Für die schlechten Ergebnisse der neuen Bundesländer gibt es sicherlich mehrere Ursachen. Internet-Flatrates sind für den Einzelnen teuer, vor allem aber sind schnelle Internetanschlüsse auf dem Land Mangelware. Selbst in gut versorgten Landesteilen wie im Berliner Umland kommt es vor, dass der Nachbar einen DSL-Anschluß hat, eine Querstraße weiter aber nur noch wenige Bits fließen.
Die zahlreichen „weiße Flecken“, die es in puncto schneller Internetzugang in Brandenburg noch gibt und die sich zunehmend als Standortnachteil für Familien und Firmen erweisen, müssen endlich beseitigt werden. Die Kommunen reagieren nur sehr vereinzelt und zögerlich auf die Forderungen der Bürger nach schnellem Internet. Im Interesse der Bürger haben sich allerdings auch schon Ämter zusammengeschlossen, um gemeinsam Förderanträge zu stellen. Vorreiter ist das Amt Seelow Land, wo derzeit sowohl Richtfunk- als auch Glasfaserkabelstrecken installiert werden.
Meistens allerdings sind die Möglichkeiten der Politik, die Telekom-Unternehmen für den Anschluss ihrer Bürger zu gewinnen, vor Ort sehr beschränkt. Handlungsanstöße führen nur selten zum Ziel. So scheiterte erst kürzlich eine Initiative für schnelles Internet in Haselberg und Schulzendorf, die Breitbandversorgung sollte eigentlich mittels teurem und langsamen Richtfunk gesichert werden. Nun sucht man nach anderen Lösungen und denkt dabei vor allem über das ebenfalls teure UMTS nach.
Wenn die Bundesregierung wie die Regierungen anderer EU-Länder die Versorgung mit schnellem Internet zu den sogenannten Universaldiensten zählen würde, wären diese meist individuellen Kraftanstrengungen nicht nötig. Dann hätte jeder Bürger Anspruch auf einen leistungsstarken Internetzugang. So aber wird in bewährter CDU-/FDP-Manier (wie schon einmal in Ostdeutschland)den Marktgesetzen vertraut, nach denen die Unternehmen der Telekommunikationsbranche natürlich nur dort investieren, wo diese Investition Gewinn verspricht.
Aber der Schwarze Peter liegt nicht nur beim Bund: Die Förderung neuer Techniken durch die Brandenburger Landesregierung und die Landkreise darf sich nicht nur auf Innovationen wie die fragwürdige CCS-Technik oder gar sogenannte Abfallkompetenzzentren erstrecken.
Auch die von der Brandenburger Landesregierung angestrebte Nutzung der ehemaligen Richtfunktürme der Deutschen Post kann nicht die Lösung sein, denn die zugehörigen Frequenzen werden erst ab 2015 versteigert. Außerdem ist dabei immer zu betonen, dass alle Funklösungen teuer und von der Transferkapazität her beschränkt sind.Brandenburg sollte deshalb wirkliche Innovationen ins Auge zu fassen und nicht nur darauf vertrauen, dass schon irgendwann die Funktechnik zur Verfügung stehen wird.
Eine bedeutende Möglichkeit ist die optische Datenübertragung, Glasfasertechnik heißt das Zauberwort: Damit sind bei Privatleuten Übertragung von Megabits, im professionellen Bereich Gigabits und in Backbone-Netzen bald auch Terabits pro Sekunde durch eine einzige dünne Leitung möglich. Das Problem: Es wird auch bei Verwendung von Glasfaserkabeln noch viele Jahre dauern, bis wirklich jeder Haushalt mit dieser Technik versorgt ist. So liegen in Deutschland zwar in immer mehr Straßen Glasfasern, doch der direkte Heimanschluss bis in die Wohnung ist aufwendig und teuer. Deshalb versucht man derzeit, aus den bereits verlegten regulären Kupfer-Telefonleitungen mehr Bandbreite herauszuholen.
