffe trugen den Namen der „edelsten Frau der deutschen Geschichte". Ihr Todestag wur­de als Königin-Luise-Tag zu einem Famili­enfest für Millionen, mit Kranzniederlegun­gen von Veteranenverbänden bis zu Frauen­schwimmvereinen.

Eine Königin verkörperte den Sieg des Bürgertums wie auch der Hohenzollern­monarchie, doch wich nach 1871 der einst progressive Gehalt ihres Mythos dem Er­halt von konservativen Werten. In Zeiten, in denen das Schreckgespenst der politi­schen Frau zu spuken begann, diente die Königin nicht etwa der Emanzipationsbe­wegung, sondern dem Gegenteil: einer star­ren Rollenverteilung zwischen Mann und Frau. Luise wurde immer häuslicher. Dass ihr Eingreifen in die Politik nur aus der Not geboren war, dass die „königliche Dulde­rin" aus nationalem Instinkt und Gefühl ge­handelt hatte, nicht aus Verstand, lernten ganze Generationen in der Schule. „Lerne weinen ohne zu klagen", schrieb die preußische Offizierstochter Marlene Dietrich kurz vor ihrem Tod 1992. „Königin Luise von Preußen schrieb dies auf der Flucht an die Wand.

„Mehr als von der Verleumdung ihrer Feinde hat sie von der Phrasenhaftigkeit ihrer Verherrlicher zu leiden gehabt", schimpfte Theodor Fontane, doch änderte das nichts an der Hochstimmung, die noch die Nationalsozialisten zu schüren verstan­den. Als Luise jedoch 1945 im letzten und subtilsten Durchhaltefilm des Hitlerrei­ches, Veit Harlans „Kolberg", vor die Deut­schen trat, fehlte diesen längst die Kraft für Illusionen. „So wollen sie uns schmackhaft machen", schrieb ein Zeitgenosse, „dass wir hier verheizt werden!"

Die populärste aller Preußenköniginnen ist Luise bis auf den heutigen Tag geblie­ben. Unberührt von allen Kriegen, unbe­schadet von der so anrührenden wie mon­strösen Verklärung ihrer Person, steht ihre Sarkophagfigur noch heute in Charlotten­burg. Blumen liegen ihr zu Füssen.



Der Verfasser ist Kunsthistoriker an der FU Berlin. Dieser Artikel erschien in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" am 6. November 2003.

Freitag, 29. Dezember 2006

Der Untergang Etruriens

Reich und berühmt für Reichtum
war zwischen der Brandung des thyrrenischen Meeres
und der Blöße apenninischer Berge
war das Reich der Etrusker
war stolz auf seinen Namen.

Da drangen von Süden herauf
die Gepanzerten. Die hungrigen Wölfe
des Tiberius Coruncanius
war Chef von Rom
war ein wenig bekanntes Drecknest am Tiber
war gewachsen und zu schnell
brauchte Küste: mehr Küste und mehr.

Nimm die Küste, gewinne das Meer.
Das Meer bringt Gewinn.
Selber handeln macht fett.

Dem Ansturm nicht gewachsen
waren Etruriens Herren
waren
als ihre Grenzstädte rauchten
bereit ins Schlachten ihre Sklaven
zu treiben.
Waren sich klar: sie müßten ihnen die Ketten
nehmen.
Müßten ihnen Rechte geben: eines auf Heimat,
eines auf Gleichheit, eines auf Mitregentschaft.
Den Besitz ihrer gestrigen Besitzer
sollten sie erhalten und das ergab:
sie forderten teilzuhaben am Besitz.

War zwischen Baum und Borke
bedrängt von gierigen Kohorten draußen
von gierigen Sklaven drinnen
die Wahl leicht
war dem kleineren Übel der Vorzug gegeben:
öffneten sie freiwillig die Tore
der festen Städte
lernten in Eile das lateinische Alphabet und
waren Etrusker
gewesen.


Gerade noch Amerikanisch radebrechend lernen unsere Raffkes und ihre Politiker heute schnell Chinesisch und öffnen der Globalisierung Tür und alle Tore.

Das Gedicht ist von meinem Lieblingspoeten Günter Kunert, veröffentlicht im Bändchen "Notizen in Kreide", Reclams Universalbibliothek, Bd. 369, Leipzig 1970

Sonntag, 17. Dezember 2006

River


It´s coming on Christmas
They´re cutting down trees
They´re putting up reindeer
And singing songs of joy and peace
Oh I wish I had a river
I could skate away on

But it don´t snow here
It stays pretty green
I´m going to make a lot of money
Then I´m going to quit this crazy scene
I wish I had a river
I could skate away on.

I wish I had a river so long
I would teach my feet to fly.
Oh I wish I had a river
I could skate away on....


Text von Jody Mitchell, der Titel "River" ist von ihrem Album "Blue" aus dem Jahre 1971. Seitdem ist die "crazy scene" eigentlich nur noch schlimmer geworden, oder ?

Donnerstag, 14. Dezember 2006

Paul und der Weihnachtsbaum



Im vorletzten Jahr schenkte mir eine Kollegin einen Filztannenbaum am Lederbändchen mit einer kleinen Perle, schön als Geschenkanhänger oder Baumschmuck. Irgendwann war das Bäumchen verschwunden, ich dachte gar nicht mehr daran. Da kam eines Morgens Paul in die Küche und knurrte, was er normalerweise ja nicht tut. Ich sah von meiner Zeitung auf und traute meinen Augen nicht, fein am Bändchen trug er den Filztannenbaum und betrachtete ihn ganz offensichtlich als Beute. Ich hätte mit einem Foto die Weihnachtsgrußkarte aller Zeiten gehabt, aber manche Momente sind nicht festzuhalten. Paul verschwand mit seinem Fang, manchmal wusste ich, wo ich suchen musste, da er vergeblich unter den Kühlschrank hangelte, dann holte ich ihm das Bäumchen wieder. Perle und Lederband waren mittlerweile ab, der Filz nicht mehr glatt sondern vom Beißen flauschig aufgeraut.

