Beschäftigen wir uns lieber mit etwas Schönem. Zum Beispiel mit meiner Lieblingsmusik. Und da haben wir in diesem Jahr einmal Grund zur Freude, aber auch genügend Grund zur Trauer: Im August 1960, vor 50 Jahren, wurden offiziell "The Beatles" gegründet. Und am 10. April 1970, also vor vierzig Jahren, gab Paul McCartney ebenfalls offiziell die Trennung der Gruppe bekannt. Ereignisse, die die musikalische Welt bewegten. In einem lesenswerten Artikel setzte sich der "Spiegel" schon im Mai diesen Jahres mit den beiden Jahrestagen auseinander. Einen relativ polemikfreien Abriß der Bandgeschichte findet man hier.
Nun ist es nicht meine Aufgabe, diese Bandgeschichte zu werten oder einzuordnen. Ich denke nur all zu gern an die sechziger Jahre und die Musik der Beatles zurück. Wie ich am Radio hing und ihre neuesten Hits mit dem Tonbandgerät mitschnitt. Wie ich eine halbe Nacht lang aufblieb, nur um im Westfernsehen über Eurovision die Beatles ihr "All you need is love" live spielen zu sehen. Wie ich die ersten AMIGA-Platten der Beatles vor und zurück dudelte.
Über unsere Lehrer, die wirklich mit allen bösartigen Mitteln versuchten, die Frisuren der Beatles bei uns zu verhindern, habe ich mir inzwischen ein mildes Urteil gebildet. Einer von diesen armseligen Idioten namens Harry Lehmann (Spitzname Mafia-Harry), Direktor der Kinder-und Jugendsportschule Wasserfahrsport in Berlin-Köpenick, wollte noch im Frühjahr 1972 einen meiner besten Freunde von der Schule verweisen, weil er etwas längere Haare und ein Oberlippenbärtchen a la Paul McCartney trug. Als sich mein Vater, ebenfalls Lehrer, aber wesentlich toleranter, in einer Elternversammlung gegen diese Pläne verwahrte, geriet auch ich in das Visier unseres ausgewiesenen Vollblut-Pädagogen. Na ja, er wohnt heute in Kleinmachnow und es ist vielleicht ganz gut, dass die komplette Adresse dieses Armleuchters nicht im Telefonbuch steht. Man möge mir die offene Nennung seines Namens verzeihen, aber dieser Unmensch hat in meiner jugendlichen Seele zuviel Böses angerichtet.
Neulich geriet mir wieder einmal "The Beatles Songbook" in die Finger. Ich besitze noch eine Ausgabe aus der CSSR von 1968, natürlich vor dem 20. August herausgegeben. Die Texte der Vier sind größtenteils genial und man findet tatsächlich auch heute noch Anleitungen für das Leben an sich - im Allgemeinen und im Speziellen. Für den Rest des Jahres werde ich daher in loser Folge immer wieder Beatles- Texte und deren Bezug auf unser reales Leben im 21. Jahrhundert untersuchen.
Mal sehen, ob es so spaßig bleibt, wie es heute anfängt. Als ich gestern meinen neuesten Steuerbescheid vom Finanzamt zugeschickt bekam, fiel mir natürlich das wunderschöne Lied "Taxman" von der siebten Beatles-LP "Revolver" aus dem Jahre 1966 ein:
"...If you drive a car, I'll tax the street,
If you try to sit, I'll tax your seat.
If you get too cold I'll tax the heat,
If you take a walk, I'll tax your feet...
und besonders schön sarkastisch:
Now my advice for those who die
Declare the pennies on your eyes
'Cause I'm the taxman, yeah, I'm the taxman
And you're working for no one but me."
Da lacht mein böses Herz ! Manches ändert sich eben nie oder wird sogar immer schlimmer. Auf eine Übersetzung verzichte ich lieber an dieser Stelle.
Foto: Cover der Single " It won't be long" und "Devil in her heart" von VEB AMIGA Deutsche Schallplatten aus dem Jahre 1965
Foto: Cover der Single " It won't be long" und "Devil in her heart" von VEB AMIGA Deutsche Schallplatten aus dem Jahre 1965
Hallo Frank, von den Beatles höre ich manches gerne. Trete mir nur nicht zu nahe mit den Rolling Stones, die sind mir verhaßt.
AntwortenLöschenIch erinnere mich nur daß meine Eltern und ich als die Beatles aufkamen ganz schön erschrocken waren über ihre Pilzfrisur und was den „modernen Menschen“ noch alles so gefiel. Später, besonders nach 1977, wurde allmählich alles anders, ganz anders, bis es überhaupt keine DDR mehr gab. Wir kennen ja – in große Züge – unsere jeweilige Ansichten dazu. Somit laß Deine Beatles Texte nur kommen: Der erster „Mr Taxman“ erhält von mir schon als Prädikat „Ganz gut“.
Es ist hier Gewitter angesagt, aber ziemlich unbestimmt WANN. Ganz herzlich,
Nadja