Der französisch-amerikanische Telekommunikationskonzern Alcatel-Lucent – zu ihm gehören unter anderem die bekannten Bell Labs - hat dazu ein neues Verfahren vorgestellt, mit dem bis zu 300 Megabit pro Sekunde über eine gewöhnliche Kupferverbindung übertragen werden können – auf bis zu 400 Metern. Diese relativ kurze Strecke reicht aus, um die Distanz zwischen Wohnung und Glasfaser-Vermittlungskasten auf der Straße zu überbrücken. Auf einen Kilometer Entfernung werden noch 100 Megabit erreicht. Zum Vergleich: Die aktuell verfügbaren VDSL-Technik auf Basis des Telefonkabels zum Hausanschluss arbeiten zur Zeit lediglich mit maximal 50 Megabit.
Das neue Verfahren von Alcatel-Lucent basiert auf der Kombination dreier Techniken. Das sogenannte Vectoring, erlaubt ein besseres Ausfiltern von Störsignalen. Das Bonding verknüpft mehrere Kupferkabel zu einer Leitung, was die Bandbreite erhöht. Technik drei, der sogenannte Phantom-Modus, ist bereits über 100 Jahre alt und erlaubt eine dritte zusätzliche "virtuelle" Leitung über zwei bestehende digitale Kupferverbindungen, indem das Zusatzsignal über mehrere Kabel gesplittet und am Empfangsort wieder zusammengesetzt wird.
100 Megabit per regulärem DSL sind laut Alcatel-Lucent ab 2015 denkbar. Die Firma hofft, ihre High-Speed-Kupfertechnik in den nächsten zwei Jahren kommerziell anbieten zu können, momentan gibt es erste Diskussionen mit Telekommunikationsunternehmen.
Wie wäre es mit Brandenburg als Großversuchsfeld? Die Landesregierung ist gefordert!
Bild:Peter Kirchhoff, pixelio.de
Hallo Frank,
AntwortenLöschenBei einer Suche nach neue Internetbekannten auf dem Gebiet der ehemalige DDR dachte ich vielleicht sei nur Blogspot dort (außer in Berlin), weniger bekannt. Aber was ich nun lese rundet das Bild ab. Internet ist auch eine teure Freizeitbeschäftigung, die sich wohl viele Leute in den „blühenden Landschaften“ kaum leisten können. Dieselbe Kräfte die Deutschland geteilt haben halten es weiter geteilt.
Herzlich,
Nadja
In Sachsen gibt es ebenso die weißen Flecken, auch gleich neben Leipzig
AntwortenLöschenMich erreichte soeben folgende e-mail eines Lesers:
AntwortenLöschen"Sehr geehrter Herr Dr. Valentin,
Ihr Artikel vom Montag, den 12. Juli 2010, mit dem Titel "Wieder mal die Schlußlichter" spricht mir aus der Seele.
Ich kämpfe schon seit mittlerweile 2 Jahren für eine ordentliche, performante und nachhaltige (kabelgebundene) Lösung für Breitband-Internet in meinem Heimatort Blumberg.
Dabei gibt es das von Ihnen in Ihrem Artikel beschriebene Problem der zu langen Leitungen in Blumberg noch nicht einmal, Anfang der 90er Jahre wurde hier modernste Glasfasertechnik verbaut, die Telekom weigert sich aber mit dem Hinweis auf die zu hohen Kosten, dieses Netz entsprechend für hohe Bandbreiten aufzurüsten.
Die Ignoranz viele Kommunalpolitiker verschaffte mir oftmals Gegenwind in meinem Anliegen. Die Unterstützung aus Reihen der Betroffenen fehlt ebenso, mittlerweile bin ich dazu gezwungen einfach nur abzuwarten und zu hoffen, dass Blumberg irgendwann einmal durch die Telekom (Fremdanbieter dürfen an diese Technik nicht ran!, sie müssten ein eigenständiges Netz aufbauen).
Aber ich finde gut, dass Sie über dieses Problem in ihrem Blog berichtet haben.
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Mit freundlichen Grüßen
Philipp Schöning
-- DSLnachBlumberg.de