Meine Kollegin schenkte mir im letzten Jahr andere Filzanhänger, einen Engel, einen Stern und ein Schaukelpferd. Kaum packte ich sie zu Hause aus, witterte Paul die Beute und ich verstaute die Anhänger in einer Schublade meiner Flurkommode. Das ging lange gut, an eine Deko mit den Filzteilen war sowieso nicht zu denken, Paul würde es nicht zulassen. Aber irgendwann nahm er Witterung auf wenn ich an die Schublade ging, weil dort Zuginfos und dergleichen lagen, sprang auf die Kommode, um sofort wild in der Schublade zu kramen, egal wie klein der Spalt war. Mal fand ich den Engel irgendwo, mal das Schaukelpferd oder den Stern. Meine Kollegin schenkte mir daraufhin Filzreste für Paul, die ihn auch anfänglich interessierten, aber irgendwie war es nicht so wie mit den Anhängern.

Dann fand mein Sohn Fabian beim Streichen der Küche während meiner Reha den kleinen Tannenbaum wieder, ganz hinten unter dem Kühlschrank natürlich. Paul war wieder Feuer und Flamme, er brachte uns oft zum Lachen, knurrte mit seiner Beute, legte sie uns aber auch zu Füßen, ganz so, als hätte er eine Maus als Geschenk gebracht.

Neulich nahm ich diesen Baum mit, um ihn meiner Kollegin zu zeigen, nun war er ganz weich und mürbe, wies auch schon Löcher auf. Sie schenkte mir, allerdings nicht für Paul, sondern weil ich ihn schön fand, einen kleinen grauen Elch, den ich zu Hause Paul zeigte. Ich habe keine Ahnung, denn meine Nase ist wohl nicht fein genug, obwohl ich gut riechen kann, aber mein Paule reagierte wie erwartet. Ganz aufgeregt wollte er den Elch haben, den wollte ich mir aber nicht wieder zerbeißen lassen, also wieder in die Schublade! Zwischendurch hatte er ihn dann doch mal, mit List konnte ich den Elch zurück erobern, packte ihn sogar mit Filzresten zusammen, um denen diesen scheinbar so unnachahmlichen Geruch zu verpassen, der gewünschte Effekt hielt eine kleine Weile.

Nun ist mein Paule so konditioniert, dass er jedes Mal, wenn ich an die Kommode gehe, darauf springt und lauert, dass ich die Schublade öffne. Manchmal sitzt er für geraume Zeit dort oben und wartet, und genau das muss mir Sorgen machen, denn Paul ist ein stattlicher Kater und gut genährt, im Moment scheinen seine Jahrtausende alten Gene zu schreien: friss reichlich, der Winter kommt! Und wenn er nun nur noch auf der Kommode sitzt und seine Beute bewacht, wird er bestimmt noch dicker, oder?


Diese Geschichte hat meine alte Freundin Michaela aufgeschrieben. Manch einer, der keine Haustiere zu Hause hat, wird sie nicht verstehen, ein anderer wird so etwas knurren wie "Blöde Katze" oder so. Aber für uns gehören nun mal die Stubentiger oder Leitwölfe wie unser Willy zum Leben und damit zur Familie. Danke, Mic !

Dienstag, 28. November 2006

Die Opa-Paul-Gedächtnis-Videothek


Der leider verstorbene Opa hatte - wie ich schon schrieb - eine gigantische Sammlung von Tiervideos aufgenommen und regelrecht archiviert . Am letzten Wochenende haben wir nun seine Wohnung ausgeräumt. Ein eigentlich sehr trauriges Unterfangen, denn vieles musste einfach weggeworfen werden, weil wir alle in dieser Überfluß -und Wegwerfgesellschaft schon alles doppelt und dreifach angehäuft haben. Was bleibt von einem Menschen ist jedenfalls nicht das Materielle. Und nun aber das Erfreuliche: Die Sammlung mit 180 Tiervideos bleibt dort im Heim für betreutes Wohnen! Die Leute wollen eine regelrechte Videothek mit Ausleihservice einrichten und natürlich auch Videonachmittage mit den Altchen organisieren ! Ist doch toll, oder ?

P.S.: Ich glaube ja nicht, dass er Freund Nilpferd (siehe oben ) auch drauf hat, aber der ist doch niedlich !

Montag, 13. November 2006

Gähn !



Müde wie immer. Die dunkle Jahreszeit und die immer wieder als sinnlos und idiotisch empfundene Uhrenumstellung setzen mir immer noch zu. Noch mehr leidet Hund Willy. Man glaubt gar nicht, wie konservativ Hunde sind- die reinste CSU. So fordert er nach wie vor konsequent sein Futter nach der Sommerzeit ein. Auch mit dem "Ich-will-endlich-spazieren-gehen" - Generve fängt er pünktlich eine Stunde zu früh an. Am schlimmsten waren für ihn die vergangenen 4 Wochen mit Ausräumen, Umbau und Einräumen meine Büros und Lagers und damit auch seines Büro-Körbchens. Das steht nun zwar schon wieder fast 2 Wochen an seinem gewohnten Platz an der Heizung, aber er weigert sich, es zu benutzen. Lieber liegt er auf den neuen Fliesen ´rum und verkühlt sich den Bauch. Na gut, wenn er sich dann irgendwann gewöhnt hat, nutzt er das neue Ding (welches auch immer ) ziemlich kategorisch und ausdauernd.
Überhaupt dunkle und letztlich traurige Jahreszeit: Am 1. November ist M.'s Vater verstorben. Er war zwar schon 85 Jahre alt, aber wir hatten gehofft, dass er seine vor einem halben Jahr bezogene neue Wohnung im betreuten Wohnen noch ein paar Jahre nutzen kann. Er war im vergangenen Jahr noch einmal richtig aktiv geworden, begann mit der Archivierung seiner Tiervideos und brachte sich dazu das Schreiben auf der Schreibmaschine bei. Mein altes Laptop mit Windows 3.1 und Office-Paket wollte er leider nicht haben, aber ich denke, da hätte man ihn noch überzeugen können. Ich bin leider nicht mehr dazu gekommen, ihm die Vorteile einer Datenbank zu zeigen...

