Im vorletzten Jahr schenkte mir eine Kollegin einen Filztannenbaum am Lederbändchen mit einer kleinen Perle, schön als Geschenkanhänger oder Baumschmuck. Irgendwann war das Bäumchen verschwunden, ich dachte gar nicht mehr daran. Da kam eines Morgens Paul in die Küche und knurrte, was er normalerweise ja nicht tut. Ich sah von meiner Zeitung auf und traute meinen Augen nicht, fein am Bändchen trug er den Filztannenbaum und betrachtete ihn ganz offensichtlich als Beute. Ich hätte mit einem Foto die Weihnachtsgrußkarte aller Zeiten gehabt, aber manche Momente sind nicht festzuhalten. Paul verschwand mit seinem Fang, manchmal wusste ich, wo ich suchen musste, da er vergeblich unter den Kühlschrank hangelte, dann holte ich ihm das Bäumchen wieder. Perle und Lederband waren mittlerweile ab, der Filz nicht mehr glatt sondern vom Beißen flauschig aufgeraut.
Meine Kollegin schenkte mir im letzten Jahr andere Filzanhänger, einen Engel, einen Stern und ein Schaukelpferd. Kaum packte ich sie zu Hause aus, witterte Paul die Beute und ich verstaute die Anhänger in einer Schublade meiner Flurkommode. Das ging lange gut, an eine Deko mit den Filzteilen war sowieso nicht zu denken, Paul würde es nicht zulassen. Aber irgendwann nahm er Witterung auf wenn ich an die Schublade ging, weil dort Zuginfos und dergleichen lagen, sprang auf die Kommode, um sofort wild in der Schublade zu kramen, egal wie klein der Spalt war. Mal fand ich den Engel irgendwo, mal das Schaukelpferd oder den Stern. Meine Kollegin schenkte mir daraufhin Filzreste für Paul, die ihn auch anfänglich interessierten, aber irgendwie war es nicht so wie mit den Anhängern.
Dann fand mein Sohn Fabian beim Streichen der Küche während meiner Reha den kleinen Tannenbaum wieder, ganz hinten unter dem Kühlschrank natürlich. Paul war wieder Feuer und Flamme, er brachte uns oft zum Lachen, knurrte mit seiner Beute, legte sie uns aber auch zu Füßen, ganz so, als hätte er eine Maus als Geschenk gebracht.
Neulich nahm ich diesen Baum mit, um ihn meiner Kollegin zu zeigen, nun war er ganz weich und mürbe, wies auch schon Löcher auf. Sie schenkte mir, allerdings nicht für Paul, sondern weil ich ihn schön fand, einen kleinen grauen Elch, den ich zu Hause Paul zeigte. Ich habe keine Ahnung, denn meine Nase ist wohl nicht fein genug, obwohl ich gut riechen kann, aber mein Paule reagierte wie erwartet. Ganz aufgeregt wollte er den Elch haben, den wollte ich mir aber nicht wieder zerbeißen lassen, also wieder in die Schublade! Zwischendurch hatte er ihn dann doch mal, mit List konnte ich den Elch zurück erobern, packte ihn sogar mit Filzresten zusammen, um denen diesen scheinbar so unnachahmlichen Geruch zu verpassen, der gewünschte Effekt hielt eine kleine Weile.
Diese Geschichte hat meine alte Freundin Michaela aufgeschrieben. Manch einer, der keine Haustiere zu Hause hat, wird sie nicht verstehen, ein anderer wird so etwas knurren wie "Blöde Katze" oder so. Aber für uns gehören nun mal die Stubentiger oder Leitwölfe wie unser Willy zum Leben und damit zur Familie. Danke, Mic !
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Ich freue mich über alle Kommentare. Bitte halten Sie sich aber an die Netiquette - keine rassistischen, sexistischen oder sonstwie diskriminierenden Äußerungen. Auch Militaristen haben hier ausdrücklich kein Forum. Falls Sie der Ansicht sind, ich wäre a. blöd b.hässlich oder c. beides, behalten Sie das bitte für sich. Es interessiert hier niemanden. Versuchen Sie, inhaltlich relevante Kommentare, die die Diskussion zum Thema voran bringen und das Thema erhellen, abzugeben. Ich behalte mir vor, Kommentare zu kürzen oder zu löschen und weise darauf hin, dass die in Kommentaren geäußerten Ansichten nicht unbedingt meinen eigenen entsprechen.