Montag, 30. Oktober 2006

Zum Geburtstag


Der Besten und Einzigen zum 25. Geburtstag alles Liebe von Willy und mir.

Mittwoch, 25. Oktober 2006

Der Große Stechlin


"Im Norden der Grafschaft Ruppin, hart an der mecklenburgischen Grenze, zieht sich von dem Städtchen Gransee bis nach Rheinsberg hin (und noch darüber hinaus) eine mehrere Meilen lange Seenkette durch eine menschenarme, nur hie und da mit ein paar Dörfern, sonst aber ausschließlich mit Förstereien, Glas- und Teeröfen besetzte Waldung. Einer der Seen, die diese Seenkette bilden, heißt »der Stechlin«. Zwischen flachen, nur an einer einzigen Stelle steil und kaiartig ansteigenden Ufern liegt er da, rundum von alten Buchen eingefaßt, deren Zweige, von ihrer eignen Schwere nach unten gezogen, den See mit ihrer Spitze berühren. Hie und da wächst ein weniges von Schilf und Binsen auf, aber kein Kahn zieht seine Furchen, kein Vogel singt, und nur selten, daß ein Habicht drüber hinfliegt und seinen Schatten auf die Spiegelfläche wirft. Alles still hier. Und doch, von Zeit zu Zeit wird es an ebendieser Stelle lebendig. Das ist, wenn es weit draußen in der Welt, sei's auf Island, sei's auf Java zu rollen und zu grollen beginnt oder gar der Aschenregen der hawaiischen Vulkane bis weit auf die Südsee hinausgetrieben wird. Dann regt sich's auch hier, und ein Wasserstrahl springt auf und sinkt wieder in die Tiefe. Das wissen alle, die den Stechlin umwohnen, und wenn sie davon sprechen, so setzen sie wohl auch hinzu: »Das mit dem Wasserstrahl, das ist nur das Kleine, das beinah Alltägliche; wenn's aber draußen was Großes gibt, wie vor hundert Jahren in Lissabon, dann brodelt's hier nicht bloß und sprudelt und strudelt, dann steigt statt des Wasserstrahls ein roter Hahn auf und kräht laut in die Lande hinein.«

Das ist der Stechlin, der See Stechlin."

Soweit der olle Theodor Fontane in seinem letzten Roman "Der Stechlin". Uns hatten Reinhard und Angelika sowie das schöne Herbstwetter verleitet, eine Radtour um den Stechlin zu unternehmen und - es wurde ein wunderschöner Tag. Zunächst einmal wurden beim Fischer frisch geräucherte Maränen und Forellen gekauft. Dann - nach einem ausgiebigen Bad von Angelika und Reinhard im sehr frischen See und der anschließenden Umrundung des halben Sees - mussten diese Köstlichkeiten natürlich verspeist werden. Die Folge: Ich war irgendwie sehr bauchlastig geworden und kam die Berge mit dem Fahrrad nicht mehr so richtig hoch. Die schöne Landschaft, die Ruhe, die sich gerade färbenden Buchenwälder sind ein Gedicht. Abschließend ein Latte Macchiato im Fontane-Haus. Unter dieser Linde dort hatte der alte Theodor schon gesessen.
Am Abend gab es dann in Basdorf noch "Himmel und Erde" nach einem Original-Rezept von G.'s Großmutter aus Ostpreußen. Und wie das schmeckte !!! Die nächste Nahrung konnte ich allerdings erst am Montag wieder zu mir nehmen.

Mittwoch, 11. Oktober 2006

Drachen im Herbst


Bei wunderbarem Wanderwetter - nicht zu kalt und nicht zu warm - trafen wir uns am 03. Oktober zu unserer Herbstwanderung durch den Schönower Wald. Einige unserer 15 Gäste hatten Drachen dabei, zwar nicht so schöne Exemplare wie im Bild, aber dafür wesentlich farbenfroher. Leider liess uns der Wind etwas im Stich. Vielleicht klappt es ja im nächsten Jahr mit dem Drachen steigen lassen. So gingen wir in bunten Grüppchen durch den Wald, freuten uns am sich langsam färbenden Laub, den Äpfeln am ehemaligen Schönower Forsthaus (von dem außer den Obstbäumen im ehemaligen Garten aber auch gar nichts geblieben ist ) und verliefen uns mal wieder prächtig. Ziel war ursprünglich "Anglersruh" gewesen, letztlich kamen wir aber an der Forstschule (natürlich auch aufgelöst - in diesem Land hat in den vergangenen 16 Jahren ein schlimmerer Kahlschlag stattgefunden als nach dem II. Weltkrieg) raus. Machte aber nichts, die Forstschüler hatten vor Jahren eine große Holzhütte gebaut, die wir als Partyraum nutzen konnten. Bei wärmenden Feuer genossen wir Margrits Kürbissuppe, die Buletten und die anderen Köstlichkeiten.
Nachmittags noch Kaffee mit Apfel-und Pflaumenkuchen bei uns. Vorher Bewunderung von G.`s Enkelin. Die junge Mutti war mit Baby und der Schwiegermutter aus der Schweiz angereist. Die drei Schweizer fühlten sich bei uns wohl und Opa Reinhard war sichtlich stolz auf den kleinen Schatz. Margrits Hefekuchen- Rezept wurde dann noch in die Schweiz übermittelt und danach brachen alle auf nach Hause...

Dienstag, 10. Oktober 2006

Kanu fahren


Forsthaus Schwarz am 16.
September 2006: Eine Armada sticht in See. Indien (oder so ?) muss entdeckt werden. Drei Canadier und ein Kanu machen sich bei starkem Wellengang auf, in unbekanntes Mecklenburger Land vorzustoßen. Der Auftrag: Kilometer machen, Klausens Tütensuppen essen, Rotwein vernichten, Neuigkeiten austauschen, einfach Quatschen - kurzgefaßt: Erholen !
Der See stemmte sich uns entgegen. Starker Wellengang und Gegenwind liessen uns die Tour zunächst nur als anstrengend empfinden. Später - auf dem Reetzsee - wurde es dann wieder etwas erholsamer. In der ersten Pause ging es schon los- das allgemeine Geschnatter: Karen haben wir seit Jahren nicht mehr gesehen, ihr Freund entpuppte sich als netter Kerl und auch sonst gibt es viel zu erzählen. Natürlich gingen die Kräuterhexen Lili, Karen und Hilfs-Hexe Margrit zum Pilzesuchen in den Wald und wurden auch fündig. Nach der Pilzmahlzeit übernachteten wir dann im Zelt. Die Wildschweine wurden vom wilden Geschnarche im Nachbarzelt abgeschreckt. Am nächsten Tag eine wunderschöne Tour durch fast zugewachsene Kanäle. Als wir einen größeren See überquerten, machte es an der Bordwand eines unserer Canadier plötzlich "plopp". Eine Ringelnatter hatte sich beim Überqueren des Sees (Motto: Quer 'rüber ist besser als außen 'rum) die Nase gestoßen. Nach kurzer Gesundheitsprüfung durch Klaus wurde sie wieder entlassen und schlängelte einfach weiter. Im nächsten Kanal faszinierte uns ein Reiher, der uns bis auf 3 m an sich heran liess und in aller Seelenruhe sein Mittagessen fing und verzehrte. Natur pur. Nach längerer Pause und der nächsten Pilzmahlzeit ging unsere Tour am Sonntag abend dem Ende entgegen. Beim Ausladen und Abtakeln wurde beschlossen, dass wir im nächsten Jahr eine gleichartige Tour durch Schweden machen wollen. Die Planungen laufen schon...

Donnerstag, 5. Oktober 2006

Haase und Band










Von vielen wurde er mit der ostdeutschen Liedermacher-Ikone Gundermann verglichen: Christian Haase aus Leipzig, 25 Jahre alt. Im Sommer haben wir ihn auf der kleinen Freilichtbühne von Landsmanns am Werbellinsee das erste Mal gesehen und gehört und waren vor allem von seinen Texten begeistert. Siggi hat uns für sein nächstes Konzert Karten gekauft. Nun also am 23. September in der Wabe in Berlin.Die treue Fangemeinde aus Leipzig ist auch wieder da. So gibt es wie am Werbellinsee zunächst ein Getränk auf die Bühne, später kommt dann noch ein Kuchen dazu. Diese Betreuung haben die Jungs sich aber auch verdient. Die Fans kennen die Texte natürlich auswendig und vor der Bühne wird fleißig mitgesungen und getanzt. Bis fast Mitternacht fahren wir mit dem "Kapitän", freuen uns an an der "Weißen Wolke Carolin", fürchten uns vor den "Wölfen" und zücken Haases rostiges Schwert, um Haus und Herd zu verteidigen. Als wir schon die Klamotten aus der Garderobe holen, fangen sie erst noch mal an: Vollblutmusiker eben. Die Band eine Klasse für sich, inklusive der Super-Maus, die für drei Stücke die Trommelstöcke übernimmt und unsere Zwerchfelle vibrieren läßt. Ein toller Abend, dank Haase und Band.

P.S. Siggi hat beide CDs gekauft und spielt sie ununterbrochen zuhause ab.

Freitag, 29. September 2006

London's calling

Vom 9. bis 13. September waren M. und ich in London. Was für eine Stadt ! Für Leute wie mich - von's Dorf, nur ab und zu mal nach Berlin und dann nicht für lange und schnell wieder weg - war es anfangs echt nervend, fast tödlich. Als ich dann während der zweiten Nacht um 2:00 Uhr im lauten Hotelzimmer alle Londoner Taxis und Busse verfluchte, habe ich mich daran erinnert, dass ich vor ca. 35 Jahren mit Freuden wenigstens den linken großen Zeh geopfert hätte, wäre ich nur einmal nach London, Paris, Rom oder Wuppertal gekommen. (Nach Wuppertal möchte ich heute wirklich nicht mehr !). Prompt habe ich mich beruhigt und schlief danach ganz gut in unserem kleinen, etwas heruntergekommenden Hotel, das uns in seinen Grundrissen stark an Hugh Grant's Haus im Film "Notting Hill" erinnerte. In der ersten Nacht hatten wir ein noch viel kleineres Zimmer zum Hof, von dem aus wir gegen 22:00 Uhr den Chor der Fans aus dem Hydepark von der Lifeübertragung der "Last Night of the Proms" hören konnten. Wie dem auch sei: die Leute (Ägypter) waren sehr freundlich, das Frühstück zwar immer gleich, aber akzeptabel und in einer Großstadt sowie nur 500 m vom Bahnhof Paddington an einer Hauptstraße darf man eben keine idyllische Ruhe verlangen. Überhaupt Ruhe: Man hat den Eindruck, dass Ken Livingstons Fahrverbot in der inneren City keinerlei Veränderung gebracht hat, in jedem Fall fahren mehr Taxen, Busse und Vespas, was den Lärm natürlich nicht reduziert hat - im Gegenteil.
Also, lange nicht mehr hier gewesen- fast 10 Jahre. London hat uns trotzdem wieder erkannt. Es war genauso heiß wie damals, als wir meistens in Parks herumlagen und immer 2 l Wasser mit uns herumschleppten. Wasser brauchten wir auch dieses Mal, die Tube war immer noch fürchterlich aufgeheizt vom heißen Sommer, der Rasen in den Parks verbrannt wie zu Hause.
Neben dem Besuch eines Ärztekongresses in den Docklands wollten wir uns vor allem Kultur ansehen. Also, zuerst der Kongreß in einem riesigen Ausstellungszentrum j.w.d. vor der Stadt. Wie ist in Berlin doch alles klein und fast gemütlich ! Eintritt 1200 € nur für die Industrieausstellung. Wer will es uns verdenken, dass wir da etwas schummelten und als Mr. und Mrs. Pappadoukoulus (oder so ) über den Parcour schlenderten. Bei den Gesprächen mit Zulieferern haperte es zwar mit dem Griechisch, aber wir waren ja auch in England. Nachmittags mit der Dockland Light Rail zumTower Hill und erst mal in einen kleinen indischen Lebensmittelladen, denn die Preise für Erfrischungen auf dem Kongress waren ähnlich gigantisch wie der Eintrittspreis. Die erste Flasche Wasser verzischte nur so in unseren heißen Kehlen und als wir nach 2 min für den Kauf der nächsten wieder in den Laden gingen, fragte der Inder entsetzt: "What have you done with the water ?" Wir überzeugten ihn, dass wir es ganz schnell ausgetrunken hatten.
Tower: wie immer overcrowded, ich war noch nie drin. Touri-Scheiß! Dafür gegenüber in einem fürchterlichen Neubau phantastische Fish and Chips gegessen, was wir an unserem letzten Tag in London wiederholen mussten. Lieber als in den Tower in den Hydepark und das bunte Gewimmel der ca. 500 arabischen und indischen Nationalitäten beobachtet. Vieles für Deutschland unvorstellbar, z.B. der Freiluft-DJ auf einer Anlage, die mit einer Autobatterie läuft. Zur Musik tanzten dann die Skater auf dem Asphalt, ich hätte - trotz der RAP-Klänge- den ganzen Abend zusehen können. In D würden sie den DJ sofort verhaften, weil er keine GEMA-oder GEZ-Gebühren zahlt.
Nächsten Tag in die TATE Britain. Wie der Name schon sagt nur "britanische" Kunst ab dem 16. Jahrhundert: Gainsborough, Turner und Gainsborough und Turner. Trotzdem auch schöne Sachen, z.B. Turners Skizzenbücher, wenn er klein bleibt, ist er richtig gut. Nur seine Schinken sind kaum auszuhalten. John Constable mit einer schönen Ansicht von Brighton im 18. Jahrhundert. Eine wunderbare Marmorskultur einer schlafenden Nymphe von Loch Awe (Pommeroy) und das schöne Bildnis (Steer) der schönen Lady Hamilton, einer ehemaligen Prostituierten, von Lord Hamilton geehelicht, betrog sie ihn mit Lord Byron. Weltliteratur der Liebesgeschichten, über die heute noch jede alte Jungfer im Vereinigten Königreich dahinschmachtet oder sich empört. Wenn man bedenkt, dass das Modell schon über 160 Jahre in der Erde modert !!! Ein sehr frühes Werk von Peter Lely (1618-1680) , an dem mich vor allem die Augen der abgebildeten Dame faszinierten. Die modernen Künstler waren nicht so toll, lediglich ein Bild von Patrick Caulfield "Views of the Bay" (1964) gefällt mir, ansonsten: na ja. Eine Aktskulptur mit der sehr realistischen Darstellung eines weiblichen Geschlechtsteils hat hier sicherlich für Empörung gesorgt, man(n) kennt Besseres, vor allem von Reinhardt aus Basdorf.
Wir beschließen, uns die TATE Modern zu sparen, vor allem weil wir auf Beuys gern verzichten. Anschließend ziemlich müde. Noch einen ausgiebigen Spaziergang durch Covent Garden und dann völlig fertig im Hotel. Abends Essen beim Inder, der allerdings sehr mufflig ist. Das Essen ist gut und so verzeihen wir ihm seine Verständnislosigkeit gegenüber Touristen aus Deutschland, die sehr selten bisher indisch gegessen haben.
Am nächsten Tag dann die National Gallery. Viele Bilder wären zu nennen: Man zelebriert Rembrandts 400. Geburtstag oder Todestag, der entsprechende Saal ist überfüllt, vor allem mit britischen Rentnern, die offensichtlich jeden Pinselstrich erklärt bekommen wollen. Abseits der Berühmtheiten sind zu nennen die Malerin Le Bruns (Selbstporträt mit Strohhut) oder das Pferd in Lebensgröße auf grauem Hintergrund. Der Sinn dieser Darstellung erschließt sich uns erst zwei Säle weiter, als wir durch die Glastüren zurück blicken und plötzlich eine Skulptur zu sehen meinen. Wir kaufen den Katalog,der wirklich fantastisch ist, da er nicht nur die Bilder und die Künstler vorstellt, sondern auch Entstehungsgeschichten und Modelle - sofern bekannt. Abends dann ins Konzert in die Kirche St. Martin-in- the- field mit ihrer wunderbaren Akustik.
Am letzten Tag Victoria-und Albert-Museum - eine Schatzkammer. Viele Ausstellungsschwerpunkte, zum Beispiel Design, Silberwaren, Bronzeguss, Mode, auch eine Galerie der englischen Meister. Lustig ist vor allem die Ausstellung über Mode der sechziger Jahre, unsere Jugend hängt hier im Museum, z.B. die berühmten Papierkleider. Auch andere Erkenntnisse:m Wer wusste zum Beispiel, dass die DDR in den sechziger Jahren den Wartburg 311 unter dem Namen "Knight" nach England exportierte ? Später dann noch im Green Park, einen letzten Hauch von London. Gegen 16:00 Uhr Aufbruch nach Gatwick. Lange Schlangen am Schalter zum Einchecken. wegen eines Gewitters über Südengland starten wir mit anderthalb Stunden Verspätung und sind am Donnerstag früh zu Hause im Bett.

Sonntag, 3. September 2006

Auferstanden aus Ruinen und der Zukunft zugewandt


Die Deutsche Demokratische Republik (DDR) war ein sozialistischer deutscher Staat, der am 7. Oktober 1949 auf dem Gebiet der sowjetischen Besatzungszone einschließlich des sowjetischen Sektors Berlins gegründet wurde und am 3. Oktober 1990 auf Grund eines Beschlusses seiner Volkskammer der Bundesrepublik Deutschland beitrat. Soweit so schlecht.

Marian fragt nun folgendes: " Ich habe hier einen interessanten zeitgenössischen Text gelesen:
http://www.documentarchiv.de/ddr/1949/grotewohl_ddr-verfassung.html
Liest sich sehr interessant... Aber es stellt sich mir doch die Frage: War alles gelogen? An welcher Stelle driftete die Grundidee, wie vorgetragen von Otto Grotewohl, weg von der Realität? Von freier Meinungsäußerung oder Auflösung der Volkskammer durch das Volk konnte ja nicht wirklich die Rede sein... Zumindest nicht mehr in den späten 60'er und frühen 70'er Jahren? An welcher Stelle hats gehapert? Wurde die Verfassung der DDR später geändert, um nicht mehr kompromisslos die Herrschaft des Proletariats / die Herrschaft des gemeinen Volkes, wie in der Rede angesprochen, zu erlauben? "

Woran hat es gehapert ? Genau das ist die Frage, die niemand beantworten kann, auch ich nicht. Alle hehren Weltanschauungen oder Religionen (was anderes war der Marxismus-Leninismus stalinscher Prägung ja nicht , auch wenn immer das Gegenteil behauptet wurde ) , die irgendwann mal angetreten sind, um den Menschen zu ändern und vor allem zu verbessern (auch die Kirche - denkt mal an den Ur-Kommunisten Jesus ), scheiterten letztendlich in ihrem Anspruch an einem wesentlichen: Dem Menschen. Oder um das zu verdeutlichen: Der berühmte Komponist Debussy schrieb 1916 an seinen Freund Robert Godet: "Wann wird man aufhören, das Schicksal der Völker Leuten anzuvertrauen, die die Menschheit als Mittel zum Aufstieg ansehen?"
Die karriere- und machtgeilen Drecksäcke, die über Leichen gehen, sind systemunabhängig und man findet sie überall. Ob sie sich Kommunist, Kapitalist, Sozialdemokrat oder Katholik nennen. Marx hat nicht umsonst den Menschen als Hauptproduktivkraft bezeichnet, d.h. es läuft immer nur so, wie der Mensch es bestimmt. (bestes Beispiel Bahn: Was nutzen die modernsten Züge, wenn die Bahner immer noch handeln wie Beamte ?)
Für uns, die wir beide Systeme erleben durften bzw. dürfen, drängen sich natürlich immer Vergleiche auf. Dabei schneidet die Bundesrepublik, vor allem was Lebensqualität betrifft, nicht so toll ab. Lebensqualität kann man natürlich einfach über das Geld definieren, aber sie ist mehr als Geld. Sie ist Kultur im Umgang miteinander, sie ist freie Bildung für Alle, sie ist die Möglichkeit, Karriere zu machen, auch wenn du aus dem Osten kommst, sie ist Mitsprache oder das der Beamtenarsch auf dich hört, weil er sonst Ärger bekommt und sich nicht nur hinter seiner Dienstvorschrift versteckt, sie ist Abwesenheit von pöbelhafter "Kultur" und von Dieter Bohlen und und und... Und für Deutschland bedeutet sie auch, dass wir keine Soldaten in fremde Länders schicken.
Viele Dinge, die wir früher in der DDR als äußerst undemokratisch und unfrei empfanden, sind heute in ähnlicher oder verschärfter Form Gang und gäbe. Z.B. Probe-Abstimmungen im Bundestag, damit auch der letzte Abgeordnete sein Gehirn ausschaltet, wenn ein Gesetz durchgepeitscht werden soll. Die Abstimmungen werden dann solange wiederholt, bis es klappt. Oder die unheimlich demokratischen Wahlen, wobei man lediglich die Partei wählen darf, der größte Strolch und Ellenbogen-Anwender ( z.B. Eppelmann, dem in den 70gern in seiner Kirche am Tierpark in Friedrichsfelde die Gläubigen wegliefen, dann machte er in Widerstand, weil er als Seelsorger eine Niete war) steht aber auf Listenplatz 1 und kommt in jedem Fall auf seinen Versorgungsposten ins Parlament, auch wenn ihn nur einer (d.h. er sich selbst) wählt und er auch dort im Parlament gar nichts macht. Oder unpopuläre Maßnahmen in den Kommunen, gegen die sich in der Bevölkerung Widerstand regt, ein Volksbegehren angestrengt wird und die Verwaltung diese Maßnahmen unbeeindruckt von Einsprüchen schnellstmöglich vollzieht, wo sie sonst Jahre dafür braucht, um nur einen Furz zu lassen.
Man darf auch eines nicht vergessen: die lieben Freunde auf der anderen Seite des Zauns waren - anders als sie es uns heute stets erzählen - der DDR durchaus nicht wohl gesinnt, im Gegenteil. Aber auch die anfänglich durchaus berechtigte Abwehr durch das MfS hat sich irgendwann verselbstständigt, so wie wir es heute wieder mit dem BND usw. erleben. (Die sogenannte parlamentarische Kontrolle durch den Bundestag ist doch ein Ober-Witz !) Und mit der künstlich geschürten Terrorangst durch Schäuble und ähnliche Halbnazis werden wir noch tolle Dinge erleben. Osama schient doch von denen erfunden, um ungestört spitzeln zu können. Es wird so kommen, dass erstmal jeder ein Staatsfeind ist - genau wie unter Mielke, jeder steht erstmal unter Generalverdacht.
Insgesamt ist die sogenannte freiheitliche Demokratie der Bundesrepublik Deutschland für mich persönlich mehr als enttäuschend. Der Bürger ist eigentlich nichts anderes als Stimm-und Zahlvieh, wenn er denn noch zahlen kann, sonst ist er nur Kostenfaktor. "Zu Sagen" im Sinne von Mit-Bestimmen hat der normale Mensch nichts. Und ich glaube, dass der allergrößte Fehler unserer ehemaligen DDR-Bonzen war, dass sie uns nicht rausgelassen haben. Auf den ersten Blick und für 2-3 Wochen auf Besuch war der Westen ganz toll. Und erst das schöne Glitzergeld ! Später dann wurde klar, dass irgend jemand den schönen Schein bezahlen musste. Auch das Glitzergeld musste fürs tägliche Brot ran und das wurde immer teurer. Und seitdem es die Konkurrenz im Osten nicht mehr gibt, baut man ja auch die soziale Scheinbaustelle immer mehr ab und der Kapitalismus zeigt wieder seine ganz ordinäre Fresse.
Siehe Lebensqualität...

Was ist bloß im Nahen Osten los ?


Dieser Nahost-Krieg war und ist wieder einmal ein Stellvertreterkrieg, d. h. die Israelis besorgen das Geschäft unseres großen Bruders in Washington. Dabei ist es natürlich ganz unerheblich, dass da mal drei Soldaten entführt worden sind (von denen redet sowieso seit Wochen keiner mehr). In Wirklichkeit geht es um die Sicherung globaler Rohstoffvorräte. Und die Amerikaner sind ja bekanntlich zur Zeit gerade im Irak beschäftigt, wo momentan überhaupt kein Öl sprudelt, was ja wohl auch mal anders geplant war. Deshalb liess man mal wieder den kleinen Terrier von der Leine und und hoffte inständig darauf, dass Iran und Syrien in die Falle laufen, indem sie sich direkt beteiligen. Dann könnte man vor der UNO mit dem Finger auf diese Länder zeigen und hätte im Nahen Osten vor der Weltöffentlichkeit ein Alibi für einen großen Krieg. Das hat bisher nicht geklappt und nur deshalb haben die USA dem Waffenstillstand zugestimmt. Außerdem ist der kleine Kläffer wohl zu übermütig geworden und die Weltöffentlichkeit regt sich zu sehr über seine Kriegsverbrechen auf. In diesem Zusammenhang ist die Rolle unserer Regierung und ihrer herrschenden Satrapen wie immer zum Kotzen. Jung, das ist dieser wahnsinnige Kriegsminister, dessen Vorname an einen anderen Bekloppten erinnert, der die Bundeswehr Anfang der sechziger Jahre mit Atomwaffen aufrüsten wollte (Strauß), hat vor kurzem in seinem Ministerium eine Denkschrift herausgegeben, in der er ganz offen die Beteiligung der Bundeswehr an geostrategischen Aktionen, d.h. zur Sicherung der immer kanpper werdenden Rohstoffe, ankündigt und plant. Bevor die Sache so richtig öffentlich werden konnte, hat man ihn zurückgepfiffen, allerdings handelt man offensichtlich schon nach seinem Konzept, wie sich an den Beteiligungen der Bundeswehr in Afghanistan (riesige Rohstoffvorräte vermutet) , im Kongo (rohstoffreichstes Land der Welt !) und jetzt im Nahen Osten (Tor zum Öl) zeigt. Deshalb auch 6 Mrd. Euro mehr für die Truppe, die Kürzungen im Sozialbereich, Hartz IV, Riester-Rente, riesige Zuzahlungen im Gesundheitswesen (natürlich für den Patienten !) , Mehrwertsteuererhöhung usw. Ratet mal, warum diese Regierung sich so sehr für den sogenannten Gesundheitsfonds einsetzt ? Jeder Spezialist rät davon ab, weil der mehr Geld verschlingt, als er letztlich einbringt. Aber die Regierung hat dann noch einen Topf mehr, in den sie mit ihren dreckigen Pfoten reinlangen kann und sich bedient für Abenteuer in aller Welt. Sweet Neo-Con - wie immer ist auch diese Abwasserwelle nach 4-5 Jahren über den großen Teich zu uns gelangt. (Und heute am 6. September, als ich diesen Blog noch mal bearbeite, hat unsere Führerin Merkel auch richtig eine Unterversorgung der Bundeswehr festgestellt - wie seltsam !) Dieses ganze Geschwafel von Schuldenabbau, Demokratie-Hinbringen, soziale Marktwirtschaft bewahren, Freiheit verteidigen - glaubt das noch jemand ? Alles für die doofen CDU-und SPD-Wähler.
Wenn man im Zusammenhang mit Terrorismus von so genannten Nachahmungstätern spricht, sollte man diesen Terminus vor allem auf unsere Regierung anwenden. Interessant sind auch die servilen Reden und Taten gegenüber Israel. Ich bin immer der Ansicht, dass ein Arschloch unabhängig von Farbe, Rasse und Religion einfach ein Arschloch ist. Gleiches gilt für Kriegsverbrechen, egal welcher Rasse oder Religion der Verbrecher angehört. Und wenn sein Urgroßvater vor nunmehr über 60 Jahren in einem deutschen KZ umkam- was ich nicht verharmlosen will, das war ein großes Verbrechen - sollte er jetzt nicht heilig gesprochen werden und einen Freibrief haben, wenn er den Libanon in die Steinzeit zurückbombt (únd dabei der Hisbollah weitere 10000de Kämpfer zuführt. Vielleicht ist aber Letzteres auch gewollt, man braucht dann beim nächsten Mal überhaupt keine Unterschiede mehr zu machen, denn selbst die gutwilligsten Libanesen werden jetzt wohl zur Hisbollah überlaufen. Interessant auch die jüdische Lobby in Deutschland, wie zum Beispiel Koks-Michel Friedman und die anderen Scharfmacher, deren Reden und Artikel könnten glatt von Goebbels nach dem Überfall auf die Sowjetunion stammen. Keinerlei Kritik oder auch nur ein vorsichtiger Versuch einer realen Einschätzung.

Donnerstag, 10. August 2006

Ichregemichnichtmehraufichnichtgarantiertnicht !


Ein geneigter Leser dieses Blogs - wenn es denn in den Weiten des Netz' irgendwo überhaupt einen Leser dieses Blogs gibt, bitte melden- hat wahrscheinlich gemerkt, dass es hier kaum noch um Politik geht. Und wenn doch, dann höchstens um ganz persönliche Familienpolitik. Nun, manchmal wird mein Kopfschütteln über den ganz normalen Berliner oder auch Regionalunsinn so heftig, dass ich den Kopf nur noch durch Schreiben wieder ruhig bekomme. So wie heute: Morgens wollte ich eine vom Arzt verordneteTube Rheumasalbe aus der Apotheke holen. Zuzahlung "nur" 12,13 €, die Apothekerin empfahl mir eine 40 g schwerere Tube, privat zu bezahlen mit 12,20 €. Was habe ich gemacht? Richtig. Schuld an dem Wirrsinn soll die dicke Ulla aus Aachen (oder so) sein - ja, die Hilfsschullehrein, die zu faul zum Arbeiten war und lieber in die Politik ging - die den Apothekern offensichtlich auf jeden Quarkbecher Zuzahlungen von 10 € versprochen hat. Blöder gehts nimmer, oder doch ? Mal sehen, was diese "Spezialistin" noch so für uns bereithält. Die nächste "nachhaltige" Gesundheitsreform steht ja schon an. Und "nachhaltig " heißt im Aachener bzw. allgemeinen Politiker-Jargon, dass die gequirlte Kacke eine Halbwertzeit von höchstens 4 Wochen hat und dann muss man überarbeiten oder mehr Steuergelder zuschiessen oder erstmal die Beiträge, Steuern, Abgaben, Bussgelder, Ordnungsgelder, Riesterrenten, Gesundheitsfonds usw. ein klein wenig erhöhen...

Mittwoch, 9. August 2006

Hochzeitstag und Dampferfahrt


Vor 30 Jahren heirateten zwei junge Studenten in der Heimatstadt der Braut. Der Marktplatz in Güstrow war festlich mit weiß-grün gestreiften Fahnen geschmückt. Allerdings geschah das nicht wegen unserer Hochzeit, der Anglerverband der DDR führte damals gerade seine Tagung in dieser netten kleinen Kreisstadt durch. Wir beide waren wenige Tage zuvor von Auslandspraktika zurückgekommen. Dadurch mussten wir uns ganz schön sputen, um die Hochzeitvorbereitungen in den Griff zu bekommen.
Am Montag, dem 7. August 2006 waren wir nun erst 30 jahre ein Ehepaar. Höhen und Tiefen gab und gibt es immer. Und man muss jeden Tag an so einer Ehe arbeiten, dann ist man gemeinsam glücklich.
Wir feierten unseren Hochzeitstag diesmal auf dem Scharmützelsee, einmal nicht im Kanu, sondern auf einem kleinen Dampfer, der dort seine Runden dreht. Es war ein schöner Tag, geruhsam mit viel Bewegung, so wie unser Leben...

Samstag, 5. August 2006

Feuerwerk

Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. Oder: Der 30. Hochzeitstag steht vor der Tür ! Die mehrjährigen Feierlichkeiten - wir dachten an einen Zeitraum von wenigstens 30 Jahren - wurden gestern mit dem Besuch der 5. Potsdamer Feuerwerkersinfonie feierlich und wunderschön eingeleitet. Unsere Premiumkarten enthielten neben einem schönen Picknickkorb auch einen Blick hinter die Kulissen der Feuerwerker. Hightech wohin man auch sieht. Ohne Computer geht gar nichts mehr. Rohre mit 25 cm Durchmesser und den entsprechenden Bomben, die ab 22:10 Uhr in den Himmel geschossen wurden. Die Ergebnisse - 2 Feuerwerke mit einer Dauer von je 10 Minuten vom Feinsten. Raketen, Sonnen, Lichtkaskaden, Goldregen, flammende Herzen, ja selbst Knallen und Zischen im Takt und im Sinn der Musik. Über jedes Sylvesterfeuerwerk werden wir in Zukunft nur noch müde lächeln.

Mittwoch, 2. August 2006

Faulpelz

Zeit zum Luftholen. Seit gestern regnet es etwas mehr als in den vergangenen Wochen. Die Veranstalter der inflationär aus dem Äther schießenden Wettershows im Fernsehen waren ja in diesem Juli völlig aus dem Häuschen. Einige führten sich ob der Rekordtemperaturen auf, als ob sie tatsächlich einen Sonnenstich hätten. Trotz der ganzen Euphorie musste ich jeden Abend mit der Gießkanne und dem Gartenschlauch herum rennen, um wenigstens einige unserer Pflanzen durch die Trockenheit zu bringen. Wegen der Hitze hatte ich auch keine Lust auf diesen Blog hier. Wenn ich morgens mit dem trägen Willy um den Block geschlichen war, beschränkten wir uns auf die notwendigsten Arbeiten. Trotzdem ist es mir gelungen, einen schönen Auftrag an Land zu ziehen. Ein zweiter wird hoffentlich an diesem Donnerstag fest geklopft.


Das Gute an der Witterung war, das Margrit und ich an jedem Wochenende mit dem Kanu auf dem Wasser waren. Herrlich! So viel wie in diesem Sommer haben wir noch nie gebadet. Jetzt wird langsam wieder Zeit für lange Hosen, das Kinderplanschbecken - extra für den Besuch der Rangen von Maik und Esther angeschafft - wird wohl auch langsam eingemottet werden.

Es warten noch ein schöner August und sicherlich auch ein netter Altweibersommer im September auf uns.

Impressum und V.i.S.d.P.

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Dr. F. Valentin
Waldstr. 70
16321 Bernau
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Wir sind noch lange nicht am Ende, wir fangen ja gerade erst an...